Deutsch perfekt 10 / 2019
Am Porzellan mag Neumann, dass es sich
so edel anfühlt. Besonders gerne malt sie
Motive aus der Natur und Schriften. Ihre
Lieblingsstücke aber sind die Totenschä-
del. So ein Totenkopf aus Porzellan steht
auch an Neumanns Arbeitsplatz. Die To-
tenköpfe wurden 1756 von Ignaz Gün-
ther entwickelt und sind bis heute ein
Klassiker aus Nymphenburg. Jedes Jahr
gibt es eine neue Edition mit 25 Exem-
plaren. So gab es schon Toten-
köpfe, auf denen ein Kolibri
war. Die Schädel haben den
Titel „Memento Mori“ (Sei dir
des Todes bewusst). Das passt
zum fragilen Porzellan.
Angst, dass ihr ein Stück
runterfällt, hat Neumann aber
nicht. „Die meisten Schäden
passierten sowieso beim Transport“,
sagt sie. Später einmal nicht mehr bei
Nymphenburg zu arbeiten, kann sich
Neumann nicht vorstellen. Sie findet
es gut, dass die Stücke vom ersten bis
zum letzten Schritt in der Manufaktur
gemacht werden. „Man sieht, was die
Kollegen vorher geleistet haben.“ Außer-
dem wird es nie langweilig, denn durch
Kooperationen mit Künstlern und Fir-
men kommt immer etwas Neues nach
Nymphenburg. So sind zum Beispiel
Porzellanrosen in den Cockpits von drei
Rolls-Royce zu finden.
Vor allem in den USA hat die Porzel-
lanmanufaktur viele Kunden. Denn
dort hat man weniger Angst, etwas so
Kostbares zu benutzen, weiß man hier.
Günstig ist das Nymphenburger Por-
zellan nämlich nicht. Ein Dessertteller
des Services „Cumberland“ kostet 3030
Euro. Der Preis für die Jesusfigur liegt
für die kleine Variante bei fast 2500 Euro.
Den Preis für die große Variante nennt
die Manufaktur nur auf An-
frage. Für wen die Produkte
aus Nymphenburg gedacht
sind, kann man sich vorstel-
len, wenn man sieht, wer die
Manufaktur schon besucht
hat: Königin Elisabeth II.,
Papst Benedikt XVI. oder die
Königin von Bhutan.
Es gibt aber auch Stücke, die nicht ganz
so teuer sind. Ein Mokkabecher aus dem
Service „Lightscape“ ist zum Beispiel
schon für 75 Euro zu haben. Aber das
Nymphenburger Porzellan ist vor allem
etwas für Menschen, die nicht aufs Geld
achten müssen. Alle anderen können die
schönen Stücke in München wenigstens
für eine Zeit lang ansehen. Zum Beispiel
in den Vitrinen im Flagship Store am
Odeonsplatz im Stadtzentrum oder im
Marstallmuseum in Schloss Nymphen-
burg, wo eine Sammlung Nymphenbur-
ger Porzellans zu sehen ist.
Neben dem Wappen der Manufaktur steht ein J für Joseph. Denn der Chef der Dreherei hat dieses Stück gemacht.
s“ch edel „nfühlen
, hier: den speziellen
Effekt haben, dass etwas
elegant ist
die Schr“ft, -en
, hier: schriftlicher Text
der Totenschädel, -
, Kopf eines Skeletts
der Kolibri, -s
, südamerikanischer
Vogel
s“ch des Todes bew¢sst
sein
, hier: so, dass man daran
denkt, dass es den Tod gibt
fragil
, hier: so, dass es leicht
kaputtgehen kann
der Schaden, ¿
, hier: Sache, bei der
etwas kaputtgegangen ist
sowieso
, hier: ≈ Das ist normal. /
Man weiß das.
s“ch vorstellen
, hier: sich denken
der Schr“tt, -e
, hier: eine Aktion in einer
Reihenfolge von Aktionen
leisten
, hier: mit besonders viel
Erfolg machen
k¶stbar
, wertvoll
liegen bei
, hier: ungefähr ... sein
auf [nfrage
, so, dass man um die
Information bitten muss,
z. B. weil man etwas kaufen
möchte
ged„cht sein für
, ≈ gemacht sein für
der Papst, ¿e
, Mann mit der höchsten
Position in der katholischen
Kirche
der M¶kkabecher, -
, Gegenstand, aus dem
man Mokka trinkt
NYMPHENBURGER PORZELLANMANUFAKTUR 61
Porzellanrosen
aus Nymphen-
burg sind in den
Cockpits von
drei Rolls-Royce
zu finden.
Eine Übung zu diesem
Text finden Sie auf
Seite 54.