Geo Epoche - 08.2019

(lu) #1
DIE LUKRATIVSTE WARE, die die Europäer in Afrika an Bord nehmen, sind
Menschen. Über ihre Stützpunkte (hier das niederländische Fort Elmina)
schleusen sie Millionen Sklaven zur Plantagenarbeit nach Amerika

sien. Unter dem Schutz der Regierung
handelten Firmen mit Gold, Gewürzen,
Elfenbein sowie Sklaven und erwirt­
schafteten enorme Profite. Um 1670
segelten 16 000 Schiffe unter niederlän­
discher Flagge auf den We ltmeeren.
Brandenburg war dagegen nur eine
Regionalmacht, es besaß kaum Schiffe
und keine Häfen an der Nordsee. Zudem
blockierten die an der deutschen Ost­
seeküste herrschenden Schweden, mit
denen Brandenburg ab 1674 im Krieg
lag, dort den Zugang zum Meer.
Aber Friedrich Wilhelm ließ nicht
von seiner Obsession. Und so kam ihm
die Offerte des niederländischen Aben­
teurers Benjamin Raulegerade recht.


In seiner Heimatstadt Middelburg
war der etwas halbseidene Kaufmann
und Schiffsreeder in Bedrängnis geraten,
denn er hatte hohe Schulden bei der
niederländischen Ostindien-Kompanie.
Die Handelsgesellschaft ließ ihn daher
unter Hausarrest stellen.
Raulekamin der Not eine rettende
Idee: Als er hörte, dass Brandenburg
Krieg gegen Schweden führte, bot er
Friedrich Wilhelm über einen Gesand­
ten seine Schiffe für Kaperfahrten an.
Der Kurfürst schlug sofort zu.
Und tatsächlich erbeuteten Raules
Fregatten binnen kurzer Zeit 19 schwe­
dische Segler auf der Ostsee. Da sich in
den gekaperten Schiffen aber auch Wa -

66 I GEO EPOCHE Deutschland um 1700


ren niederländischer Händler befanden,
wurde Raule in seiner Heimat der See­
räuberei angeklagt.
1676 gelang ihm die Flucht nach
Berlin, zu seinem neuen Gönner. Fried­
rich Wilhelm ernannte den Niederlän­
der zu seinem Schiffsdirektor und über­
trug ihm bald darauf die Aufsicht über
das gesamte Schiffs wesen Brandenburgs.
Mit Seglern, die er fü r hohe Summen
von Raule mietete, belagerte der Kur­
fürst erfolgreich das schwedische Stertin
und Stralsund.
1679 war der Krieg beendet -nicht
aber die Partnerschaft zwischen dem
Kurfürsten und seinem Reeder.
Friedrich Wilhelm sah in Raule
nun den Mann, der seine kolonialen
Tr äume verwirklichen könnte. Der Nie­
derländer ließ an der Ostsee neue Fregat­
ten bauen. Und er wusste geschickt auf
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