Die Welt Kompakt - 01.08.2019

(Brent) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,1.AUGUST2019 THEMA DES TAGES 3


Der Wirtschaftspodcast


Jede Woche neu.

cket: keine Chance in den Zug
oder seine Nähe zu kommen. Das
Verfahren entspricht dem der
Airlines. Das gilt zum Beispiel
auch in den französischen Hoch-
geschwindigkeitszügen TGV.
In Frankreich gibt es auch Zu-
gangssperren für Nahverkehrs-
systeme, beispielsweise in der
Metro in Paris. Ähnlich wird in

systeme, beispielsweise in der
Metro in Paris. Ähnlich wird in

systeme, beispielsweise in der

vielen Großstädten verfahren,

unter anderem in London. In
Deutschland setzt man dagegen
auf ein „offenes Bahnsystem“. Je-
der kann jederzeit jeden Bahn-
steig betreten und jeden Zug be-
steigen. Die Deutschen bestehen
auf diese Flexibilität, Zugbin-
dung ist vielen ein Gräuel.
Die Versuche des ehemaligen
Bahn-Chefs Hartmut Mehdorn,
der viele Luftfahrtmanager in die

DB holte, das zu ändern und ein
System wie in Frankreich, Spa-
nien oder Italien einzuführen,
scheiterte am Widerstand von
Regierung und Bevölkerung.
Auch alle Versuche, den Zugang
zu Bahnsteigen in Deutschland
zu reglementieren, waren ver-
geblich.
Entsprechende Einschränkun-
gen, und seien es auch nur Bahn-
steigkarten, die es vereinzelt in
einigen Städten bis in die vergan-
genen Jahre noch gab, wurden
letztlich abgeschafft. An eine
Wiedereinführung denkt nie-
mand. Die Berliner BVG hat ent-
sprechende Auflagen beim Betre-
ten der U-Bahnhöfe zuletzt deut-
lich zurückgewiesen und den
Aufwand für Sperranlagen und
Kontrollen als unverhältnismä-
ßig bezeichnet. Daher kann sich
hierzulande jedermann, egal mit
welchen Absichten, auf den
Bahnsteigen aufhalten.
Entsprechende Kontrollanla-
gen für die Deutsche Bahn einzu-
führen halten Experten jedoch
für nicht durchführbar. Dazu
müssten die 5700 Bahnhöfe und
Stationen der DB zum Teil
grundlegend umgebaut werden.
Das dürfte sogar Seehofers Kos-
tenvorstellungen sprengen. Zu-
mal Sperr- und Kontrollanlagen
keine Garantie für Schutz vor At-
tacken sind. Denn die können
auch von Mitreisenden mit gülti-
gem Ticket verübt werden. „Der
einzige Effekt von Zugangssper-
ren und vorgeschriebener Zug-
bindung ist, dass man die Men-
schen vom Bahnfahren abhält,
weil es unbequemer wird. Dann
setzen sie sich wieder mehr ins
Auto, ohne dass wir mehr Sicher-
heit hätten“, sagt Pro-Bahn-Eh-
renvorsitzender Naumann.
Maßnahme zwei wäre das Ein-
ziehen von Trennwänden, die
verhindern, dass Menschen aus
welchem Grund auch immer ins
Gleisbett stürzen können. In Ja-
pan sind solche Systeme üblich,
in China jeweils bei Hochge-
schwindigkeitszügen, in Russ-
land zum Teil bei Metros. Hier-
zulande sind solche Trennwände
in erster Linie von Flugreisen be-
kannt. Die sogenannten People
Mover, fahrerlose Züge, die von
einem Terminal zum nächsten

pendeln, verfügen an den Statio-
nen über solche Wände. Dabei
fährt der Zug zentimetergenau
bis zu einer bestimmten Marke.
Die Türen der Waggons und Ple-
xiglaswände sind damit genau
auf einer Höhe und öffnen sich
erst, wenn der Mover passgenau
zum Stehen gekommen ist.
Nach der Abfahrt ist der Gleis-
körper wieder komplett abge-
schirmt, weil mit den Zugtüren
die der Trennwände schließen.
Das System ist im Grunde ein-
fach, würde aber erfordern, dass
alle Stationen mit hohem Auf-
wand nachgerüstet werden –
doch das ergibt in Deutschland
keinen Sinn. Denn anders als in
Japan, China oder an Flughäfen
werden die Züge nicht von digita-
len Systemen im Bahnhof gesteu-
ert und punktgenau abgebremst.
Die Wagen, vom ICE bis zur U-
Bahn, kommen immer an leicht
anderer Stelle zum Stehen.

Das könnte man vielleicht än-
dern. Was aber nicht so schnell
abzustellen ist, auch weil es nicht
gewünscht ist, ist die Vielfalt an
Zügen und Wagenmodellen. An
den meisten Fernbahnhöfen der
Deutschen Bahn halten allein
fünf Baureihen des ICE, dazu
verschiedene Varianten des IC,
mal als Doppelstock, mal als Ein-
decker und dazu verschiedene
Typen von Regionalzügen.
Und die meisten davon haben
unterschiedliche Abmessungen

bei den Türen. Das heißt, man
bräuchte anders als im Fall der
Züge mit genormten Türabstän-
den wie in Japan oder China
Trennwände, die für unter-
schiedlichste Baureihen öffnen
und schließen können. Aber sol-
che Systeme gibt es nicht. Und
wenn es technisch machbar wäre,
wären sie extrem teuer.
Bleibt der Einsatz von mehr
Personal, Bundespolizei und
Bahnkräften und verstärkter Vi-
deoüberwachung. Genau das
planen Bundesregierung und
Bahn nun als erste Maßnahme.
An Berliner Bahnhöfen wird be-
reits intelligente Videoüberwa-
chung getestet. Die Kameras er-
kennen Standardsituationen
und schlagen Alarm, wenn sich
beispielsweise eine Person von
einem Koffer entfernt und nicht
mehr zurückkommt. Oder wenn
es eine Rangelei gibt und Men-
schen am Boden liegen. Der
Nachteil dieser Maßnahme: Sie
kann Attacken wie in Frankfurt
und zuvor in Voerde, wo eine 34-
jährige Mutter vor einen Zug ge-
stoßen wurde, nicht verhindern


  • nur noch aufklären. Und ob
    Kameras und mehr Personal auf
    Täter wie in den beiden letzten
    schrecklichen Fällen abschre-
    ckend wirken, ist nicht sicher.
    Pro-Bahn-Ehrenvorsitzender
    Naumann hält jedenfalls wenig
    von mehr Polizei- und Securi-
    typräsenz. „Es ist wie bei den
    AAAutobahnbrücken und den Stei-utobahnbrücken und den Stei-
    newerfern – es passiert dort, wo
    man es nicht erwartet und nicht
    vor Ort ist. Und die Sicherheits-
    kräfte können nicht überall
    sein.“ Sein Rat lautet: Mehr
    Platz auf den Bahnsteigen schaf-
    fffen, wo immer es geht. „Gedrän-en, wo immer es geht. „Gedrän-
    ge befördert Konfliktsituatio-
    nen. Gerade auf labile Menschen
    wirkt das negativ. Und wo mehr
    Platz ist, gibt es auch mehr
    Rückzugsorte, kann man mehr
    AAAbstand von der Bahnsteigkantebstand von der Bahnsteigkante
    halten“, sagt Naumann. Aber
    auch diese Idee hat einen Haken:
    WWWo will man an den Bahnhöfeno will man an den Bahnhöfen
    in Hamburg oder Berlin – um
    nur zwei Beispiele zu nennen –
    Platz schaffen, um die Bahnstei-
    ge zu vergrößern? Ein Vorortbe-
    such reicht und man weiß: geht
    nicht.


Gedenken an den getöteten Achtjährigen:
Im Gleisbett des Frankfurter Hauptbahnhofs
erinnert eine Rose an den Jungen

DPA

/ ARNE DEDERT

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teilen? „Die Pflicht, eine natio-
nale Fahndung auch im Schenge-
ner Informationssystem einzu-
stellen, besteht nur, sofern im
individuellen Einzelfall eine der
AAAusschreibungskategorien derusschreibungskategorien der
SIS-Rechtsgrundlagen erfüllt
ist“, teilte das Bundesinnenmi-
nisterium auf Anfrage mit. Das
wäre etwa ein Vorwurf schwerer
Straftaten.
Konstantin Kuhle, innenpoliti-
scher Sprecher der FDP-Bundes-
tagsfraktion, zeigte sich offen für
ein europaweites Vorgehen: „Ei-
ne frühzeitigere europäische
Fahndung ist grundsätzlich be-
grüßenswert, denn weder Ver-
brechen noch Verbrecher ma-

chen an Landesgrenzen halt“,
sagte Kuhle WELT. „Es darf nicht
sein, dass eine knapp vierstündi-
ge Zugfahrt von Zürich nach
Frankfurt ausreicht, um sich aus
dem Fokus der Strafverfolgungs-
behörden zu befreien.“
Zurückhaltender äußerte sich
dagegen Thorsten Frei (CDU),
stellvertretender Vorsitzender
der Unionsfraktion im Bundes-
tag. Das Verbrechen von Frank-
furt sollte Deutschland zum An-
lass für eine Prüfung nehmen, in
welchen Fällen „möglicherweise
ein Automatismus zwischen na-
tionaler und europaweiter Fahn-
dung geschaffen werden kann
und muss“, sagte Frei.

Irene Mihalic, innenpolitische
Sprecherin der Grünen-Bundes-
tagsfraktion, wandte sich gegen
ein grundsätzlich europaweites
Vorgehen. „Man sollte von deut-
scher Seite nicht voreilig mit
dem Finger auf andere zeigen.
Schließlich klappt schon die
Fahndung in Deutschland über
Bundesländergrenzen hinweg
nicht immer so, wie es sein soll-
te“, sagte Mihalic WELT. Europa-
weite Fahndungen seien bereits
möglich und bei vielen Straftaten
auch die Regel. „Die Sensibilisie-
rung der Behörden, dieses In-
strument auch zu nutzen, sollte
im Jahr 2019 eigentlich nicht
mehr nötig sein.“

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Wir können


nicht überall


einen Polizisten


postieren oder


überall


Sperrgitter


anbringen


Karl-Peter Naumann,
Verband Pro Bahn

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