Der Spiegel - 03.08.2019

(Nora) #1
85

Sport


Wegen der Schließung von Sportplätzen beschwören die Verbände eine Katastrophe.‣S.89

SPIEGEL:Herr Bock, Dra-
chenboote rauschen
zurzeit in ganz Deutsch-
land durchs Wasser –
wie sind Sie in dieser
Sportart 1999 Weltmeister
geworden?
Bock:Ich stamme aus einem Dorf bei
Wuppertal, und da gab es nur Fußball
oder Kanufahren. Ich ging zum Kicken,
bis mich mit 22 ein Freund ins
Boot holte. Ich merkte, dass ich
gut paddeln kann, und war faszi-
niert von der Kraft, die frei wird,
wenn sich ein mit Besatzung fast
zwei Tonnen schweres Drachen-
boot, angetrieben von 20 Leu-
ten, schlagartig in Bewegung
setzt.
SPIEGEL:Um Weltmeister zu
werden, braucht man neben
Talent großen Ehrgeiz, auch im
Drachenboot?
Bock:Ich habe damals einen
Schalter umgelegt. In vier Jah-
ren packte ich rund 20 Kilo-
gramm Muskelmasse drauf. Wir


trainierten unter Wolfram Faust, einem
Topkanuten, fünfmal die Woche. Nach
anderthalb Stunden auf dem Beyenburger
Stausee ging es noch für eine Stunde in
die Muckibude. Mein Studium hatte Pause.
SPIEGEL:Wie wurden Sie Welt meister?
Bock:Das gelang mit unserem Mixed-
Team Drag Attack auf der Regattastrecke
in Nottingham. Zwölf Männer, acht
Frauen – Gas geben über 500 Meter. Ich

war der Schlagmann rechts vorn, und
unser größter Rivale kam aus England.
SPIEGEL:Sie siegten mit einem Vorsprung
von drei Hundertstelsekunden.
Bock:Im Ziel wusste niemand, ob es
gereicht hat. Es dauerte eine Ewigkeit, bis
wir als Sieger auf der Anzeigetafel erschie -
nen. Der spitze Jubelschrei einer Mitfahre-
rin fuhr mir durch Mark und Bein. Durch
den Erfolg waren alle Schmerzen wie weg-
geblasen. Am nächsten Tag legten wir
noch einen drauf und wurden ungefährdet
Weltmeister auf der 250-Meter-Strecke.
SPIEGEL:Blieben Sie danach am Paddel?
Bock:Natürlich. 2002 gewannen wir
in Rom wieder Gold. 2003 sollte es
dann in Shanghai so weiter -
gehen, doch leider machte
uns das SARS-Virus einen Strich
durch die Rechnung: Die
Weltmeisterschaft wurde ab -
gesagt, und viele Leistungs -
träger beendeten danach ihre
Karriere.
SPIEGEL:Ihre Partnerin
dürfte sich gefreut haben.
Endlich hatten Sie wieder
Zeit für sie.
Bock:Wissen Sie – so ein
Mixed-Boot bringt viele
Beziehungen und Eheschlie -
ßungen mit sich. Auch
ich war davon betroffen. PK

Jedes Jahr veröffentlichtdas US-Wirtschaftsmagazin »Forbes«
eine neue Liste, welche 100 Stars unter anderem aus Film, Musik
und Sport am meisten Geld verdient haben. Die Zahlen basieren
auf Schätzungen anhand von Vermögenswerten wie Aktien, Im -
mobilien, Kunstobjekten oder Luxusgütern, die Informationen


stammen aus öffentlichen Quellen. Immerhin 34 der bestverdie-
nenden Entertainer kommen aus dem Sport, angeführt wird die
Liste von den Fußballern Messi, Ronaldo und Neymar. Der einzi-
ge Deutsche in dieser Aufstellung ist Formel-1-Fahrer Sebastian
Vettel (40,3 Millionen Dollar), er belegt Platz 30 bei den Sportlern.

Magische Momente


»Einen Schalter umgelegt«


Markus Bock, 47, über seinen WM-Triumph im Drachenboot


Drag-Attack-Drachenboot (Nr. 3) in Nottingham 1999

Topverdiener
ihrer Sportart:
Lionel Messi
Fußball
127,0 Mio. $

Saúl Álvarez
Boxen
94,0 Mio. $

Roger Federer
Tennis
93,4 Mio. $

LeBron James
Basketball
89,0 Mio. $

»Forbes«-Ranking
der 100
bestbezahlten
Entertainer
Juni 2018 bis
Juni 2019

Sportler
34

Sonstige
17

Musiker
38

Schau-
spieler
11

Basketball
11

davon American Football
8

Fußball
3

Golf
3

Boxen, Tennis,
Formel 1, Baseball
je 2

Mixed
Martial
Arts
1

NICK POTTS, ISAAC BREKKEN, KEVIN QUIGLEY,JOHN BAZEMORE / PICTURE ALLIANCE
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