Die Welt am Sonntag - 04.08.2019

(Sean Pound) #1
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04.08.194. AUGUST 2019WSBE-VP1


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52 KULTUR WELT AM SONNTAG NR.31 4.AUGUST2019


D


as übliche Salzburger Schnürlre-
gen-Chaos. Die Salzach-Terras-
se im „Café Bazar“ wird gerade
geräumt, drinnen, es ist Festspielzeit,
scheint alles ausreserviert. Thomas
Ostermeier, im üblichen Theater-
schwarz, aber schon lange nicht mehr
mit Trainingsjacke, sondern in edleren
bequemen Stöffchen, bringt das nicht
aaaus der Ruhe. Er grinst sein schiefes,us der Ruhe. Er grinst sein schiefes,
aaaber lässiges Grinsen und trägt sein Bün-ber lässiges Grinsen und trägt sein Bün-
del – die Sacher-Terrasse ist auch nass,
der Döner gegenüber hat sonntags zu –
in den düsteren Gassendurchgang dane-
ben. Da hat der Imbiss ein paar Stühle
stehen, und trotz tobender Touristen
wie vehementen Verkehrs ist das ein er-
staunlich ruhiges Platzerl. Genau richtig,
um mit einem von Berufs wegen Ruhelo-
sen über Mobilität zu reden.

Die verdankt der fünfzigjährige
Schaubühnen-Chef, der an der berühm-
ten Bühne bald zwei Jahrzehnte als
dienstältester und längst alleinherr-
schender Berliner Intendant zugebracht
haben wird, dem Ding unterm Arm. Ei-
nem Brompton, vulgo: Klappfahrrad.
AAAber de luxe. Ein Intendantenklappradber de luxe. Ein Intendantenklapprad
eben. „Kein Dienstgefährt. Selbst be-

VONMANUEL BRUG

zahlt.“ Schon kommt er ins Schwärmen:
„Damit genieße ich eine ganz neue Le-
bensqualität. Ich gehe in Avignon aus der
TGV-Station, packe aus der kleinen Ta-
sche mein Fahrrad, und ab geht es über
die Brücke nach Villeneuve, wo ich woh-
ne. In Frankreich gibt es den Spruch
,Monsieur, il a un petit velo‘ – das meint
,kleine Geisteshaltung‘. Dort zeige ich es
also nur ganz diskret, um mich nicht zu
diskreditieren.“
AAAvignon, stimmt, das ist ja sein Som-vignon, stimmt, das ist ja sein Som-
mersitz. Mindestens zwölf Produktionen
hat die Schaubühne dort gezeigt, die
Franzosen lieben sie seit der (Peter-)
Stein-Zeit. Und nun zum dritten Mal
Salzburg: „Die Schaubühne muss schon
aaaus finanziellen Gründen viele Tourneenus finanziellen Gründen viele Tourneen
machen und koproduzieren. Zusammen
mit meinen Gastregien bin ich so min-
destens drei Monate im Jahr unterwegs.
Keine Zeit also für einen Hund, der wür-
de nur neurotisch werden. Aber für das
Brompton. In Salzburg sause ich an den
langsamer spazierenden Massen schnell
vorbei. 2000 hatte ich noch ein Auto mit
und bin mit ungefähr 30 Strafzetteln zu-
rückgefahren. Natürlich ist das Rad nicht
billig, aber man hat es fast schon mit den
Knöllchen raus, die man sich spart.“
Doch ist nicht ein Klappfahrrad ein –
eben ein Klappfahrrad? „Natürlich, in

der DDR gab es Mifa, und in meiner
Kindheit waren Klappräder komisch an-
gesehen. Schwer und nur einmal zu klap-
pen. Aber das hier: Nur 11 Kilo, Karbon-
gabeln, sechs Gänge, das war gut in San
Francisco! Das Rad geht ins Bahngepäck-
fffach und ganz normal ins Flugzeug. Pro-ach und ganz normal ins Flugzeug. Pro-
bleme gibt es nur manchmal an der
Theatergarderobe, denn ich muss es ja
mit reinnehmen. Es gibt das Rad sogar
als Elektromodell, aber Fluggesellschaf-
ten lassen keine Akkus zu, also bleibe ich
Treter – unelektrifiziert.“
New York, Tokio, Paris per Pedal al-
so? „Ja, ich empfinde das als immense
Qualitätssteigerung in der Lebensfüh-
rung, und im Marais wie in Schöneberg
fffährt es sich schön. Wenn es regnet,ährt es sich schön. Wenn es regnet,
wechsle ich in die U-Bahn, in dreißig
Sekunden ist es zusammengeklappt, da
gibt es Wettbewerbe. Damit darf ich.
Ich komme entspannt auf der Probe an,
hatte noch Zeit zum Denken. Früher
war ich oft im Stress mit den Shuttles
oder Taxis, die bei Festivals nicht ka-
men. Aber ich fange jetzt nicht mit ei-
ner kleinen Philosophie der Kleinräder
an. Das Brompton wurde übrigens für
Engländer entwickelt, die Fahrräder
mit aufs Boot nehmen wollen. Der
wichtigste Aspekt ist für mich, dass es
das Leben so erleichtert. Jetzt groß von

Fitness zu reden, wenn ich drei, vier Ki-
lometer mit dem Ding fahre, ist
Quatsch, aber ich bewege mich zumin-
dest ein bisschen.“
KKKurz wäre Thomas Ostermeiers Wegurz wäre Thomas Ostermeiers Weg
mit dem Rad zu gleich drei Berliner
Opernhäusern, aber mit einer Regie dort
hat es noch nie geklappt. „Es ist auch an-
derswo gescheitert. Mein Musiktheater-
debüt sollte ‚Die Fledermaus‘ an der Me-
tropolitan Opera werden, und auch in
Paris ist Cavallis ‚Eliogabalo‘ geplatzt.
Obwohl ich zu den fünf Wochen Proben
noch zwei herausgehandelt habe, freilich
ohne den Hauptdarsteller. Das wollte ich
nicht, in diesem Betriebsmonster mit
den großen Namen, die nie da sind. Ich
stehe ja nicht so sehr für Konzepte und
Räume, sondern für Schauspielarbeit.
AAAuch für den Bayreuther ‚Ring‘ hatteuch für den Bayreuther ‚Ring‘ hatte
man mich vor Castorf gefragt, aber drei
WWWochen Proben pro ‚Ring‘-Teil? Es gibtochen Proben pro ‚Ring‘-Teil? Es gibt
gggute Kontakte zu Peter de Caluwe an derute Kontakte zu Peter de Caluwe an der
Brüsseler Monnaie. Musik interessiert
mich, 20. Jahrhundert, John Adams
könnte ich mir vorstellen. Der Film lockt
mich mehr, dem gehört wirklich meine
Leidenschaft. Da gibt es ein paar Ideen,
von denen werde ich mich womöglich
verführen lassen.“
Spricht’s, klappt sein Rad auf und
strampelt zu seiner Premiere.

11 Kilo, 6 Gänge,


Karbongabeln


Thomas Ostermeier ist


ein weltweit gefragter


Theaterintendant.


Auf Taxis und Shuttles


verzichtet er.


Er hat ja sein Klapprad


TÄTIGKEITSPROFIL
KLAPPRADFAHREN MIT THOMAS OSTERMEIER

M
ANUEL BRUG

V


on wegen mondbe-
glänzte Zaubernacht!
Hier klagt keine Flöte,
wozu Brunnen rau-
schen. Hier tönt kein
Posthorn im stillen
Land. Nach innen
führt der geheimnisvolle Weg? Das mag
für Deutschland gelten, wo’s uns Nova-
lis eingeflüstert hat. In Frankreich sieht
die Sache anders aus. Da geht der Weg
nach draußen. Auf die Straße. In die
Theater. Zu Konzerten, Gemäldeaus-
stellungen und vor allem anderen: in die
Salons. Ja, man könnte tatsächlich von
der Geburt der französischen Romantik
aus dem Geist des Salons sprechen.
Denn dort trafen sie sich alle. Aus sämt-
lichen Kunstsparten. Immer wieder. Je-
de Woche mehrmals und an wechseln-
den Orten.

In den Salons quatschten, stritten,
debattierten und kausierten sie. Setzten
sich in Szene, was das Zeug hielt. Mon-
tags bei Madame de Girardin in der Rue
Laffitte. Donnerstags empfing Madame
Récamier in der Abbaye-aux-Bois. Die
waren gesetzt. Tja, und dann konnte
man sich aussuchen, ob man sich noch
den etwas steifen „Salon de l’Arsenal“
beim Hofbibliothekar Charles Nodier
antun wollte. Oder gleich zu den jungen
Löwen der Boheme strebte: Henri Mur-
ger, Alfred de Vigny, Jehan Du Seigneur,
bei denen es schon ziemlich locker zu-
ging. Die ganz Verwegenen steuerten
den „Club des Hachichins“ an. Dort
nahm man das angesagte Rauschmittel
in Form von grüner Konfitüre zu sich.
Aber wirklich unumgänglich war der
„grand cénacle“ bei Victor Hugo.
Die Residenz dieses Königs der Ro-
mantik kann man heute noch besichti-
gen: Sie befindet sich an der Place des
Vosges und ist seit Langem ein Mu-
seum. Man hat es damals, also in den
Dreißiger-, Vierzigerjahren des 19. Jahr-
hunderts auch das Hauptquartier der
Romantik genannt. Das klingt ein biss-
chen militärisch, aber man darf nicht
vergessen, dass die französische Ro-
mantik, die so viel mehr Divergentes in
sich vereinigte als ihr deutsches Pen-
dant, sich auch als Opposition verstand.
Als Aufstand der Freigeister gegen das
Regelwerk der Akademien. Gegen die
Lebensform der Bourgeoisie.
Aber es handelte sich, auch dies eine
französische Besonderheit, um Revo-
luzzer mit Stil. Wer dieser Tage am Rei-
gen ganz überwiegend auch in künstle-
rischer Hinsicht kolossal eindrucksvol-
ler Porträts vorbeiflaniert, mit denen
das Petit Palais sowie das Musée de la
Vie Romantique in Paris diese Glanzzeit
der französischen Kulturgeschichte er-
neut zum Leuchten bringen, der kommt
aus dem Staunen nicht heraus, so viele
hinreißend schöne Diven, so viele fein
herausgeputzte Dandys nimmt er wahr.
Oder um es mit dem Oberdandy und
Haupthaschischin Théophile Gautier zu
sagen, der auch noch die Rolle eines Ge-
schichtsschreibers der Romantik ein-
nahm: „Nein, es waren nicht die Hun-
nen Attilas, die da vor dem Théâtre
Français kampierten, und sie waren
auch nicht dreckig, wild, abgerissen,
dumm, sie waren vielmehr Kavaliere,

Kämpfer für bestimmte Ideen, Verteidi-
ger der Kunst. Und dabei schön, frei,
jung. Und dann hatten sie auch noch so
herrliches Haar. Leicht gewellt und
glänzend fiel es ihnen auf die Schultern,
denn sie waren gut gekämmt. Manche
trugen dazu noch feine Moustaches
oder sogar ganze Bärte. Und das alles
passte ausgezeichnet zu ihren geistvol-
len, mutigen und stolzen Köpfen, die
sogar die Meister der Renaissance sich
zum Vorbild erkoren hätten.“
In diesen Worten der Rückschau klin-
gen die Lebenslust und das Selbstbe-
wusstsein durch, mit denen in Paris
eine junge Generation um 1820 auf sich
aufmerksam machte, sich 1830 ins
Kampfgetümmel stürzte, 1840 tonange-
bend wurde, bis sie dann weitere zehn
Jahre später selbst zu jenen Würden ge-
langte, die sie anfänglich befehdet hat-
te. Nicht von ungefähr ist das letzte
Ausstellungsobjekt im Musée de la Vie
Romantique die Galauniform des Dich-
ters Alfred de Vigny. 1852 wurde er in

die Académie Française aufgenommen
und durfte damit Frack und Zweispitz
mit jenen Aufnähern tragen, deren
Grün ihn vielleicht nostalgisch stimm-
te, wenn er daran dachte, dass sich mit
dieser Farbe einst die berüchtigte Ha-
schischmarmelade verbunden hatte.
Zur historischen Wahrheit über die
Romantik – das zeigt nun wiederum vor
allem die Schau im Petit Palais – gehört
jedoch auch, dass es ihr vergleichsweise
leicht gemacht wurde. Sehr sinnreich
huldigt der erste Saal daher jenen Bour-
bonen, die nach dem Untergang Napo-
leons 1814 wieder die Geschicke Frank-
reichs in die Hand nahmen. Zwar wird
ihre Epoche in politischer Hinsicht als
Restauration bezeichnet, aber in ästhe-
tischen Dingen gaben sie sich aufge-
schlossen und liberal. Vielleicht erklärt
das die ungewöhnlich enge Verknüp-
fung vieler damaliger Künstler und In-
tellektueller mit den Höfen von Louis
XVIII., Charles X., Louis-Philippe und
selbst noch Napoleon III.

Diese Potentaten und vor allem ihre
Frauen blieben in Frankreich im Hin-
blick auf Mode, Kunsthandwerk, Archi-
tektur tonangebend. Aber sie banden
auch Maler wie Ary Scheffer an sich. Sie
deckten den Architekten Viollet-le-Duc
mit Aufträgen ein. Und sie machten den
Schriftsteller und Erfinder der unsterb-
lichen Carmen, Prosper Mérimée, zum
Beauftragten für die Erfassung jener
„Altertümer“, die seit dem Erscheinen
von Victor Hugos bahnbrechendem Hi-
storienroman „Notre-Dame de Paris“
die Franzosen begeisterten und den go-
tischen Stil für eine Weile als ästheti-
sches Nonplusultra erscheinen ließen.
Jedenfalls ließen sich die großen Damen
der Epoche opulente gotische Kabinette
einrichten, und eine Fülle von Einrich-
tungsgegenständen hier demonstriert,
welch umwerfende gestalterische Fan-
tasie dafür aufgewendet wurde.
Ein weiterer Grund für die rasche
Durchsetzung der Romantik mag darin
begründet sein, dass Frankreich nach

Revolution, Schreckensherrschaft, Krie-
gen und dem eisernen Regime Napole-
ons endlich zur Ruhe kommen wollte.
Da traf es sich gut, dass die Bereitschaft,
das Leben wieder zu genießen, in eine
Zeit des Fortschritts in industriellen
Fertigungsmethoden fiel, der es weiten
Kreisen der Bevölkerung leichter mach-
te, sich komfortabel einzurichten. Die
aufrechten Lehnen der Empirestühle
verzierateten sich nun ins Kurvige, Ge-
polsterte. In der Kleidung erfolgte ein
Wechsel vom Straffen, Asketischen, Sol-
datischen hin zum Bequemen, nicht sel-
ten luxurierend Ausschweifenden.
Im Petit Palais ist ein ganzer Raum
der damaligen Shoppingmall Europas,
nämlich dem Palais Royal, gewidmet.
Und was man da an rauschenden Roben,
exquisiten Stoffen, eleganten Schnitten
erblickt, wirft alsbald die Frage auf, wie
man damals wohl Romantiker sein
konnte, ohne fashion victimzu werden.
Gerade auch als Mann übrigens, denn
die Zeit des schwarz-weißen Einheits-
habits für den Herrn war noch nicht an-
gebrochen. War der Mann stylish, warf
er sich in die ausgefallensten Farbkom-
binationen. Westen konnten es mit
Pointillisten-Paletten aufnehmen. Das
wirkt reizvoll genderfluid, und wenn
man weiß, dass die wohl bekannteste
romantische Schriftstellerin, George
Sand, in Männerkleidung ausging und
dabei Zigarren rauchte, bekommt man
eine Ahnung davon, wie weit man in
Frankreich zwischen 1820 und 1850 in
der Emanzipation von herkömmlichem
Geschlechterverhalten ging.
Beide Ausstellungen huldigen einem
weiten Kultur- und Romantikbegriff,
und das ist auch gut so. Denn in Frank-
reich erfasste die Romantik alle Lebens-
bereiche. Dass sie jedoch vor allem für
eine Explosion in den Künsten steht,
verschweigt man erfreulicherweise
ebenfalls nicht. Hier zahlen sich die kur-
zen Wege zum Louvre aus, und was man
unter dem Rubrum der Romantik nun
hier an malerischen Ikonen von Dela-
croix und Delaroche, von Girodet und
Dubufe sehen kann, das summiert sich
auch zu einem Fest für die Augen.
Am nächsten kommt die Ausstellung
der deutschen Romantik übrigens kei-
neswegs in dem wie angeklebt wirken-
den Kabinett mit Zeichnungen aus Wei-
mar (wo doch der dortigeArbiter Ele-
gantiarum Goethe ein erklärter Feind
alles Romantischen war!), sondern in
einem rot ausgeschlagenen Kabinett
des Petit Palais, das dem musikalischen
Leben gewidmet ist. Zwar erklingt hier
nichts von Berlioz, dessen epochema-
chende „Sinfonie fantastique“ im glei-
chen Jahr 1830 Furore machte wie Hu-
gos Stück „Hernani“. Dafür perlen Wal-
zer und Mazurken Chopins aus den
Lautsprechern und beschwören eine
soirée musicaleam Square d’Orléans her-
auf, zu der auch Schubert, Schumann,
Mendelssohn gut gepasst hätten. Neben
dem Mondänen, Kämpferischen, Exzen-
trischen kommt auf diese Weise doch
noch das Intime, Verinnerlichte zum
Zug. Und unsere Seele spannt weit ihre
Flügel aus. Fliegt zwar nicht durch stille
Lande. Fliegt aber doch nach Haus.

T„Paris Romantique“ im Petit Palais
und im Musée de la Vie Romantique in
Paris. Bis 15. September

Diven, Dandys, Haschischesser


Die Romantik, eine Schule der Innerlichkeit? Nicht in Frankreich: In den Pariser Salons


feierten damals Schriftsteller, Künstler und Musiker ein Fest der Sinne.


Über eine ziemlich undeutsche Ästhetik


VONTILMAN KRAUSE

Menschentheater:
Louis-Léopold Boillys
Gemälde „L’Effet du mélo-
drame“ entstand um 1830

RMN-GRAND PALAIS/PHILIPP BERNARD

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