Deutsch Perfekt - 10.2019

(Romina) #1
Fotos: Kathrin Koschitzki; Porzellan Manufaktur Nymphenburg

58 NYMPHENBURGER PORZELLANMANUFAKTUR Deutsch perfekt 10 / 2019


man in die Nähe des Nymphenburger


Schlosses, wo die Wittelsbacher gern


den Sommer verbrachten. Seitdem ist sie


als Porzellanmanufaktur Nymphenburg


bekannt. Bis heute liegen die Werkstätten


am Nördlichen Schlossrondell. Die meis-


ten Besucher von Schloss Nymphenburg


wissen nicht, was dort hinter den gelben


Mauern passiert. Wenn die ersten Tou-


risten vor dem Schloss Fotos machen,


ist Dieter Zeus schon seit Stunden in der


Massemühle. Er beginnt seine Arbeit


manchmal schon um fünf Uhr


morgens. Wenn seine Kollegen


in den anderen Werkstätten


um sieben Uhr anfangen, brau-


chen sie die Porzellanmasse.


Eine Mitarbeiterin der

Dreherei macht heute zum


Beispiel Teller für das Service


„Honeycomb“. An der Dreh-


scheibe bekommen die Teller zuerst ihre


typische Form. Dann drückt die Frau mit


einer Gipsform vorsichtig ein Relief in


den Rand. Sie muss sehr genau arbeiten,


denn Porzellan vergisst nie, sagt man


sich. Nach dem Brennen würde man die


Fehler sehen. Wenn der Teller fertig ist,


wird noch das Wappen der Manufaktur


mit einem Stempel in die Unterseite


gedrückt – damit jeder weiß, woher das


Stück kommt.


Ihr Kollege hat gerade flüssige Porzel-
lanmasse für eine große Vase in eine
Gipsform gegossen. Die Formen kann
man nur etwa 15 Mal benutzen. Dann
müssen sie neu hergestellt werden. Das
passiert im Modellsaal. Die Herstellung
der Formen ist die einzige Arbeit, für die
Nymphenburg Probleme hat, neue Mit-
arbeiter zu finden. Aber ohne die Formen
können viele Stücke nicht hergestellt
werden. Etwa 40 000 Formen stehen im
Modell- und Formenarchiv, dem Lager
für alle historischen Vorlagen
der Fabrik. Das Archiv ist in
einer alten Halle, die die erste
Industrielagerhalle Deutsch-
lands gewesen sein soll.
Die Porzellanmanufaktur
steht unter Denkmalschutz.
Alle Werkstätten liegen in
historischen Gebäuden. Man
erreicht sie über einen idyllischen Garten,
in dem grüne Bäume und Figuren aus
Terrakotta stehen, die auch in Nymphen-
burg hergestellt werden. Ein so schönes
Arbeitsumfeld wie dieses ist selten. Trotz-
dem müssen sich die Mitarbeiter konzen-
trieren.
Als die Manufaktur 2011 mit Anders
Thomas einen neuen Chef bekam, ent-
schied er: Besucher dürfen nur selten in
die Werkstätten. Für die meisten endet

seitdem
, hier: seit dieser Zeit

das Schl¶ssrondell, -e
, hier: Park in halbrunder
Form und mit einer Straße,
der für das Schloss designt
wurde

die M“tarbeiterin, -nen
, Angestellte

das Service, - franz.
, ≈ Geschirr-Set

der R„nd, ¿er
, äußerer Teil; Ende

das W„ppen, -
, ≈ Emblem

gerade
, hier: vor einem Moment

fl•ssig
, ≈ nass

die G“psform, -en
, hier: Form aus einer
weiß-grauen Substanz, die
mit Wasser gemischt wird
und die nach dem Trocknen
hart ist

gießen
, hier: hineintun

¡twa
, ungefähr

der Mod¡llsaal, -säle
, hier: sehr großer, hoher
Raum, in dem neue Formen
hergestellt werden

die Vorlage, -n
, hier: Modell

die H„lle, -n
, sehr großer, hoher Raum

¢nter D¡nkmalschutz
stehen
, davor geschützt sein,
kaputt gemacht oder
geändert zu werden

das [rbeitsumfeld, -er
, hier: Umgebung, in der
man arbeitet

Jeder Teller wird aus der speziellen Porzellanmasse der Manufaktur hergestellt.


Die Frau muss
sehr genau
arbeiten, sonst
sieht man im
Porzellan am
Ende die Fehler.
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