P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

führt. Die meisten auf dem afrikani­
schen Kontinent, unter anderem in Bu­
rundi, Mali, Nigeria, Somalia, Kamerun,
Libyen, im Kongo und in der Zentralafri­
kanischen Republik. Und immer wieder
entstehen neue Krisenherde.


ALGORITHMEN VERGLEICHEN DIE
LAGE MIT FRÜHEREN KRIEGEN


Diese vielen Konflikte rufen auch andere
Experten auf den Plan, Vorhersagen zu
treffen: Schwedische Forscher der Uni­
versität Uppsala berechnen die Wahr­
scheinlichkeit für den Ausbruch eines
kriegerischen Konflikts mit dem >>Vio­
lence Early-Warning System<< (ViEWS).
Sie nutzen Echtzeitdaten wie Lebens-


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mittelpreise, Umweltereignisse, in den
Medien behandelte ethnische Konflikte
sowie die Stimmung in den sozialen
Netzwerken, wo Menschen über Proble­
me oder Unmut gegenüber staatlichen
Institutionen schreiben. Die Daten spei­
sen die Forscher in ein Programm mit
einem Algorithmus, der sie mit ähnlich
gelagerten Fällen derjüngeren Geschich­
te vergleicht und auf dieser Basis einen
Blick in die Zukunft wagt.
FürViEWS teilen die Wissenschaftler
Afrika in ein Raster aus 10 ooo Qua­
draten ein, die jeweils 2500 Quadrat­
kilometer groß sind. Je nach Höhe der
berechneten Wahrscheinlichkeit, dass
in einer der Gegenden demnächst ein

Krieg ausbricht, werden die Quadrate
in einer bestimmten Farbe eingefärbt -
von Blau für geringe Gefahr bis Dunkel­
rot für große Gefahr. ViEWS ist also eine
Art Wettervorhersage für gesellschaftli­
ehe Verhältnisse.
Einen blinden Fleck hat das Instru­
ment allerdings, räumt ViEWS-Projekt­
Ieiter Hävard Hegre ein: Der Algorithmus
könne zwar wiederkehrende kriegeri­
sche Auseinandersetzungen sehr gut
prognostizieren- also den Ausbruch von
Gewalt in Regionen, wo ein Konflikt
schon länger schwelt. Revolutionen hin­
gegen, die wie aus dem Nichts entstehen,
ließen sich leider nur sehr schwer oder
gar nicht vorhersagen. (er/kn)

Fragen&Antworten 33

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