P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

JJPSYCHOLOGIE


Wurde Ritalin


nach einer Frau


namens Rita


benannt?


ie Geschichte stimmt tatsächlich. Sie
beginnt wä hrend des Zweiten Weltkriegs in

Ritalin 10 mg
Tablets

Mehr als 50 Millionen
Tagesdosen von Methyl­
phenidat verordneten
Ärzte 2017 in Deutschland

mäßig vor ihren Matches zu sich
nimmt. Ihr zu Ehren gibt Leandro
Panizzon seiner Erfindung den Namen
»Ritalin«. Unter diesem Namen kommt

D


der Schweiz. Im Dienste des Basler Pharma-Unter­
nehmens Ciba tüftelt der italienische Chemiker

es in 19SOer-Jahren auf den Markt, zunächst

Leandro Panizzon an verschiedenen Rezepturen für
Amphetamine. Dabei synthetisiert er einen Stoffnamens
Methylphenidat und testet dessen Wirkung, und zwar zunächst
an sich selbst. Das ist zu dieser Zeit nicht unüblich.

als Medikament gegen chronische
Müdigkeit und depressive Verstim­
mungen bei Erwachsenen. Heute
erhalten es hauptsächlich Kinder und
Jugendliche, die an ADHS leiden, also
besonders unruhig sind und sich nicht
konzentrieren können. (jm)

Auch seine Frau Marguerite (Spitzname: Rita) probiert den
Stoff. Sie leidet unter niedrigem Blutdruck und fühlt sich nach
der Einnahme angenehm angeregt. Auch ihre Leistungen auf
dem Tennisplatz verbessern sich, weshalb sie das Mittel reget-

Der Chemiker Leandro Panizzon und
seine Frau Marguerite (Rita)

V


iele Menschen neigen dazu,
sich für schlauer als andere zu
halten. Das können Psycholo­
gen mit Te sts leicht zeigen: Sie
rekrutieren Te stpersonen, zum Beispiel
eine Gruppe von Studenten. Dann fra­
gen sie nach: >> Wie intelligent bist du
im Ve rgleich zu deinen Klassenkame­
raden?<< Die Teilnehmer bewerten sich
selbst, anonym. Wer schätzt sich unter
dem Durchschnitt ein, genau im Durch­
schnitt oder über dem Durchschnitt?
Bei der Auswertung bemerken die Psy­
chologen dann in der Regel: Die aller­
meisten Teilnehmer halten sich für
überdurchschnittlich klug.
Man muss kein Genie sein, um zu
sehen, dass diese Gesamtrechnung
nicht aufgeht, also mindestens ein paar
der Te ilnehmer die eigene Intelligenz

überschätzen. In der Psychologie be­
zeichnet man das Phänomen als Better­
than-average-Effekt. Und man findet
ihn nicht nur unter Studenten. Das zeigt
etwa eine Studie an der University of
Nebraska. Dort ließen Forscher Pro­
fessoren die eigenen Fähigkeiten als
Hochschullehrer bewerten. Unfassbare
94 Prozent hielten sich dabei für besser
als der Durchschnitt. Noch eindeutiger
war der Effekt in einer Studie über hoch­
klassige Fußballschiedsrichter. Sämtli­
ehe Te ilnehmer waren der Meinung,
sich besser mit den Regeln des Sports
auszukennen als andere Schiedsrichter.
Dieser Hang zur Selbstüberschät­
zung ist zwar ein bisschen peinlich, hat
aber System. Denn er stärkt unser
Selbstvertrauen-und lässt uns glück­
licher durchs Leben gehen. Qm)
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