Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.08.2019

(Rick Simeone) #1

16 leben aktuell FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 4. AUGUST 2019, NR. 31


WAAGERECHT: 1 Olim ganz neue
Innenlebensausdrucksepoche, verbal
überkonkretisiert – malerisch! (12)
13 Und was war Alexandra als Kai-
serin von Russland von Haus aus?
Aus ihrem Spur-Sein zu erlesen! (8)
14 Als was sich’n Silvio in Töchter-
Gesellschaft umlüstern ließ, so origi-
nal wie erbärmlich ... (4) 15 Sie sind
es teamtotal, die ihren Kloppo über
allen grünen Klee im greenen Rasen
loben (Spitzn.; 4) 17 Wer den Bogen
mit Rosshaar noch nicht so raus hat,
tut’s sich öfter, was die Gorch-Fock-
Dock-Schock-Chose so wurde ... (8)
18 Wie in allen Scheinfragen schon,
bloß innerhalbwegs also?! (5) 20 Und
wo die die Taktstöckchen hinhalten,
springen l’orchestre – ecco! (int.; 7)
21 Taten erst wohl die, die sputer-
dings zum Zumachen genötigt wer-
den (8) 23 Dazu ausgelassen, biste
hin, wird in jeder Walschule gelehrt,
bloß noch’n Stück Seetransport ... (4)
24 Bist du ..., dann zähle bis vier, bist
zu sehr ..., dann fl uche – empfahl M.
Twain (6) 25 Das der Leute dauert
nur 75 Tage, tröstet ein Sprichwort,
wie man hört (6) 27 Kann man Glas
und Keramik schwermetallisch mit
verlöten, lehrt schon die verquerere
Mid-Uni ... (6) 30 Das landschaft-
schafft der Klimawandel gegendwer-

tig: immer mehr Durstboden wird so,
im Sichtbaridentischen ja eh!? (4)
31 Ausgeräumter Beziehungskisten-
inhalt (2) 32 Und solchene Miene
passt best zu bösem Spiel wie erbos-
tem Bürger! (8) 35 Bleibt so auch in
China strafl os, wenn sich Hongkon-

ger daran blatterdings den Mund ver-
brennen (4) 37 Hat Poesiealbumkult-
status: Drei Rosen im Korbe, drei sol-
che dazu, / die schönste der Blumen
aber bleibst du! (6) 39 Muss auf der
Straße von Hormuz die noch unraffi -
nierte Kurve kriegen, darf fl ießend-

lich nie ins Wasser ... (6) 41 Und wo
bleibt und steht Bankfurt im Brexit-
chaos? (Abk.; 2) 42 Mal ganz neues
Gralset – schon steht für Briten der/
die/das Größte da! (7) 43 Womit die
BRD erste Anstalten machte, den
Ab- als Aufbau Ost zu institutionali-
sieren, spotten manche ... (Abk.; 3)
44 Im Nordwestmecklenburgischen
landangedammte Insel in ihrer eige-
nen Buchtwucht – wow, Wismar! (4)
45 Auf ganzer Linie die quasi omni-
benannten Halter, wo Kabarett-Spür-
nasen Jochen rochen (5) 46 Schaffe,
schaffe, Frankenhäusle baue / und von
ihm aus in viele Stuben schaue – in
der Ferne zu erahnen! (3) 47 Im Nor-
den von France so halbstolz auf den
großen Robespierresohn, passt auch
gut ins Säkularraster ... (5) 48 Jung-
mimin, deren Talent noch schlum-
mert – und meist nicht allein, lästerte
oldschoolig mal Robert Lembke (7)

SENKRECHT: 1 Wie rein’ Wein sei
für Belebe, so hätte’n fl otter Film den
Vollpep (8) 2 Wovon Patriarch Abra-
ham herkünftig so gewesen sein soll,
geht letztlich aus der Primärliteratur
hervor ... (2) 3 Mann oh Mann, was’n
Filmklassischer, war doch jenes dop-
pellettrige Sexsymbolpendant zur BB
und MM! (7) 4 Historisch Kernost-

slawien, wurde dann vorsetzlich fürs
spätere Riesenland (3) 5 Mal was aus
dem Sachfach der Linguistik, ist Ich
nich’ grade über! (2) 6 Profi tiert doch
von der momentanmodischen Götter-
entdämmerung, zuletzt in germani-
scher Emphase!? (3) 7 Hat il Papa
noch 2000 eigenständig eigenwillig
einzeln mit bezahlt (4) 8 Im Allge-
meinen gilt überhaupt so, oh Latei-

ner! (2+6) 9 Starb zuletztlich in der
Varusschlacht auf altrömischer Seite,
überlebte dann im Spessart ... (lat.; 4)
10 Restaurantranghöchst als Beste-
Gästegrüßer, mais oui! (6+6) 11 Was
Viel- zu Vielbesserfl iegern erhebt, nie
für immer – nur für umme ... (int.; 7)
12 Demo nicht für den, sondern mit
dem A...: Durchsetzen durch Durch-
sitzen! (5) 16 Fast gewissen Dabbel-
jus Waterloo einst, diese world’s most
scandalous company! (5) 17 Symbol,
fand als Pfand statt und verblieb beim
Gläubiger bis zur Stundungsstunde –
wie eine umverteilte Um-Diva?! (6)

19 Genoss seine Freiwildwildnis, bis
die Lassosamen kamen (3) 20 Harry
und Sally im Film von Rob, das ist
wie Billy meets whom? (3) 22 Litera-
turgeschichte so kurz gefasst wie lang
in klein: das wär sie, die Lösung! (2)
23 Kommt man verjüngend gesehen
groschenfalls auf ihn, hatte bei Nürn-
bergs Hardlinern Bestschulruf ... (8)
26 Hofft oft, nur vorübergehend
Zweitheimat gefunden zu haben (7)
28 Angebunden am Kuhantilopen-
stammbaum, aber viel gazelliger –
grast verwirrt auf der Mai-Alp ... (6)
29 Kontrabasserstaunlicher Modern
Jazzist, steckt in der Konzerttermin-
gustatorik!? (6) 30 Gib ihm Saures,
dem Gericht, heißt’s am Herd: eben
damit! (6) 33 Verlautet gebüldet &
gerüchteweise, macht sich so seinen
Reim auf unseren Amüsiersinn (5)
34 Wer der Donau von Ulm, das sie
links & rechts liegen ließ, berichtet,
macht Schluss mit Telldichter... (5)
36 Legt Feldhamster um und um –
um zu überleben (5) 37 Was allein
schon pinchopendantisches Happen-
Happening wäre – ¡buen apetito! (4)
38 Hipsters Hype ist also Wurst aus
Gemüse? Gab’s bei uns schon lange,
nur mit so’nem Vorsatz! (4) 40 Bla-
mierte sich doch Sänger Nero bis auf
diese seine Knochen ... (4) up.

AUFLÖSUNG DER
LETZTEN QUADRATORTUR
WAAGERECHT: 1 (der) Flugkapitaen 12 (ihre) Lehnen
13 Slangs (enthalten in Szenedialekt-slangs-amkeit)
15 I.N.R.I. (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum) 16 (die
sog.) Noologie (als Anagramm aus O-l-e-o-G-i-n-o)
17 Tamtam 19 (Hilfe engl.) aid (in Aserb-aid-schan)
21 (Vorsilbe) ali- + (Vorn.) Ali 22 (in O-zea-n:) Zea
(mays) 24 (es ist) „zu“ (also „geschlossen“) 25 (2x)
astrein 27 (lat.) ecce! 28 (die) Elbe (mit Neer- und
Tidenwirkung fl ussauf) 30 (zwei Filmtitel von) Anne
(Bancroft) 31 (sog.) Roh(kost) 32 ordern (als Ana-
gramm aus d-o-r-r-e-n) 34 (der) Gag 36 (sog. Krethi
und) Plethi 37 Patina 39 Aerger 41 (in Reis-etagen:)
Etagen 43 (Im Lied: „Wenn alle) Bruennlein (fl ie-hie-
ßen“) 48 NT (Niedrigtemperaturmethode) 49 lesend
50 Zygote (in Diz-zyGote-nkreisen) 51 (das) Orakel
(von Delphi) 52 Teamer (Anagramm aus M-e-t-a-E-r)

SENKRECHT: 1 (ein Nackter als sog.) Flitzer 2 (die)
Lena (enthalten in Quel-lena-ngaben) 3 Uhrmacher
4 (Mücke als) Gnitze 5 Ken (in Hintergedan-ken-kal-
kül) 6 anomal 7 (Anagramm aus P-o-A-s-s: der sog.)
Psoas(-Muskel) 8 (ein sog.) Illiterat (Anagramm aus
t-a-i-l-l-i-e-r-t) 9 (Weg chines.) Tao 10 (sog.) angaen-
gig (Anagramm aus G-i-g-a-N-a-g-e-n) 11 Egil (als
Anagramm g-e-i-l) 14 (die) Seine (mit Notre-Dame-
Insel) 18 Auerhenne (und die sog. Balzarie des Auer-
hahns) 20 („denke) dran ...“ 23 (Schule franz. l’)école
26 inan (auch in Aufe-inan-derbezogenheit) 29 (2x)
bepelzt 32 OT (für Ortsteil) 33 Dirndl 35 (ein) Ganter
36 Pablo (Neruda bzw. Picasso) 38 Taiga 40 (einen
sog.) Geek (in Computeranla-geEk-el) 42 (duck engl.)
Ente 44 RER (für Réseau Express Régional) 45 (die)
USA 46 (Auge engl.) eye 47 (Name französ.) nom

■QUADRATORTUR 04.


Mal was aus dem Sach-


fach der Linguistik, ist


Ich nich’ grade über ...


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H


abenSie in dieser Woche auch
versucht, die Hochzeitsvorbe-
reitungen von Heidi Klum
und Tom Kaulitz auf Capri zu ignorie-
ren? Und sind gescheitert? Denn mit
der gleichen Penetranz wie die
E-Mails eines Telefonanbieters erreich-
ten uns bis Samstag Fotos und Videos
auf Instagram und Co: Heidi tanzt mit
Tom, Tom hebt Heidi hoch, damit sie
eine Zitrone vom Baum pflücken
kann, Heidi küsst Tom auf dem Weg
ins Restaurant, Tom küsst Heidi auf
dem Motorboot. Für die Party hatte
man extra eine Yacht für angeblich 560
000 Euro pro Woche gebucht, und
Buntewusste schon vorab, dass „Heidi
und Tom an diesem ersten Samstag im
August jeden Winkel mit ihrer tiefen
Liebe“ erfüllen werden.
Und da, wo noch Platz ist, bleibt
vielleicht noch Raum für die gute
Laune, dieBuntebei Erna und Gün-
ther Klum ausgemacht hat, „denn
endlich haben sie einen deutschen
Schwiegersohn“. Die beiden ersten
Männer und diverse Kurz-Freunde ih-
rer Tochter sprachen bislang alle Eng-
lisch, konnten also beim Karnevalsum-
zug in Heidis Heimatort nicht fehler-
frei „Bergisch Gladbach, Alaaf “ rufen
und mit Heidis Satz „Heute habe ich
leider kein Foto für dich“ erst dann et-
was anfangen, als sie von ihr den Lauf-
pass bekamen.
Wie aber müssen sich die Eltern
von Sylvie Meis fühlen, die in Sachen
Liebe ein Global Player ist? Wir hat-
ten den Überblick verloren, aberDie
Aktuelle führte dankenswerterweise
Buch: Ihr neuer Freund ist der achte
Mann in sieben Jahren. Darunter fan-
den sich nur zwei niederländische
Staatsbürger. Ihren aktuellen Freund
Niclas Castello hielten wir naiverweise
für einen Italiener, aber nach Recher-
chen vonEcho der Frauheißt er eigent-
lich Norbert Zerbs und ist in Thürin-
gen geboren, wo er früher im Auto-
haus seines Vaters arbeitete. Dort wäre
er vermutlich niemals auf Sylvie Meis
getroffen und wenn doch: Hätte sie
ihn beachtet, während er einem Kun-
den einen Kleinwagen mit Schiebe-
dach verkaufen will? Mittlerweile ist
aus Norbert aber Niclas geworden,
und er lebt als Künstler in L.A. Das
klingt erst mal interessant und ver-
spricht den Glamour, den Sylvie Meis
gewohnt ist. Die Sache hat nur einen
Haken: Sie lebt in Hamburg. Damit ist
leider ausgeschlossen, dass die beiden
ein 24-Stunden-Paar werden.
Was das ist? Nein, kein One-Night-
Stand, sondern das Erfolgsrezept von
Michael Gwisdek. DasNeue Blatttraf
den Schauspieler bei Dreharbeiten
zum „Traumschiff“ in der Karibik mit
seiner Frau Gabriela. Dort verriet er:
„Wir sind ein 24-Stunden-Paar, ma-
chen alles gemeinsam. Es gibt selten ei-
nen Tag, an dem wir uns nicht sehen.“
Das ist schön, aber wir fragen uns: Wie
schafft man es, eine Ehe über lange
Zeit frisch zu halten, damit nicht das
einzige Prickeln, das man noch spürt,
die eingeschlafenen Füße beim gemein-
samen Fernsehabend sind? Nach Gwis-
deks Ehe-Rezeptur ist das ganz ein-
fach: Sorgen Sie für Überraschungen.
„Zum Beispiel bin ich vor die Tür ge-

rannt, als Gaby vom Einkaufen zurück-
kam, und habe ihr tatsächlich beide Ta-
schen ins Haus getragen. Da hat sie ge-
staunt!“ Wir hätten da noch mehr Ide-
en für innovative Ehemänner: Neh-
men Sie Ihrer Frau das Tuch ab, wenn
sie die Regale abgestaubt hat, und
schütteln es am Fenster aus. Öffnen
Sie die Spülmaschine, bevor Ihre Frau
sie dann ausräumt. Überraschen Sie
Ihre Gattin an der Mülltonne und he-
ben Sie den Deckel, damit sie den
Müll reinwerfen kann. Es gibt so viele
Dinge, mit denen Sie ein Lächeln in
das Gesicht Ihrer Frau zaubern kön-
nen, damit es wie bei den Gwisdeks am
Ende heißt: „Ihre Ehe ist noch nie in
Seenot geraten!“
Warum aber lief ausgerechnet die
Beziehung von „Traumschiff“-Kapitän
Sascha Hehn jetzt auf Grund? Das
Neue Blattenthüllt die „bittere Wahr-
heit“ und macht den Fotovergleich: Im
Januar trugen Hehn und seine Freun-
din Gloria noch einen Liebesring,
beim kürzlichen Benefiz-Golfturnier
in Bad Griesbach war Hehn ohne Be-
gleitung – und ohne Ring zu sehen. Da-

bei hat der Schauspieler das 24-Stun-
den-Konzept durchaus ausprobieren
wollen, denn in einem Interview soll er
gesagt haben, dass er den Job als
„Traumschiff “-Kapitän für seine Freun-
din gekündigt habe. „Ich denke, das
war das Romantischste, was ich je für
Gloria getan habe – nachdem sie mir
gesagt hatte: ,Schatz, du bist immer so
lange weg‘.“ Jetzt könnte es sein, dass
er alleine vor dem Fernseher sitzt und
auf das Prickeln seiner Füße wartet.
Wir sind dennoch zuversichtlich,
dass er eine neue Gefährtin finden
wird, schließlich gilt er als gutausse-
hend, was man von Boris Johnson bei
aller Objektivität nicht sagen kann.
Deshalb soll er lautGalafür seine Ver-
hältnisse zum Thema Flirten äußerst
selbstkritisch gesagt haben: „Ich brau-
che eine halbe Stunde, um mein Ge-
sicht wegzureden.“ Das hat bei seiner
neuen Freundin Carrie Symonds offen-
sichtlich geklappt. Sie ist 24 Jahre jün-
ger und sieht blendend aus. Wenn er
seine Scheidung durch hat, können die
beiden es wie Heidi und Tom machen
und gemeinsam jeden Winkel von
Downing Street 10 mit ihrer tiefen Lie-
be ausfüllen. Noch romantischer und
zudem EU-freundlicher wäre es, John-
son würde es wie Sascha Hehn machen


  • und einfach von Bord gehen.


Heidi Klum und Tom Kaulitz am
Donnerstag auf Capri Foto Instagram/Bill Kaulitz

Herr Herrmann, wie kam es zu
diesem Vorhaben?
Die Idee ist nicht vom Himmel gefal-
len, sondern über mehrere Monate her-
angereift. An einem Freitag im März
habe ich mir eine Rede von Greta in
Hamburg angehört. Zehntausende Kin-
der und Jugendliche haben sich damals
versammelt und andächtig gelauscht. Es
war wirklich beeindruckend, wie die
Wucht von Gretas Worten mit der Ein-
fachheit ihrer Nachricht zusammenpass-
te. In dem Moment hat meine Freundin
vorgeschlagen: Wenn dieses Mädchen
mal an einen Ort muss, wo man mit
dem Zug nicht hingelangt, biete ihr
doch an, sie rüberzusegeln. – Als Greta
im Juni dann twitterte, sie wolle nach
New York und suche eine Reisemöglich-
keit, haben wir ihr unsere Yacht
angeboten.
Sie sind viel unterwegs und sehr be-
schäftigt, da ist so ein Vorschlag kei-
ne Kleinigkeit.
Das war aber intuitiv sofort klar – als
Bauchgefühl. Auf der rationalen Ebene
stellt man sich viele Fragen: Ist das Pro-
jekt zumutbar, besteht ein Risiko für
Greta, lastet eine zu große Verantwor-
tung auf uns, gibt es irgendwelche Grün-
de dagegen? Allerdings war die eindeuti-
ge Schlussfolgerung: Wir können ein-
fach nur anbieten zu helfen, und Greta
entscheidet, ob sie das Angebot an-
nimmt.

Wer fährt mit?
Wir sind zu fünft. Mein Segelkompa-
gnon Pierre Casiraghi...

Auch bekannt als der Prinz von
Monaco...

... Greta, ihr Vater Svante und ein Ka-
meramann, der Greta schon seit Beginn
der Fridays-for-Future-Bewegung beglei-
tet. Der kleine Kreis ist ein Vorteil für
Greta, weil sie an dem Asperger-Syn-
drom leidet.


Inzwischen sind Sie mehr als zehn-
mal über den Atlantik gesegelt. Wie
gefährlich ist das?
Wer segelt, geht immer ein gewisses Ri-
siko ein. Momentan ist eigentlich die
günstigste Jahreszeit, um auf dem Nord-
atlantik unterwegs zu sein, da es dort
im Sommer statistisch gesehen die we-
nigsten Stürme gibt. Außerdem bereiten
wir uns gut vor. Wir haben zum Bei-
spiel eine ausführliche medizinische Be-
ratung von den besten Experten der
Welt und nehmen eine umfangreiche
medizinische Ausrüstung mit. Darüber
hinaus haben professionelle Regatta-
Teams immer Notfallpläne. So werden
wir etwa von einer Mannschaft im Hin-
tergrund virtuell begleitet.
An Bord gibt es keine Dusche, keine
Toilette und kein fließendes Wasser.
Hinzu kommt die knapp zwei Wochen
andauernde Einsamkeit auf offener
See. Solche Umstände gehen doch
nicht spurlos an einem Mädchen vor-
bei. Selbst wenn Sie mit Greta eine
Trainingsfahrt machen und diese das
vegane Bordessen vorab testet.
Man kann vorher nicht wissen, wie sich
eine solche Fahrt auswirkt. Greta
nimmt das Abenteuer an und ist bereit,
auf Komfort zu verzichten. Das könnte
schwierig werden. Aber natürlich ist es
auch möglich, dass sie tolle Erfahrun-
gen macht und die Natur auf besondere
Weise erlebt, etwa die Strömungen oder
das nördliche Licht. Ich würde die Reise
als Chance zu einer sehr intensiven Na-
turwahrnehmung begreifen. Man kann
sich das vorstellen wie beim Campen:
Es ist ganz schön, für zwei, drei Wo-
chen mal ein simples Leben zu führen.
Ich will die Herausforderung weder her-
unterspielen noch überdramatisieren.

Sie haben mit Greta in ausführlichen
Telefonkonferenzen gesprochen.
Blickt sie der Fahrt gelassen
entgegen?
Wir haben darüber geredet, wie das
Schiff funktioniert, welche Sicherheits-
vorkehrungen es gibt, wie man auf so ei-
nem Schiff Platz findet und so weiter.
Bei alldem wirkte sie wie eine Person,
die rational analysiert und so zu einem
schlüssigen Ergebnis kommt. Sie hat
mir gesagt, dass sie das Schiff für sicher
hält und keine großen Sorgen wegen
des mangelnden Komforts hat.

Ist der Zweck dieser Fahrt in erster
Linie gutes Marketing für Greta und
für Sie selbst?
Ich glaube nicht, dass Greta unser Ange-
bot akzeptiert hätte, wenn ihr Eindruck
gewesen wäre, dass wir einen PR-Gag
im Blick haben. Sie ist analytisch und
präzise. Wir wollen der Bewegung und
Greta helfen – und empfinden die Mög-
lichkeit dazu durchaus als Ehre. Für
mich haben Umweltthemen immer eine
Rolle gespielt. Im Rahmen unseres Pro-
jekts „Ocean Challenge“ klären wir Kin-
der über den Zusammenhang von Kli-
ma, Meeresschutz und Naturbelastungen
auf. Der Schwerpunkt meines Diploms

in Wirtschaftswissenschaften war „Nach-
haltiges Management“.

Das verträgt sich bestens mit Ihrem
Plan, bei der Überfahrt keinen Diesel
zu verbrauchen.
Der Vortrieb der Yacht ist durch die Se-
gel gewährleistet. Normalerweise wird
Diesel für die Stromerzeugung der Si-
cherheitsausrüstung, der Positionslater-
nen, des Funkgeräts und so weiter benö-
tigt. Wir lösen das mit Solarpaneelen
und sogenannten Hydrogeneratoren.
Das sind Propeller, die durchs Wasser
gezogen werden.

Wollen Sie mit dieser Fahrt etwas be-
weisen?
Absolut. Natürlich ist die Reise eine
Art „proof of concept“. Wir haben
schon vor zwei Jahren gesagt, dass wir
ohne einen Tropfen Diesel um die
Welt segeln wollen. Nun haben sich
die Systeme bewährt.

Befürchten Sie nicht, dass man Ihnen
diese Konsequenz als Dogmatismus
auslegt?
Mein großes Ziel ist die „Vendée Globe
2020“. Bei diesem Rennen werde ich allei-
ne um die Welt segeln, und das dauert
ungefähr drei Monate. Da war es eine lo-

gische Entwicklung, auf Diesel zu ver-
zichten, weil wir mit nachhaltiger Ener-
gie weiterkommen und schneller sind.
Große Mengen Diesel machen das
Schiff schwerer und langsamer. Die erste
Antriebsquelle für die neuen Energiever-
sorgungssysteme ist also der Wettkampf.
Mit Umweltdogmatismus hat das nichts
zu tun. Vielmehr gehen hier Effektivität
und Naturschutz Hand in Hand. Die Re-
gatta um die Welt lässt sich auch als
Symbol für die Kraft und Leistungsfähig-
keit des Windes betrachten.
Sind Sie vor der Reise eher nervös,
oder freuen Sie sich?
Beides ein bisschen, aber die Freude
überwiegt. Mein Bauchgefühl sagt mir,
dass es eine gute Reise und ein positives
Erlebnis für Greta wird. Ich glaube, die
Chancen, tolle Erfahrungen zu machen,
sind in diesem Fall größer als die Risi-
ken. Einige Ungewissheiten bleiben na-
türlich, aber die sind Teil jeder lohnens-
werten Naturbegegnung. Dabei lassen
wir uns von den medialen Erwartungen
übrigens nicht unter Druck setzen. Ein
unnötiges Risiko werden wir zu keinem
Zeitpunkt eingehen: Wenn sich jemand
schlecht fühlt, ändern wir die Route
oder drehen um.
Die Fragen stellte Kai Spanke.

HERZBLATT-GESCHICHTEN VON ANKE SCHIPP


Die 24-Stunden-Ehe


für alle


„Sehr intensive Naturwahrnehmung“: Mit seiner „Malizia II.“ will Herrmann 2020 an derRegatta „Vendée Globe“teilnehmen. Fotos Reuters


Zu Gesprächen bei den UN muss


dieKlima-Aktivistin im August
den Atlantik überqueren.
Das tut sie CO2-frei – auf einer
High-Tech-Yacht, mit dem
deutschen Profi-Segler
Boris Herrmann als Skipper.
Hier berichtet er von dem Plan.

Bald in einem Boot: Boris Herrmann, Svante und Greta Thunberg.


„Greta nimmt


das Abenteuer an“

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