Fotos: BMW AG; A. Dimitrova/Shutterstock.com
28 BMW-WELT Deutsch perfekt 10 / 2019
Nach der
Präsentation
fahren die
Abholer ihr
neues Auto
stolz durch das
Gebäude und
dann auf den
Ring – oft direkt
in den Stau.
der Konz¡rn, -e
, Gruppe von Firmen mit
gemeinsamer Leitung
den [ndrang forcieren
, hier: erreichen, dass
noch mehr Besucher
kommen
die S“cherheitsleute Pl.
, hier: Angestellte
einer Firma, die sich um die
Sicherheit kümmert
b„ng
, hier: voller Sorge
die Zählanlage, -n
, hier: technische
Konstruktion, um Besucher
zu zählen
bereitstehen
, hier: ≈ da sein
die Br„ndschutzauflage, -n
, hier: Kriterium für die
Sicherheit eines Gebäudes
zum Schutz vor Feuer
(der Sch¢tz
, von: schützen)
die Behörde, -n
, Amt
die Bl¶ckabfertigung
, hier: Hereinlassen
von einer bestimmten
Personenzahl
erœffnen
, zum ersten Mal öffnen
¡twa
, ungefähr
ausliefern
, hier: verkaufen und
liefern
ausstellen
, hier: an einen Platz stel-
len, um etwas zu zeigen
bestaunen
, hier: besichtigen und
toll finden
s“ch bezahlt m„chen
, hier: ≈ gut sein, weil man
Profit macht
steinern
, aus Stein
die Visitenkarte, -n
, kleine Karte, auf der
z. B. Name, Adresse und
Telefonnummer stehen
¡s ex„kt tr¡ffen
, hier: die absolut richti-
gen Worte für etwas sein
der W¡rktag, -e
, Montag bis Samstag
die Ebene, -n
, hier: ≈ Stockwerk
vertreiben
, hier: wegschicken
die K¶rdel, -n
, hier: ≈ festes, langes
Stück, das als Barriere
funktioniert
der Oldtimer, - engl.
, teures, sehr altes Auto
(im Englischen: alter
Mensch)
sp„nnen
, hier: hängen
das W¡rk, -e
, hier: ziemlich große
Fabrik
das Staubkorn, ¿er
, ganz kleiner Teil von
schmutzigen Stücken in
der Luft
der Drehteller, -
, hier: rundes, flaches Teil,
das seine Richtung durch
eine Kreisbewegung ändert
die Ehrenrunde, -n
, hier: ≈ zeremonielle
Fahrt
das Erlebnis, -se
, von: erleben = die
Erfahrung machen
„bhängig v¶n
, hier: so, dass man sich
orientieren muss an
die Ausgaben Pl.
, hier: Geld, das man
ausgibt
vertreten sein
, hier: da sein; an einem
Ort sein
mehr. Damit nicht noch mehr Besucher
kommen, hat der Konzern außerdem die
Werbung für einen Besuch des Hauses
am Mittleren Ring reduziert. „Wir wollen
den Andrang nicht noch weiter forcieren“,
sagt Käs.
An manchen Tagen, zum Beispiel
wenn Konzerte stattfinden, schauen die
Sicherheitsleute mit bangem Blick auf
die automatischen Zählanlagen über den
Türen der Eingänge. Sie stehen dann be-
reit, um die Türen zu schließen, wenn zu
viele kommen. Sonst kann es nämlich zu
Problemen mit den Brandschutzaufla-
gen der Behörden kommen. Dann gibt es
Blockabfertigung wie in manchen Alpen-
tunneln in Österreich zur Hauptreisezeit:
Wenn fünf Besucher gehen, dürfen fünf
neue rein. Mehr nicht.
Es ist wirklich so: Das im Oktober
2007 eröffnete Marken-, Auslieferungs-
und Erlebniszentrum ist inzwischen die
populärste Sehenswürdigkeit in Bayern.
Zum Vergleich: Neuschwan-
stein, das Traumschloss des
bayerischen Märchenkönigs
Ludwig II., besuchen pro Jahr
nur etwa halb so viele Besu-
cher wie die BMW-Welt. Da-
bei sind die meisten gar keine
Kunden, die ihren neuen Wa-
gen abholen wollen.
Nur ungefähr 20 000 Autos
liefert der Konzern pro Jahr
über die BMW-Welt aus; der
große Rest kommt einfach so vorbei.
Wozu? Um die ausgestellten Autos zu
sehen, in einem der vier Restaurants zu
essen, eines der vielen Konzerte zu be-
suchen oder die Architektur des Wiener
Professors Wolf D. Prix und seines Büros
Coop Himmelb(l)au zu bestaunen.
500 Millionen Euro hat BMW damals
in das Gebäude investiert. Käs ist der
Meinung, dass sich die Investition „heute
schon mehr als bezahlt gemacht“ hat. Vor
einiger Zeit hat ein Journalist die BMW-
Welt mal eine „steinerne Visitenkarte“
des Münchener Autokonzerns genannt.
Käs findet: „Das trifft es exakt.“
An einem normalen Werktag stehen
Besucher aus der ganzen Welt zwischen
den Autos auf der Empfangsebene im
Erdgeschoss. Asiatische Reisegruppen
fotografieren sich gegenseitig vor einem
der beiden ausgestellten Rolls-Royce;
ein Russe hat sich in einen Mini gesetzt
und beschreibt Freunden in der Heimat
per Live- Chat mit seinem Handy, was er
gerade so tut. Beide Marken gehören seit
rund 20 Jahren zum BMW-Konzern.
An anderer Stelle sind Sicherheitsleute
dabei, immer wieder Besucher von einer
Isetta aus den 50er-Jahren zu vertreiben.
Die Gäste verstehen irgendwie nicht,
warum die rote Kordel um den Oldtimer
gespannt wurde.
Wer möchte, kann außerdem ganz in
der Nähe das älteste BMW-Werk besich-
tigen. Auch eine Tour durch das Firmen-
museum auf der anderen Straßenseite ist
möglich.
Währenddessen sind im Unterge-
schoss Techniker dabei, die Neuwagen
der Abholer fertigzumachen für ihren
großen Moment. Helles Licht hilft ih-
nen, auch noch das letzte
Staubkorn zu finden. Ein
Aufzug bringt die Autos dann
nach oben auf die „Premieren-
ebene“, wie sie das bei BMW
nennen. Dort bekommen die
Abholer ihr Auto zum ersten
Mal zu sehen – auf einem gro-
ßen Drehteller.
Nach dem großen Moment
steigen sie ein, fahren noch
eine Art Ehrenrunde durch
das Gebäude und dann auf den Mittleren
Ring – wo das Erlebnis allerdings nicht
selten im ganz normalen Münchener
Stau endet. Billig ist das nicht: Zwischen
545 und 995 Euro kostet eine Abholung
in der BMW-Welt, abhängig davon, wie
intensiv sich Käs und seine Leute um den
Abholer und das Auto kümmern sollen.
Die Ausgaben für die Reise nach Mün-
chen und eine mögliche Hotelübernach-
tung sind da noch gar nicht inklusive.
Auch andere Hersteller bieten solche
Abhol- und Erlebniszentren. In Wolfs-
burg zum Beispiel hat Volkswagen im
Juni 2000 die Autostadt eröffnet. Sieben
Konzernmarken sind dort vertreten. Es
gibt Gastronomie und Veranstaltungen,
ein Luxushotel und ein Automuseum.