P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

Warum werden in New Yo rk




Luftrechte<< so hoch gehandelt?




W


er in NewYo rk einen Wol­
kenkratzer bauen will, muss
Luftrechte erwerben. Das
bat mit der Historie der Sky­
scraper zu tun, die das Bild Manhattans
prägen: Als seit Mitte des 20. Jahrhun­
derts die beiden historischen Hochhäu­
ser Chrysler Building und Empire State
Building immer mehr Gesellschaft beka­
men, befürchteten die Politiker einen
Wildwuchs an hohen Gebäuden.
So führte New Yo rk 1961 einen .Plan
ein, nach dem in Wolkenkratzer-Zonen
die Wohnfläche eines neu zu bauenden
Gebäudes maximal das 21,6-Fache sei­
ner Grundfläche betragen darf. Anders
gesagt: Bei 22 Stockwerken ist Schluss.


Es gibt jedoch legale Au snahmen:
Bauherren, die nicht so hoch bauen wol­
len -etwa weil sie eine Schule, Kirche
oder ein Theater planen -, können die
unausgeschöpfte Differenz an andere
verkaufen. Die Käufer dürfen mit diesen
Luftrechten dann höher hjnaus.
So kommt es, dass in letzter Zeit auf
den spärlichen Baugrundstücken Man­
haUans immer mehr extrem schlanke,
teure Wolkenkratzer wie 432 Park Av e­
nue gebaut werden. Das 2015 fertigge­
stellte Gebäude ist mit 426 Metern der
höchste reine Wohnturm der Welt, nach
dem One World Trade Center das zweit­
höchste Gebäude New Yo rks. Und doch
hat 432 Park Avenue eine Grundfläche

Manhattan ist voller Wolkenkratzer. lm
Hintergrund ganz schmal: 432 Park Avenue

von nur28mal28 Metern. Wieein titani­
scher Zahnstocher ragt es in den Himmel
und birgt nicht mehr als 104 Wohnun­
gen. Die günstigeren werden für rund
40 Millionen US-Dollar gehandelt.
Die Preise sind nicht nur wegen der
Lage und der Luxusausstattung so hoch,
sondern weil die Baukosten nach oben
hin überproportional steigen. Zum Bei­
spiel müssen die Ingenieure darauf ach­
ten, dass das Gebäude windfest ist. Qb)

W


er ins Österreichische Kleinwalsertal fahren
möchte, der kann es nur über deutsches
Gebiet erreichen. Denn die einzige Straße, die
den Abschnitt zwischen Riezlern und Baad
erschließt, beginnt in Oberstdorf und überschreitet die
Landesgrenze nach knapp fünf Kilometern: eine Sackgasse,
die am Ende des Tals nur die umgekehrte Richtung zurück
nach Deutschland zulässt. Diese ungewöhnliche Situation
nennen Fachleute eine >> Pene-Enklave«. Der Begriff ist
dem englischen Wort >> Peninsula« entliehen. Es heißt
>> Halbinsel« und beschreibt die eigenartige Lage ganz gut.
Weltweit gibt es nicht sonderlich viele solcher Pene­
Enklaven- eine allerdings liegt gleich in der Nähe vo m
Kleinwalsertal. Es ist die Österreichische Gemeinde Jung­
holz in der Nachbarschaft von Pfronten. Sie ist nur über
einen sehr kleinen Steg mit dem Heimatland verbunden.
Ansonsten erstreckt sich rundherum nur deutsches Gebiet.

�r!!�Z Westen Österreichs ist mit


Als Pene-Enklave wird auch die Schweizer Gemeinde
Samnaun geführt, auch wenn sie nicht eindeutig in diese
Kategorie fällt. Denn Samnaun an der Grenze zum Österrei­
chischen Tirol ist auch über Schweizer Gebiet zu erreichen.
Allerdings nur über eine sehr schmale Straße, die nur
Fahrzeuge von maximal drei Meter Höhe zulässt und
überdies stark steinschlaggefährdet ist. Erst im Frühjahr
2019 polterten 800 Kubikmeter Gestein auf den Weg und
blockierten die Zufahrt für mehrere Wochen. Frei befahrbar
ist dagegen die gut ausgebaute Straße überSpissund
Gstalda. Seide Ortschaften liegen jedoch in Österreich.

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dem Auto nur über
deutsches Gebiet zu
erreichen. Die Straße nach
Baad ist eine Sackgasse
Bleibt in Europa schließlich noch eine vierte Pene-En­
klave: das zu Spanien gehörende Pyrenäen-Dorf Os de
Civfs. Wer es erreichen möchte, muss über Andorra fahren.
Es sei denn, er klettert zu Fuß über die Berge. (cdb)

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