Deutsch Perfekt - 10.2019

(Romina) #1
INSIDERWISSEN 37

Fotos: aluxum/iStock.com; Franz Marc Frei; Quelle: Dies ist eine einfachere Version eines Texts aus der


Süddeutschen Zeitung


.


Deutsch perfekt 10 / 2019

weiße Schrift auf kobaltblau emaillier-
tem Eisenblechschild haben. Ordnung
muss sein. Trotzdem findet man in der
Stadt auch braune und grüne Schilder,
es wären sogar rote oder pinke möglich.
Wie kann das sein? Werner Widemann
ist Vermessungsamtsrat und meint, dass
etwa 90 Prozent aller Schilder in der Stadt
blau sind. Aber: Vor allem in den 50er-Jah-
ren hat es Wohnungsbaugesellschaften
gegeben, die – aus welchem Grund auch
immer – lieber grüne oder braune Schil-
der wählten. „Solange die noch gut lesbar
sind, lassen wir sie nicht austauschen“,
sagt Widemann. Obwohl sie eigentlich
nicht erlaubt sind. Es gibt aber auch eine
Möglichkeit, legal andere Farben an die
Wand zu bringen: Hausbesitzer können
eine Ausnahmegenehmigung beantra-
gen. „Grundsätzlich ist keine Farbe ver-
boten“, erklärt Widemann, solange der
Kontrast zwischen Nummer und Schild
deutlich genug sei, dürften Schilder auch
lila sein. Allerdings kämen solche Anträge
sehr selten vor. „Das blaue Schild gehört
zu München, und den meisten gefällt das
auch.“ Thomas Schmidt

Die Äußere Wiener Straße
Wer in München nach einer Äußeren
Wiener Straße sucht, wird lange suchen
müssen. Auch Google-Maps hilft da nicht
weiter. Denn es gibt zwar eine Innere
Wiener Straße im Stadtteil Haidhausen,
von der äußeren Zwillingsschwester
fehlt aber jede Spur. Weil die eigenen Bei-
ne und das Internet nicht zur Antwort
führen, muss die Stadtverwaltung die
Sache erklären: Beim Geodaten Service
München, der sich um die Straßenna-
men kümmert, heißt es: „In München gab
es von 1856 bis 1956 auch eine Äußere
Wiener Straße, sie wurde im Jahr 1956 in
Einsteinstraße umbenannt.“ Namenspa-
tronin der beiden Wiener Straßen war üb-
rigens nicht die Hauptstadt Österreichs,
sondern der Beginn der Landstraße, die
München über Braunau und Linz mit
Wien verband. Warum aber vor mehr als
60 Jahren Albert Einstein und sein Bruder
Alfred als Namensgeber die Landstraße
ablösten, weiß auch bei der Stadtverwal-
tung niemand mehr. Fridolin Skala

Die Schlösser im Hofbräuhaus
Den Münchenern fehlt vieles: saubere
Luft, bezahlbare Wohnungen, Parkplät-
ze – und sogar Masskrugtresore. 616 Plät-
ze gibt es im Münchener Hofbräuhaus,
aber wie so oft: nicht für jeden. Geld hilft
bei diesem Statussymbol gar nichts. Wer
ein Schließfach will, muss ungefähr zwei
Jahre darauf warten und das Hofbräuhaus
davor schon oft besuchen. Denn nur wer
aktives Mitglied bei einem der mehr als
200 Stammtische ist, kommt auf die Liste.
Dann wartet man – etwas makaber – auf
den Tod. Denn freiwillig hat noch keiner
seinen Platz im Tresor aufgegeben. We r
einen hat, muss seinen Steinkrug nur he-
rausholen, spülen und mit geöffnetem
Deckel auf den Tisch stellen. Dann weiß
der Kellner: Bitte vollmachen! Für Mün-
chen ist die Tresormiete ziemlich günstig:
drei Euro pro Jahr. So können die Kunden
mehr Geld fürs Bier ausgeben. Ingrid Fuchs

Draußen trinken
Länger draußen trinken: Am Sendlin-
ger-Tor-Platz ist das kein Problem. Was
an anderen Stellen in München verboten
ist, ist dort möglich: Drei Betriebe dürfen
dort länger als bis 23 Uhr draußen bewir-
ten. Warum? Wegen der Umgebung: In
Arealen, in denen keine direkten Anwoh-
ner in ihrer Nachtruhe gestört werden
könnten, darf länger ausgeschenkt wer-
den. Am Sendlinger-Tor-Platz gibt es drei
Betriebe, die das zwischen sechs Uhr mor-
gens und drei Uhr nachts draußen dürfen.
Der Weg zur eigenen Freischankfläche
geht über einen Antrag bei der Bezirksin-
spektion. In der Nähe von Denkmälern ist
außerdem eine genaue Beschreibung des
Mobiliars nötig, um „die Einwirkung auf

Wer sein Bier aus einem dieser Objekte hinter diesen
Schlössern trinken darf, ist Hofbräuhaus-Premiumgast.

das emaillierte Eisenblech-
schild, -er
, Schild aus dünnem,
flachem und schwerem
Metall, auf das ein Material
zum Schutz gelegt ist

der Verm¡ssungsamts-
rat, ¿e
, Person, die in einem Amt
arbeitet, das ein Register
über alle Grundstücke eines
Stadtteils hat

(das Gr¢ndstück, -e
, Stück Land mit spezieller
Lage und Größe)

die Wohnungsbaugesell-
schaft, -en
, Firma, die Gebäude baut
und vermietet

sol„nge
, hier: bis

austauschen
, hier: wechseln

die Ausnahmegenehmi-
gung, -en
, hier: offizielle schrift-
liche Erlaubnis, andere
Farben für die Schilder zu
wählen

gr¢ndsätzlich
, hier: ≈ prinzipiell

sei
, Konj. I von: sein

vorkommen
, geben

der [ntrag, ¿e
, schriftliche Bitte

die Zw“llingsschwester, -n
, ≈ eine von zwei
Schwestern, die am selben
Tag geboren werden hier:
Straße

v¶n ... fehlt jede Spur
, ... ist absolut nicht zu
finden

¢mbenennen
, einen anderen Namen
geben

der Namenspatron, -e
, Person, die vor langer
Zeit ein sehr religiöses
Leben gelebt hat und von
Katholiken besonders ge-
liebt wird, nach der jemand
genannt wird

verb“nden m“t
, hier: zusammenbringen

„blösen
, an die Stelle kommen
von

der Masskrug, ¿e
, Geschirr für einen Liter
Bier

das Schließfach, ¿er
, ≈ kleiner Schrank, in den
man Dinge schließen kann

der St„mmtisch, -e
, Gruppe von Personen,
die sich z. B. einmal pro Wo-
che in einem Lokal treffen

makaber
, so, dass man über den
Tod Späße macht

aufgeben
, hier: L behalten

der D¡ckel, -
, oberer Teil zum Öffnen
und Schließen

der Betrieb, -e
, hier: Gaststätte;
Biergarten

der [nwohner, -
, hier: Person, die in der
Nähe eines Restaurants
oder einer Bar wohnt

die Freischankfläche, -n
, Bewirtung auf öffentli-
chem Areal

die Bez“rksinspektion
, lokales Amt der Stadtad-
ministration, das sich z. B.
um Gaststätten kümmert

das Mobiliar
, Möbel

die Einwirkung, -en
, ≈ Effekt
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