Das Einfamilienhaus Schweiz – August-September 2019

(Marcin) #1
Das Einfamilienhaus 4/2019_127


Ein solches Haus hat es noch nie gegeben. NEST
sieht futuristisch aus und steht auf dem Gelände der
Empa, der Eidgenössischen Materialprüfungs- und
Forschungsanstalt in Dübendorf bei Zürich. Salopp
gesagt handelt es sich um eine haushohe Konstruk-
tion aus Betonplatten, zwischen die einzelne Wohn-
oder Büroelemente geschoben werden. Daraus ergibt
sich von aussen betrachtet ein Patchwork aus unter-
schiedlichen Fassaden: viel Holz, viel Glas, aber auch
eine leuchtend grün-blaue Einheit mit Fenstern, die
optisch heraussticht. Dazwischen sieht man den mas-
siven Beton, der das Ganze zusammenhält.



Wandelbare Plattform NEST steht für Next Evolution
in Sustainable Building Technologies und ist eine
Plattform für Forschung und Industrie, um nach-
haltige Materialien und Techniken im Baubereich
zu testen und laufend zu verbessern. Peter Richner,
stellvertretender Direktor der Empa und Leiter des
Departements Ingenieurwissenschaften, ist der geistige
Vater von NEST. Er nennt es scherzhaft den «Traum
jedes Bauunternehmers», denn zum Konzept gehört,
dass das Haus nie fertig gebaut ist. Immer wieder kom-
men «Units» dazu oder werden ausgewechselt – Test-


einheiten, die mit neusten Technologien ausgerüstet
sind und hier im 1:1-Gebrauch geprüft werden. Denn
NEST ist kein Labor, sondern eine belebte Wohn- und
Büroumgebung, die jeden Tag rege genutzt wird.
In einigen Einheiten wohnen Studierende oder wer-
den wochenweise Gäste wie Forscher und Entwickler
zum Übernachten untergebracht. In anderen sitzen
jeden Tag Leute an Computern und arbeiten, und
im Fitnesscenter trainieren über Mittag oder abends
die Mitarbeitenden der Empa und Eawag. NEST ist
eine gemeinsame Initiative der Empa mit der Eawag,
der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung,
Abwasserreinigung und Gewässerschutz. Diese ist auf
demselben Gelände in Dübendorf domiziliert.
NEST ist neuartig und aufsehenerregend. Peter Rich-
ner sagt, das Interesse daran sei riesig. «Monatlich füh-
ren wir rund tausend Besucher durch das Gebäude,
das vor drei Jahren eröffnet wurde.» Und das Haus hat
schon diverse Preise gewonnen. Anfang dieses Jahres
verlieh das Bundesamt für Energie den Watt d’Or-
Preis für das Forschungs- und Innovationsgebäude. «Eine
grosse Anerkennung für das, was wir machen», sagt
Richner. «Der Watt d’Or-Preis ist eine Ermutigung für
uns, diesen Weg weiterzugehen.»
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