Die Zeit - 01.08.2019

(Kiana) #1
Das Traumfresserchen gefällt mir nicht so gut,
weil es so gruselig aussieht. Es ist ganz blau und
hat strubbelige Haare. Außerdem hat es Taschen
in seiner Haut, in denen es Besteck verstaut. Mir
hat dieses Wesen überhaupt nicht gegen böse
Träume geholfen.
Mein Lieblingsbuch ist Die
Schule der magischen Tiere. In
der Geschichte besitzt Mister
Mortimer Morrison eine Zoo-
handlung mit magischen Tie-
ren, die alle sprechen können.
Er verschenkt die Tiere an Kin-
der. Die lernen dann von ihren
Tieren Sachen, die sie sich bis-
her nicht getraut haben. Sie
werden also viel mutiger durch
ihre Tiere. Nur wenige Men-
schen kennen das Geheimnis
der magischen Wesen. Viele
denken, dass Mortimer Morri-
son Kuscheltiere verteilt.
Ich finde, dass das eine super
Geschichte für Jungen und Mädchen ist, vor al-
lem für Kinder, die nicht so mutig sind. Wenn
sie lesen, dass die Kinder in der Geschichte sich
durch ihre magischen Tiere viel mehr trauen,
dann können Schisser im echten Leben das
auch. Man fühlt sich besser, wenn man die Ge-
schichte liest.

Helena, 5 Jahre

Ich hatte als Kind sehr viele Lieblingsbücher, aber
nur eins, das mich vor bösen Träumen beschützt
hat, und deswegen mochte ich das ganz beson-
ders gern: Das Traumfresserchen von Michael
Ende. In der Geschichte geht es um eine kleine
Prinzessin, die immer Albträu-
me hat. Ihr Vater ist König und
macht sich auf eine lange Reise,
um etwas zu suchen, was ihr
gegen die bösen Träume hilft.
Da findet er das Traumfresser-
chen. Das verputzt böse Träu-
me. Man muss es aber erst höf-
lich einladen, damit es das tut.
Der König schickt also eine
schöne Einladungskarte, und
von da an knuspert das Traum-
fresserchen alle bösen Träume
der Prinzessin auf und freut sich
sogar noch, dass es so was Gutes
zu essen bekommt.
Ich habe als Kind ganz fest
daran geglaubt, dass es auch für
mich ein Traumfresserchen gibt. Und mir hat das
wirklich geholfen. Ich habe gehofft, dass es meinen
Kindern auch so gehen wird. Schließlich hat jeder
mal schlechte Träume. Aber meine Kinder – und
besonders Helena – fanden das Buch viel zu un-
heimlich, vor allem weil auch Bilder von den
schlechten Träumen darin zu sehen sind.

Martina, 42 Jahre

Michael Ende:
Da s Traum-
fresserchen
Thienemann
Verl a g 1978;
32 S., 12,99 €;
ab 4 Jahren

Margit Auer:
Die Schule der
magischen
Tiere
C a r l s e n 2 015 ;
208 S., 12,– €;
ab 8 Jahren

Allerlei magische Wesen


Paluten/Haiko Hörnig/Irina Zinner
(Ill.): Der Golemkönig
Community Editions 2019;
96 S., 15,– €; ab 10 Jahren
1 Neu in den Top Ten

Ingo Siegner: Der kleine Drache
Kokosnuss bei den Römern
cbj 2019; 80 S., 8,99 €;
ab 6 Jahren
6 Vormonat: 3. Platz

Jeff Kinney: Ruperts Tagebuch –
Zu nett für diese Welt! Jetzt rede ich!
Baumhaus 2019; 224 S., 14,99 €;
ab 10 Jahren
2 Vormonat: 2. Platz

Anna Ruhe: Die Duftapotheke (3)

- Das falsche Spiel der Meisterin
Arena 2019; 296 S., 14,– €;
ab 10 Jahren
7 Neu in den Top Ten


Margit Auer: Die Schule der
magischen Tiere – Endlich Ferien
(4): Helene und Karajan
Carlsen 2019; 256 S., 12,– €; ab 8 J.
3 Vormonat: 1. Platz

Jeff Kinney: Gregs Tagebuch (13)

- Eiskalt erwischt!
Baumhaus 2018; 224 S., 14,99 €;
ab 10 Jahren
8 Vormonat: 5. Platz


Katja Brandis: Seawalkers (1) –
Gefährliche Gestalten
Arena 2019; 296 S., 14,– €;
ab 10 Jahren
4 Vormonat: 4. Platz

Alice Pantermüller: Mein Lotta-
Leben (15) – Wer den Wal hat
Arena 2019; 160 S., 9,99 €;
ab 9 Jahren
9 Vormonat: 6. Platz

Charlotte Habersack: Bitte nicht
öffnen (4) – Feurig!
Carlsen 2019; 240 S., 12,– €;
ab 8 Jahren
5 Neu in den Top Ten

Aimée Carter: Animox (1) –
Das Heulen der Wölfe
Oetinger 2016; 384 S., 15,– €;
ab 10 Jahren
10 Neu in den Top Ten

Die -Bestsellerliste August


Die monatliche ZEIT LEO-Bestsellerliste basiert auf Daten von media control. Über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen werden deutschlandweit an mehr als
6500 Verkaufsstellen die abverkauften Titel ermittelt. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden diese Daten knapp 90 Prozent des deutschen Buchmarktes ab. Die
Titel werden nach Warengruppen sortiert. Die ZEIT LEO-Bestsellerliste setzt sich zusammen aus den Warengruppen Erstlesealter/Vorschulalter, Kinderbücher,
Jugendbücher, Biografien und Sachbücher/Sachbilderbücher. Berücksichtigt werden die Titel, die von den Verlagen für Leser zwischen 5 und 13 Jahren ausgewiesen
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  1. AUGUST 2019 DIE ZEIT No 32


69


E


s fing alles auf der Düne am Strand an.
Daran kann Charly Art sich noch ge-
nau erinnern, obwohl es nun schon vier
Jahre her ist. Damals war er 12 und mit
der Klasse auf einem Schulausflug.
Und plötzlich, als er mit den anderen Kindern
durch den Sand stiefelte, bemerkte er den Wind.
Eine leichte Brise nur, aber irgendetwas an ihr kam
ihm besonders vor. Und schon hatte Charly eine
Geschichte im Kopf. Eine Geschichte, die im
Herbst als Buch erscheinen wird: Moonlight wolves.
Das Geheimnis der Schattenwölfe.

Sie handelt von dem Wolfswelpen Tamani, der
gemeinsam mit seinen Freunden gegen die gemei-
nen Schattenwölfe kämpft. Der Wind kommt na-
türlich auch darin vor, allerdings nicht als sanfte
Brise, sondern als richtiger Sturm. »Für mich ist es
aber trotzdem der Dünenwind«, sagt Charly, der
inzwischen 16 Jahre alt ist.
352 Seiten hat sein Buch, zwei Jahre lang hat er
daran geschrieben. Erst hat er viele Schulhefte gefüllt
und dann alles abgetippt. »Manche Stellen, die mir
nicht mehr so gut gefallen haben, habe ich dabei ge-
ändert«, sagt er. Seine Geschichte hat Charly an den
Kosmos-Buchverlag geschickt. Ihm war aufgefallen,
dass es dort noch keine Tierfantasy-Bücher gab. Und
der Verlag sagte zu! Danach musste Charly noch ein
weiteres Jahr gemeinsam mit einer Lektorin an seinem
Text arbeiten. »Das Einzige, was ich am Schreiben
nicht mag, ist, dass es so ewig dauert«, sagt er. »Ich
würde meine Ideen gerne schneller aus meinem Kopf
und in ein fertiges Buch bekommen.«
Viele Kinder träumen davon, später von Beruf
Buch autor zu sein. Und manchmal gelingt es dem
einen oder der anderen, dass dieser Traum sich schon
früher erfüllt. Aus ihren Geschichten werden Bücher,
noch bevor sie erwachsen sind. So wie bei Charly.
Er hat schon in der zweiten Klasse angefangen,
Kurzgeschichten zu verfassen. Charly glaubt, dass
Kinder und Jugendliche vielleicht sogar besser für
Gleichaltrige schreiben können: »Wir haben ja
ähnliche Gefühle und können die auch besser rü-
berbringen«, sagt er. »Erwachsene müssen sich
beim Schreiben in ihre Jugend hineinversetzen,
und das kann total peinlich sein.« Trotzdem sei es
nicht so leicht, als Kind mit der Schreiberei ernst


genommen zu werden. »Mir haben viele gesagt,
ich soll lieber was für die Schule machen«, erinnert
sich Charly. Dabei können Jungen und Mädchen
großen Erfolg mit ihren Büchern haben. Ein ganz
berühmtes Beispiel ist Christopher Paolini.
Der Autor aus den USA hat die Drachen-Saga
Eragon geschrieben, die sich millionenfach überall
auf der Welt verkauft hat. Christopher Paolini ist
inzwischen 35 Jahre alt, aber mit Eragon begann er
als 15-Jähriger. »Geschrieben habe ich schon lange
vorher«, sagt Paolini. Trotzdem habe er Mut ge-
braucht, um sich an ein Buch zu wagen. »Ich war mir
unsicher, ob das überhaupt möglich ist, als Jugend-
licher andere Menschen zu begeistern. Ich kannte
keine anderen jungen Autoren«, sagt Paolini (Tipps
von ihm liest du im Interview rechts).
Damit Kinder und Jugendliche, die gern schrei-
ben, andere kennenlernen, die das auch tun, gibt
es in Deutschland einige Wettbewerbe – zum Bei-
spiel das »Treffen junger Autor*innen«. Wer zwi-
schen 11 und 21 Jahre alt ist, kann ein Gedicht,
eine Kurzgeschichte oder ein Theaterstück einschi-
cken. In diesem Jahr haben sich gut 500 Kinder
und Jugendliche beworben. Eine Jury wählt jedes
Jahr 20 junge Schreiber aus und lädt sie zu einer
gemeinsamen Lesung ein.
»Es geht bei uns nicht ums Gewinnen, sondern
um den Austausch«, sagt Christina Schulz, die
Leiterin des Bundeswettbewerbs. »Beim Schreiben
ist man ja meistens allein, deswegen ist es wichtig,
dass die jungen Autoren andere kennenlernen und
danach mit dem Wissen weitermachen können,
dass sie nicht allein sind.«
Viele tauschen sich auch im Internet aus, treffen
sich in Foren und geben ein an der Tipps. Oder sie
legen ein Blog an, teilen dort ihre Texte und haben
sogar viele Fans. So viele, dass manche Buchverlage
inzwischen gezielt nach Bloggern suchen, deren Ge-
schichten sie als Bücher drucken können.
Und wie fühlt es sich dann an, Autor zu sein? »Es
ist schon merkwürdig, dass andere lesen können, was
man selbst fühlt und denkt«, sagt Charly. »Aber toll
ist, selbst bestimmen zu können, wie eine Geschich-
te weitergeht.« Charly will noch drei weitere Romane
über den Wolfsjungen Tamani und seine Abenteuer
schreiben. Die Ideen dafür hat er schon im Kopf.

DIE ZEIT: Herr Paolini, Sie haben als Jugend-
licher Ihren ersten Fantasy-Roman geschrieben.
Was mussten Sie dafür vorher lernen?
Christopher Paolini: Den Unterschied zwischen
einer Idee und einer Geschichte. Ich habe es als
Teenager lange nicht geschafft, mehr als zehn Seiten
zu schreiben. Ich hatte eine tolle Idee, wie: Ein
Mann findet ein Dra chen ei im Wald. Klingt inte-
ressant, ist aber noch lange keine Geschichte. Die
braucht einen Helden, eine Handlung und noch
viel mehr Ideen. Irgendwann habe ich diesen Unter-
schied verstanden. Seitdem arbeite ich völlig anders.
ZEIT: Wie denn?
Paolini: Wenn ich eine erste Idee habe, plane ich
danach gut drei Monate lang die Geschichte, die
daraus werden soll.
ZEIT: Worüber sollte man schreiben?
Paolini: Über das, was einen interessiert. Sobald
du dich als Autor langweilst, langweilst du meis-
tens auch deine Leser. Man sollte in der Lage sein,
seine Geschichte anderen zu erzählen. Wenn man
das nicht hinbekommt, muss man mit dem Schrei-
ben gar nicht erst anfangen.
ZEIT: Fällt Ihnen heute etwas leichter als früher?
Paolini: Ich denke nicht mehr sofort, dass ich ein
schlechter Autor bin, wenn ich mal einen doofen
Absatz schreibe. Wenn man wirklich ein Schrift-
steller sein will, dann muss man hart arbeiten und
Frust aushalten. In einem Buch, das sich leicht
liest, steckt sehr viel Arbeit. Das ist ähnlich wie bei
einem tollen Zaubertrick: Es sieht ganz einfach
aus, aber dafür hat der Zauberer eben 1000 Stun-
den geübt.
ZEIT: Kann man Schreiben denn üben?
Paolini: Schon, vor allem schlägt Hartnäckigkeit
Talent. Immer. Was ich jedem jungen Schreiber
sagen möchte: Be ende, was du angefangen hast,
und gib nicht auf, selbst wenn es nicht gleich toll ist.
ZEIT: Aber wozu soll es gut sein, an etwas nicht so
Tollem weiterzuarbeiten?
Paolini: Ein schlechtes Manuskript kann man im-
mer verbessern. Was aber erst gar nicht geschrie-
ben wurde – tja, damit kann man auch gar nichts
machen.

Die Fragen stellte Anne Backhaus

Die Schreiberlinge


Können Kinder schon Bücher verfassen? Klar! Einige werden damit


sogar in der ganzen Welt berühmt VON ANNE BACKHAUS


»Gib nicht auf!«


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Illustration: Franz Lang für DIE ZEIT

DIE SEITEN FÜR KINDER


Als er 15 war, schrieb Christopher
Paolini »Eragon«. Hier verrät er, was
man als Autor können muss

Text und Foto: Jana Magdanz
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