Die Welt am Sonntag - 04.08.2019

(Sean Pound) #1

Passivhäuser haben in der Klimadiskussion einen Vorteil: Sie stoßen


viel weniger CO 2 aus. Und das Konzept funktioniert auch bei Hochhäusern


Energetisch hoch hinaus


I


nGaobeidian, rund 100 Kilome-
ter südlich von Peking, wird wie-
der mal im großen Stil kopiert:
Mehr als 20 Hochhäuser stre-
cken sich in den Himmel, dazwi-
schen einige Mehrfamilienhäu-
ser – alle in verschiedenen Sta-
dien der Fertigstellung. Es soll die
größte Passivhaussiedlung der Welt
werden – und dem bisherigen Rekord-
halter Rang und Namen ablaufen. Rail-
way City heißt der neue Stadtteil in
China, also Bahnstadt – genauso wie
die Heidelberger Bahnstadt, bislang
noch die weltweit größte Passivhaus-
siedlung, die auf dem Gelände des ehe-
maligen Güterbahnhofs entsteht. 2022
soll sie fertig sein und dann Wohnraum
fffür 7000 Menschen bieten. Das dürfteür 7000 Menschen bieten. Das dürfte
die Railway City locker überbieten.

Ob in Heidelberg oder in Gaobeidian:
Passivhäuser sind nicht nur große
Energieeinsparer, sie haben auch eine
bessere CO 2 -Bilanz als herkömmlich
gebaute Häuser. Am 20. September
2 019 berät das Klimakabinett der Bun-
desregierung über ein Gesamtpaket für
mehr Klimaschutz. Dazu gehört auch
ein Preis für den CO 2 -Ausstoß von Ge-
bäuden. Im Vorteil sind da Bewohner
von Passivhäusern, denn ihre Behau-
sungen verursachen viel weniger von
dem klimaschädlichen Gas als konven-
tionelle Häuser und sogar weniger als
moderne Niedrigenergiehäuser. Nicht
nur Neubauten lassen sich als Passiv-
haus konstruieren, auch Altbausanie-
rungen sind möglich.
„Ein Passivhaus verbraucht 90 Pro-
zent weniger Heizenergie als ein Alt-
bau und 75 Prozent weniger als ein
Haus, das nach aktuellem Niedrigener-
giehaus-Standard gebaut wurde,“ sagt
Berthold Kaufmann vom Passivhaus-

Institut in Darmstadt. Und für Hoch-
häuser im Passivhausstandard würden
dieselben Kriterien gelten, sagt Kauf-
mann. Besonders beachten müsse man
eigentlich nur den größeren Wind-
druck in der Höhe, der Rollläden und
Jalousien beschädigen könne. Aber oh-
ne Rollläden, also die Verschattungs-
möglichkeit von außen, gehe es eben
nicht. „Zwei Drittel der Sonnenwärme
können so zurückgehalten werden, so-
dass der Aufwand für Kühlenergie im
Sommer drastisch sinkt.“
Wie man alte Hochhäuser auf Pas-
sivhausstandard aufrüstet, kann man
in Freiburg sehen. Dort steht das erste
Passivhochhaus der Welt. Das 1968 ge-
baute 45 Meter hohe Apartmenthaus in
der Bugginger Straße 50 – kurz: Buggi
5 0 – stand Anfang des Jahrtausends
vor dem Abriss. „Aber dann ergaben
unsere Berechnungen, dass Umbau
und Modernisierung wirtschaftlicher
sein würden“, sagt Manfred Börsig, da-
mals technischer Leiter des Städti-
schen Wohnungsunternehmens Frei-
burger Stadtbau. Von 2009 bis 2011
dauerten Planung und Umbau. des
Hauses. „Bei der damaligen Planung
ging es in erster Linie um die Energie-
einsparung, aber die CO 2 -Einsparung
war als Nebeneffekt auch schon im Ge-
spräch“, erinnert sich der mittlerweile
pensionierte Architekt.
Das Haus mit rund 7000 Quadrat-
metern Wohnfläche und damals 90
großen Wohnungen für Familien wurde
völlig entkernt. „Das vorhandene
Grundstück und die Verwendung der
Rohbausubstanz war die Basis für eine
wirtschaftliche Realisierung“, so Bör-
sig. Der Wiederaufbau sei nach Passiv-
hausstandard erfolgt, „also hervorra-
gende Dämmung von Wänden und De-
cken, mit dreifach verglasten Fenstern,
luftdichter Bauausführung, wärmebrü-
ckenfreier Konstruktion und einer kon-

trollierten Belüftung mit Wärmerück-
gewinnung“. Die Loggien wurden in die
WWWohnfläche integriert, stattdessenohnfläche integriert, stattdessen
neue Balkons an die Fassade gehängt,
ohne dadurch neue Wärmebrücken
entstehen zu lassen. Die Grundrisse
wurden verändert und so 139 kleinere
WWWohnungen geschaffen. Auf dem Dachohnungen geschaffen. Auf dem Dach
arbeitet eine Fotovoltaikanlage, die bis
zu 25 Kilowatt Strom liefert, Heizung
und heißes Wasser kommen aus einem
nahe gelegenen Blockheizkraftwerk.
Allerdings ist das Heizen nicht so drin-
gend: Der Heizenergiebedarf sei von 68
Kilowatt pro Quadratmeter und Jahr
auf 15 Kilowattstunden (kWh) gesun-
ken, sagt Börsig. Das entspricht exakt
den Vorgaben für ein Passivhaus. Insge-
samt darf ein solches Haus für Heizung,
Warmwasser und Strom nicht mehr als
60 kWh pro Jahr und Quadratmeter
verbrauchen. Im Freiburger Hochhaus
wurde der Heizenergiebedarf gesenkt.
Entsprechend fiel der CO 2 -Ausstoß um
57 Tonnen pro Jahr.
Zwei Jahre nach Buggi 50 wurde der
Raiffeisentower auf dem Gelände der
fffrüheren OPEC-Zentrale in Wien fer-rüheren OPEC-Zentrale in Wien fer-
tig, ebenfalls ein Passivhaus, aber mit
9 00 Büros. 2017 ging dann das als Pas-
sivhaus gebaute Studentenwohnheim
der Cornell Universität in New York in
Betrieb, 86 Meter hoch und das höchs-
te Passivhaus der Welt. Aber nicht lan-
ge, denn vor einem Jahr wurde auch
der schwarz glänzende und etwas hö-
here Torre (Turm) Bolueta in Bilbao
fffertig – mit seinen 171 Wohnungen aufertig – mit seinen 171 Wohnungen auf
bis zu 28 Stockwerken und einer Höhe
von 88 Metern nun der Weltrekordhal-
ter. Kosten laut Passivhausinstitut: 12,5
Millionen Euro. „Jetzt gibt es keine
AAAusreden mehr: Genauso wie in Bolue-usreden mehr: Genauso wie in Bolue-
ta kann es fast überall da draußen rea-
lisiert werden“, sagte der spanische Ar-
chitekt Germán Velázquez bei der Fer-
tigstellung.

Nun entstehen in China gleich mehr
als 20 Passivhochhäuser. Aber auch im
Reich der Mitte sind die energieeffi-
zienten Wohntürme keine Selbstgänger.
„Es ist der ausdrückliche Wunsch der
Regierung, dass mehr Passivhäuser ge-
baut werden. Deshalb machen die In-
vestoren das“, so Kaufmann.
In puncto Lüftung sei es bei den chi-
nesischen Passivhäusern leichter als bei
den deutschen. Denn in China seien die
Menschen vor allem im heißen Süden
an Klimaanlagen gewöhnt – genauso
wie in den USA gehöre das häufig zum
Wohnstandard. In Deutschland würden
sich die Menschen aber noch schwer
tun mit einer Belüftungsanlage. „Die ist
zwar mit einer Klimaanlage nicht ver-
gleichbar, aber allein schon den Gedan-
ken, einer Maschine das Lüften zu über-
lassen anstatt einfach die Fenster auf-
zumachen, muss man erst mal in die
Köpfe kriegen“, sagt Kaufmann.
Dabei komme es entscheidend auf die
Lüftung an. Eine gut eingestellte Anlage
mit Wärmetauscher, der die Frischluft
von außen mit der warmen Abluft er-
wärmt, wechselt die Luft in einer Woh-
nung binnen drei Stunden komplett
aus. Damit bekomme man auch Feuch-
tigkeit und Schimmel in den Griff. Des-
wegen würden auch viele Wohnungs-
baugesellschaften Lüftungsanlagen
nachrüsten. Nicht nur im Passivhaus.
Laut Kaufmann kostet eine solche
Anlage rund 50 Euro pro Quadratmeter
Wohnfläche. Im Passivhaus ist sie ein
wesentlicher Bestandteil: Ohne Kli-
maanlage und separates Heizsystem
soll ein Passivhaus 365 Tage im Jahr ein
behagliches Innenklima schaffen. Für
die Wärme sorgen in erster Linie die
Abwärme elektrischer Geräte, mal eine
brennende Kerze – und die Bewohner
selbst, sodass nur ganz wenig zusätzli-
che Heizenergie gebraucht wird. „Die
Lüftung sorgt für eine gute Raumluft-
qualität und dient der Energieeinspa-
rung, weil sie mindestens 75 Prozent
der Wärme aus der Abluft für die Frisch-
lufterwärmung nutzt“, sagt Kaufmann.
Aber neben der Einsparung habe die
Lüftung eben auch noch einen hygieni-
schen Nutzen, weil Schimmel in der
Wohnung der Vergangenheit angehöre.
Zudem ließen sich so auch noch Bau-
schäden vermeiden.

GUTES
BEISPIEL:
Der Torre
Bolueta im
Bilbao ist das
höchste Passiv-
haus der Welt

VARQUITECTOS

VONSTEPHAN MAASS

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04.08.194. AUGUST 2019WSBE-VP1


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