Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.08.2019

(Rick Simeone) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 4. AUGUST 2019, NR. 31 politik 7


M


ohamed lebt in Karachi. Er
arbeitet als Informatiker
bei einer britischen Firma.
Als ich ihn wieder einmal
besuche, ist er freudig überrascht. Wäh-
rend wir einander gegenübersitzen,
über Belanglosigkeiten sprechen, schaut
er immer wieder ungeduldig zur Ein-
gangstür seiner Wohnung hin. Ich frage
ihn, ob er jemanden erwarte. Es sei ihm
sehr peinlich, antwortet er, dass er mir
keinen Tee anbieten könne. Seine Frau
hätte sich vermutlich verspätet. Ich bit-
te ihn, mich in seine Küche zu beglei-
ten, denn Teezubereitung sei für mich
kein Problem. Erstaunt und sprachlos
schaut er zu, wie es mir leicht gelingt,
die Dose mit Teeblättern, das Sieb und
die Teekanne zu finden. Auch kann ich
problemlos den Gasherd anzünden, das
Wasser in einer Kanne zum Kochen
bringen und den Tee aufgießen. Wäh-
rend wir den Tee trinken, meint mein
Freund, es müsse für mich ja schreck-
lich sein, ohne eine Frau zu leben. Als
ich ihm gestehe, dass ich auch mein Es-
sen selbst zubereite, schüttelt er fas-
sungslos den Kopf und schaut mich be-
mitleidend an.
Mohamed ist stets ordentlich beklei-
det. Das Hemd und die Hose sind tadel-
los gewaschen und gebügelt, die Schuhe
sind glänzend poliert. Seine Frau sorgt da-
für. Mein Freund kann sich blindlings auf
ihre Zuverlässigkeit verlassen. Seine Schu-
he muss er allerdings selbst schnüren.
Wenn Mohamed verreisen muss,
packt seine Frau Amina den Reisekof-
fer; und sie weiß genau, was ihr Mann
so alles braucht, wenn er sich auf eine
Reise begibt. Zwei deutsche Freunde er-
innern mich an Mohamed. Beide reisen
gerne, doch es würde ihre Reiselust
schmälern, würden sie den Koffer selbst
packen. Zum Glück müssen sie nicht lei-
den. Denn auch ihre Frauen haben es
gern, sie dienend bei guter Laune zu
halten. Ich kenne andere deutsche Män-
ner, die etwas auf dem Kasten haben. Ih-
nen gelingt die Welt leicht. Dennoch
bekennen sie freimütig, dass sie nicht
kochen können.
Amina, Mohameds Frau, kennt all
die Bedürfnisse der drei gemeinsamen
Kinder. Sie weiß, was sie brauchen, um
den Alltag in Würde und Anstand zu be-
stehen. Zweimal am Tag lässt sie es sich


nicht nehmen, zu kochen. Die Küche
ist eng. Klaglos bereitet sie in der brü-
tenden Hitze die warmen Mahlzeiten
vor. Sie hat gelernt, wie man den Tisch
ordentlich aufdeckt. Nach dem Essen
macht mein Freund es sich im Wohn-
zimmer bequem. Während Amina das

Geschirr spült, spricht Mohamed über
seine Arbeit in klimatisierten Räumen.
Den Hungerlohn einer Putzfrau kann
Mohamed problemlos verkraften. Putz-
männer gibt es ohnehin nicht. Nicht alle
Männer in Karachi sind so gut gestellt,
dass ihren Frauen die tägliche Reinigung

der Wohnung erspart bleibt. Da kann
sich Amina wohl privilegiert wissen.
Die Frauen auf dem Lande sind noch
leistungsfähiger. Sie können klaglos Ge-
bären, Kochen, Kinder versorgen, Put-
zen und dergleichen mehr bewältigen.
Darüber hinaus wird von ihnen erwar-

tet, dass sie sich in der Landwirtschaft
dienlich erweisen. Sie altern schnell. Es
fällt jedoch nicht auf.
Vermutlich ist es ungehörig, dass
Männer sich dankend oder lobend über
die Leistungen der Frauen zu Wort mel-
den. Beispielsweise kocht eine Verwand-
te jeden Tag. Wenn ich bei ihr zu Be-
such bin, genieße ich das wundervolle
Essen. Ihr Mann ist bei den Mahlzeiten
zugegen und isst fleißig mit. Ob es ihm
schmeckt, kann man nur mutmaßen.
Denn er pflegt während des Essens und
auch danach zu schweigen. Wahrschein-
lich ist es für ihn nicht sittsam, in mei-
ner Anwesenheit ein Dankeswort an sei-
ne Frau zu richten. Frage ich ihn, ob
ihm das Essen geschmeckt hat, dann
nickt er so diskret, dass man es leicht
übersehen kann.
Über alle ethnischen, religiösen und
kulturellen Grenzen hinweg wird Frau-
en die Rolle von unmündig Dienenden
zugewiesen und als gesellschaftsfähig
anerkannt. Ohne ihre aufopfernde Ar-
beit würde eine überwältigende Mehr-
heit der Männer in Indien und Pakistan
hilflos wie kleine Kinder dastehen und
allmählich verwahrlosen. Ihre Ohn-
macht diesbezüglich ist offensichtlich,
und dennoch strahlen sie ein Bewusst-
sein von Überlegenheit aus.
Eine Bekannte von mir in Pakistan
hat minutiös all die Arbeiten aufgezählt,
die Ehefrauen in Indien und Pakistan
von Sonnenaufgang bis spät in die
Nacht verrichten. Sie ist mit der Wirk-
lichkeit beider Länder vertraut, weil sie
sich auch wissenschaftlich damit be-
schäftigt. Ihre Schlussfolgerung: Alles
würde zusammenbrechen, wenn die
Frauen – nicht nur des Subkontinents –
für die Dauer von mehreren Stunden,
beginnend mit dem Sonnenaufgang, un-
auffindbar verschwinden würden. Die
Infrastruktur in allen Lebensbereichen
würde spontan kollabieren. Nur die
ganz Reichen mit ihrer Dienerschaft
könnten davonkommen.
Die Bekannte ist der Überzeugung,
dass nur so die männlichen Herrschaf-
ten leibhaftig erfahren würden, welche
verschwindende Rolle sie tatsächlich bei
dem Aufrechthalten der obwaltenden
Alltagswirklichkeit spielen. Gewiss, sie
finanzieren ihre Familien, doch Frauen
können dies genauso gut, wenn sie die
Chance dazu bekommen. In zahlreichen

Berufen sind Frauen auch in Indien und
Pakistan erfolgreich tätig. Eine Minder-
heit zwar, doch genauso effizient wie die
männlichen Berufsgenossen.
Die Mehrheit der Männer hat es nicht
gerne, soziale Verantwortung zu über-
nehmen. Ihren Infantilismus können sie
jedoch blitzschnell abstreifen und zu Bar-
baren mutieren. Meint meine Bekannte.
In der Tat vergeht kein Tag in Indien
oder Pakistan ohne die brutale Aus-
übung männlicher Gewalt gegenüber
Frauen. Sie manifestiert sich nicht nur
in der Beschämung, Versklavung und Er-
niedrigung der Frauen. Während die
Kühe vom hinduistischen Gebot der Ge-
waltlosigkeit profitieren, werden Frauen
vergewaltigt, ermordet, mit Benzin be-
gossen und angezündet. Die pakistani-
schen Männer wollen nicht tatenlos da-
neben stehen und erweisen sich der
männlichen Gattung Indiens ebenbür-
tig. Selbst in Deutschland werden jähr-
lich Hunderttausende Frauen Opfer von
männlicher Gewalt, auch mit tödlichem
Ausgang.
Wie Frauen vor den Augen ihrer eige-
nen Kinder geschlagen, getreten und be-
spuckt werden, habe ich als Kind selbst
erlebt. Unsere Nachbarn konnten ihren
Frauen den Samen spenden, sie jedoch
nicht respektieren. Offensichtlich ent-
glitt ihnen jegliche Kontrolle über sich
selbst, weil sie die Würde ihrer Frauen
als anmaßend empfanden.
Tatsächlich strahlten ihre Frauen
Güte und Sanftmut aus. Während die
Männer sie schlugen, heulten ihre Kin-
der, meine Spielfreunde, ohnmächtig
auf. Weinend stand ich da und verspürte
das heftige Zittern meiner Beine.
In Pakistan gibt es Frauengefängnisse.
Vor den Toren dieser Gefängnisse stehen
oft unschuldige Frauen und betteln dar-
um, aufgenommen zu werden. Denn
Frauenhäuser gibt es im Land der Rei-
nen – das bedeutet das Wort „Pakistan“


  • nicht. Im Gefängnis, so stellen sich die-
    se Frauen vor, könnten sie nicht so leicht
    Opfer männlicher Willkür werden.
    Trotzdem sind es überwiegend Frau-
    en, die auf die Straße gehen, um gegen
    den Terror der Islamisten zu protestie-
    ren. Die Mehrheit der Männer dagegen
    zieht es vor, ihr Mitleid vor den Toren
    der Moscheen abzugeben. Unerschüt-
    tert vom allgegenwärtigen Terror, unter-
    werfen sie sich fünfmal am Tag dem
    barmherzigen Allah.


Gebären und Dienen


Frauen in Pakistan und Indien werden von ihren Männern


unterdrückt. Dabei würde ohne die Frauen alles zusammenbrechen.


Von Salman Ansari


Illustration Kat Menschik


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