Süddeutsche Zeitung - 01.08.2019

Zu„Wasbinich?“vom8.Juli:

Mansolltedarüberstreiten

IndemArtikelüberdasJüdischeMuseum

BerlingehtesauchumdieEinschätzung,

dieBoykottforderungendesBDSerinner-

tenvieleDeutscheunweigerlichandieNa-

ziparole„KauftnichtbeiJuden“.DieseNa-

ziparolezielteaufExistenzvernichtung

undrichtetesichgegenJuden,weilsieJu-

denwaren.DieBoykottforderungender

KampagneBoycott,DivestmentandSanc-

tions(BDS)indesrichtensichgegenIsraels

„Siedlungsbau,diePolitikinWestjordan-

landundGazastreifen“und„dieRechte

derNichtjudenimStaatIsrael“.Mankann

–undsollte–überdieseForderungenstrei-

ten.MitderNaziparoleverwechselnkann

mansienicht. FroTinnappel,Berlin

DieGedankensindfrei

DerBerichtüberdasJüdischeMuseumin

Berlin,überdiesen„OrteinesEklats“,ließ

inmiralteGedankenhochkommen:Alsich

umdasJahr2000diesesMuseumzumers-

tenMalentdeckte,warichfasziniert,ich

warbegeistert.DasBesondere:DasMuse-

umwarnochleer.

MeineGedankenzudieserfürchterli-

chenVergangenheitwurdennichtmitAus-

stellungsstückenirritiert,siewurdenin

dieserspannendenArchitekturüberra-

schendaufgefangen.Dienochunverstell-

te,klarerkennbareRaumfolge,dieunter-

schiedlichenFensterformate,dieTrep-

pen-,dieWeg-unddieLichtführungen,al-

lespassteirgendwiezueinervölligüberra-

schenden,aberdochbedrückendenEin-

heitzusammen.

IchhattedamalsschonSorge,dassir-

gendeinenichtnachvollziehbarePräsenta-

tionsformunkontrollierbareReaktionen

fördertunddasMuseumserlebnisver-

färbt.DemArchitektenDanielLibeskind

undwohlauchjedemanderenInteressier-

tendürfteklarsein:BeidiesemThema

kanneinezufriedenstellendeHarmonie

nieentstehen.Undtatsächlich:Beiallen

meinenspäterenBesuchenwünschteich

mirjedesMaldasErlebnisdeserstenBe-

suchszurück.AlsdasHolocaustdenkmal

circafünfJahrespätereröffnetwurde,da

holtenmichmeinedamaligenGedanken

wiederein:DieserOrtistinmeinenAugen

genausogenial:DieseschwingendeGrä-

berlandschaft,diesesFehlenjederkonkre-

tenAussagegibtdieserGedenkstättedas

eigentlichBesondere.

MeineGedankenwerdenjedesMalin

unsereVergangenheitgeführt.Undjedes

Mal,jenachaktuellerLage,sinddieseGe-

dankenauchimmeranders.Immeraber

sindsiefrei.DasErgebnis:Beidiesemim-

mernochproblematischenThemakann

keinerzufriedengestelltwerden.Ichwün-

schemirdeshalb,dassdiesesThemanoch

langelebendigbleibt.

StephanHansen,Ergolding-Piflas

Zerrbilder,Idealbilder

ImGrundegehtderStreitmeinerMeinung

nachletztlichumdieFrage,wasdasJüdi-

scheansichist.MichaelWolffsohnhatvor

einigerZeitineinemArtikelinderZeitung

DieZeitversucht,genaudieseFragezube-

antworten.ManerfährtinbesagtemArti-

kel,dassesZerr-undIdealbilderdesJüdi-

schengibtundesdahernotwendigsei,ein

RealbilddesJüdischenzuentwerfen.Dass

derArtikeldannaberkeinsolchesRealbild

enthielt,hatmichnichtgewundert.

DennmeinerMeinungnachkannman

nichtDingeansichdefinieren,alsoauch

nichtdasJüdischeansich.Definieren

heißtabgrenzen,undzumAbgrenzen

brauchtmanetwas,wasdasAbzugrenzen-

denichtseinsoll.IndiesemFallalsodie

VorstellungvonetwasNichtjüdischem–

unddieseVorstellungfehlt.

Dr.JensLipski,München

Zu„DerRevolutionär“vom27.Juli,„Letz-

terStreich“vom24.Juliund„BorisJohn-

sonwirdbritischerPremier“vom24.Juli:

PolitikistkeinSpiel

DieBedenkenvonStefanKorneliusteile

ich.EinenweiterennarrenhaftenSelbst-

darstellerineinemhohenundschwierigen

politischenAmtbrauchtniemand.Somag

LondonsEx-Bürgermeisternebenseinen

unbestreitbarenStand-up-Qualitätenund

seinerWundertüten-Attitüdeüberein(hof-

fentlich)VielfachesdesTrump’schenIntel-

lektsverfügen.Allein,esbedarfaucheiner

sinnvollenNutzbarmachungebendieser

Fähigkeiten.VerantwortungsvollePolitik

istnunmalkeinDealspielfürScheinriesen

undkeineReal-Life-DokufürKnallköpfe,

esistdiebewussteBegegnungmitderRea-

lität.BeiderFrageetwa,obundwiederBre-

xitgestaltetwerdenkann,gehtesumdas

WohlundWehevonMillionenMenschen.

Denwenigstendürftenachschwarz-schrä-

gerHeiterkeitzumutesein,wennihnen

derVerlustdesgewohntenWohlstandes

droht. MatthiasBartsch,Lichtenau

Weltordnunggescheitert

MitderWahlvonBorisJohnsonistnach

derWahlvonDonaldTrumpbestätigt,

dassdievonderMehrheitderMitglieds-

staatenderVereintenNationenangestreb-

temultinationaleWeltordnunggeschei-

tertist.GescheitertistaberinersterLinie

deranglo-amerikanischeFührungsan-

spruchüberdieseOrdnung.Russlandund

Chinaschonheute,SchwellenländerwieIn-

dienmorgen,werdendieUS-Hegemonie

aufDauernichthinnehmen.Leideristda-

mitauchdasScheiternderinderwestli-

chenWeltentwickeltenDemokratie-Vor-

stellungverbunden. ErichRaab,München

ÖkonomischerUntergang

NachdemdieUSAseiteinigenJahrenvon

einemnichtzurechnungsfähigenPräsiden-

tenregiertwerden,drohtnundemVerei-

nigtenKönigreichdasgleicheSchicksal:

EinabsurderComedianübernimmtdie

Macht,gibtseinenFanseineganzeReihe

vonVersprechungen,vondenenjeder

weiß,dasssiegarnichtverwirklichtwer-

denkönnen.BorisJohnsonwirdGroßbri-

tannienindenökonomischenUntergang

führen,sowiederganzeBrexitzwardieEU

schädigenwird,abervielmehrnochdasei-

geneLand.Ichkannnurhoffen,dassdie

EU-Kommissionaufeinemknallharten

KursbleibtunddieserWitzfigurJohnson

keinJotaentgegenkommt.NeueGesprä-

chedarfesnichtgeben,manmussJohn-

sonzueinemNo-Dealzwingen.Dannwer-

dendieEngländerspätestensineinem

JahreinesolcheKatastropheerleben,dass

sievordereuropäischenTürestehenund

umWiederaufnahmebitten.

HeinrichMaul,München

PerVotumlegitimiert

ZumwiederholtenMaleversuchtCathrin

Kahlweit,diedemokratischeLegitimation

desneuenbritischenPremierministers

Johnsonzurelativieren.LautIhrerDarstel-

lunghabeer„nureinewinzigeMinderheit

allerBriten“hintersich.Tatsächlichwurde

ervoneinersehrüberzeugendenMehrheit

allerParteimitgliedergewähltunderhielt

mehrals90000Stimmen.DiesesVorge-

henentsprichtdenüblichendemokrati-

schenRegelninGroßbritannien.

Prof.Heico-RüdigerKrause,Gyhum

Weitsichtwäregefragt

HansCasparGrafvonBothmerdiente

unterGeorgeI.alsdieser1714alshanno-

verscherKurfürstenglischerKönigwurde.

DankseinerhannoverschenKontakte

kauftesichdieser„ersteMinisterfürdeut-

scheAngelegenheiten“mitSitzin10Dow-

ningStreet8000HektarLandimmecklen-

burgischenKlützerWinkel.

„Respicefinem“,dasalsLeitspruch

überdemHauptgebäudedesSchlosses

BothmerinGoldbuchstabenprangt,kann

alsKurzdeutungaktuellerweltpolitischer

Herausforderunggelesenwerden–nicht

nurimHinblickaufdenBrexit.Vollständig

lautetdasZitat:„Quidquidagis,prudenter

agas,etrespicefinem“,wasauchimmer

einMenschtut,mögeerklugangehenund

dabeidasEndebedenken.

AuchderneueenglischePremierminister

hättevorseinengroßspurigen,wenigtradi-

tionsbewusstenundschongarnichtweit-

blickendenAntrittswortendieGoldbuch-

stabenvonSchlossBothmerbeherzigen

sollen.WieniveauvollwärendieRedender

staatstragendenKöpfe,wieversöhnlich

wärediePolitikweltweit,wienachhaltig

wäredieWirtschaftimSinnederSchöp-

fungsbewahrung:Respicefinem.

BärbelAnastasiaKlann-Evers,Kronshagen

TrumpnutztdieBrexit-Chance

ZudenerstenGratulantennachdemhaus-

hohenWahlsiegJohnsonszähltederame-

rikanischePräsidentDonaldTrump:

„GlückwunschanBorisJohnson“twitterte

er.Daskommtnichtvonungefähr.

TrumpsAmerikahathöchstesInteresse

amZerfallEuropas.Grundlagederameri-

kanischenPolitikwaresschonimmer,sei-

neGegnerundKonkurrentenzuschwä-

chenundinStreitzuverwickeln.Derameri-

kanischePräsidentstehtanderSeitevon

NigelFarage,derdieBrexit-Abstimmung

organisierte.

BeiseinemBesuchempfingerdenChef

derBrexit-ParteiinderUS-Botschaft.

SchonvorseinemStaatsbesuchimJuni

2019inEnglandhatteTrumpgesagt,John-

sonwäreein„exzellenter“Premierminis-

terfürdieBriten.BeideMännersindmei-

nesErachtensMeisterdesFakeundderLü-

ge.AberTrumpmachthierbeisoleichtkei-

nerwasvor. ConradFink,Freiberg

§In„Vergessen“vom26.Juli

aufSeite5hießes:Konstanti-

nosMitsotakiswarVorsitzen-

derderParteibiszuseinem

Tod.Richtigist:ErwarParteivorsitzender

bis1993.Erstarb2017mit98Jahren.

§In„MehrKritikalsLobfürdieneuePrä-

sidentin“aufSeite15vom25.Juliwurde

einLeserbriefzitiertzurGeschichteder

FamilievonderLeyen.Darinstand,dieFa-

miliederkünftigenEU-Kommissionspräsi-

dentinstammevomgleichnamigenAdels-

geschlechtanderMoselab.Richtigist:Ur-

sulavonderLeyen,geboreneAlbrecht,ist

verheiratetmitdemMedizinprofessorHei-

kovonderLeyen,einemNachkommender

KrefelderSeidendynastievonderLeyen.

DistanzstattSolidarität

Zu„SchlussmitderSchöntuerei“vom

20./21.Juli:DasSchönsteandemSommer-

theatervonAngelaMerkelundDonald

Trumpist,dassmiteinigerWahrschein-

lichkeitdieBundeskanzlerinnochnicht

einmalgenauweiß,welcheÄußerungen

undAktivitätenderdemokratischenAb-

geordnetinnendenUSPräsidentenzusei-

nemrassistischenGeredegebrachthaben.

MicherinnertdasDramaandasumGau-

landundÖzoğuz,woauchniemandso

rechtwusste,welche„unsäglichen“Äuße-

rungendereinendie„unsäglichen“Äuße-

rungendesanderenhervorgerufenhaben.

SichvonrassistischenRedenzudistan-

zieren,istnurnormal,auchwennmanwe-

derumZustimmungnochAblehnungvon

SeitendesRednersgebetenwurde.Sich

mitdenrassistischangegriffenenpoliti-

schenGegnerndesRedners–ebensounge-

beten–zusolidarisieren,ohnewirklichzu

wissen,wofürdieseGegnerstehen,ist

nichteinEndederSchöntuerei,sondern

einfachnurauchnichtvielklügeralsdas

peinlicheGeredeTrumps.DiePrinzipien

desMiteinanderauskommenstragenDis-

tanzierung,abernichtSolidarisierung.

Malabwarten,wendieamerikanische

DemokratiemitundohneKommentare

derBundeskanzleringewinnenlässt.Falls

ihrdasErgebnisdannnichtpasst,kannsie

jawiedersagen:„Dannistdasnichtmehr

meinLand.“Undvielleichterinnertsich

dannauchnochjemandandiesesHigh-

light„solidarischer“Merkel-Sätze.

GabiBaderschneider,Sinzing

FrüherkennungrettetLeben

Zu„Bisetwasgefundenwird“vom12.Juni:

IndenneuenKrebsfrüherkennungsrichtli-

nienwirdGebärmutterhalskrebs,besser

dessenVorstufen,demAlterderFrauenan-

gepasstunterschiedlichgesucht.Wichtig

ist:DieKrebsfrüherkennungmeintnicht

nurdenGebärmutterhals,sondernden

gesamtenGenitalbereich,einschließlich

DarmundBrüsten.

DieReduktionderKrebsfrüherken-

nungdurchdieAutorinistfürmichuner-

träglich.Leiderhatsieoffenbardieneuen

Krebsfrüherkennungsrichtliniennichtauf-

merksamgelesen.Dortistnichtvonallen

dreiJahrenUntersuchung,sondernvon

Gebärmutterhalsabstrichab35Jahredie

Rede.Außerdemempfindeichesalsunsäg-

lich,dassdiedeutlichschlechtereÜberprü-

fungvonFraueninanderenLändernals

Maßstabdient,unseresehrguteKrebs-

früherkennungschlechtzureden.Solche

Artikeldienendazu,FrauenvonderSuche

nachKrebserkrankungenabzuhalten,die

beiFrüherkennungheilbarsind.

Dr.IngeReckel-Botzem,Hainburg

SüddeutscherVerlag Zeitungsdruck

JÜDISCHESMUSEUM

DieVergangenheitwirdimmermitgedacht

BORISJOHNSON

Demokratischgewählt–trotzdemgefährlich?

WEITEREBRIEFE

DEFGH Nr. 176, Donnerstag, 1. August 2019 (^) FORUM & LESERBRIEFE 13
Druckkontrollelement
MitarbeiterbegrüßendenneuenbritischenPremierBorisJohnsoninseinemneuenAmtssitz. FOTO:REUTERS
LeserbriefesindinkeinemFallMeinungsäußerun-
genderRedaktion.Wirbehaltenunsvor,dieTex-
tezukürzen.BeiAbdruckwerdenVor-undNach-
namesowieWohnortbenannt.
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Malunbeständig,
malauchwieder
freundlicher
EinTiefüberderNordseebestimmt
zusammenmithohemLuftdruck
überderBiskayaunddemBaltikum
dasWetterinMitteleuropa.Dabeige-
henbeiwechselnderBewölkungteils
SchauerundGewitternieder,teils
bleibtesauchtrocken.Amwestlichen
MittelmeerhaltensichWolken,die
imNordwestenSpaniensundinSüd-
frankreichSchauerundGewitterbrin-
gen.InMittel-undSüditaliensowie
imöstlichenMittelmeerraumherrscht
freundlichesWetter.
DaswechselhafteWettersetztsich
mitzumTeilkräftigenSchauernund
GewitternüberdemgesamtenNor-
denbiszumMünsterlandundim
OstenbiszurLausitzfort.Überder
LandesmitteundimSüdenscheint
häufigdieSonne.InAlpennähesteigt
dagegendieSchauer-undGewit-
terneigung.MitWertenvon19bis
28Gradwirdesrechtwarm.Der
schwachebismäßigeWindkommt
ausSüdwestbisWest,teilweiseauch
ausnördlichenRichtungen.
FreitagSamstagSonntag
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-10°bis-5°
-5°bis0°
0°bis5°
5°bis10°
10°bis15°
15°bis20°
20°bis25°
25°bis30°
über30°
Kanaren
05:
20:
05:
21:
01.08.15.08.07.08.23.08.
Nullgradgrenze:3800m
Aussichten
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Quelle:
http://www.wetterkontor.de
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SeptSept
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iei
beibei
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ch
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hh
Buch
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gggngn
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