Die Zeit - 01.08.2019

(Kiana) #1

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Das Leben hat es meist gut mit ihr gemeint. Auch anfangs in einer
Zeit, als anderswo Krieg und Not herrschten. Sie aber lebte in einer
luxuriösen Welt, genoss Kontakte zu Adel und Königshaus, Reisen
zwischen Ost und West. Später studierte sie Philosophie, Kunst,
Musik, erlebte die erste Liebe mit einem jungen Komponisten. Die
Ehe zerbrach, sie heiratete erneut – diesmal einen Filmproduzenten,
der sie in ihren künstlerischen Ambitionen förderte und zur Mutter
einer Tochter machte. Doch erst die Begegnung mit (dem späteren)
Ehemann Nr. 3 bescherte ihr die Rolle ihres Lebens. Von nun an
war sie die »Frau an seiner Seite« – so deutlich sicht- und hörbar,
dass manche seiner Fans sich öffentlich sorgten. Mit ihrer dunkel-
verführerischen Aura und – wer weiß? – vielleicht mit Drogen habe
sie ihm den Verstand geraubt, hieß es; wegen ihr habe er Frau, Kind
und die besten Freunde verlassen, sie aber wolle seinen Ruhm nur
für die eigene Karriere nutzen. Unbeirrt zeigte sich das Paar jedoch
weiterhin dauerverliebt, oft in symbiotisch anmutender Nähe. Und
dann geschah er, jener todtraurige Moment, der ihr den Boden weg-
riss unter den Füßen, der gemeinsame Sohn war gerade fünf Jahre
alt. Was blieb ihr übrig, als weiterzumachen? Mit Kunst und Musik,
Aktion und Irritation, mit dem, was ihr wichtig war? Sie hat es ge-
schafft – und hinter ihrem verhaltenen Lächeln erkennen nun auch
die Kritiker von einst die eigenständige Künstlerin an, die sich allen
Anfeindungen zum Trotz stets treu blieb. Wer ist’s?

Lösung aus Nr. 31: Bundesaußenminister Walter Scheel (1919 bis 2016) sang im Dezember
1973, ein halbes Jahr vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten, das Lied »Hoch auf dem
gelben Wagen« für eine ZDF-Show. Seine politische Laufbahn begann 1948 als Stadtrat der
FDP in seiner Heimatstadt Solingen. 1953 wurde er Abgeordneter im Bundestag. Im Ka-
binett von Willy Brandt war er ab 1961 Außenminister; von 1974 bis 1979 Bundespräsident

LEBENSGESCHICHTE

Vom 3.–18. August beleuchtet im Rathaus Ebersberg nahe München
die Ausstellung Schach und Religion deren oft widersprüchliches
Verhältnis zueinander. »Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?«,
fragt Gretchen Faust. Entsprechend konnte man freilich auch im-
mer die Religion fragen: »Wie hast du’s mit dem Schachspiel?«
Die Kirchenväter wussten eigentlich nie, ob sie es verdammen oder
benedeien sollten. So entrüstete sich Kardinal Damiani 1061 in
einem Brief an Papst Alexander II. über einen Florentiner Bischof,
der dem Laster des Schachs verfallen war und solchermaßen seine
Hand, die den Leib des Herrn hält, beschmutzt hatte. Tempora
mutantur.
Der Dominikanermönch Jacobus de Cessolis verwendet
im 13./14. Jahrhundert das damals sehr volkstümliche Schach mit
seinen Figuren und Regeln, um seine Moralpredigten symbolisch
zu erläutern; diese Predigtsammlung war nach der Bibel das meist-
verbreitete Buch.
Papst Johannes Paul II. (1920–2005), der gern Schach spielte,
äußerte sich so: »Das Schach birgt in sich die tiefen Weisheiten der
Völker. Es ist ein wahrhaftiges Ebenbild des Lebens, eine Wider-
spiegelung des menschlichen Schicksals ...«
Ob das folgende Problem aus seinen jungen Tagen wirklich von
ihm stammt, ist allerdings zweifelhaft. Wie setzt Weiß in drei Zügen
matt? Kleine Hilfe: Beim streng zölibatär denkenden Papst wird sich
der Bauer c7 kaum in eine Dame verwandeln – aber vielleicht in
etwas weniger »Anstößiges«?!


Lösung aus Nr. 31: Mit welch wunderbarem Sperropfer
erzwang Weiß das Matt?
Nach 1.Td5!! gab Schwarz auf, weil es nach jedwedem
Schlagen des Turms unmittelbar matt wird:
1...Dxd5 2.Df6 oder 1...Txd5 2.Df8 oder 1...exd5 bzw.
1...Lxd5 2.Dxd8

SCHACH

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a b c d e f g h

Spiele


SUDOKU

In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem mit stärkeren Linien gekenn zeichneten 3 × 3-Kasten
müssen alle Zah len von 1 bis 9 stehen
Nächste Woche an dieser Stelle: die Logelei und die Auflösung aus Nr. 31

Lösung aus Nr. 30

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Matthias Stolz, Annabel Wahba; Mitarbeit: Klaus Stock hausen (Contributing Fashion Director),
Elisabeth von Thurn und Taxis (New York) Fotoredaktion Michael Biedowicz Gestaltung
Nina Bengtson, Mirko Merkel, Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Hy-Ran Kilian Autoren Jean-
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Paolo Pellegrin, Lina Scheynius, Jana Simon, Juergen Teller, Moritz von Uslar, Günter
Wallraff Produktions assistenz Margit Stoffels Korrektorat Thomas Worthmann (verantw.)
Dokumentation Mirjam Zimmer (verantw.) Herstellung Torsten Bastian (verantw.),

Impressum Chefredakteur Christoph Amend Stellvertretender Chefredakteur
Matthias Kalle Creative Director Mirko Borsche Art Director Jasmin Müller-Stoy
Style Director Tillmann Prüfer (Mitglied der Chefredaktion) Textchefin Christine Meffert
Redakteur für besondere Aufgaben Sascha Chaimowicz Berater Andreas Wellnitz (Bild)
Bildchefin Milena Carstens Stellvertretende Textchefin Anna Kemper Essay &
Reportage
Heike Faller Redaktion Claire Beermann, Jörg Burger, Anna Mayr, Nicola Meier,
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