Der Spiegel - 03.08.2019

(Nora) #1

21-mal


20
15

13


12
11

11


11


10
10

Veronika Bellmann CDU/CSU

Rainer Kraft AfD

Ulrike Bahr SPD

René Röspel SPD

Monika Lazar Grüne

Marco Bülow SPD bis 27. 11. 2018

Gabriele Hiller-Ohm SPD

Canan Bayram Grüne

Cansel Kiziltepe SPD

Hilde Mattheis SPD

Stand: Juli 2019

Häufigste Abweichler
Abgeordnete, die gegen die eigene
Fraktionsmehrheit stimmten

28 DER SPIEGEL Nr. 32 / 3. 8. 2019


Fall Oettinger


Mehr Moral für Brüssel


 In der Diskussion um den Plan des
scheidenden EU-Haushaltskommissars
Günther Oettinger (CDU), nach seiner
Amtszeit mit Lebensgefährtin Friederike
Beyer ein Beratungsunternehmen zu


gründen, werden Forderungen nach einer
besseren Kontrollinstanz laut. Aktuell
prüft der unabhängige Ethikausschuss der
EU-Kommission den Fall Oettinger.
»Der sogenannte unabhängige Ethikaus-
schuss hat nur eine beratende Funktion
und besteht aus Mitgliedern, die auch für
die Kommission gearbeitet haben«, kriti-
siert Vitor Teixeira von Trans-
parency International EU. Der
Ausschuss besteht aus drei Per-
sonen, die von der Kommission
ernannt werden. Für Sven
Giegold, Europaabgeordneter
der Grünen, ist der Ausschuss
unglaubwürdig: »Der Fall
Oettinger zeigt, warum wir so
dringend einen unabhängigen
Ethik-ausschuss brauchen, und
zwar auch fürs Europaparla-
ment. Denn auch von dort
wech seln die Abgeordneten auf
die Seite der Lobbyisten.« RED

STEFAN RAMPFEL / PICTURE ALLIANCE / DPA
Sturmgeschädigter Wald bei Kalefeld Anfang 2018

Parteien

Linientreue im Bundestag


 Am diszipliniertesten bei nament -
lichen Abstimmungen verhalten sich
Linkenabgeordnete. Auf 1000 abgege-
bene Stimmen gerechnet, wichen bei
der Linken nur 2 von der Fraktions-
mehrheit ab. Für ein Abweichler-Ran-
king hat der SPIEGELdas Verhalten
aller Abgeordneten bei den 106 na -
ment lichen Parlamentsabstimmungen
der laufenden Legislaturperiode ausge-
wertet. Am höchsten fiel mit 1,4 Pro-
zent die Abweichlerquote bei den AfD-
Parlamentariern aus, dicht gefolgt von
den Genossen der SPD.

Dabei gibt es einige rebellische Abge-
ordnete, die immer wieder aus der Rei-
he tanzen – ganz besonders bei der SPD.
In Opposition zur eigenen Fraktion ge-
hen vor allem Genossen des linken Par-
teiflügels: Hilde Mattheis, Vorsitzende
des innerparteilichen Forums »Demo-
kratische Linke 21« und erklärte GroKo-
Gegnerin, stimmte 21-mal gegen die
Parteilinie. Auf dem zweiten Platz: Can-
sel Kiziltepe (20-mal). Auf Platz vier
liegt Gabriele Hiller-Ohm (13-mal abge-
wichen), ihr folgen der im vergangenen
November aus der SPD ausgetretene
Marco Bülow (12-mal) sowie René Rös-
pel und Ulrike Bahr (beide 11-mal). Auf
dem dritten Platz des Rankings liegt mit
Canan Bayram eine Grüne. KUF, PLY

1,4 1,3
1,1

0,7
0,4

0,2


AfD SPD Grüne FDP CDU/CSULinke

Abweichungsquote nach Fraktionen
Anteil der Abweichlerstimmen an der Gesamtzahl
der abgegebenen Stimmen, in Prozent

Waldschäden


Bäume aus dem Ausland?


 Forstwirtschaftler raten aufgrund der
klimabedingten Waldschäden, auch mit
hitzeresistenten nicht heimischen Baum-
arten aufzuforsten. Christoph Kleinn,
Professor an der Fakultät für Forstwissen-
schaften in Göttingen, plädiert für »grö-
ßere Offenheit« gegenüber importierten
Hölzern, auch wenn Naturschützer dies
mit Recht kritisch sähen. »Zugleich sehen
wir, dass viele einheimische Baumarten
im Klimawandel Probleme haben«, so
Kleinn. In hiesigen Wäldern wurden
Schätzungen zufolge rund 110 000 Hek-
tar seit 2018 von Stürmen, Dürre und


Schädlingen verwüstet. Forstamtsleiter
Axel Pampe aus dem niedersächsischen
Reinhausen schlägt auch den Einsatz von
nordamerikanischer Küstentanne oder
Douglasie vor. In Süddeutschland werde
bereits mit mediterranen Arten wie der
Flaumeiche experimentiert. Diese Baum-
arten müssten allerdings behutsam inte-
griert werden, so der Förster, um Rück-
schläge für das Ökosystem zu vermeiden.
Sein Kollege Bertram Leder, Leiter des
Forstamts Arnsberger Wald, sieht die
Pflanzung fremdländischer Baumarten als
»Strategie, den Wald fit für die Zukunft
zu machen«. Feldfrüchte wie Kartoffeln
oder Mais seien dem Ursprung nach ja
auch »nicht heimisch«, so Kleinn. AB, TIK

CHRISTOPHE GATEAU / PICTURE ALLIANCE / DPA
Beyer, Oettinger
Free download pdf