Der Spiegel - 03.08.2019

(Nora) #1
PAUL ZINKEN / PICTURE ALLIANCE / DPA

NPD


Rechte »Verflechtung«


 Bundesregierung, Bundestag und Bundes-
rat halten die NPD weiter für einen ein-
flussreichen Akteur in der rechtsextremen
Szene. Das ergibt sich aus dem gemein -
samen Antrag beim Bundesverfassungs -
gericht, mit dem die drei Organe die Par-
tei, die zuletzt auf Landes- und Bundes-


ebene kaum noch Wahlerfolge hatte, von
der staatlichen Finanzierung ausschließen
wollen. Dem Antrag zufolge spielt die
NPD eine wichtige Rolle bei der Organisa-
tion rechtsextremer Konzerte wie des
»Schild und Schwert«-Festivals in Sachsen
mit Hunderten Besuchern, bei dem neben
Neonazi-Bands auch Kampfsportler
auftreten. Initiator ist NPD-Bundesvize
Thorsten Heise, der sich zum »Völkischen

Flügel« seiner Partei zählt. Die 154-seitige
Antragsschrift attestiert der NPD eine
enge »Verflechtung« innerhalb der rechts-
extremen Szene. Ihre Kader unterhielten
teils Kontakte zu Nachfolgeorganisationen
verbotener Neonazi-Kameradschaften.
Die NPD verfüge zudem über 141 kommu-
nale Mandate, vor drei Jahren waren es


  1. Aus staatlichen Mitteln erhielt die
    Partei zuletzt rund 880 000 Euro. HIP, WOW


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Deutschland


Immobilien

Schonfrist für Steuertrickser


Neuregelung zu »Share Deals« nicht Bestandteil des Jahressteuergesetzes

 Die schwarz-rote Bundesregierung tut sich offenbar schwer
damit, Steuerschlupflöcher zu schließen. Zwar verabschiede-
te das Kabinett jetzt auf Initiative von Bundesfinanzminister
Olaf Scholz (SPD) einen Gesetzentwurf, der Steuervermei-
dungsmodelle bei Immobiliengeschäften einschränken soll.
Zugleich verzichtete die Große Koalition aber darauf, die
Gesetzesverschärfung zum Bestandteil des Jahressteuergeset-
zes zu machen, das in der Regel vom Parlament ohne große
Änderungen verabschiedet wird. Im Jahressteuergesetz ste-
hen fiskalische Neuregelungen, etwa Steuervorteile für Elek-
troautos oder die Mehrwertsteuersenkung für E-Books.
Ursprünglich sollten auch die »Share Deal«-Regelungen
hier verankert werden. Dem Fiskus entgehen jährlich hohe

dreistellige Millionenbeträge, weil Grundstücksgeschäfte als
Firmenkäufe deklariert werden und damit weitgehend von
der Grunderwerbsteuer befreit sind. Seit Jahren versuchen
mehrere Bundesländer, dieses Steuerschlupfloch zu schlie-
ßen; Anfang des Jahres hatten sie sich mit dem Finanzminis-
terium auf eine moderate Gesetzesänderung verständigt.
Allerdings ist das Vorhaben in der Koalition umstritten.
Der CDU-Finanzpolitiker Andreas Jung begrüßte die Heraus-
lösung aus dem Jahressteuergesetz, sie ermögliche »die not-
wendige intensive Beratung« der Share-Deal-Verschärfung.
Die oppositionelle Finanzpolitikerin Lisa Paus (Grüne) warnt
vor der Gefahr einer »weiteren Entkernung des ohnehin
schon verwässerten Gesetzentwurfs«. WAS

»Ein solches Gewaltphänomen zeigt uns, wie instabil und fragil unsere Welt ist.« ‣S. 30

»Share Deal«-Immobilie Sony Center Berlin (l.)
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