Neue Zürcher Zeitung - 03.08.2019

(Barry) #1

32 REFLEXE Samstag, 3. August 2019


Schweizer Grossbanken


Klagen,


ohne zu lei den


Ermes Gallarotti· Die Negativzinsen sind eine Her-
ausforderung,denn sie schlagen auf die Profitabi-
lität des Kreditgeschäfts durch. Die UBS hat denn
auchbeschlossen, in der Schweiz gebuchtenKunden
mit Sichtguthaben von über2Mio.Fr. ab Novem-
ber einen Negativzins zu belasten. Die Credit Suisse
(CS) erwägt ähnliche Schritte.NochkeinThema
sind Negativzinsen beiKonten von Kleinkunden.
Ein Blick auf die jüngsten Quartalsabschlüsse
zeigt, dass dieLage imZinsgeschäft nicht ganz
so angespannt ist, wie es die Ankündigungen der
Grossbanken vermuten lassen. Beide Häuser er-
zielen im Schweizer Kreditgeschäft eine ansehn-
liche Bruttomarge von über 1,5%. Sie verzinsen
zwar dieKonten derKunden mit einem höheren
Satz als demReferenzzins von –0,75% und verlie-
ren damit Geld,kompensieren dies aber über die
deutlich positiven Zinsen, die sie ihren Hypothe-
karkunden für Kredite berechnen.
Viel stärker unter Druck als UBS und CS sind
inlandorientierte Institute wieRaiffeisenkassen,
Kantonal- undRegionalbanken. Um im Hypothe-
kargeschäft, ihrer absolutenKerntätigkeit, zu wach-
sen, müssen sie wohl oder übel ihrKreditvolumen
ausweiten. Anders die vor allem in derVermögens-
verwaltung engagierten Grossbanken: Sie haben in
den vergangenJahren im Hypothekargeschäft be-
wusst auf Marktanteile verzichtet und mehrRes-
sourcen in margenträchtigereAktivitäten gesteckt.
Das Fazit:Allen Negativzinsen zumTr otz gene-
rieren die Schweizer Aktivitäten von UBS und CS
solide, stabile Gewinne und attraktive Eigenkapi-
talrenditen. Inkeiner anderen Geschäftseinheit ist
die an derKosten-Ertrags-Relation gemessenebe-
triebliche Effizienz grösser. Die beiBankern ver-
breitete Einschätzung, das Wachstumspotenzial der
Schweizer Einheit sei begrenzt und daher wenigzu-
kunftsträchtig, greift zu kurz.JederFussballer weiss:
Nur wer die Heimspiele gewinnt, kann sich auch
auswärts Erfolgschancen ausrechnen.


US-Strafzölle auf chinesische Importe


Trump ist von seinem


Ziel weit entfernt


Renzo Ruf, Washington· Seine Unterhändler mögen
vonkonstruktivenVerhandlungen sprechen undvon
Fortschritten in den Handelsgesprächen zwischen
den USAund China. PräsidentDonaldTr ump aber
ist der Meinung, Peking spiele auf Zeit – weil natür-
lich auch die chinesischeFührung die amerikanische
Innenpolitik verfolge und in der Präsidentenwahl
2020 auf eine NiederlageTr umps und einem Sieg des
DemokratenJoe Biden setze.Warum Biden?Weil
der ehemaligeVizepräsident vonBarack Obama so
willfährig sei, dass er seine Unterschrift unter ein
Abkommen setzen dürfte, das es China erlaube, auf
dem Buckel amerikanischerKonsumenten weiter-
hin Milliarden von Dollars zu erwirtschaften.Das
jedenfalls erklärteTr ump jetzt an einerWahlkampf-
veranstaltung im Gliedstaat Ohio, wenige Stunden
nachdem er viaTwitter neue Strafzölle auf chinesi-
sche Importe verhängt hatte.
Dass diese Massnahme dazu führen wird, dass
US-Konsumenten künftig mehr fürihreTurn-
schuhe oder Elektronik-Gadgetsbezahlen müs-
sen,scheint dem Präsidenten egal zu sein. Er for-
dert, dass China den Preis für den Handelskrieg be-
zahlen müsse, undverweist dabei auf die stotternde
Konjunktur und darauf, dass «mein guterFreund»
Xi Jinping die chinesischeWährung manipuliere.
In derTat importiert Amerika weniger Güter
aus China; im ersten Halbjahr 20 19 betrug der
Rückgang 12%imVergleich zu den ersten sechs
Monaten 2018. Die Zahlen des Handelsministe-
riums deuten aber auch darauf hin, dass sich die
Importeure stattdessen mit Gütern aus vietnamesi-
scher, koreanischer und mexikanischer Produktion
eindecken – unter dem Strich ist die grössteVolks-
wirtschaft also immer noch von Importen abhängig.
Tr ump ist also weit davon entfernt, sein wirtschafts-
politisches Ziel zuerreichen und ausländischeFir-
men davon zu überzeugen,Fabriken nach Amerika
zu verlegen.KeinWunder, wirkt seineWirtschafts-
politik zunehmend fahrig.

Künstliche Intelligenz im Bankwesen


JP Morgan lässt


Software sprechen


Stefan Paravicini, NewYork· Die Grossbank JP
Morgan Chase fährt ihre Investitionen im Bereich
künstliche Intelligenz hoch.Vor gut einemJahr
hatte das Institut die Chefin des Machine Learning
Department derrenommierten Carnegie-Mellon-
Universität als Leiterin der neuen Abteilung für
Artificial IntelligenceResearch geholt.Kurz dar-
auf engagierte dieBank einen Spitzenmanager von
Google,der bei dem Internetkonzern dieVerant-
wortung für Cloud-basierte Angebote künstlicher
Intelligenz hatte und jetzt als Global Head of Arti-
ficial Intelligence und Machine Learning derBank
firmiert. ImFrühjahr schrieb JP Morgan 47 Stipen-
dien für Doktoranden aus, die sich mit der Anwen-
dung von maschinellem Lernen in Anlageberatung
und Risikomanagement beschäftigen sollen. Insge-
samt gibt der US-Branchenprimus jährlich mehrals
11 Milliarden fürTechnologieaus, wobei viele der
mehr als 50 000 IT-Mitarbeiter derBank damit be-
schäftigt sind,alteTechnik amLaufen zu halten.
Die neuenTechnologienkommen nicht nur im
Kerngeschäft zur Anwendung. Auch beiWerbe-
texten vertraut JP Morgan auf Maschinen.So
kommt beiTexten für Online-Werbung und Direkt-
Mailings im Internet ab sofort die Software von
Persado zum Einsatz, wie jetzt bekanntgegeben
wurde. Zuvor hatte sich die Softwarein einemTest-
lauf zurWerbung für Kreditkarten und Hypothe-
kenbewährt– gestützt auf maschinelles Lernen
und auf eineDatenbank mit mehr als einerMil-
lionWörtern, Bildern undRedewendungen, die
hinsichtlich ihrer emotionalenWirkung vermes-
sen sind. Mit einer Änderung der Betreffzeile in
Direkt-Mailings erreichtePersado eine doppelt so
grosseKundenresonanz imVergleich mit demText
aus der Marketingabteilung. «Lernende Maschi-
nen sind derWeg zu mehr Menschlichkeit im Mar-
keting», lässt sich Kristin Lemkau, die Marketing-
chefin von JP Morgan, zitieren.Besserhätte es auch
die Software nicht formulieren können.

Reflexe

Kommentare
zum Wirtschaftsgeschehen

Vera
Stiffler

Fabian
Etter

Dr.sc. nat. ETH
Felix Keller

Anna
Giacometti

DorisFiala&AndriSilberschmidt

Janine
Kuriger


  1. Tag – Samstag, 14. September 2019, 14.00 Uhr


RondoPontresina,höchstgelegenesKongresszentrum in Europa


nModeration:



  • Andri Silberschmidt,Präsident Jungfreisinnige Schweiz, Nationalratskan didatFDP ZH


nGrusswort:



  • Vera Stiffler,Grossrätin FDP im Kantonsparlament GR, Nationalratskandidatin FDP GR


nKurzreferat:



  • Fabian Etter,Vize-Präsidentswisscleantech
    „Co 2 neutrale Schweiz 2050–eine wirtschaftliche Chance!”


nReferate:



  • Anna Giacometti,Gemeindepräsidentin Bregaglia, Nationalratskandidatin FDP GR
    „Naturkatastrophe Bergsturz”

  • Dr.sc. nat. ETHFelix Keller,Glaziologe an der Academia Engiadina und
    HTW Chur sowie Lehrbeauftragter an der ETH Zürich
    „Können Gletscher als Süsswasserspeicher fürkommende Generationen erhaltenwerd en?”


nSchlussreferat:



  • JanineKuriger
    Chefin Abteilung Globalprogramm Klimawandel und Umwelt
    Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit
    Eidgenössisches Deparrtement für auswärrtige Angelegenheiten
    „Auswirkungen des Klimawandels auf Bergregionen: Internationales Engagement der Schweiz”


-InAnschlussFragerunde und Publikumsdiskussion



  1. Tag – Sonntag, 15. September 2019, 10.15 Uhr(Optional)


Durch den SAC geführtenAufstieg zur Tschierva Hütte oder einfachereWanderung
Richtung Coaz zum LeyVadrett.

nReferat:(vor dem Abmarsch im Hotel Roseg)



  • Ruedi Noser,Ständerat,FDP ZH
    „Gletscherinitiative: Sinn oder Unsinn?”


nUnterkunft:
Übernachtungsmöglichkeiten inPontresina
oder direkt imValRoseg:
http://www.pontresina.ch,Tel.081 838 83 00

nAnmeldung und Detail-Programm: http://www.frauen-fdp.ch

Ruedi
Noser

ErlebniswelteninG

efahr –

nInit iantin und Einführung:



  • DorisFiala
    Nationalrätin,
    Präsidentin FDPFrauen Schweiz


DemG

letscher

auf der Spur!

Am Samstag 17.00 mit Pferdepost oder zu Fuss
zum Hotel Roseg,Fondue- und Racletteplausch
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