TV-Hinweis: Am 29. September,
20.15 Uhr, zeigt RTL eine neue Folge
von „Team Wallraff“, in der es
um Burger King gehen wird. Um
22.35 Uhr folgt eine Doku über Gün-
ter Wallraff zu dessen 80. Geburtstag
Dem stern liegen Reports
über die interne Bewer-
tung von Serviceleistun-
gen und Lebensmittel-
qualität in Burger-King-
Filialen in Köln vor. Die
Restaurants werden von
dem Franchise-Unterneh-
men F&S Olympia betrie-
ben und im Auftrag der
Burger-Kette regelmäßig
kontrolliert. Aus den
Berichten ist abzulesen,
dass eine Filiale in puncto
Lebensmittelsicherheit
zwischen Februar 2018 und
Februar 2019 in vier von
sieben Überprüfungen
durchfiel (Benotung „F“).
Kritisiert wird, dass
„Produkte am Board keine
HTZ“ hatten (Ausriss) –
dass also die vorgeschrie-
bene Zeiterfassung, die
gewährleisten soll, dass
auf Halde produzierte
Burger sowie Zutaten
nicht zu lange liegen,
nicht aktiviert war. Der
Mangel fällt regelmäßig
auf, etwa auch bei einer
Kontrolle im Februar
2022 (Note „D“), bei der
zudem die Lagerung von
Zwiebelkisten auf dem
Boden moniert wird.
Burger King antwortet
auf die Anfrage allgemein,
man habe in der System-
gastronomie „mit die
strengsten internen
Standards“. Bei „groben
Verstößen“, die eine
„ernsthafte Gefahr“ für die
Gesundheit darstellten,
würde ein Restaurant tem-
porär geschlossen. Diesen
September würden alle
deutschen Filialen einem
„Sonder-Audit“ unterzogen.
DAS SAGT BURGER KING
Es gibt immer wieder Leute, die das
nicht akzeptieren wollen. Bei Be-
triebsschließungen oder einem Pro-
duktionsverbot muss fast immer
die Polizei dazukommen. Bei einem
Imbiss ist die Sache mal derart es-
kaliert, da standen schließlich drei
Polizeiwagen vor der Tür.
Wo liegen die neuralgischen Punk--
te in der Gastronomie?
Definitiv bei der Hygiene. Und lei-
der immer häufiger beim Personal.
Viele sind ungelernt, manche kön-
nen die deutsche Sprache nicht, da
wird es schwer, Temperaturvorga-
ben und Dokumentationspflichten
etwa für die Lagerung von Speisen
entsprechend zu vermitteln.
Betriebe, die als risikoarm einge-
stuft sind, werden auch weniger
häufig kontrolliert, sagen Sie. Wo
rangieren da die Fast-Food-Ketten?
Systemgastronomie ist eigentlich
eine Betriebsart, die als nicht
besonders risikoreich angesehen
wird, weil hier alle Abläufe stan-
dardisiert sind. Wie die Burger zu
grillen sind und die Pommes zu
frittieren, ist vorgeschrieben. Wel-
che Temperatur die Tomatenschei-
ben haben sollen oder die Milch in
der Kaffeemaschine – alles gere-
gelt. Wenn die Haltezeit abläuft,
leuchten Lämpchen auf. Am Le-
bensmittel- und Hygienekonzept
ist also meist nichts zu beanstan-
den. In der Branche geht es darum,
ob es an der Umsetzung hapert.
Bei Schnellrestaurants wie Burger
King und Co. schaut die amtliche
Kontrolle eher seltener vorbei?
So ist es. Wenn Sie schon so fragen:
Sollten wir das überdenken?
Dem stern liegen interne Prüfbe-
richte aus Burger-King-Filialen in
Köln vor. Die Filialen werden von
einem Franchisenehmer betrie-
ben, aber von dem Konzern regel-
mäßig kontrolliert. So vermerkte
der Burger-King-Prüfer für eine
Filiale wiederholt das Urteil „Fehl-
schlag“. Was bedeutet das?
Burger King hat ein Punktesystem,
mit dem Sauberkeit, Service und Le-
bensmittelqualität bewertet wer-
den. Das führt je nach Punktzahl zu
einem Ranking zwischen A und F.
Fehlschlag steht für: durchgefallen.
Wie aus den Prüfberichten zu ent-
nehmen ist, reagiert der Konzern,
und die Filiale wird bei Note F im
Folgemonat erneut einer Prüfung
unterzogen. Die fällt dann meist
besser aus. Die Frage ist, ob dieses
Audit unangekündigt war.
Bekommt die amtliche Lebens-
mittelkontrolle interne Reports
der Restaurantketten vorgelegt?
Manchmal sehen wir Bewertungs-
statistiken, aber die Berichte, die
dahinterstehen, bekommen wir
nicht ausgehändigt. Die muss uns
niemand zeigen. Ich könnte mir vor-
stellen, dass es in der Branche zwei
Dokumentationen gibt: eine, die
nur für den Chef des Unternehmens
bestimmt ist – und eine für die amt-
liche Überwachung.
Ein paar Beispiele aus der Mängel-
liste einer Filiale von Burger King
selbst: Hier ist die Haltbarkeit
von zwei Säcken mit Hamburger-
Brötchen abgelaufen. Kisten mit
Zwiebeln stehen auf dem Boden.
Wiederholt fällt zudem auf, dass
Produkte verarbeitet werden, für
die an den Aufbewahrungsfächern
keine Haltezeiten eingestellt wur-
den. Wie beurteilen Sie das?
Das System, das die Lebensmittel-
qualität und -sicherheit gewährleis-
ten soll, wurde offenbar nicht oder
zumindest nicht richtig aktiviert.
So bleibt völlig unklar, wie lange die
Zutaten in den Fächern liegen, bevor
sie in den Verkauf kommen. Zwar
werden Burger nicht gleich unge-
nießbar; die werden trocken. Aber
Salate sind heikel, wenn sie zu lange
offen rumstehen. Bei den Brötchen
kommt es darauf an, ob die vorher
tiefgefroren waren. Da sammelt sich
beim Auftauen Wasser an, und sie
fangen irgendwann an zu schim-
meln. Kritisch ist es auch, wenn Le-
bensmittel auf dem Boden gelagert
werden. Man kann sich vorstellen,
warum: Es verbreiten sich Schmutz
und Keime auf Arbeitsflächen. Wenn
Sie das als Kunde wüssten, würden
Sie dort nicht essen. Ich verstehe
nicht, warum ein Konzern wie Bur-
ger King bei den Franchisenehmern
nicht entschiedener durchgreift.t. 2
Interview: Johannes Röhrig
29.9.2022 89