Geo Epoche - 08.2019

(lu) #1
FRIEDRICH 1., der Vater des
Soldatenkönigs, hat sich 1701 selbst zum
preußischen Monarchen gekrönt

der Neuzeit den Beinamen "der Große"
tragen wird.
Friedrich Wilhelm I. ist ein Mann
der Widersprüche, zerrissen von Stim­
mungsschwankungen: ein impulsiver
Wüterich, der umsichtig Reformen ein­
leitet; ein fro mmer Christ, der rück­
sichtslos Menschen quält. Und ein Sol­
datenkönig, der den Krieg scheut.


I.
DER PRUNKVERÄCHTER
Wie Friedrich Wilhelm
mit der Pracht und Verschwendung
des Barock bricht

Berlin, Stadtschloss, 25. Februar 1713.
Der Leichnam seines Vaters ist noch
nicht erkaltet, da eilt Friedrich Wilhelm
schon aus dem Sterbezimmer und lässt
sich eine Aufstellung über den Hofetat
des prunksüchtigen Vo rgängers bringen.
Der neue König nimmt die Liste


  • und durchkreuzt sie symbolisch mit
    einem Federstrich. Jeder im Schloss be­
    greift: Ein Umbruch steht bevor.
    In den fo lgenden Tagen zieht sich
    Friedrich Wilhelm in sein Lieblings­
    schloss Wu sterhausen südöstlich von
    Berlin zurück, ein düsteres Anwesen, auf
    dessen Hof mehrere mit Stricken ange­
    bundene Bären wachen. Dort geht der
    König alle Etatposten durch und kürzt
    sie zusammen: Fon mit dem Chocola­
    tier! Fort mit den Kastratensängern, den

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