Der Spiegel - 03.08.2019

(Nora) #1

Kommunardischer Feldversuch


Nr. 31/2019 Sommer 69, Woodstock und
die Manson-Morde – Neun Tage, die unsere
Welt veränderten


Danke für die Würdigung eines großen Er-
eignisses! Ich war damals noch sehr jung,
aber ich fühlte da etwas ganz Bewegendes.
Die Musiker und Bands von Woodstock
sowie die Tausenden Festivalbesucher und
auch der Hauch von Marihuana waren ein-
fach »great«. Der »Spirit of Woodstock«
wird immer weiter bestehen!
Erwin Chudaska, Leer (Nieders.)


Kann der SPIEGELnach 50 Jahren wirklich
keine Zeitzeugen auftreiben, und muss er
das Resümee eines Journalisten veröffent-
lichen, der erst fünf Jahre nach den da -
maligen Ereignissen geboren wurde? Ich
bin Jahrgang 1952 und glaube, dass Wood-
stock seinerzeit kein Auslöser, sondern eher
wie die schrecklichen Manson-Morde ei -
ne Randerscheinung einer Gesellschaft im
Umbruch war. Das Woodstock-Revival hat
keinen anderen Sinn als damals: Geld ver-
dienen. Im Allgemeinen war die Mehrzahl
der Jugendlichen damals eher un politisch,
auch wenn die Minderheit der 68er es heu-
te gerne anders sieht.
Bernd Hoge, Nindorf (Schl.-Holst.)


Woodstock und Charles Manson in einem
Atemzug als Vorder- und Rückseite der
Flower-Power-Medaille darzustellen kann
nur einem Journalisten einfallen, der erst
in den Siebzigerjahren geboren wurde.
Das zeugt von abgrundtiefer Ahnungslo-
sigkeit gegenüber einem damals gelebten
Gefühl von Frieden und vor allem Frie-
denswillen. Das befleckt und diskreditiert
Woodstock als das Einmalige, das es war.
Giuseppe Pippo Russo, Darmstadt


Ich liebe eure westdeutsche Arroganz! Das
Leben der meisten Ostdeutschen und auch
meins wurde keineswegs durch den Som-
mer 1969 oder durch die Ereignisse, die es
auf den Titel Ihrer Zeitschrift geschafft
haben, verändert. Und dann wundern sich
solche Medien wie Sie, dass sich der Osten
nicht ernst genommen fühlt.
Wieland Brohm, Berlin


Uns als DDR-Bürger haben diese Ereignis-
se überhaupt nicht beeinflusst. Wir hatten
andere Sorgen. Wir brauchten nicht gegen


den Kapitalismus zu kämpfen, wir lebten
ja im real existierenden Sozialismus.
Kämpfen gegen den Vietnamkrieg muss-
ten wir auch nicht, wir standen ja soli -
darisch an ihrer Seite. Wir haben uns nur

gefragt, warum keiner von den kämpfen-
den Demonstranten zu uns kam. Die müs-
sen gewusst haben, dass es bei uns keine
Bananen gibt.
Angelika und Kurt Jeroch, Leipzig

Sowohl 1968 als auch 1969 ist einiges pas-
siert, aber der Nährboden für die umwäl-
zenden Veränderungen der späten Sechzi-
gerjahre reicht weit zurück bis mindestens
in die Fünfziger. Beatniks, Beatlemania,
Women’s Liberation Movement und der
sich weltweit verstärkende Einsatz für Bür-
ger- und Menschenrechte sind das Funda-
ment unserer heutigen Gesellschaft: Der
Mythos von Woodstock wird da wohl über-
schätzt. Three days of love and peace als
kommunardischer Feldversuch mit nicht
kommerzieller Ausrichtung manifestierten
sich eher aus Versehen.
Dr. Volker Brand, Bad Oeynhausen (NRW)

Nach dem Studium des gelungenen Bei-
trags schwanke ich mit meiner Bewertung
hin und her: Ist es eine authentische, sehr
gute Recherche zum Thema Migration
oder doch eher eine fundierte Anleitung
für kriminelle Zuwanderer, wie man am
besten nach Europa kommt?
Peter Götze, Potsdam

Verdient ein Nordafrikaner, der mehrfach
kriminell war und abgeschoben wurde,
dass der SPIEGELihm diese Presseauf-
merksamkeit gönnt? Sieht Abdull S. sich
jetzt als Held und Vorbild für weitere Ma-
rokkaner, es ihm gleichzutun? Vielleicht
hätte die Autorin ihn deutlicher darauf hin-
weisen müssen, dass der gut aussehende
junge Mann (vom SPIEGELnett fotogra-
fiert) seine Fremdsprachenkenntnisse bes-
ser im Tourismusgewerbe von Marokko
einsetzen könnte, als in Deutschland bald
wieder vor Gericht zu stehen.
Ewald Kohler, Wertheim (Bad.-Württ.)

Dieser Artikel kann einen nur ratlos – bes-
ser wütend – zurücklassen. Er ist ein Spie-
gelbild des Versagens der europäischen
und der deutschen Migrationspolitik. Kri-
minell, abgelehnt, mit einer Minderjähri-
gen ein Kind bekommen, mehrfach abge-
schoben und dennoch immer wieder ille-
gal eingereist. Wir lassen uns vorführen.
Bei uns wird jeder Parksünder so lange
verfolgt, bis er bezahlt hat. Und der Typ
kann machen, was er will? Ein Wiederein-
reiseverbot ist wohl zwecklos, weil unsere
Grenzen nicht effektiv geschützt werden.
Und falls es ihm gelingt, sich spanische Pa-
piere zu ergaunern, kann er leider wieder
in Deutschland sein Unwesen treiben. Soll-
te er es wieder nach Deutschland schaffen,
landet er hoffentlich in Abschiebehaft.
Bernd Vogel, Loxstedt (Nieders.)

Was ist denn die Intention des Artikels –
Europa und Deutschland als völlig unfähig
in Sachen illegaler Einwanderung darzu-
stellen? Danke, aber das wussten wir schon.
Vermutlich unbeabsichtigt taugt der Arti-
kel hervorragend dazu, der AfD ei ne Da-
seinsberechtigung zu bescheinigen. Mehr
Anbiederung an einen illegal eingereisten
und kri mi nellen Migranten geht kaum.
Georg Oliver Hruschka, Berlin

Toller Artikel, SPIEGEL-like recherchiert
und (fast) leidenschaftslos, pragmatisch

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»Die Morde Charles Mansons und seiner Anhänger werden seit Jahrzehnten


missbraucht, um die Hippiebewegung zu diskreditieren. Leider stellt sie jetzt


auch der SPIEGEL wieder als ›zwangsläufig‹ dar.«


Karlheinz Don, München

DER SPIEGEL Nr. 32 / 3. 8. 2019

C. HARBUTT / GAMMA / RAPHO / LAIF
Woodstock-Festival

Daseinsberechtigung für die AfD
Nr. 30/2019 Wie ein zweimal abgeschobener
Marokkaner erneut nach Europa kommen will

Herzlichen Dank für den informativen
Bericht. Es fehlt allerdings meiner Mei-
nung nach das Wichtigste, nämlich das
Fazit. Sollen wir eine ungehemmte Mi -
gration in die EU zulassen oder die Gren-
zen nur für echte Asylsuchende öffnen?
Mich würde interessieren, wie Ihre Mei-
nung zu diesem Thema ist. Sind Sie für
eine ungehemmte und nicht gesteuerte
Masseneinwanderung sowohl von Wirt-
schafts- als auch von politischen Flücht -
lingen, oder wie stellen Sie sich den Weg
aus diesem Dilemma vor?
Klaus Bertram, Haltern am See (NRW)
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