P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

Wie erforscht man


den Klang der Natur?


Bernie Krause (Zweiter
von rechts) mit
Kollegen auf Klangjagd.
Seine Installationen

D


ie Naturregionen der Erde
unterscheiden sich nicht nur
durch unterschiedlichen Be­
wuchs, Tierarten und geologi­
sche Beschaffenheit. Sie bringen auch
ganz unterschiedliche Klangwelten
hervor. So tönt der Amazonas anders
als der Galapagos-Archipel, im Moor
erklingen andere Geräusche als in
einer zerklüfteten Berglandschaft Jede
Landschaft hat also ihren Sound.
Mit diesem Phänomen setzt sich der
amerikanische Musiker und Pionier der
Klangforscher Bernie Krause seit vielen
Jahren auseinander. Er zeichnete mit
sensiblen Mikrofonen mehr als 5000
Stunden solcher Klanglandschaften auf.
Darunter war zum Beispiel die Geräusch­
kulisse eines Waldes in den Rocky Moun­
tains, im Abstand von 15 Jahren. Die erste
Aufnahme entstand, als der Wald noch
weitgehend unberührt war, die zweite
nach einer Abholzaktion. Seide unter­
scheiden sich erheblich voneinander und


belegen, dass man ökologische Verän­
derungen auch hören kann.
Inzwischen betreiben mehrere
Forscher solche Studien. So existiert seit
einiger Zeit an der Universität in Freiburg
ein Lehrstuhl für Geobotanik, an der
Sandra Müller natürliche Soundcollagen
aus Deutschland untersucht. »Wir analy­
sieren die Geräusche einer Landschaft
und ziehen daraus Rückschlüsse auf die
biologische Vielfalt und deren Verände­
rungen«, sagt Müller. Und Garth Paine,

LESERFRAGE: JEROME, PER E-MAIL


Professor für Ökoakustik an der Arizona
State University, kombiniert die Tonauf­
nahmen mit Wetterdaten für langfristige
Untersuchungen.
Selbst unter Wasser können die
Wissenschaftler Geräusche und starke
Veränderungen in den Klangwelten akus­
tisch erschließen. Sterbende Korallen­
riffe geben Töne ab, die an platzendes
Popcorn erinnern, und Seeanemonen
knarren scheinbar verärgert, wenn ihre
Tentakel vergeblich nach etwas Essba­
rem angeln. Die Gletscherschmelze
wiederum macht in Alaska die Fjorde
lauter - und erschwert zum Beispiel
Killerwalen das Orten ihrer Beute. (cdb)

Auf Rhodas gibt es schöne Kieselstrände.


Wie entstehen sie?


OB SICH STRÄNDE BILDEN, egal ob aus Sand oder Kiesel­
steinen, hängt von mehreren Faktoren ab. Es kommt zum
einen auf das Ausgangsmaterial an, erläutert der Geologe
Klaus Schwarzer von der Universität Kiel. Und zum anderen
auch darauf, wie steil die Bucht ist und wie die Wellen an­
spülen. An den norddeutschen Küsten beispielsweise finden
sich Ablagerungen der letzten Eiszeiten - ein relativ weiches

Material, das von großen Blöcken bis hin zu Sand und Ton
alles enthält. Dagegen dominiert entlang des Mittelmeeres
und so auch auf Rhodas festes Gestein. Auf der griechischen
Insel kommt laut Schwarzer hinzu, dass es dort vielerorts
ein starkes Gefälle zwischen Bergen und Meer gibt. Lösen
sich große Felsbrocken und fallen den Hang hinunter, wer­
den sie wegen der geringen Entfernungen zum Wasser nur
in kleinere Brocken zerbrechen. Dazu wirkt viel Energie auf
das Geröll. Auf Rhodas sind die Strände teilweise deutlich
steiler als an der Nordsee, dadurch gelangen höhere Wellen
dichter ans Ufer. Solche vergleichsweise starken Wellen und
Strömungen machen dann aus den kantigen Felsbrocken
mit der Zeit glatte, runde Kiesel. Sandstrände finden

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