Neue Zürcher Zeitung - 03.08.2019

(Barry) #1

24 WIRTSCHAFT Samstag, 3. August 2019


Fluggesellschaften wie Lufthansa streben klimaneutralesFliegen an.KRISZTIAN BOCSI / BLOOMBERG

Airlines wollen ökologischer werden


(dpa)·Die deutsche Luftverkehrsbran-
che hatVorschläge gebündelt,mitdenen
langfristig klimaneutrales Fliegen mög-
lich werden soll. Als grössten Hebel be-
zeichnet der Branchenverband BDL die
Entwicklung synthetischen Flugbenzins,
für die eine industriepolitische Initia-
tive der EU und ihrer Mitgliedsstaa-
ten notwendig sei. Sokönnte beispiels-
weise überschüssigeWindkraft mit dem
Power-to-Liquid-Verfahren zur Kraft-
stoffproduktion eingesetzt werden.In
einer amFreitag in Berlin verbreiteten
Erklärung zeigten sich die beteiligten
Unternehmen bereit, an entsprechen-
den Pilotprojekten teilzunehmen. Zu-
vor hatte die «Frankfurter Allgemeine
Zeitung» darüber berichtet.

DerVerband, in dem unter anderem
Deutschlands Flughäfen und die grösse-
ren Fluggesellschaften organisiert sind,
verlangt zudem, die deutsche Luftver-
kehrssteuer für dieFörderung derre-
generativen Kraftstoffe einzusetzen. Bis-
her hattesich der BDL stets für die Strei-
chung der sogenanntenTicketsteuer
eingesetzt,die dem deutschen Staat im
vergangenenJahr rund 1,2 Mrd. € einge-
bracht hat. Der BDL fordert, der euro-
päische Luftraum müsse vereinheitlicht
werden, damit klimaschädliche Umwege
der Flugzeuge vermieden würden. Man
sei bereit, innerdeutsche Flugstrecken
einzustellen, wenn mit einer gut aus-
gebautenBahnanbindung sogenannter
intermodalerVerkehr möglich werde.

Achleitner kauft


Deutsche-Bank-Aktien


(dpa)· Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef
PaulAchleitner scheint vom Erfolg des


IN KÜRZE


Domino-Effekt
schreckt Autozulieferer
(dpa)· Es ist der klassische Domino-
Effekt.Wann immer die grossenAuto-
konzerne mit Problemen zu kämpfen
haben, schlägt das zwangsläufig auf die
Zulieferer durch. NachJa hren, in denen
es immer nur nach oben ging, ist die
Sorge nun vielerorts gross.Und nach-
dem schwächelnde Konjunktur und
ein teurer technologischerWandel zu-
erst die grossen Hersteller ins Schwan-
ken brachten, häufen sich nun die Ein-
schläge auf der Ebene darunter. Die

Ryanai r muss Millionen
an Frankreich zurückzahlen
(dpa)· Die BilligairlineRyanair muss
dem französischen Staat nach einer
Entscheidung der EU-Wettbewerbs-
hüter8,5Mio.€wegenrechtswidriger
Beihilfen zurückzahlen.Verträge zwi-
schen derVereinigung fürTourismus-
und Wirtschaftsförderung (APFTE)
und der Fluggesellschaft zurFörde-
rung des Flughafens Montpellier hät-
ten gegen EU-Recht verstossen, teilte
dieEU-Kommission amFreitag mit.
Die Zahlungen der französischen Be-
hörden anRyanair hätten der irischen
Fluggesellschaft einenVorteil gegen-
über derKonkurrenz verschafft, sagte
EU-Wettbewerbskommissarin Margre-
theVestager. Zugleich hätten sie ande-

Griechische Notenbank für
Ende der Kapitalkontrollen
(awp/reu)·Diegriechische Zentralbank
spricht sich einem Insider zufolge für
eine vollständigeAufhebung der wäh-
rend der eskalierenden Schuldenkrise
eingeführten Kapitalkontrollen aus.
Eine entsprechende Empfehlung sei
dem neuen MinisterpräsidentenKyria-
kos Mitsotakis gegeben worden, sagte
ein hochrangiger Mitarbeiter derRegie-
rung amFreitag der Nachrichtenagentur
Reuters. Die Kapitalkontrollenkönnten
im September oder Oktober abgeschafft
werden. Derzeit würden noch dieFolgen
eines solchen Schrittes untersucht. Die
Vorgängerregierung unter Alexis Tsi-
pras hatte dieKontrollen imJuni 20 15
verhängt, um in der Schuldenkrise einen
massiven Geldabfluss bei den angeschla-
genen heimischenBanken zuverhindern.

Crealogix wird Opfer


von Ha ckerangriff


(awp)·Der Software- und IT-Dienstleis-
ter Crealogix wurde dieseWoche Op-
fer eines Hackerangriffs. Man sei Op-
fer einer sogenannten Phishing-Attacke
geworden, bestätigte eine Sprecherin
des Unternehmens am Freitag ent-
sprechende Medienberichte. Kunden-
systeme, Rechenzentrumsdienstleistun-
gen oder der Quellcode der Software-
produkte seien jedoch zukeinem Zeit-
punkt betroffengewesen, teiltesie weiter
mit.Zum genauen Hergang machte
Crealogix aus Gründen der Sicherheit
und aufgrund der internationalen Er-
mittlungengegen die Angreifer auch
keine weiterenAussagen.Das Unter-
nehmen hatte amFreitag ausserdem
seine Gewinnzahlen für das Geschäfts-
jahr 2018/19 publiziert.Dabei ist es zwar
stark gewachsen, aber gleichzeitig in die
roten Zahlen gerutscht. Die Umstellung
des Lizenzmodells drückewährend der
erstenJahre auf die Profitabilität.


HERAUSGEGRIFFEN


Kuriose Preispolitik in der


Kommissio ns-Kantine


Christoph G. Schmutz, Brüssel· Die EU-Kommission beschäf-
tigte am1. Januar insgesamt 32 399Personen, wovon gut
21000 in Brüssel arbeiten. Um ihren Hunger zu stillen, ste-
hen ihnen neben den zahlreichen externenRestaurants an ver-
schiedenen Standorten auch Betriebskantinen zurVerfügung.
Im Hauptgebäude gibt es gar ein Café für die Presse.
Die vom italienischenFoodservice-Konzern CianoInter-
national betriebenenRestaurants und Cafeterias fallen durch
eine einigermassen kuriose Preispolitik auf. Sokostet ein
Espresso€1.05,eineTasseTee€1.16 und ein Säckchen Erd-
nüsse€1.06.Das wirft dieFrage auf, ob es sich um subventio-
nierte Preise handle. Schliesslich sind sie nicht nur imVergleich
mitSchweizerVerhältnissen niedrig.Ein Espresso im gegen-
über demKommissionsgebäude liegenden Schnellrestaurant
«Exki»kostet zwar vor 11 Uhr sogar nur1€, dochsonstmuss
man€1.95berappen.Eine Subventionierung würde allerdings
erstaunen, schliesslichkommt man etwa in dieJournalisten-Bar
nur hinein, wenn man eine Akkreditierung hat. Und dafür muss
man ausführlich belegen, dass man einem (bezahlten) Brot-
erwerb nachgeht. Zudemröche das allenfalls nach (indirekter)
Presseförderung oder gar versuchter positiver Einflussnahme.
DieKommissionstellt auf Anfrage klar, dass die Preise in
keinerWeise subventioniert seien.Vielmehr schreibt sie den
Betrieb derRestaurationsbetriebe über siebenJahre aus. Die
Firmen müssen die Preise für einzelne Produkte wie dasTages-
menu fixieren, sind jedoch sonst in der Preisgestaltung grund-
sätzlich frei.Damitkommt es wohl höchstens zu Quersubven-
tionierungen zwischen einzelnen Produkten in der Kantine.
Bleibt noch dieFrage, wieso die Preise auf einzelne Euro-
cents enden und nicht auf gängige Grössen wie€0.99 oder
€0.95?Das liegt laut derKommission daran, dass diePreise,
einer belgischenTr adition folgend, an denKonsumentenpreis-
index gebunden sind. DieVertragsnehmer wollten offenbar
nicht das Risiko eingehen, dass sie die Inflation selber berap-
pen müssen. Denn in Belgien werden beispielsweise Mieten
und Löhne ebenfalls automatisch an dieTeuerung angepasst.

Folge: Gewinnwarnungen, Stellenstrei-
chungen,Werksschliessungen oder noch
schlimmer. Die Liste der prominenten
Fälle ist lang: Diebörsennotierten Zulie-
ferer Continental und Schaeffler haben
ihre Erwartungen für das laufendeJahr
zurückgeschraubt. Auch Branchen-
primus Bosch ist vorsichtig,im Diesel-
Bereich stehen dort weitereStellen auf
der Kippe.Mahle in Stuttgart ist auf
Sparkurs, streicht Stellen und schliesst
eines seinerWerke, das stark an derVer-
brenner-Technologie hängt.Auch Conti
hat für einWerk dasAus verkündet.

ren Regionalflughäfen geschadet. Dies
sei einVerstoss gegen die EU-Beihilfe-
vorschriften. Die EU-Kommission hatte
die Untersuchung im vergangenenJahr
wegen der Beschwerde einesRyanair-
Konkurrenten eingeleitet. Hintergrund
ist eine Abmachung zwischenRyan-
air und der APFTE, wonach die irische
Airline 8,5 Mio.€erhielt. Im Gegen-
zug warbRyanair auf seiner Homepage
für Montpellier und die Umgebung als
Reiseziel.

radikalenKonzernumbaus bei Deutsch-
lands grösstem Geldhaus überzeugt
zu sein.Achleitner kaufte amFreitag
AktiendesDax- Konzerns imWert von
fast1Mio.€, wie aus einer Pflichtmittei-
lung für die Börse hervorging. Insgesamt
erwarb der ManagerAnteilsscheine im
Volumen von 992 380 € - zum Preis von
6,844€proAktie.Deutsche-Bank-Chef
Christian Sewing will mit einer grund-
legenden Neuausrichtung dieDauer-
krise des Instituts beenden. Die Zahl
derVollzeitstellen soll bis Ende 2022 um
rund 18000 auf weltweit 74000 sinken.
EndeJuni beschäftigte dieBank welt-
weit noch knapp 90 900Mitarbeiter. Das
Investmentbanking, das derBank mil-
liardenschwere Strafen einbrockte, wird
kräftig gestutzt.

Die EU will


Georgiewa an die


IMF-Spitze heben


Ht.· Die EU-Staa-
ten beanspruchen
den Chefposten
beim Internationa-
lenWährungsfonds
(IMF) und wollen
die Bulgarin Kris-
talina Georgiewa
ins Rennen schi-
cken. Dies hat der
französischeFinanzminister Bruno Le
Maire, derdas EU-interneAuswahlver-
fahrenkoordiniert hat,amspätenFrei-
tagabend bekanntgegeben. Georgiewa
hatte in der letztenAbstimmungsrunde
der EU-Finanzminister deutlich mehr
Unterstützung erhalten als der Nieder-
länderJeroen Dijsselbloem, der letzte
verbliebene Mitbewerber.Die Bulga-
rin, so hielt Le Maire fest, habe alle nö-
tigenFähigkeiten sowie die Erfahrung
und die internationale Glaubwürdigkeit,
um die Nachfolge von ChristineLagarde
anzutreten.
Der IMF-Posten wird frei,weil die
FranzösinLagarde nach demWillen
der Staats- und Regierungschefs per


  1. November an die Spitze der Euro-
    päischen Zentralbank (EZB) wechseln
    soll. Deshalb tritt sie per 12. September
    vonihrem Amt beim IMF zurück. Nach
    einer informellen, aber zunehmend um-
    strittenenRegel stellen traditionsgemäss
    die Europäer den Chef oder die Chefin
    des IMF, während den USA dieWelt-
    bank-Spitze zufällt.
    Allerdings verlief dieFestlegung der
    Europäer auf eine gemeinsame Kandida-
    tin nicht ohneFriktionen.Weil es ihnen
    in den letztenWochen nicht gelungen
    war, sich imKonsens zu einigen, hatte
    Le MairefürFreitag eine Abstimmung
    angesetzt. Zunächst waren noch fünf
    Bewerber imRennen: neben Georgiewa
    und Dijsselbloem der portugiesische
    Finanzminister und Nachfolger von Dijs-
    selbloem als Euro-Gruppen-Chef, Mário
    Centeno, die spanischeFinanzministerin
    Nadia Calviño und der finnische Zentral-
    bankchef und frühere EU-Kommissar
    OlliRehn. Doch Centeno nahm sich am
    Donnerstagabend selbst aus demRen-
    nen, und imVerlauf desFreitags folgten
    ihm auch Calviño undRehn.
    Die Bulgarin Georgiewa ist seit
    Januar 20 17 Geschäftsführerin derWelt-
    bank.Von 2010 bis 20 16 war sie als EU-
    Kommissarin in Brüssel tätig. Die Spo-
    ren abverdient hatte sich die Ökonomin
    zuvor bei derWeltbank.
    Die offizielle Bewerbungsfrist für
    denIMF-Spitzenjobläuft bis am 6. Sep-
    tember; danach obliegt dieWahl des
    neuen IMF-Chefs dem 24-köpfigen Exe-
    kutivrat desFonds. Dasich die EU und
    die USA bei der Besetzung der Spitzen-
    posten bei IMF undWeltbankbisher
    jeweils gegenseitig unterstützt haben,
    stehendie Chancen für Georgiewa gut.
    Allerdings muss sie noch eine weitere
    Hürde überwinden: Laut einerIMF-Be-
    stimmung muss diePerson an der Spitze
    desWährungsfonds bei der ersten Er-
    nennung jünger als 65Jahre sein. Die
    Bulgarin aber hat dieses Alter schon
    letztesJahr erreicht.Folglich muss für
    ihreWahl die Altersgrenze geändert
    werden. Laut einer europäischenQuelle
    unterstützen die Amerikaner einen sol-
    chen Schritt.


REUTERS

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