Das Einfamilienhaus Schweiz – August-September 2019

(Marcin) #1

128_Das Einfamilienhaus 4/2019


Portrait


«Der Watt d’Or-Preis ist eine Ermutigung für uns, diesen Weg weiterzugehen.»


Optimierte Energienutzung Seine Begeisterung für
NEST – das eigentlich auch sein Traumhaus ist –
kommt deutlich zum Vorschein, wenn er selber Gäs-
te durchs Gebäude führt. In der «Urban Mining &
Recycling» beispielsweise leben zwei Studenten in
einer Wohngemeinschaft. Es handelt sich um eine
gemütliche Dreizimmer-Wohnung, die komplett aus
wieder verwertbaren oder bereits rezyklierten Stoffen
gebaut ist. Die Idee ist, Bauwerke als eine Art «tem-
poräre Materiallager» zu betrachten. Die verwendeten
Materialien werden für eine bestimmte Zeit genutzt
und später, wenn sie ersetzt werden müssen, wieder in
den natürlichen Kreislauf zurückgeführt: ein Gedanke,
der sich auf den Bau jedes Einfamilienhauses umset-
zen lässt.
Alle Hölzer in der Wohnung sind unbehandelt. Die
Riemen des Parkettbodens weisen unterschiedliche
Breiten auf. Der Baum, von dem das Holz stammt,
konnte somit optimal ausgenutzt werden. Eine Lehm-
wand enthält natürliche Fasern, die später einfach
verrotten, und die Abdeckung der Kochinsel ist aus
rezykliertem, gepresstem Glas gefertigt. Die massiven
Türgriffe aus Bronze – heute Designobjekte – stam-
men ursprünglich aus einer Bank in Belgien. Eine


grün-rot-graue Wand im Wohnzimmer besteht aus
gepressten Tetrapackschnitzeln, die der Oberfläche
eine besondere Struktur verleihen. Der grosse Vorteil,
wie Richner sagt, ist der Langzeittest: «Materialien
können über eine Zeit von mehreren Jahren im realen
Gebrauch geprüft werden.»
Der stellvertretende Empa-Direktor führt Besucher
gerne auch in die Unit «SolAce». Hier stehen Möbel
aus Karton: ein Tisch, ein paar Hocker und Stühle,

«Materialien können im realen


Gebrauch geprüft werden.»

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