P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

JJPSYCHOLOtiiE


Verdienen nette


Menschen mehr Geld


als andere?


P


sychologen haben fünf Eigenschaften ermittelt, die
sich im Verlauf unseres Leben nur geringfügig
verändern, die >>Big Five« der Persönlichkeit
(vergleiche P.M. F&A 6/2019). Eines dieser Merk­
male bezeichnet man in der Fachsprache als >>Verträg­
lichkeit«. Verträgliche Menschen nehmen sich, verkürzt
gesagt, selten bis nie selbst das größte Tortenstück- sie
bieten es lieber anderen an. Und derartig nette Leute, so die
Forschung, bleiben meist ihr Leben lang nett. Doch welche
Auswirkung hat dieser Charakterzug auf das Einkommen?
Forscher der Cornell University haben herausgefunden:
Bei Frauen hat Verträglichkeit kaum Auswirkungen auf das
Einkommen. Ganz anders bei den Männern: Wer besonders
nett und freundlich ist, verdient im Durchschnitt rund ein
Viertel weniger als andere Geschlechtsgenossen. Die
Ökonomin Miriam Gensowski von der Universität Kopenha­
gen hat errechnet, dass Männer mit hohen Werten bei
>>Verträglichkeit« im Laufe ihres Lebens mehr als eine
Viertelmillion US-Dollar weniger Gehalt nach Hause tragen
als Männer mit durchschnittlichen Nettigkeitswerten.
Zum einen liegt das daran, dass freundliche Männer
sich eher mit schlecht bezahlten Jobs zufriedengeben. Und
zum anderen daran, dass sie keine Ellenbogen einsetzen,
wenn es um die nächste Beförderung geht.
Aber vielleicht ist ihnen Geld auch einfach nicht so
wichtig. Das notieren jedenfalls Forscher der Paris School
of Economics und der University of Manchester: Die meis­
ten Menschen freuen sich über eine Gehaltserhöhung.
Verträglichen Menschen, so liest man dort, beschert sie
jedoch verblüffend >>wenig Befriedigung«. Glücklich macht
sie vor allem, was andere glücklich macht. {jm)

62 Fragen&Antworten


Hilft es. wenn ein


Trainer sich


beim Schiedsrichter


beschwert?


G


efletschte Zähne, wütender Blick, erhobene Stim­
me: Fußballtrainer Jürgen Klapp ist bekannt
dafür, sich bei Schiedsrichtern lautstark zu
beschweren und für seine Mannschaft einzuset­
zen. Doch was bringt solch ein Verhalten dem eigenen
Team? Das haben Forscher an der Universität Münster
untersucht, allerdings beim Basketball.
Man zeigte 6o Schiedsrichtern eine Reihe strittiger
Spielszenen per Video und ließ sie anschließend ent­
scheiden: War das ein Foul oder nicht? In sämtlichen
Situationen konnte man im Hintergrund sehen, wie Team­
mitglieder aufsprangen, empört gestikulierten und einen
Freiwurf forderten. Bei der Hälfte der Testpersonen hatte
man das Video allerdings manipuliert und den wütenden
Coach herausgeschnitten. Tatsächlich fielen die Entschei­
dungen der Unparteiischen je nach Video-Version unter­
schiedlich aus. Protestierten im Hintergrund Trainer UND
Ersatzbank, sahen die Schiedsrichter um fast 70 Prozent
häufiger ein Foul als ohne diesen »sozialen Hinweisreiz<<.
Soll ein Trainer sich also in der Praxis möglichst laut
und oft beschweren? >>Nicht unbedingt«, sagt der Sport­
psychologe Ralf Brand von der Uni Potsdam. Neben seiner
Arbeit als Professor war er viele Jahre Bundesliga-Schieds­
richter im Basketball. Sein Erfahrungswert: Für einen
Spielleiter ist ein dauerhaft motzender Trainer relativ gut
zu beherrschen. Man kann ihn verwarnen und notfalls auf
die Tribüne schicken. >>Viel schwieriger« sei dagegen der
Umgang mit einem anderen Trick: der >>strategischen Net­
tigkeit<<. Dabei behandelt der Trainer den Schiri wie einen
alten Freund, spricht ihn immer wieder mit Vornamen an
und redet im Spiel dauernd auf ihn ein. >>Da ist die Sank­
tionierung viel schwieriger<<, sagt Ralf Brand. Qm)

8/2019
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