Die Zeit - 01.08.2019

(Kiana) #1

  1. August 2019 DIE ZEIT No 32 WIRTSCHAFT 19


D


ie Weitsicht des thomas Zen-
ker erklärt sich am besten an
der sache mit der seebrücke.
Es ist 15 Jahre her, dass Zen-
ker, sPD-Bürgermeister von
großräschen in der Branden-
burger Lausitz, den Bau einer
seebrücke beschloss, gleich am Rande seiner
Kleinstadt. Damit handelte er sich beißenden
spott ein – weil es dort, wo er bauen wollte, über-
haupt keinen see gab, sondern nur ein tagebauloch.
Zenkers Brücke entstand auf dem trockenen, auf
ödem braunem schlamm. »Brücke ins Nirgendwo«,
titelte der Tagesspiegel. unzählige Fotografen reisten
an, um das trostlose Bild einzufangen. »Die Leute
dachten: Jetzt ist er endgültig verrückt«, sagt Zenker,



  1. »Ich dagegen ahnte: so billig, wie ich damals
    bauen lassen konnte, würde es nie wieder.«
    Vor allem wusste Zenker: Dort, wo gestern
    noch Wüste war, wird morgen schon Wasser sein.
    und so kam es.
    Heute sitzt Zenker, ein stattlicher Mann mit
    kurzem Vollbart, an der strandpromenade von groß-
    räschen, diesem 8500-Einwohner-Örtchen in der
    Nähe von Cottbus, und blickt auf sein Werk: ein
    bisschen Côte d’Azur im Landkreis Oberspreewald-
    Lausitz. Der frühere tagebau Meuro, ein gewaltiges
    Loch, aus dem Bagger 40 Jahre lang die Kohle schäl-
    ten, wurde geflutet und ist jetzt: der großräschener
    see. Längst steht das Wasser so hoch, dass es die see-
    brücke erreicht hat. An der Promenaden-Bar trinkt
    Zenker Rotwein, den ein Landwirt seit einiger Zeit
    aus großräschener trauben gewinnt. Menschen
    ziehen jetzt her, die Wirtschaft wächst. und Zenker
    sagt, strahlend: »soll doch mal einer behaupten, das
    hier wäre nicht ein kleines Paradies.«
    Muss der Ausstieg aus der Braunkohle für die
    Menschen in der Lausitz wirklich nur schlechte
    Laune bedeuten? Kann er nicht, wirtschaftlich,
    touristisch, sein gutes haben – wenn man es rich-
    tig anstellt, wie Bürgermeister Zenker und die
    Leute in großräschen?
    Die deutsche Debatte verläuft anders, hektischer.
    unversöhnlich stehen sich zwei Lager gegenüber: Die
    einen wollen, um CO₂ zu sparen, die Kohleförderung
    lieber heute als morgen beenden. Diese Menschen
    leben, tendenziell, fernab der Lausitz. Die anderen
    finden, dass man den Kohleregionen nicht zu viel
    abverlangen dürfe – vor allem nicht hier, nicht in
    diesem grenzgebiet zwischen Brandenburg und
    sachsen, zwischen Cottbus im Norden und Bautzen
    im süden, wo der Populismus gedeiht und die AfD
    ihre Hochburgen hat. Die Rede ist von Arbeitsplät-
    zen, die gefährdet seien. Es gibt Leute in der Lausitz,
    die sagen: Da werde eine ganze Region dem Öko-
    Wahn der urbanen Oberschicht geopfert.
    Wie bekommt man das zusammen? Die Kohle-
    kommission, von der Bundesregierung eingesetzt,
    verhandelte in den vergangenen Monaten genau
    darüber. Manche, die dabei waren, sagen: Die AfD
    saß als Phantom immer mit im Raum. Denn riesig
    ist die Angst, dass die Menschen in Brandenburg und
    sachsen, wo am 1. september ein neuer Landtag
    gewählt wird, wegen des Kohle-Ausstiegs erst recht
    zu dieser Partei strömen könnten, die den Ausstieg
    noch immer verhindern will.
    Auch deshalb standen am Ende der Verhand-
    lungen zwei Zahlen. Die eine: 2038 – erst dann soll
    die Kohleförderung in Deutschland enden. Die an-
    dere: 40 Milliarden Euro. so viel geld soll in den
    kommenden Jahren ausgeschüttet werden, um die
    Folgen eines Kohle-Ausstiegs für die betroffenen Re-
    gionen abzufedern, davon fast die Hälfte, 17 Milli-
    arden, in der sächsischen und Brandenburger Lausitz.
    Noch sind die Empfehlungen der Kohlekommission
    kein gesetz, das soll im Herbst folgen. Doch schon
    jetzt erhoffen sich manche einen Boom in der Lausitz,
    ausgelöst durch gewaltige staatliche Investitionen.
    Dabei ist schon absehbar, dass wohl kein Boom
    kommen wird. Dass die Lausitz selbst dann, wenn es
    gut läuft, bleiben wird, was sie ist – deutsche Provinz.
    Wenn auch eine mit großer geschichte. schon
    vor dem Zweiten Weltkrieg war die Lausitz eine
    stolze Bergbauregion. Mit gründung der DDR
    wurde sie das Zentrum der Energieversorgung des
    sozialistischen staates: Wenn hier ein Kraftwerk he-
    runtergefahren wurde, ging in Berlin das Licht aus.
    Wer Lausitzer war, war stolz darauf. Die sED er-
    richtete hier ihre sozialistische Musterstadt Hoyers-
    werda, um tausende Plattenbauwohnungen für die
    Braunkohle-Kumpel und deren Familien zu schaffen.
    Doch mit der Wende kam der Niedergang.
    Nach 1990 verloren von 80.000 Beschäftigten in
    der Kohle etwa 90 Prozent ihren Job – der größte teil
    des Ausstiegs ist also, in Wahrheit, schon längst ge-
    schehen. seither ist die Lausitz das, was in Eu-För-
    derprogrammen »strukturschwach« heißt: mit einem
    Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in Höhe von
    26.000 Euro (der gesamtdeutsche Durchschnitt liegt
    bei 36.000). Dass die Arbeitslosigkeit heute wieder
    bei um die zehn Prozent liegt, ist auch der gewaltigen
    Abwanderung zu verdanken. Die Lausitz überaltert.
    und jetzt verliert sie ihren zentralen Wirtschaftszweig.
    Deshalb wirbt Jörg steinbach für einen gewis-
    sen Realismus. steinbach, ein 63 Jahre alter sPD-
    Mann mit grauem scheitel, reist zurzeit ständig
    durch die Lausitz. steinbach wurde vor einem Jahr
    Brandenburgs Wirtschafts- und Energieminister.
    Energie braucht er dieser tage viel. »Ich habe das
    gefühl, dass die Lausitzer langsam Mut finden«,
    sagt steinbach. »Die Leute fangen an, selbst zu
    grübeln: Was wollen wir eigentlich anstellen mit


all dem geld? Ich hoffe, dass viele Ideen aus der
Region selbst kommen werden.«
Die sache mit den 17 Milliarden allerdings, das
weiß steinbach, ist kompliziert. Fragt man Menschen,
die in den Regierungen von sachsen und Branden-
burg mit dem Kohlekompromiss befasst sind, erfährt
man, dass es sich um einen riesigen umschichtungs-
plan handelt. Vorwiegend vorhandene Budgets des
Bundes sollen genutzt und Investitionsvorhaben in
der Lausitz und anderen Kohleregionen priorisiert
werden. Längst geplante straßen könnten so früher
gebaut werden als ursprünglich vorgesehen.
Im Moment, sagt steinbach, stünde es um die
Planungen so: Die 17 Milliarden Euro sollten in
tranchen von jährlich zwei Milliarden Euro ausgege-
ben werden. 500 Millionen Euro davon wären das,
was der Minister »frisches geld« nennt, also zusätz-
liche Mittel, die das Bundesfinanzministerium bereit-
stellt – der Rest stamme aus umschichtungen.
Das hat eine unangenehme Folge: dass nämlich
andere Regionen für die Braunkohle-Provinzen Ver-
zicht üben müssen. Wenn der Kohlekompromiss
bedeutet, dass in den kommenden Jahren lauter In-
frastrukturprojekte in der Lausitz gefördert werden,
dafür aber in der Eifel keine neuen umgehungs-
straßen gebaut werden können, entsteht dann nicht
ein neuer Riss in der Republik?
Ja, diese gefahr bestehe, sagt steinbach. »uns wäre
auch lieber, wenn der Anteil von frischem geld an den
Kohle-Milliarden größer wäre. Denn auch ich habe
kein Interesse an Neid.« Allein: Beeinflussen könne
er das kaum. und er nimmt, was er kriegen kann.
selbst wenn die zwei Milliarden pro Jahr da
sind: Wie sie verteilt werden könnten, ist die
nächste komplizierte Frage.
Der aktuelle stand: Zwei Drittel der jährlich zwei
Milliarden Euro für die Lausitz sind für Infrastruktur-
projekte vorgesehen, für schienen und Autobahnen
und Internetleitungen. Das restliche Drittel soll in
konkrete Projekte fließen wie etwa wissenschaftliche
Institute und gründerzentren. Der Abschlussbericht
der Kohlekommission verspricht die Errichtung von
Forschungs-Clustern, die sich mit Energie, Mobilität
und künstlicher Intelligenz befassen. Die Btu Cott-
bus, Brandenburgs größte technische universität,
soll eine medizinische Fakultät erhalten. Es kursieren

regelrechte Wunschlisten, die die Landesregierungen
sachsens und Brandenburgs beim Bund eingereicht
haben: so soll ein Fraunhofer-Institut für geothermie
und Energieinfrastrukturen entstehen, ebenso ein
Institut, das CO₂-arme Industrieprozesse erforscht.
Es ist vom Ausbau der Eisenbahnstrecke Berlin–Cott-
bus–görlitz–Breslau als schnellbahn die Rede und
vom sechsspurigen Ausbau der A 4 zwischen Dresden
und görlitz. In jedem Fall, heißt es, wolle sich der
Bund streng nach den Wünschen der Länder richten.
Dabei bangt man etwa in sachsens staatskanz-
lei durchaus, ob das alles wirklich kommt: Die
wesentlichen Entscheidungen werden nach den
ostdeutschen Landtagswahlen fallen. Was, wenn
dann die Angst vor der AfD gar nicht mehr so groß
ist – könnte dann, womöglich, das eine oder ande-
re Projekt doch noch unter den tisch fallen? Je-
mand in einflussreicher Position in Dresden sagt
dazu: »Man stelle sich mal vor, es gibt Neuwahlen
im Bund, und Robert Habeck wird Kanzler. Viel-
leicht wird aus dem, was hier verhandelt wurde,
dann niemals konkrete Politik.«
Jörg steinbach, der Minister aus Brandenburg, ist
optimistischer, aber er sagt: Er glaube auch nicht an
den Masterplan, von oben verordnet. Eine struktur-
schwache Region brauche eigene Ideen. Dass dieses
Wissen reife, sehe er daran, wie viele Leute, vom
Bürgermeister bis zum Firmenchef, ihm Projekte vor-
schlügen. Am meisten, sagt er, wünsche er sich, dass
viele Orte den Weg von großräschen gehen und klug
ihren eigenen kleinen strukturwandel gestalten.
thomas Zenker, großräschens Bürgermeister,
sitzt jetzt in seinem Auto, der Reporter auf dem Bei-
fahrersitz, und Zenker zeigt, was großräschen hat:
Hier, sagt er, ein großer gerüstbauer, 200 Mitarbeiter!

Dort einer der wichtigsten Hersteller von sprinkler-
anlagen, die liefern bis Moskau und Paris! und da,
diese Firma organisiert Containertransporte in die
ganze Welt! Zenker kann über jedes unternehmen
eine geschichte erzählen. »Jede dieser Firmen hatte
mal eine Krise«, sagt Zenker. »Jede dieser Firmen
haben wir mal in schweren Zeiten gestützt, finanziell
oder mit sondergenehmigungen oder nur mit Rat-
schlägen.« Dass es der Wirtschaft so gut gehe, liege
daran, dass man jeden Arbeitgeber pflege. Knapp
3000 Jobs gibt es heute in großräschen, die Arbeits-
losigkeit liegt unter sechs Prozent.
In gewisser Weise hat großräschen bereits durch-
gemacht, was dem großteil der Lausitz noch bevor-
steht – weil der Ort seinen Kohle-Ausstieg früher
erlebt hat als andere. Der tagebau Meuro wurde 1999
stillgelegt. Da befand sich großräschen längst im
Niedergang. Die Arbeitslosigkeit stieg, zeitweise
hatte jeder Zweite keinen Job, die Menschen zogen
weg. »Würde das, was damals passiert ist, heute pas-
sieren«, glaubt Zenker, »diese gewaltige Deindus-
trialisierung – dann würde die AfD wahrscheinlich
nicht 30 Prozent der stimmen holen, sondern 80.«
Zenker, selbst studierter geotechniker und Ex-
perte für Braunkohle-tagebaue, wurde Anfang 1994
zum Bürgermeister gewählt. Er habe nur eine Chan-
ce gesehen, sagt er heute: die Not zur Hoffnung zu
erklären. »Ich wusste, wo ein tagebau verschwindet,
entsteht ein see.« Zenker holte sich Architekten und
Landschaftsplaner und entwarf eine Vision. Der Plan,
der die strandpromenade und den stadthafen zeigt,
hängt heute noch in seinem Büro. Er wurde umge-
setzt. Die Ernst-thälmann-straße benannten Zenker
und sein stadtrat schon in »seestraße« um, da lag
noch der Kohlestaub in der Luft. Zugleich kaufte die

stadt grundstücke, die am Rande der Kohlegrube
lagen, zu schnäppchenpreisen. Heute liegen die
grundstücke am Wasser.
Der Bürgermeister kann dort Wohnsiedlungen
entwickeln, für jedes Baugrundstück hat er drei Be-
werber. »Der Zuzug gleicht den Wegzug schon lange
aus«, sagt Zenker. »Die Kindergärten sind voll. Die
Lust, in sich in großräschen anzusiedeln, ist zurück.
Das können auch andere städte schaffen. Dafür
braucht man keine großen Versprechungen.« son-
dern? »Man kann den Leuten sagen: Das wird hier
eine sehr kleinteilige, ländlich geprägte gegend
bleiben. Das wird kein Berlin und kein Dresden. Aber
schön wird es.« Zenker hat damit Erfolg. In groß-
räschen bekam die sPD bei der jüngsten Kommunal-
wahl 30 Prozent, die »grüne Liga« 21, die AfD für
Lausitzer Verhältnisse bescheidene 15.
Die Vorstellung, in der Lausitz eine eher kleintei-
lige, bescheidene Wirtschaftsstruktur zu entwickeln
mit Mittelständlern in ihren Nischen; in einem ge-
biet, das touristisch interessant sein wird: Das ist ein
Plan, für den auch Ökonomen eintreten. stefan
Zundel zum Beispiel, Volkswirtschaftsprofessor an
der tu Cottbus. Zundel ist Experte für Energie- und
umweltökonomik, es ist also sein Job, die Folgen des
Braunkohle-Ausstiegs zu erforschen. Er sagt: »Den
Leuten in der Lausitz zu erzählen, dass hier eine Art
neues Wirtschaftszentrum der Republik entstehe –
das ist nicht nur falsch, sondern gefährlich.« Denn
es könnte die nächste stufe der Wut zünden, wenn
das ausbleibe. Zundel findet, die Lausitz komme mit
17 Milliarden Euro nicht schlecht weg. gemessen
daran, dass es in der gesamten Region etwa 600.
Jobs gebe, seien tatsächlich gar nicht so viele bedroht.
Zwischen 15.000 und 20.000 Arbeitsplätze hängen
direkt oder indirekt von der Kohle ab. Das bedeutet:
Der Bund gibt ungefähr eine Million Euro für jeden
Arbeitsplatz, der wegfällt.
Der volkswirtschaftliche gegenwert dürfte weit
geringer sein. Doch wenn das geld schon mal da sei,
findet Zundel, solle man es auch nutzen. Im Moment
beobachte er nur eine Art Lausitz-Paradox. »Einerseits
haben die Leute mit dem AfD-Wählen dafür gesorgt,
dass es jetzt extrem viel geld regnet«, sagt Zundel.
Andererseits schwäche das die Proteststimmung
kaum. »Die Leute finden den Ausstieg an sich falsch,
egal, wie viel Kompensation sie erhalten.«
Was hilft gegen den Kohlepopulismus? Wenn die
Leute sehen, dass ihre Kleinstadt floriert. Zundel sagt,
er werbe im Moment überall dafür, dass die poli-

tischen Entscheidungsträger die 17 Milliarden, so sie
denn kommen, klug ausgäben – statt sie in wenigen
Prestige-Projekten zu versenken. »Es bringt für die
Akzeptanz des Braunkohle-Ausstiegs wenig«, sagt er,
»jetzt lauter wissenschaftliche Institute zu gründen,
die wie Raumschiffe hier landen und deren Mitarbei-
ter morgens mit dem Regionalexpress aus Berlin an-
reisen, weil das keine Jobs sind, die an Leute aus der
Region gehen.« Wenn solche Einrichtungen keine
Bindung zu unternehmen der Region herstellen
können, glaubt Zundel, wäre ihr einziger volks-
wirtschaftlicher Effekt: das umsatzwachstum der
Pommesbude neben dem Campus.
Ein letzter Blick nach großräschen, wo ein
kleines unternehmen gedeiht, auf das der Bürger-
meister durchaus stolz ist und das in einer, nun ja,
recht besonderen Zukunftsdisziplin unterwegs ist:
Cannabis. Purize heißt die Firma, die ein 39 Jahre
alter Mann namens Roberto Hunger gegründet
hat; ursprünglich in Bayern. Purize stellt Aktiv-
kohlefilter her, die Cannabis-Konsumenten in ihre
Joints einrollen: ein wachsender Markt, vor allem
seit Cannabis als Medizinprodukt legalisiert ist. Er
sei mit der ganzen Firma aus Bayern nach groß-
räschen gezogen, sagt Hunger, »weil man hier sein
start-up frei entwickeln kann und weil man volle
unterstützung der stadt erhält«. Nur in groß-
räschen habe er ein riesiges grundstück mitsamt
einer Produktionshalle erwerben können, das »in
anderen teilen Deutschlands völlig unbezahlbar
wäre«, sagt Hunger. Mehr als 20 Mitarbeiter hat
sein unternehmen, die Hälfte davon war schon in
Bayern dabei und ist mit umgezogen. Mehrere
Leute im Monat stelle Purize ein, schon jetzt pro-
duziere man mehrere Millionen Zigarettenfilter im
Monat, rechne für 2019 mit einem umsatz von
3,5 Millionen Euro – und komme mit der Arbeit
nicht hinterher. Die Lausitz, sagt Hunger, sei eine
traumhafte gegend für ihn. Er fahre gern Boot,
hier entstehe eines der größten seengebiete über-
haupt. »Warum«, fragt Hunger, »sollen wir in Bay-
ern leben, wenn wir uns doch in der viel schöneren
Lausitz besser entwickeln können?«
Nur Fachkräfte zu finden sei schwierig. Hun-
ger hofft deshalb fast ein bisschen auf den Kohle-
Ausstieg. »In der Braunkohle«, sagt er, »sind un-
glaublich viele gute Leute unterwegs, technisch
hoch spezialisiert. Ich denke, dass wir deren
Know-how wirklich gut gebrauchen könnten,
wenn sie irgendwann einen Job suchen.«

Das Lausitz-Paradox


Wenn Deutschland aus der Kohle aussteigt, fließen allein in das ostdeutsche Revier 17 Milliarden Euro. Was tun mit all dem geld? VON MARTIN MACHOWECZ


Großräschen

Dresden

Bautzen

Cottbus

BRANDENBURG

SACHSEN

TSCHECHIEN

POLEN

TSCHECHIEN

DEUTSCHLAND POLEN

55 km

ZEIT- GRAFIK

Im Brandenburger Großräschen plante
Bürgermeister Thomas Zentker (rechts)
einen Baggersee, wo früher eine
Kohlegrube war. Später lockten Zukunfts-
investitionen wie diese den Unternehmer
Roberto Hunger (links) in die Stadt

Fotos: Marcel Maffei für DIE ZEIT
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