Die Welt am Sonntag - 04.08.2019

(Sean Pound) #1
Geheimdienst misstraut und dem rus-
sischen Despoten die pure Lauterkeit
attestiert. Wie mag dessen kalte In-
telligenz wohl demnächst Einfluss
nehmen auf diesen POTUS und seine
denkbare zweite Amtszeit?
Peter Hülcker, Norderstedt

Ganz oben
Zu: „Genau dafür trete ich an“
vom 28. Juli

Mick Schumacher wünsche ich Glück
und Stabilität. Es ist nicht einfach, in
die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Hoffentlich hält er den Druck aus.
Brigitte Scholz-Meyer, WELT-Community

Das ist wirklich eine Geschichte, die
nur das Leben schreiben kann. Man
kann Mick und der ganzen Familie nur
das Beste wünschen. Ich sehe dem Tag
entgegen, da Mick das erste Mal auf

Kalte Intelligenz
Zu: „Russische Konjunktur“vom 28. Juli

Ihr Bericht lässt selbst einen zaghaften
Friedensoptimismus schwerlich zu.
Bestürzend auch die damit verbundene
Erkenntnis, dass die Staatslenker und
Inhaber der beiden größten Waffen-
potenziale der Erde im Wesenskern
Antidemokraten sind. Trump als Heros
der Grobschlächtigkeit war zu keinem
Zeitpunkt ein Verteidiger demokrati-
scher Werte. Putin, zweifellos ein De-
mokratiephobiker, befehligt ein hoch-
gerüstetes Arsenal für den Cyberkrieg
und platziert, wie Ihr Bericht aufzeigt,
unbehelligt und effizient seine strategi-
schen Metastasen in den Brennpunkt-
Staaten des Planeten. Die von ihm
betriebene Beeinflussung amerikani-
scher Wähler hat womöglich diesen
Präsidenten erst möglich gemacht.
Einen commander-in-chief, der seinem

dem Treppchen ganz oben stehen wird.
Von dort wird man ihn dann auch so
schnell ohne Abrissbirne nicht mehr
wegbekommen, wie seinen Vater einst.
Ich hoffe, dass diese Story mit allen
Höhen und Tiefen eines Tages verfilmt
wird. So wie ,,Rush“ das Leben von
Niki Lauda porträtiert hat.
Henry Roßig, WELT-Community

Nicht überzeugend
Zu: „Der Kohleausstieg läuft auch ohne
Greta-Effekt“vom 28. Juli

AAAha, diese Erkenntnis hätten der Autorha, diese Erkenntnis hätten der Autor
und die Bundesregierung schon seit
vielen Jahren haben können. Aber jetzt
ist der Kohleausstieg ja da. Danke
RRRWE. 45 % weniger Steinkohle ver-WE. 45 % weniger Steinkohle ver-
stromt, eine Momentaufnahme, die
sich laut Bericht im Winter wieder
ändern kann. Deutschland hat 2018
1 6% weniger Steinkohle importiert.
Allerdings, das gehört auch zum Ge-
samtbild, ist die Förderung von Stein-
kohle weltweit so hoch wie nie. RWE
gibt an, dass die Bepreisung (Emis-
sionshandel) die Verstromung fast
unattraktiv macht. Dass RWE einen
lukrativen Handel mit Verschmut-
zungszertifikaten betreibt, fehlte als
Information im Artikel. Der angegebe-
ne Preiskampf zwischen CO 2 -Zertifika-
ten und Erdgas ist nicht nachvollzieh-
bar. Auch Erdgas verbrennt nicht ohne
AAAbgase. Nur eine sofortige messbarebgase. Nur eine sofortige messbare
Reduzierung aller fffossiler Brennstoffeossiler Brennstoffe
wwwürde einen Greta-Effekt auslösen.ürde einen Greta-Effekt auslösen.
Davon sind Politik und Wirtschaft
noch weit entfernt. Die vorhandenen,
besser erkennbaren Bemühungen hal-
ten sich in Grenzen und sind eher ver-
baler Art oder münden in Versprechen,
die in der Zukunft einzulösen sind.
Martin Schebler, Essen

Defensivmacht
Zu: „Chance am Golf“vom 28. Juli

Es wird immer wieder die Unent-
schlossenheit Berliner Regierungen
beklagt – so im Tenor auch WAMS-

AAAutor Clemens Wergin –, im ent-utor Clemens Wergin –, im ent-
scheidenden Moment bei interna-
tionalen Konflikten auch militärisches
Gewicht in die Waagschale zu werfen.
Die (westliche) internationale Kritik
an der Bundesrepublik unterstellt
dabei in diesem Zusammenhang gern,
dass das heutige Deutschland die
„schmutzige“ militärische Interventi-
onsarbeit anderen Nationen überlasse
und sich selbst aus unmittelbaren
Kampfhandlungen heraushalte. Diese
Sichtweise übersieht aber geflissent-
lich, dass die Bundeswehr eine reine
Defensivfunktion gemäß dem Grund-
gesetz hat und Auslandseinsätze einer
peniblen Abstimmung im Bundestag
bedürfen. Interventionen auch und
gerade an der Seite von Nato-Ver-
bündeten können im Prinzip vom
Bundestag nur bewilligt werden, wenn
ein UN-Mandat vorliegt. Ansonsten
muss sich die Solidarität der Bundes-
republik insbesondere mit Natopart-
nern auf nicht kämpferische Funk-
tionen wie Luftaufklärung oder auch
AAAusbildung ausländischer Truppen inusbildung ausländischer Truppen in
Spannungsgebieten beschränken (sie-
he der Bundeswehrauftrag in Mali).
Die Bundesrepublik könnte also an
der Schraube militärischer Interven-
tionen im Ausland eigentlich nur
ernsthaft drehen, wenn das GG ge-
ändert würde. Dies hat aber keine der
im Bundestag vertretenen Parteien
bisher gefordert. Auf einem ganz an-
deren Blatt steht noch, ob es zutrifft,
was WAMS-Autor Klaus Geiger
schreibt, dass Kanzlerin Angela Mer-
kel in ihrem tiefsten Inneren ver-
neine, „dass die militärische Dimensi-
on ein integraler Bestandteil der in-
ternationalen Politik sei“. So mag sich
erklären, dass man in der Bundes-
republik kein überaus großes Unbe-
hagen daran empfindet, dass der nach
3 2 Jahren auslaufende wichtigste
Atomwaffen-Kontrollvertrag INF
(Intermediate Range Nuclear Forces)
wegen Unwillens der Vertragsparteien
USA und Russland, diesen zu ver-
längern, eine enorme Sicherheitslücke
fffür die Bundesrepublik schafft.ür die Bundesrepublik schafft.
Sigurd Schmidt, Bad Homburg v. d. H.

Italien genießen
Zu: „Das Land, in dem die Widersprüche
blühen“vom 28. Juli

Ich bin ebenfalls gerade in der Toskana
unterwegs und lese, am Pool eines
alten Weingutes liegend, diesen Artikel.
Grundsätzlich mag das alles richtig
sein, ich kann aber nicht nachvoll-
ziehen, warum jemand in dieses schö-
ne, kulturell grandiose Land fährt, nur
um die dortige Wirtschaftslage zu
sezieren. Lieber Herr Zschäpitz, genie-
ßen Sie doch einfach Ihren Urlaub in
Italien! Über dessen Wirtschaft und
politische Situation können Sie auch zu
Hause noch nachdenken.
Peter Engels, WELT-Community

Ich bin nur Italienurlauber und habe
keine tieferen Kenntnisse über das
Land. Mein südlichster Ort war bisher
Salerno. Was auf jeden Fall auffällt: Die
Autobahnen sind voll mit SUVs aus
deutscher und schwedischer Herstel-
lung. Weiter im Süden mag das wohl
anders sein, aber ansonsten wirkt Ita-
lien wirklich nicht wie ein armes Land.
Eberhard Bill, WELT-Community

Söder, geschickt
Zu: „Die AfD ist auf dem Weg zur neuen
NPD“vom 28. Juli

Es ist schon erstaunlich, wie rasch
sich Markus Söder vom ewigen CSU-
Rebellen zum bayerischen Landes-
vater gemausert hat. Mit bemerkens-
wertem populistischen Gespür über-
tüncht er manche frühere Extrem-
positionen (z. B. die zu Ungarns
Orbán). Von allen anderen Parteien,
insbesondere aber von den Grünen,
okkupiert er einzelne politische Po-
sitionen so geschickt für sich, dass
ihn auch politische (Ur)Gegner zu-
mindest nicht mehr pauschal ableh-

nen können. Ganz nebenbei gelingt es
ihm auch noch, sich und die CSU als
eigenständige Kraft innerhalb der
Union außenpolitisch in Szene zu
setzen, wie es ihm mit seinem Besuch
bei Putin gelungen ist. Mit solchen
Akzeptanz-Tests in der Weltpolitik
könnte er sich doch noch ein Türchen
fffür eine spätere Kanzlerkandidaturür eine spätere Kanzlerkandidatur
offen halten, auch wenn er sich als
Regent in der „königlich“-bayerischen
Staatskanzlei sauwohl fühlt.
Walter Krombach, Rüsselsheim

Stadtflucht
Zu: „Lockruf aufs Land“vom 28. Juli

Es ist beim Landarzt nicht die Bezah-
lung und auch nicht die ländliche Um-
gebung. Beides ist oft recht gut, es
sind schlicht und einfach die Arbeits-
bedingungen. 24 Stunden am Tag,
sieben Tage die Woche Bereitschaft
und das Monat für Monat. Wer macht
das schon gerne? Ich spreche aus ei-
gener Erfahrung.
Frank Schietinger, WELT-Community

Ich könnte mir vorstellen, dass der
Landärztemangel bald weniger wird.
Irgendwann muss den Leuten doch
klar werden, dass die Work-Life-Balan-
ce die überhöhten Mieten, verdreckten
Städte und anonymen Krankenhäuser
nicht wettmachen. Erst recht, wenn
Kinder im Spiel sind.
Eva Klink, WELT-Community

Ich kenne eine Medizinstudentin, die
im Ruhrgebiet aufgewachsen ist und
unbedingt aufs Land gehen will. Und
das ist absolut freiwillig, da sie einen
regulären Studienplatz hat. Ich glaube
eher, die Ärzte, die in Großstädten
praktizieren wollen, wird man in zehn
Jahren händeringend suchen. Die
Stadtflucht beginnt doch gerade erst ...
Christiane Schmücker, WELT-Community

WAMS_DirWAMS_DirWAMS_Dir/WAMS/WAMS/WAMS/WAMS/WSBE-HP/WSBE-HP
04.08.1904.08.1904.08.19/1/1/1/1/Pol8/Pol8DSCHWARZ 5% 25% 50% 75% 95%

Abgezeichnet von:
Artdirector

Abgezeichnet von:
Textchef

Abgezeichnet von:
Chefredaktion

Abgezeichnet von:
Chef vom Dienst

9


04.08.194. AUGUST 2019WSBE-HP


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DSCHWARZ


4 .AUGUST2019 WELT AM SONNTAG NR.31 * POLITIK 9


Zu: „Lockruf aufs Land“vom 28. Juli

D


en Beruf des Landarztes kann man attraktiver gestalten, indem man ihn
besser bezahlt. Vor allem im ländlichen Raum, wo es vermutlich weniger
Privatpatienten gibt, die die Kassenpatienten „subventionieren“, kann das
ein wichtiger Ansatz sein. Da ich Privatpatientin bin, erhalte ich von den Ärzten
immer selbst die Rechnung, die ich dann bei meiner Versicherung zur Erstattung
einreiche. Wenn ich da die wirklich moderaten Rechnungen meines Hausarztes
bekomme und mir dann noch überlege, dass er ja für gesetzlich Versicherte noch
weniger als von mir bekommt, frage ich mich jedes Mal, wie er mit den paar Krö-
ten seinen Praxisbetrieb finanzieren kann.
Patricia Bertuzzi, WELT-Community

LESERBRIEFE


Die paar Kröten


Leserbriefegeben die Meinung unserer Leser wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen uns über
jede Zuschrift, müssen uns aber das Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der sehr großen
Zahl von Leserbriefen, die bei uns eingehen, sind wir nicht in der Lage, jede einzelne Zuschrift zu
beantworten. Schreiben Sie uns unter: [email protected]

Am Samstag nahmen russische Ordnungskräfte
wieder zahlreiche Demonstranten in Moskau fest
AFP

/ALEXANDER NEMENOV

S


eit einer Woche schläft Alla
Frolowa nur drei Stunden
am Tag. Denn am 27. Juli
wwwurden in Moskau bei einerurden in Moskau bei einer
Protestaktion knapp 1400
Menschen festgenommen – so viele wie
noch nie zuvor an nur einem Tag. Frolo-
was Aufgabe ist es, diese Bürger mit An-
wälten in Verbindung zu bringen. Die
meisten Demonstranten wurden am sel-
ben Tag freigelassen, mussten aber spä-
ter vor Gericht erscheinen. Andere wur-
den über Nacht auf Polizeistationen fest-
gehalten oder zu mehreren Tagen Arrest
verurteilt. Frolowa sorgt dafür, dass so
viele Demonstranten wie möglich recht-
lichen Beistand bekommen. „Kein
Mensch darf mit dem Staatssystem al-
leingelassen werden“, sagt sie. Das ist
ein Motto der Bürgerrechtsorganisation
OWD-Info, für die die 54-jährige Frau ar-
beitet.

OWD werden in Russland Polizeiwa-
chen genannt. In diesen Tagen sind sie
wieder voll mit Demonstranten und Ak-
tivisten. Seit Wochen gibt es in der russi-
schen Hauptstadt immer wieder Protes-
te, weil unabhängige Kandidaten nicht
zur Wahl für den Moskauer Stadtrat am
8. September zugelassen wurden.
Eigentlich hat der Stadtrat in Moskau
keine große Bedeutung. Vor fünf Jahren
verlief die Wahl fast unbemerkt bei einer
Beteiligung von 21 Prozent. Kein opposi-
tioneller Kandidat schaffte es ins Parla-
ment, das führte jedoch nicht zu Protes-
ten. In diesem Jahr erwuchs dagegen aus
der Moskauer Wahl eine regelrechte po-
litische Krise. Zum einen dürfte die all-
gemeine Unzufriedenheit mit der wirt-
schaftlichen und sozialen Lage eine Rol-
le gespielt haben. Vor allem jedoch agier-
ten die Behörden äußerst ungeschickt,
als sie fast alle regierungskritischen Kan-
didaten nicht zur Wahl zuließen.
WWWer in Moskau für den Stadtrat kan-er in Moskau für den Stadtrat kan-
didieren will und zu keiner großen Partei
gehört, muss Unterschriften von drei
Prozent aller Wahlberechtigten in sei-
nem Wahlkreis sammeln. Je nach Bezirk
sind das 5000 bis 6000 Unterschriften –
eine große Hürde. In diesem Jahr ließ die
WWWahlkommission die meisten unabhän-ahlkommission die meisten unabhän-
gigen Kandidaten nicht zu mit der Be-
gründung, zu viele Unterschriften seien
ungültig. Die Kandidaten glauben dage-
gen, dass die Passdaten der Wähler ab-
sichtlich falsch ins System eingegeben
wwwurden, um sie auszuschließen. Seit Wo-urden, um sie auszuschließen. Seit Wo-
chen sammeln sie ihre Anhänger, um ge-
gen die Entscheidung der Wahlkommis-
sion zu demonstrieren.
Unter den Kandidaten, die nicht zu-
gelassen wurden, sind viele Gesichter,

die in Moskau relativ bekannt sind. Das
sind Aktivisten aus dem Team von Ale-
xej Nawalny wie die Juristin Ljubow
Sobol. Oder der junge Oppositionspoli-
tiker Ilja Jaschin, seit zwei Jahren Ab-
geordneter in einem Moskauer Bezirk.
Die oppositionellen Kandidaten traten
ungewöhnlich geschlossen auf und
konnten relativ viele Anhänger mobili-
sieren. Nach einer Demonstration, die
von den Behörden genehmigt war, folg-
te eine weitere, nicht genehmigte. Am
2 7. Juli ging die Polizei bei den Fest-
nahmen besonders brutal vor. Schon
vor dem Protest wurden mehrere Kan-
didaten sowie Nawalny festgenommen
und zu mehreren Tagen Arrest verur-
teilt. Außerdem leiteten Ermittler eine
Strafsache wegen „Massenunruhen“
ein, zehn Menschen wurden deswegen
fffestgenommen. Ihnen könnten mehre-estgenommen. Ihnen könnten mehre-
re Jahre Haft drohen. Eine neue Re-
pressionswelle wird befürchtet. Am
Samstag wurden bei einer weiteren
Kundgebung etwa 600 Demonstranten
fffestgenommen (siehe Kasten).estgenommen (siehe Kasten).
OWD-Info stellt sich daher auf viel Ar-
beit ein. Wenn Demonstranten in Mos-
kau festgenommen werden, gehen bei
ihrer Hotline Hunderte Anrufe ein. Vor
großen Protestaktionen wird die Tele-
fffonnummer in sozialen Netzwerken ge-onnummer in sozialen Netzwerken ge-
teilt, zusammen mit einer Liste von Ge-
genständen, die Demonstranten bei sich
haben sollten – Wasser, Pass, ein aufgela-
denes Handy, ein Ladegerät und eine
Powerbank. Auch über den Messenger-
dienst Telegram können die Demons-
tranten ihre Daten durchgeben und
Tipps bekommen, wie man sich nach ei-
ner Festnahme verhält.
„Jede Festnahme ist für die Betroffe-
nen ein Schock. Viele sind hilflos und
wissen nicht, was sie tun sollen“, er-
zählt Alla Frolowa. Die Freiwilligen der
Hotline versuchen, die Menschen zu be-
ruhigen, und notieren ihre Daten. Sitzt

der Festgenommene in einem Polizei-
bus, wird der Hörer auch an andere wei-
tergereicht, damit alle erfasst werden.
Sobald bekannt wird, wer auf welche
Polizeistation gebracht wird, kommen
Anwälte ins Spiel, die Demonstranten
beraten. Dann sei die Gefahr gebannt,
dass Menschen etwa geschlagen wer-
den, sagt Frolowa. Viel schwieriger sei
es jedoch zu beweisen, dass Bürger un-
schuldig festgenommen wurden. Die
meisten bekommen entweder eine
Geldstrafe oder bis zu 30 Tage Arrest.
OWD-Info ist enstanden aus der Pro-
testbewegung von 2011 und 2012, als
Zehntausende gegen Wahlfälschungen
demonstrierten. Mitgründer ist der

Journalist Grigori Ochotin. Am 5. De-
zember 2011 kam er wie andere Moskau-
er auf den Tschistoprudny-Boulevard
zur ersten Protestaktion nach den Parla-
mentswahlen. Als die Demonstranten
zur Wahlkommission marschieren woll-
ten, griff die Polizei durch. „Für viele, die
dort festgenommen wurden, war das ei-
ne neue Erfahrung. Sie waren keine Ak-
tivisten, sondern Menschen aus der Mit-
telschicht“, erzählt Ochotin. Auch viele
seiner Bekannten landeten im Polizei-
bus. Zusammen mit Freunden beschloss
er, sie zu finden. „Wir waren naiv und
dachten, dass wir alle befreien können,
wenn wir unsere Journalistenausweise
zeigen“, sagt er.

Doch so einfach war das nicht. Auf ei-
ner Polizeiwache traf er einen alten
Freund, den Programmierer Daniil
Bejlinson, der als Umweltaktivist Erfah-
rung mit Protesten und Festnahmen
hatte. Zusammen fuhren sie die ganze
Nacht eine Wache nach der anderen ab,
um zu notieren, wer wohin gebracht
wurde. Die Infos veröffentlichte Ocho-
tin auf seiner Facebook-Seite und später
auf der Seite des Magazins „Bolschoi
Gorod“, für das er damals schrieb. So
konnten Verwandte und Menschen-
rechtler die Inhaftierten finden. Am Tag
danach gab es in Moskau weitere Ver-
haftungen. „Ganz unbekannte Men-
schen schrieben mir auf Facebook oder

riefen mich an und sagten, dass sie fest-
genommen worden seien und Hilfe
brauchten“, erzählt er. Bejlinson und
Ochotin bastelten schnell eine Internet-
seite – so wurde das Projekt geboren.
Inzwischen hat OWD-Info 27 feste
Mitarbeiter und über 300 Freiwillige.
Das Projekt finanziert sich aus privaten
Spenden und durch Zuwendungen der
Europäischen Kommission und der
Menschenrechtsorganisation FIDH. Auf
Mittel der US-Nichtregierungsorgani-
sation National Endowment for Demo-
cracy (NED) und der Open Society
Foundation musste OWD-Info verzich-
ten, nachdem beide Organisationen in
Russland als „unerwünscht“ deklariert
wurden. Die wichtigste Aufgabe sehen
die Gründer darin, überprüfte Informa-
tionen über Festnahmen und politische
Repressionen zu veröffentlichen und
auf dieser Weise Transparenz zu schaf-
fen. „Wir gehen davon aus, dass Infor-
mation Menschen schützen kann“, sagt
Ochotin, der 36 Jahre alt ist und zwi-
schen Moskau und Berlin pendelt.
Seit der Protestwelle von 2011 wurde
das Versammlungsrecht in Russland
mehrmals verschärft. Die Geldstrafen
wwwurden stark angehoben, die maximalenurden stark angehoben, die maximalen
Arreststrafen auf 30 Tage verlängert. Die
Protestwelle war nie groß genug, um ei-
nen Machtwechsel zu ermöglichen oder
aaauch nur ausreichend Druck auf denuch nur ausreichend Druck auf den
Kreml in politischen Fragen auszuüben.
AAAuf der anderen Seite schrecken die Re-uf der anderen Seite schrecken die Re-
pressionen Menschen nicht komplett da-
von ab, immer wieder auf die Straße zu
gehen. In den vergangenen Jahren waren
es eher lokale und soziale Themen wie
etwa Mülldeponien oder die Erhöhung
des Rentenalters, für die sich Menschen
versammelten.
Trotz Repressionen bleibt Ochotin
optimistisch. „Die zivilgesellschaftliche
AAAktivität kann man im Prinzip nichtktivität kann man im Prinzip nicht
stoppen“, glaubt er. „Wir sehen, dass Re-
pressionen nur eine Reaktion auf stei-
gende Aktivität der Gesellschaft sind.“
Um diese Aktivität komplett zu stoppen,
müsse der russische Staat so vorgehen
wie die Machthaber in der Türkei oder
VVVenezuela und Hunderttausende Men-enezuela und Hunderttausende Men-
schen festnehmen. „Rein technisch hat
der Staat genug Ressourcen dafür“, sagt
Ochotin. „Doch ich bin mir nicht sicher,
ob auch die politischen Ressourcen dafür
da sind.“ Er glaubt, dass zu harte Repres-
sionen von der russischen Gesellschaft
zunehmend abgelehnt werden. „Es gibt
in der Gesellschaft ein Verlangen nach
weniger Gewalt insgesamt und insbe-
sondere nach weniger politischer Ge-
walt, es gibt ein Bedürfnis nach Offen-
heit und Transparenz“, sagt er. Diese
Entwicklung werde weitergehen, ob mit
seiner Organisation oder ohne sie.

Die russische Hauptstadt erlebt eine


Protestwelle. Hunderte Demonstranten wurden


festgenommen. Eine Bürgerrechtsorganisation


hilft ihnen – unerschrocken


Die Idealisten


von Moskau


VONJULIA SMIRNOVA

Bei neuen Protesten für faire und
freie Wahlen in der russischen
Hauptstadt Moskau hat die Poli-
zei nach Angaben des Innen-
ministeriums am Samstag etwa
6 00 Menschen vorübergehend
festgenommen. Insgesamt hät-
ten rund 1500 Menschen an der
nicht genehmigten Aktion im
Zentrum von Moskau teilgenom-
men, wie die Behörde der Agen-
tur Interfax zufolge mitteilte.
Nach Einschätzung von Repor-
tern vor Ort war die Zahl jedoch
deutlich höher. Kremlgegner
hatten zu der Aktion aufgerufen


  • trotz einer Warnung der Behör-
    den. Ziel der Proteste ist es, die
    Zulassung von unabhängigen
    Kandidaten zur Moskauer Stadt-
    ratswahl zu erreichen.


Wieder Hunderte
Festnahmen in Moskau

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung WELT am SONNTAG-2019-08-04-ab-24 54cdee21bdcef7dec28f8340980917e

РЕЛИЗ ПОДГОТОВИЛА ГРУППА "What's News" VK.COM/WSNWS

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