P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

Warum saß Johann Sebastian Bach


im Gefängnis?


A


m 6. November 1717 beginnen
schwere Zeiten für den Kompo­
nisten Johann Sebastian Bach.
Vier Wochen lang sitzt der Hof­
organist und Konzertmeister in der
Landrichterstube in Weimar ein. Der
Grund: ein Zwist mit seinem Dienst­
herrn, HerzogWilhelm Ernst von Sach­
sen-Weimar. Ohne es ihm zu sagen, hat
Bach im Sommer als Kapellmeister bei
Fürst Leopold vonAnhalt-Köthen unter­
zeichnet. Vermutlich aus Kränkung. Der
Herzog hatte Georg Philipp Telemann
die Stelle als Kapellmeister angeboten


und nicht Bach, obwohl dieser schon
neun Jahre in Weimar unter Vertrag
stand. Doch so einfach ist es damals
nicht, seine Arbeitsstelle zu wechseln.
Bach hätte den Herzog um Erlaubnis
und rechtmäßige Entlassung bitten
müssen, bevor er einen neuen Vertrag
annimmt. Weil er das nicht tut, lässt ihn
sein Dienstherr einsperren. Bach nutzt
die Zeit in Haft. Er soll dort am>>Wohltem­
perierten Klavier<< und am >> Orgelbüch­
lein<< gearbeitet haben. Am 2. Dezember
wird er aus dem Gefängnis entlassen,
allerdings in Ungnade.

An seinem neuen Dienstverhältnis
ändert das nichts. Bach musiziert und
komponiert nun für Leopold von An­
halt-Köthen. Die beiden Männer schät­
zen sich, der Fürst ist sogar Taufpate von
Bachs Sohn Leopold. Er engagiert erst­
klassige Musiker und spielt manchmal
selbst Violine im Orchester. Auch als
Bach 1723 als Thomaskantor nach Leip­
zig wechselt (wo er mehr als 25 Jahre, bis
zu seinem Tod, leben wir d), bleibt er
dem Fürsten verbunden und kompo­
niert weiterhinjedes Jahr zu seinem Ge­
burtstag eine Festkantate für ihn. (kfr)

LESERFRAGE: RENATE JÄPEL, BERLIN


8/201 9

Wann haben Männer angefangen.


sich zu rasieren?


Bilder zeigen: Schon in der
Antike waren Männer
glatt rasiert (hier
Alexander der Große).

DIE GESCHICHTE DER


RASUR geht bis in die
Steinzeit zurück. Die
frühesten archäologischen
Funde stammen aus dem


  1. Jahrtausend v. Chr. Damals
    stutzten sich die Männer mit
    Schabern aus Stein den Bart, sie ver­
    wendeten wohl auch Muschelschalen
    und Haifischzähne.
    Die alten Ägypter griffen später
    bereits zu Messern aus Kupfer oder
    Gold, und bei den Griechen gab es
    bereits eine Vielfalt an Rasiermessern,
    einige davon mehr als 20 Zentimeter
    lang. Das zeigen zahlreiche Funde vor
    allem aus Gräbern, aber auch aus
    Heiligtümern. Ihre Klingen waren in der
    Regel aus Eisen oder Bronze und
    hatten verschiedene Formen. Es gab
    lange schmale Exemplare, genauso


Steinzeitliches Rasiermesser aus Stein

wie breite abgerundete. Manche sahen
aus wie ein Spatel, andere wie ein
Halbmond. Für die Griffe verwendeten
die Handwerker Holz, Elfenbein oder
ebenfalls Bronze, häufig waren sie mit
Tierköpfen und Ornamenten verziert.
Eigentlich gehörte der Bart im
antiken Griechenland lange Zeit zur
gängigen Mode- und zwar dem Le­
bensalter entsprechend: Junge Männer
trugen kurze Bärte, alte Männer lange.
Mit dieser Tradition brach jedoch
Alexander der Große im 4. Jahrhundert
v. Chr. >> Er zeigte sich jugendlich und
bartlos. Sein Porträt ging als Münze um
die damalige Welt und das rasierte
Gesicht wurde zu einer Modeerschei­
nung«, sagt der Archäologe Dieter
Salzmann.
Auch bei den Römern setzte sich
dieser Trend fort. Erst Kaiser Hadrian
im 2. Jahrhundert n. Chr. trug wie­
der Vollbart, ebenso wie viele seiner
Nachfolger. (kfr)

Fragen&Antworten 29

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