Die Zeit - 01.08.2019

(Kiana) #1

ENTDECKEN


»Bukett«


Eine sehr liebe Erinnerung ist für
mich das Wort Bukett, das man im
Sachsen-Anhalt meiner Kindheit für
einen Blumenstrauß zu nutzen pflegte.
Wegen der Berufstätigkeit meiner
Eltern verbrachte ich die Tage meist
bei Oma und Opa, die in der
Arbeiter kaserne einer Ziegelei bei
Magdeburg wohnten. Der Besitzer
hatte einen schönen Blumengarten,
und wenn ich abends nach dem
Feier abend tuten der Fabriken nach
Hause radeln wollte, fragte er oft:
»Wiste deine Mama ’n Bukett
mitnähm?« und hängte es mir mit
einem Bindfaden an den Lenker.
Ruth Reimann-Möller, Glückstadt

MEIN WORTSCHATZ

2000/2018: Ein Schiff namens Anne


Im Sommer 2000 verbrachten wir unseren Urlaub auf der Nordseeinsel Amrum.
Wir entdeckten ein Boot, das »Anne« hieß, wie unsere Tochter – natürlich mussten
wir ein Foto machen. Den Sommer 2018 verbrachte sie mit ihrem Freund auf der
Insel und suchte nach dem Schiffchen von damals. Es stellte sich heraus, dass es
inzwischen ein Nachfolgemodell gibt. Es heißt »Anne II«. Claudia Goll, Karlsruhe

ZEITSPRUNG

M


anchmal ist der Unterschied
zwischen normaler Eifersucht
und krankhafter Besessenheit
nicht so leicht zu erkennen. Bei
mir war es ein schleichender
Prozess, bis ich verstand: Hier stimmt etwas nicht.
Meinen Ex, ich nenne ihn hier Timo, habe
ich im Februar 2017 im Internet kennengelernt.
Am Anfang war er großartig, immer für mich da,
zärtlich und sehr, sehr liebesbedürftig. Trotzdem
war es nie leicht zwischen uns. Er war eifersüchtig
und sehr besitzergreifend.
Darum stritten wir viel. Wir führten eine
klassische On-off-Beziehung. Manchmal nahm
er mir die Luft zum Atmen, dann trennte ich
mich. Lange hielt das aber nie, er war hartnäckig
und ich verliebt. Ich redete mir ein, seine
Eifersucht sei normal. So ging das über ein Jahr.
An einem Sonntag Ende 2018 eskalierte dann
ein Streit. Es ging um eine Kleinigkeit. Timo
hörte nicht auf rumzuschreien, mein fünfjähriger
Sohn bekam Angst und weinte, also forderte ich
Timo auf zu gehen. »Ich gehe nirgendwohin«,
schrie er. Und da bekam ich Panik. Als ich die
Polizei rufen wollte, riss er mir das Telefon aus
der Hand. Ich begann zu brüllen, so laut ich
konnte. Irgendwie schaffte ich es schließlich, ihn
aus der Wohnung zu drängen. Das Letzte, was er
sagte, war: »Ich bringe mich um!« Ich rief die
Polizei, sie kam und nahm ihn mit. Abends rief
er mich an und bat um Entschuldigung. Ich
sagte: Lass mich in Ruhe, für immer!
Am nächsten Morgen begann der Albtraum.
Timo schrieb mir auf WhatsApp, als wäre nichts
gewesen. Ich blockierte ihn. Mein Festnetztelefon
klingelte. Wieder und wieder. Die Tage vergingen,
und nichts änderte sich. Liebesbekundungen,
Tränen, Drohungen – er lud alles auf meinen
Anrufbeantworter. Jeden Tag, mehrmals. Ich
ignorierte ihn. So ging das über Monate. Er legte
sich Fake-Profile im Internet an und kontaktierte
mich unter falschem Namen. Er belästigte den Vater
meines Kindes, meine Freunde, meine Familie.
Irgendwann begann er, mir wahllos kleine
Geldbeträge zu überweisen, dann hingen
plötzlich Geschenke an meiner Türklinke. Ich
traute mich nicht mehr auf die Straße, ich hatte
Angst, er würde unten warten.
Mir war klar: Ich schaffe das nicht allein. Also
ging ich zu der Beratungsstelle »Stop Stalking
Berlin«. Hier bekam ich Unterstützung und
konnte mir zum ersten Mal eingestehen, wie
schwierig es trotz allem war, mich emotional von
Timo zu lösen. Es war nicht einfach für mich, zu
verstehen, dass er krank ist.
Und plötzlich hörte es auf. Seit einem guten
halben Jahr habe ich endlich Ruhe. Ich habe einen
neuen Mann kennengelernt und das öffentlich
gemacht. Seither ist Timo still. Ich weiß nicht,
wieso, und es ist mir auch egal. Ich bin einfach nur
froh, dass er aufgehört hat. Ich hoffe, er hat keine
andere Frau gefunden, sondern Hilfe.

... gesta l kt z u


werden


WIE ES WIRKLICH IST

Pamela, 36, Berlin

Ich komme heim – und mein Haus brennt.
Lichterloh! 50 Feuerwehrleute sind am
Löschen. Ich erfahre, dass – Gott sei Dank –
niemand im Haus war, als der Brand ausbrach.
Aber meine Frau, die Kinder und die fünf
Enkel kinder, alle haben Tränen in den Augen.
Eine Nachbarin lädt uns ein, bei ihr zu
übernachten. Eine andere Nachbarin winkt
mit dem Hausschlüssel: »Wir fahren morgen
für zwei Wochen in Urlaub, dann könnt ihr
bei uns wohnen.« Das ist Heimat!
Ernst Ruff, Erding, Bayern

Das Paar, das den Aufenthalt an der Bushalte-
stelle nutzt, um in den Baum zu klettern und
Äpfel zu pflücken – und sie anschließend im
Bus verteilt.
Veronika Theurl, Innsbruck, Österreich

Die Gesichter unserer Kinder, wenn sie die
Glocke des Eiswagens hören.
Jens Wagenblast, Oftersheim,
Baden-Württemberg

Beim Kehren der Kellertreppe entdecke ich eine
Larve. Sie ist braun, ungefähr sieben Zentimeter
lang und vermutlich das Frühstadium einer
blaugrünen Mosaikjungfer – denn die leben in
meinem Gartenteich. Vorsichtig lasse ich sie auf
meine Hand krabbeln, trage sie hoch zum Wasser
und schaue zu, wie sie untertaucht. Vielleicht sehe
ich sie ja bald als geflügeltes Wesen wieder.
Jutta Lange, Kulmbach, Bayern

Draußen drückende Hitze, drinnen surrt der
Ventilator auf Hochtouren. Ich sehe mir den
Reiseführer über Schweden an und freue mich
auf einen kühlen Sommerurlaub mit meiner
Liebsten.
Nicolas Schwende, Lörrach

Ein herrlicher Sommertag. Unsere Nachbarin


  • 81 Jahre – sitzt im Garten an einem schattigen
    Plätzchen und liest die Zeitung.
    Da ruft der Ehemann – 83 Jahre – vom Fenster
    ihrer Dachgeschosswohnung herunter: »Erna,
    hast du dein Handy dabei? Melde dich, wenn
    du etwas brauchst, oder schick eine SMS.«
    Werner Rotter, Auersmacher, Saarland


Zufällig (Indianer-Ehrenwort!) entdecke ich
eine Kontaktanzeige und melde mich per Brief.
Und allein die Vorfreude auf die Antwort (wie
auch immer diese ausfallen mag) hat schon
etwas ganz besonders Lebenswertes.
A nd r e a s To c h, Wien

Ich trage meine einjährige Enkeltochter nachts
auf dem Arm durch den Garten, hoffend, dass
sie davon müde werde. Doch weit gefehlt!
Hellwach kommentiert sie (»da, da, da«) jedes
Geräusch und deutet dann mit ihrem
Fingerchen: »Lich(t)«.
Ich blicke mich um, alles ist dunkel. Dann
wieder: »Licht, Licht«. Und plötzlich sehe auch
ich erst ein Fünkchen und dann ganz viele
durch das Dunkel schweben. Hochzeitstanz
der Glühwürmchen! Nun ist auch meine
Müdig keit wie weggeblasen.
Elfie Rücker, Glauchau, Sachsen

Leben


Wa s mein


reicher macht


Die Miniatur-Haubenente, nennen wir sie Elvis, sieht nicht nur gut aus. Sie kann mit ihrem kammartigen Schnabelrand auch besonders gut im Schlamm nach Insekten suchen. Fotografiert von Tim Flach

(Folge 164)


Du siehst aus, wie ich mich fühle


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Aufgezeichnet von Sara Tomšić

Illustration: Eva Revolver für DIE ZEIT; kl. Fotos: Privat


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