Der Spiegel - 03.08.2019

(Nora) #1

dokumentiert. Abdull steht wohl stellver-
tretend für die Abertausenden Menschen
aus Afrika und dem Nahen Osten. Ein-
wanderungswillige, von denen kaum je-
mand wissen will. Die EU schafft kein ein-
heitliches Verteilungsklima innerhalb ei-
ner »Wertegemeinschaft«, die ohnehin
keine ist. Jeder Staat schaut auf sich. Soli-
darität gibt es nur, wenn es ums Geld geht.
Humanität hat in Europa keinen Platz,
solange sich einzelne Staaten gegen eine
gemeinsame Migrationspolitik wehren.
So schaut’s aus – gute Nacht, vereinigtes
Europa!
Gerhard Rust, Turnau (Österreich)


Danke für den Beitrag! Abdull ist sicher
kein schlechterer Mensch als andere. Er
hat nur Pech gehabt mit der Familie, in die
er hineingeboren wurde. Wir sollten ihn
deshalb nicht verurteilen. Er und die an-
deren Migranten wollen nichts anderes als
das, was wir selbst wollen und haben und
oft für selbstverständlich halten.
Frank Moding, Guadalajara, Jalisco (Mexiko)


Die schwarze Katze im Raum
Nr. 30/2019 Kritiker sehen im neuen Mobil-
funknetz 5G eine Gefahr für die Gesundheit

Was haben 5G und Aloe vera gemeinsam?
Sie sind laut WHO möglicherweise krebs-
erregend. Nur, ich kann einen großen Bo-
gen um Aloe vera machen. Um 5G mit sei-
nen hochfrequenten elektromagnetischen
Feldern, wenn es denn je installiert sein
wird, kann ich das leider nicht.
Hildegard Morath-Hübner, Münstertal (Bad.-Württ.)

Ich bin äußerst besorgt über die Einfüh-
rung dieser 5G-Technik, da bisher keiner-
lei Tests und Studien existieren, die ge-
sundheitliche Schäden ausschließen. Es
macht daher Sinn, dass manche Menschen
sagen, dies mache uns alle zu Versuchska-
ninchen. Wieso wird diese Technik so Hals
über Kopf eingeführt? Wieso werden Hun-
derte Wissenschaftler und Ärzte, die vor
möglichen Gefahren warnen, nicht ernst
genommen? Wieso ist das Geschäft wich-
tiger als die Gesundheit der Bevölkerung?
Jan Frankl, München

Solange die Unbedenklichkeit dieser neu-
en Technologie nicht erwiesen ist, sollte
der Ausbau gestoppt werden. Die Indus-
trie wird’s überleben.
Lisbeth Kunz, Rehau (Bayern)

Schon mit logischem Denken ist erkenn-
bar, dass menschengemachte Strahlung
nicht gesundheitsfördernd für Mensch und
Tier ist. Wir sollten jetzt endlich diese
Grenzüberschreitung erkennen und um-
gehend Strahlung reduzieren. Jeder Ein-

zelne kann dazu beitragen, indem er be-
wusst auf die Nutzung der Mobilfunkge-
räte verzichtet und das Bundesamt für
Strahlenschutz sowie die auktionsbeteilig-
ten Unternehmen zur Einstellung des 5G-
Ausbaus auffordert.
Kathi Langner, Bad Lausick (Sachsen)

Die Suche nach der eventuell nicht exis-
tenten schwarzen Katze im dunklen Raum
ist ein gutes selbst gewähltes Bild vom Bun-
desamt für Strahlenschutz (BfS) für das
eigene interessengeleitete Vorgehen in der
Mobilfunkforschung mit Unterstützung
des wohl industrienahen privaten Vereins
ICNIRP, der mit dem BfS Räume teilt. Das
BfS erwartet keine bösen Überraschungen
mehr nach dem 2008 mit einer Entwar-
nung abgeschlossenen Deutschen Mobil-
funkforschungsprogramm und bezweifelt
systematisch alle Studien, die ein deutli-
ches Licht auf die schwarze Katze werfen.
Ob mit oder ohne 5G – eine gesundheits-
verträgliche Digitalisierung ist durchaus
möglich, wenn man die Strahlung bei allen
Frequenzen vorsorglich minimiert, Out-
door- und Indoor-Versorgung trennt und
die Lichttechnik für die Datenübertragung
weiterentwickelt.
Hanna Tlach, Sprecherin des Arbeitskreises Elektro -
smog im BUND Konstanz, Allensbach (Bad.-Württ.)

Der neueste Bericht der Bundesregierung
zu Mobilfunkemissionen prophezeit, es
werde zu »vermehrtem Einsatz elektro-
magnetischer Felder und damit auch zu
einer insgesamt höheren Belastung der Be-
völkerung« kommen. Mit der eiligen Ein-
führung von 5G wird im Grunde zuguns-
ten des umstrittenen Fortschrittsprinzips
das Vorsorgeprinzip aufgekündigt: Das
halte ich ethisch für mehr als fragwürdig.
Prof. Dr. Werner Thiede, Neuhausen (Bad.-Württ.)

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Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
([email protected])gekürzt
sowie digital zu veröffent lichen und unter
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Briefe

R. MEIGNEUX / SIPA / ACTION PRESS
5G-Antenne in Testkammer

Krieg ist kein Sandkastenspiel


Nr. 31/2019 Leitartikel: Deutschland sollte
den Briten in der Straße von Hormus helfen


Ist der SPIEGELvon allen guten Geistern
verlassen? Eine deutsche Beteiligung aus-
gerechnet am kritischsten Punkt der Welt,
mit der Aussicht, dann in kriegerische Aus-
einandersetzungen zwischen den dank
Trump unberechenbaren USA, einem
machtbewussten Russland, dem fanatisier-
ten Iran und den übrigen Anrainern ver-
wickelt zu werden? Großbritannien will
den Brexit, aber wir ziehen jetzt mit Boris


Johnson in den Krieg? Wir sollten lieber
alles daransetzen, mittels Diplomatie zu
einer Deeskalation beizutragen. Auf Öl
sollten wir im Interesse des Klimas sowie-
so so schnell wie möglich verzichten.
Volker Abel, Frankfurt a. M.


Damit der »Notfall für einen militärischen
Einsatz« nicht eintritt, haben wir Diplo-
maten. Ohne Diplomaten hat Trump das
Atomabkommen mit Iran gekündigt und
zusätzlich Sanktionen gegen Iran ver-
hängt. Die EU inklusive England war von
diesem – undiplomatischen – Alleingang
nicht überzeugt und versuchte, Iran vor


den Auswirkungen der Sanktionen zu
schützen. Doch England schloss sich ganz
plötzlich der Linie der USA an und kaper-
te einen iranischen Tanker; es war doch
zu erwarten, dass Iran das Gleiche macht.
Wer ist Trump, dass er der ganzen Welt
völkerrechtswidrig vorschreibt, wem Sank-
tionen erteilt werden müssen? Der ur-
sprüngliche Aggressor für die Blockade
in der Straße von Hormus ist er.
Solveigh Reinhardt, Rottau (Bayern)

Wissen Sie eigentlich, was Krieg bedeutet?
Das ist kein Sandkastenspiel, das man mal
eben wegwischt, wenn es einem langweilig
wird. Ich kenne die Verhältnisse in der
Straße von Hormus sehr gut und weiß, wie
brandgefährlich es ist, dort mit dem Feuer
zu spielen. Unsere Marine hat dort drau-
ßen nichts zu suchen.
Thomas Wieken, Kapitän, Hechthausen (Nieders.)

»Wann, wenn nicht jetzt« ist keine hinrei-
chende Begründung für die Beteiligung an
einer Militäraktion. Militärische Forsch-
heit ist kein Wert an sich; jedenfalls nicht
dort, wo die Politik das Primat hat über
das Militär – wie es in einer nicht mili -
taristischen Gesellschaft sein sollte. Aus-
schlaggebend sollte sein, welche Ziele mit
der Militäraktion verfolgt werden und ob
sie wirklich das geeignete Mittel zum Er-
reichen dieser Ziele ist.
Heide Richter-Airijoki, Brüssel

M. AKHOUNDI / XINHUA / DPA
Festgesetzter britischer Tanker vor Iran
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