Deutsch Perfekt - 10.2019

(Romina) #1

Fotos: Kathrin Koschitzki


NYMPHENBURGER PORZELLANMANUFAKTUR 57

eAus verschiedenen Epochen sind
diese Porzellan-Designs, die auf
einem Wagen stehen.

das Porzellan , harte,
weiße Substanz, aus der
z. B. Geschirr gemacht ist

die Porzellanmasse, -n
, hier: ≈ weiche Substanz,
die man später heiß macht
und so hart werden lässt

die M„ssemühle, -n
, hier: Werkstatt mit einer
Maschine, mit der man
die Komponenten für die
Porzellanmasse mischt

der F¡ldspat , graues
oder helles Mineral, das
man zur Herstellung von
Steinprodukten verwendet

der K¡ssel, -
, extrem großer Topf

das Königshaus, ¿er
, hier: Königsfamilie

churfürstliche (-r/-s)
, von: Kurfürst = Aristo-
krat mit der Erlaubnis, den
deutschen König zu wählen

das F•rstengeschlecht, -er
, aristokratische Familie,
die ein Land oder eine
Region regiert

gr•nden , starten

der Urenkel, - , Kind des
Enkels oder der Enkelin

produzieren , herstellen

s¶ll ... sein
, hier: man sagt, sie ist ...

die Kugelmühle, -n
, hier: Mühle, die mit sehr
harten Bällen funktioniert

dr•cken , hier: geben

der/das Met„llpartikel, -
, extrem kleines Metall-
teilchen

die Pr¡sse, -n
, hier: spezielles Gerät,
mit dem man Wasser aus
einer Substanz drückt

entziehen , wegnehmen

die Pl„tte, -n , hier: gro-
ßes, flaches, hartes Stück

kneten , mischen und mit
den Händen formen

der Teig, -e , hier: wei-
che Mischung zum Backen

die Dreherei, -en , hier:
Werkstatt, in der mit Dreh-
scheiben gearbeitet wird

(die Drehscheibe, -n
, hier: dünnes Stück, auf
dem weiche Porzellanstü-
cke rotieren)

(rotieren , hier: sich im
Kreis bewegen)

die Brennerei, -en
, hier: Werkstatt mit
einem Gerät, mit dem man
Porzellanstücke sehr heiß
machen und dadurch hart
werden lässt

das Jagdschloss, ¿er
, ≈ kleines Schloss, von
dem aus man früher zu
Jagden startete

(die Jagd, -en
, von: jagen = Tiere fangen
und totmachen)

Das Feinste vom Feinen


Seit mehr als 270 Jahren stellt die Porzellanmanufaktur


Nymphenburg teures Porzellan her – und das von Hand,


in legendären Werkstätten in idyllischer Lage.


Passt das noch in unsere Zeit? Von Ana Maria Michel


MITTEL

A

lles beginnt bei Dieter
Zeus. Er ist die Person,
die in der Porzellanma-
nufaktur Nymphenburg
in München das Basis-
material herstellt, mit dem hier gearbei-
tet wird: die Porzellanmasse. Der große
Mann mit den schwarzen Haaren steht
an seinem Arbeitsplatz, der Massemühle.
Sie sieht ein bisschen aus wie eine Bäcke-
rei. Zeus mischt hier die drei Komponen-
ten von Porzellan: Kaolin, Feldspat und
Quarz. Alte Maschinen und große Kessel,
in denen es ziemlich laut ist, stehen in der
Massemühle. Man denkt gar nicht, dass
hier so etwas Filigranes wie Porzellan ge-
macht wird.
Und es ist ein sehr bekanntes Porzellan
mit langer Tradition. Nymphenburg ist
die Manufaktur des bayerischen Königs-
hauses. Im November 1747 wurde sie als
„Churfürstliche Porcelaine-Fa brique“
vom bayerischen Kurfürsten Maximili-
an III. Joseph aus dem bekannten Fürs-
tengeschlecht der Wittelsbacher gegrün-
det. Heute gehört sie Luitpold Prinz von
Bayern, einem Urenkel von Ludwig III.,
dem letzten bayerischen König. Die Zeit
der Prinzen und Könige ist zwar auch in
Bayern lange vorbei. Aber der offizielle
Name „Königliche Porzellan Manufaktur
Nymphenburg“ ist auch heute noch ein
Garant für Luxus.

Seit dem 18. Jahrhundert kennt man
Nymphenburg als Synonym für Porzel-
lan von höchster Qualität. Produziert
wird nur von Hand. Nymphenburg soll
inzwischen die letzte Porzellanmanu-
faktur der Welt sein, die alle ihre Stücke
in Handarbeit herstellt. Und das fängt
schon bei der Porzellanmasse an, die nicht
fertig gemischt eingekauft wird. Das ge-
naue Rezept ist geheim, für die richtige
Mischung braucht man viel Erfahrung.
Seit fast 40 Jahren arbeitet Zeus schon in
der Manufaktur.
Fast drei Tage lang mischt er die spä-
tere Porzellanmasse in großen Kesseln,
den Kugelmühlen. Danach drückt Zeus
sie durch ein feines Netz und macht die
letzten Metallpartikel mit Magneten weg.
Mit einer Presse entzieht er der Masse das
Wasser und gibt ihr die Form von Platten,
die dann mindestens zwei Jahre in einem
langen Keller stehen müssen. Mit einer
speziellen Maschine und seinem starken
Bizeps knetet Zeus die Masse danach wie
einen Teig. Dann kann sie in der Dreherei
die Form von Tellern, Tassen oder Vasen
bekommen. In Nymphenburg ist Traditi-
on wichtig. Die Brennerei ist die einzige
Werkstatt, in der mit Elektrizität gearbei-
tet wird.
Ganz am Anfang lag die Manufak-
tur im Jagdschloss Neudeck im heuti-
gen Münchener Stadtteil Au. 1761 ging

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