Die Welt am Sonntag - 04.08.2019

(Sean Pound) #1

D


amares Alves
spricht auf dem Vi-
deo mit bebender
Stimme, Tränen
steigen in ihre Au-
gen. Mit der Rech-
ten hält sie das Mi-
krofon. Im schwarzen T-Shirt über der
Jeans geht sie umher auf dem Podium,
vor ihr sitzen rund 5000 Menschen, wie
in einer riesigen Sporthalle auf drei
halbrunden Etagen. Sie habe sich das
Leben nehmen wollen damals, weil sie
sexuell missbraucht worden sei, deshalb
sei sie auf diesen Guavenbaum geklet-
tert, sagt sie. Dort aber sei ihr der Mes-
sias erschienen. „Jesus hat mich
umarmt“, ruft sie immer wieder der
Menge in der Kirchen-Arena zu. Lange
hören die Menschen still zu, gebannt
von der Erzählung. Bis sie plötzlich, mit-
gerissen von der Rede, jubeln und ap-
plaudieren.

Das Video stammt aus dem Jahr 2016.
Damares Alves übt ihren Nebenberuf als
evangelikale Pastorin weiter aus, aber
sie hat nun weniger Zeit dafür. Weil sie
inzwischen eine der mächtigsten Frauen
ganz Lateinamerikas ist. Der brasiliani-
sche Präsident Jair Bolsonaro berief sie
in sein 16-köpfiges Kabinett. Sie ist dort
eine von nur zwei Frauen – aber sie
spielt eine Schlüsselrolle. Von ihrem Er-
weckungserlebnis spricht sie auch heute
selbstbewusst, solche Episoden spielen
im evangelikalen Christentum eine zen-
trale Rolle. „Ich habe in Kirchen auch
schon vor 20.000 Menschen gespro-
chen“, sagt sie, als sie in ihrem Minister-
büro in der Hauptstadt Brasilia sitzt.
„„„Wenn die Leute nicht einverstandenWenn die Leute nicht einverstanden
gewesen wären mit dem, was ich sage,
wären sie aufgestanden und gegangen.
AAAber sie sind geblieben.“ Die 54-Jährigeber sie sind geblieben.“ Die 54-Jährige
gibt kaum Interviews, und wenn, dann
in der Regel nur ihr treuen evangelika-
len Medien. Sie empfängt WELT AM
SONNTAG in ihrem Ministerbüro mit
dem akkurat aufgeräumten Schreibtisch
und dem Porträt ihres Chefs – der welt-
weit bekannt ist als der „lateinamerika-
nische Donald Trump“.
Wie der US-Präsident hat der brasilia-
nische Staatschef das Talent, die Wut
der Menschen zu bündeln – und wie sein
amerikanisches Pendant gilt er nicht un-
bedingt als Mann innerer Überzeugun-
gen. Bolsonaro ließ sich zwar vor drei
Jahren im Jordan taufen und ist nun be-
kennender Evangelikaler. Taktik, sagen
viele. Aber Damares Alves ist die Ideolo-

gin, das Hirn und das Herz des Bolsona-
rismus, der rechtsnationalistischen Be-
wegung, die wie der Trumpismus den
Zorn vieler Menschen auf die etablier-
ten Eliten kanalisierte und radikalen
WWWandel versprach. Ausgerechnet eineandel versprach. Ausgerechnet eine
Frau hat diese Rolle übernommen – un-
ter einem Präsidenten, der sich regelmä-
ßig offen frauenfeindlich geäußert hat.
AAAlves will den in ihren Augen linkenlves will den in ihren Augen linken
Zeitgeist der fast zwei Jahrzehnte herr-
schenden Bolsonaro-Vorgänger Lula da
Silva und Dilma Rousseff brechen – und

Nation unterdrückt, ignoriert und ver-
gessen wurden.“ Jahrelang habe eine „lin-
ke Diktatur“ in Medien, Universitäten
und Nichtregierungsorganisationen ge-
herrscht. „Nun bin ich an der Macht und
das stört einige. Wir sind eine ungewöhn-
liche Regierung für ungewöhnliche Zei-
ten.“ Für ihre Botschaften nutzt sie nicht
die klassischen Medien, sondern ihre
evangelikalen Gefolgsleute. Die Kirchen
besitzen inzwischen große TV-Netzwerke
und Radiosender, eigene Nachrichtensen-
dungen und Blogger. Eine Parallelgesell-

fffeindlichen Parolen („Sie haben eseindlichen Parolen („Sie haben es
nicht verdient, vergewaltigt zu wer-
den“) weltweit für Entrüstung gesorgt
hatte. „Sie nennen ihn rassistisch,
aber er hat schwarze Freunde“, sagt
Alves in ihrem Büro. „Sie nennen ihn
homophob, aber er hat schwule
Freunde. Und er schätzt mein Minis-
terium, das auch eine LGBT-Abteilung
hat.“ Ihr Präsident habe nichts gegen
Homosexuelle oder Feministinnen,
sondern gegen die Ideologie, die da-
hinterstehe. Man habe zu lange eine

ebene in São Paulo, dann lange als
Rechtsberaterin des Senats in Brasilia.
Im Dickicht der brasilianischen Innen-
politik spannte sie sich ein Netzwerk,
stets mit kirchlichen Gleichgesinnten.
Parallel arbeitete sie als Pastorin.
Ihr Aufstieg hängt auch mit dem Be-
deutungsverlust der katholischen Kir-
che zusammen. Die evangelikale Kirche
fffülle eine Lücke aus, die die katholischeülle eine Lücke aus, die die katholische
Kirche hinterlasse. „Die Leute brauchen
keine Priester, die acht Jahre Latein ler-
nen, sondern die ihren Glauben wieder-
beleben.“ Zudem gibt es inhaltliche Dif-
ffferenzen. Papst Franziskus schrieb inerenzen. Papst Franziskus schrieb in
seiner Umwelt-Enzyklika sinngemäß,
die Natur dürfe nicht mehr angetastet
werden. Die Evangelikalen halten es mit
dem Bibelwort, wonach der Mensch sich
die Erde untertan machen solle.
AAAlves geht durch ihr Büro zu einer rie-lves geht durch ihr Büro zu einer rie-
sigen Landkarte Brasiliens, die größer
ist als sie selbst. Mit dem Finger tippt
sie auf einige der unzähligen kleinen
Symbole, die für jeweils ein indigenes
VVVolk stehen. Alves ist auch für die Ama-olk stehen. Alves ist auch für die Ama-
zonas-Ureinwohner zuständig, in ihrer
parallelen Funktion als Ministerin für
Menschenrechte. Die Indigenen des
Landes leben oft in ökologisch wertvol-
len Schutzgebieten, die im Visier der
brasilianischen Agrarwirtschaft sind, die
neue Flächen braucht. Alvez sieht hier
keinen Widerspruch. Die indigenen Völ-
ker hätten ein Recht darauf, dass der Re-
genwald erschlossen werde, ein Recht
auf medizinische Versorgung und Zu-
gang zu Bildung. „Es gibt indigene Frau-
en, die sterben bei einer Geburt, weil sie
es nicht zum nächsten Krankenhaus
schaffen“, sagt sie. Die Argumentation
klingt wenig glaubwürdig – ihr Chef be-
schimpft Indianer als arm und primitiv,
er will den Firmen freie Hand lassen im
Amazonas. Andererseits adoptierte Al-
vez vor vielen Jahren eine indigene
Tochter. Alves hat keine eigenen Kinder,
öffentlich erklärt sie, selbst als Kind
missbraucht worden zu sein. Das sei
auch der Grund für ihren Selbstmord-
plan auf dem Guavenbaum gewesen.
Im Moment sucht die Ministerin ei-
nen Lebensgefährten, ganz öffentlich.
Bewerber dürften sich gern melden. Vie-
le Menschen hätten ihr geraten, Tinder
beizutreten. Das habe sie aber dann
doch nicht gemacht. Sie trägt nun die
Haare kürzer. Einst sorgte sie mit der
AAAussage für Empörung, linke Feminis-ussage für Empörung, linke Feminis-
tinnen seien hässlich, konservative
Frauen schön. „Sie sehen vor sich die
schönste Ministerin Südamerikas“,
scherzt sie in ihrem Büro mit Verweis
auf ihre Haare. Bei Damares Alves ist
auch die Frisur eine Kampfansage.

PICTURE ALLIANCE/KEYSTONE

/DPA/ SALVATORE DI NOLFI

VONTOBIAS KÄUFER
AUS BRASILIA

Brasiliens


Gotteskriegerin


Damares Alves ist


evangelikale Pastorin –


und eine der mächtigsten


Frauen Lateinamerikas.


Sie ist auf einem


Kreuzzug für konservative


Werte – und wurde


so zur Chefideologin


des rechtsnationalen


Präsidenten Jair


Bolsonaro


Brasilien zu einem rechtskonservativen,
urchristlich geprägten Land machen. Sie
ist eine der Speerspitzen der evangelika-
len Bewegung, die in Lateinamerika ge-
rade systematisch in den politischen
Raum vorstößt. Alves wird geliebt und
gehasst von den mehr als 200 Millionen
Menschen in ihrem Land. Vor der Büro-
tür stehen zwei schwer bewaffnete Si-
cherheitsleute.
„Sie haben Angst vor uns, weil wir neu
sind“, sagt Alves, man sieht ein kleines
Goldkreuz in einem Amulett an ihrer
Halskette. „Ich bin eine von den konser-
vativen, christlichen Frauen, die in dieser

schaft, die lange unterschätzt wurde, aber
die Basis des Bolsonarismus bildet.
Alvares, die Arena-Pastorin, ist eine
begnadete Kommunikatorin. Ihre Bot-
schaften sind eingängig und volksnah.
Jungen sollen wieder blaue und Mäd-
chen wieder rosa Kleidung tragen, for-
derte sie kurz nach Amtsantritt im Ja-
nuar in einem Video. Ihre Botschaft:
Es kann keine Gleichheit der Ge-
schlechter geben, Mann und Frau sei-
en nun mal nicht gleich. Sie verteidigt
ihren Präsidenten, der mit homopho-
ben („Ich könnte niemals einen
schwulen Sohn lieben“) und frauen-

„Zeit der Entprinzessisierung“ erlebt.
Unter ihrer Regierung dürften Jungen
wieder „Prinzen“ und Mädchen wie-
der „Prinzessinnen“ sein.
AAAuch der Vater von Damares Alvezuch der Vater von Damares Alvez
war Pastor. Als sie jung war, sei sie ver-
spottet worden, weil sie auf eine evange-
likale Schule ging. Heute sind bereits ein
Drittel aller Brasilianer evangelikal, 50
Prozent der Schüler – und vier der 16
Minister in Bolsonaros Kabinett. Der
WWWeg dorthin führte Alvez über ein Jura-eg dorthin führte Alvez über ein Jura-
studium, bevor sie in den Staatsdienst
ging. Fast drei Jahrzehnte arbeitete sie
als politische Beamtin, erst auf Landes-

Blau und neongrün durchschneiden Laserstrahlen die Nacht von
Hongkong. Das Bild einer TV-Kamera zeigt die jüngsten Proteste in
der Millionenstadt. Seit Wochen demonstrieren Tausende Men-
schen in der Sonderverwaltungszone gegen den wachsenden Ein-
fffluss Pekings, auch an diesem Wochenende wieder. Sie fürchten,luss Pekings, auch an diesem Wochenende wieder. Sie fürchten,
von China einverleibt zu werden. Die Diktatur im Norden baut das
System zur Überwachung seiner Bürger aus – versucht deren Ver-
halten digital zu analysieren und zu kontrollieren. Die Demons-
tranten von Hongkong zielen mit Laserpointern – handelsübliche

Produkte, wie man sie für PowerPoint-Vorträge benutzt – auf die
Kameras. Treffen die Strahlen die Linse, ist nichts mehr zu erken-
nen. Selbst Gesichtserkennungssoftware, die von Peking jenseits
von Hongkong bereits eingesetzt wird, dürfte das stören. Tränen-
gas, das Sicherheitskräfte regelmäßig versprühen, verstärkt den
Effekt: Die Laserstrahlen verwandeln das Gas in dichte blaue und
giftgrüne Wolken. Aber auch Sicherheitskräfte setzen Laser ein: um
Demonstranten zu verwirren – und um TV-Teams zu behindern.
Die Welt soll so wenig wie möglich von den Protesten erfahren. sogi

Strahlender


Widerstand


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8 POLITIK WELT AM SONNTAG NR.31 4.AUGUST


Nur schlecht


in Mathe?


Die Behauptung: „Deutschland hat
Norwegen bei den E-Autos über-
holt. Das ist eine echte Nachricht,
denn Norwegen ist eigentlich füh-
rend in der E-Mobilität – nirgendwo
fahren so viele Autos elektrisch.“

Der Absender:Der Twitter-Ac-
count der CDU Deutschland.

Die Wahrheit:In der Bundesrepu-
blik wurden im ersten Halbjahr die-
ses Jahres 48.000 Elektroautos und
Hybride zugelassen – das sind tat-
sächlich 4000 mehr als in Norwe-
gen. Allerdings: Es gibt nicht nur
ein paar Deutsche mehr als Norwe-
ger, es gibt viel, viel, ja sehr viel
mehr Deutsche. Etwa 16-mal so vie-
le. In Norwegen wohnen etwa fünf
Millionen, in Deutschland 82 Mil-
lionen Menschen. Hierzulande wur-
den denn auch im ersten Halbjahr
insgesamt 1,85 Millionen Autos zu-
gelassen – in Norwegen waren es
78.000. Das bedeutet: In Norwegen
waren satte 56 Prozent dieser Autos
elektrisch, in Deutschland waren es
2,6 Prozent. Ergo: In Norwegen war
der Anteil der zugelassenen E-Au-
tos mehr als 20-mal höher.
Gelogen hat die CDU-Zentrale
also nicht. Die absoluten Zahlen
stimmen. Deutschland hat Norwe-
gen in diesem Sinne also tatsächlich
„überholt“. Aber der Tweet behaup-
tet dann auch: „Das ist eine echte
Nachricht.“ Und das wiederum ist
nicht ganz richtig ist. Oder eben:
verhältnismäßig falsch.

Dass die fünf Millionen Unterta-
nen der norwegischen Krone zu-
sammen fast genauso viele E-Autos
angemeldet haben wie die 82 Millio-
nen Bundesbürger, ist eigentlich
kein echter Vorsprung für Deutsch-
land. Sondern eher ein bisschen
peinlich.
Der Hintergrund: Die CDU will et-
was besser machen. Vieles sogar.
Schlimm genug, wie YouTube-Star
Rezo die Union in seinem Video vor
bislang mehr als 15 Millionen Nut-
zern für lächerlich und unwählbar
erklärt – unter anderem wegen ih-
rer Umweltpolitik. Dass aber der
Partei so gar keine adäquate Ant-
wort zu dem viralen Clip einfiel,
war letztlich noch schlimmer. Das
fand man irgendwann auch im
Konrad-Adenauer-Haus. Jetzt legt
man nach, digital und klimatech-
nisch. Eine gruselige Europawahl
und Millionen Klicks später gibt es
den „Klimadialog“. Damit will die
CDU „den Sommer nutzen“, um
Experten und Bürger zusammenzu-
bringen und „auf allen Ebenen Vor-
schläge zur Einhaltung der Klima-
schutzziele“ zu erarbeiten. Und na-
türlich um zu twittern. Weil digital
und so. Aber dann verrutscht nur
mal ein bisschen der Unterschied
zwischen relativ und absolut und
schon lachen wieder alle. Nicht nur
die Luisas und Bratinas, sondern
auch die über 50-jährigen Ma-
thelehrer, die eigentlich immer
CDU gewählt haben.

Die Konsequenzen:Diesmal hat die
CDU eine Antwort. Blitzschnell
und über die sozialen Netzwerke.
Bäm! Auf die relativ vielen, meist
hämischen Antworten zum Norwe-
gen-Tweet hat das Adenauer-Haus
jetzt ebenso zerknirscht wie unein-
sichtig zurückgepostet, ein Spagat,
der per se gar nicht so leicht ist.
„Wir haben eine Menge Feedback
zu unserem #Norwegen-Vergleich
bekommen“, so fasst die CDU die
rund 2000 Beleidigungen und Lach-
anfälle zusammen. Dann heißt es,
fast ehrlich, der Vergleich sei
„schiefgegangen“, aber nicht rund-
um, sondern: „in der Verkürzung
schiefgegangen“. Obwohl das ja ei-
gentlich nicht richtig ist. Denn es
ist ja die Kurzform des Vergleichs,
die stimmt. Nur der Bezugsrahmen,
der über die Relevanz der Aussage
entscheidet, wurde verschwiegen.
Richtig aber ist: Verkürzung scha-
det oft. Darum folgt dem Bekennt-
nis der Link zu einem Text, der in 13
Sätzen erklärt, wie der Tweet ei-
gentlich gemeint war und was in
puncto E-Mobilität passieren muss.
Fazit am Ende des CDU-Tweets:
„Es bleibt noch viel zu tun“. Das
überzeugt.

LÜGENDETEKTOR

VONDANIEL-DYLAN BÖHMER

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