Die Zeit - 01.08.2019

(Kiana) #1

8 POLITIK


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  1. August 2019 DIE ZEIT No 32


Hitze


macht


Politik


Die hohen temperaturen gehen
an Menschen und staaten nicht
spurlos vorbei. Beobachtungen
aus Abu Dhabi, Berlin, Kairo,
Neu-Delhi und New York

54


°


Celsius


ist der allgemeine Rekord, seitdem
temperaturen auf der Erde aufgezeichnet
werden. Dieser am häufigsten genannte Wert
wurde in Kalifornien (2013), in Kuwait
(2016) und im Iran (2017) gemessen

42,


°


Celsius


Erstmals seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen in Deutschland
ist die temperatur über 42 grad
gestiegen, am 25. Juli 2019
in Lingen im Emsland

Schlittschuhlaufen in der Wüste


Abu Dhabi im Juli. Es ist so heiß, dass ich tagsüber
keine zehn Meter zu Fuß gehen mag. Besser ist es im
Café Rain. Dieser Laden im Regierungsviertel hat vor
zwei Jahren eröffnet. Den Namen Rain hat der Besitzer
mit Bedacht gewählt: Er liebe Regen. Hier am golf
tröpfelt es zwei, drei Mal im Jahr.
sämtliche Klimastudien zeigen, dass die golfstaaten
von der Erderhitzung besonders hart getroffen werden.
Im Jahr 2100, hieß es im Magazin Nature, könnten die
Vereinigten Arabischen Emirate unbewohnbar geworden
sein. Wasser ist jetzt schon knapp. Eigentlich müsste hier
Panik herrschen. Erst einmal jedoch herrschen drinnen
stets frische 19 grad. Ohne Klimaanlage ist diese Region

ohnehin nicht bewohnbar. Jedenfalls nicht, seit Menschen
in Betonklötzen in der Wüste leben statt in luftigen Zelten
in Oasen. Dieses Leben spielt sich denn auch in einer
klimatisierten Parallelwelt ab: in Malls und Indoor-Parks,
inklusive Eisbahn und schlittschuhverleih.
Im Café Rain erzählt die Managerin, sie sei vergange-
nes Jahr in Deutschland gewesen: München im Jahr-
hundertsommer. Es habe ihr überhaupt nicht gefallen:
»Zu heiß! Warum benutzt ihr in Deutschland keine Klima-
anlagen?« Ich erschrecke. Klar, wenn es weiter so heiße
sommer gibt, dann werden auch die Deutschen Klima-
anlagen kaufen. und dann lässt sich die Klimakrise wieder
mit gekühltem Kopf verdrängen. LEA FREHSE

Neuwahlen im Januar wären gut


Nationale Parlamentswahlen finden in Indien immer im
sommer statt – mit temperaturen hoch in den Vierziger-
graden. Ich habe es als Korrespondent zweimal erlebt, es
ist eine furchtbare Quälerei. Indien ist groß und keine
Fernsehdemokratie; man muss wirklich »über die Dörfer«
ziehen, um Wahlkampf zu machen. Die Kandidaten
werden immerhin zwischen ihren Auftritten in klimatisier-
ten Autos herumgefahren. Die Helfer und das normale
Wahlvolk können der Hitze dagegen nicht entkommen.
Ich hatte immer vermutet, dass es für diese Plackerei
einen bedeutungsvollen, kulturell aufschlussreichen
grund geben müsse. Mihir, einer meiner indischen
Freunde, hat mich schließlich aufgeklärt. Die ersten Par-
lamentswahlen im freien Indien fanden im Winter

1951/52 statt, bei zivilen temperaturen. Das blieb auch
so bei den folgenden Wahlen, die immer im Fünf-Jahres-
Rhythmus folgten. Nur gab es dann einige Kabinette, die
nicht die volle Legislaturperiode durchhielten, und daher
lag der Wahltermin irgendwann im sommer. Da ist er
dann geblieben, weil die Regierungen seither immer wie-
der ihre volle Amtszeit ausgeschöpft haben.
Die absurden sommerkampagnen sind also ein
reiner Zufall des politischen Kalenders. Allerdings hat
die sache im Nachhinein doch noch einen guten sinn
bekommen: trotz der Backofentemperaturen gehen
die Inder in überwältigender Mehrheit wählen. und
zeigen damit, dass ihnen ihre Demokratie die Mühe
wert ist. J A N R O S S

Es müsste Arabischer


Winter heißen


Hitze ist eine feine sache für Diktatoren, bei
Kälte hingegen haben sie grund zum Zittern.
Der auffälligste Beleg für diese Regel sind die
arabischen Aufstände seit 2011. Der Revolu-
tionszyklus in Ägypten folgte genau der tem-
peraturkurve am Nil. Die Aufstände began-
nen im Kairoer Winter am 25. Januar 2011.
Es waren eigentlich warme tage, bei über
20 grad. tagsüber lief ich mit einem leichten
Jackett durch Kairo. Für die Demonstranten
waren es ideale Bedingungen, um tag und
Nacht auf dem tahrir-Platz auszuharren und
die staatsmacht herauszufordern. Über der
stadt lag der geruch von verbranntem Holz,
mit dem die Demonstranten genauso wie die
Bewohner Kairos abends kleine Öfen heizten.
Auch die Hitze brennender Barrikaden ließ
sich bei nächtlichen 15 grad gut aushalten.
Nur der Herrscher hielt nicht durch. Am 11.
Feb ruar trat Präsident Hosni Mubarak zurück.
Die Protestcamps blieben bis zum sommer,
im Juli brachen viele Demonstranten, ermüdet
von den Angriffen der Armee und der Hitze,
die Zelte ab. Die nächste große Welle der De-
monstrationen begann im Oktober 2011.
Dann endlich setzte der Militärrat die freien
Wahlen an.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Im Juni
2013 gingen zehntausende Bürger gegen den
gewählten islamistischen Präsidenten Mo-
hammed Mursi auf die straße. Wenige tage
später folgte ein Militärputsch, und es stellte
sich heraus, dass der merkwürdige sommer-
Aufstand von der Armee provoziert worden
war. MICHAEL THUMANN

Sommererprobte


Bundeswehr


Die neue Verteidigungsministerin wünscht
sich, dass soldaten öfter in der Deutschen
Bahn zu sehen sind, nicht einfach nur privat,
sondern in uniform. Vor allem aber wünscht
Annegret Kramp-Karrenbauer mehr gelöb-
nisse. Vor dem Reichstag und zum geburtstag
der Bundeswehr am 12. November in allen
Bundesländern.
Beim gelöbnis am tag des stauffenberg-
Attentats, dem 20. Juli, schmorten 400 Rekru-
ten bei sonnenschein im Ehrenhof des Ver-
teidigungsministeriums ihrer Vereidigung ent-
gegen.
Es dauerte nicht allzu lange, bevor die ers-
ten umkippten. Bestimmt sechs oder sieben
Rekruten wurden von ihren Kameraden de-
zent abtransportiert. Beunruhigend! Erfahrene
verteidigungspolitische Berichterstatter aber
winkten nur müde ab. Das passiere ständig. Es
sei eben nicht ganz ohne, bewegungslos und
ohne getränk in der sonne auszuharren. Im-
merhin, der Austausch ist generalstabsmäßg
organisiert: Beim ersten Anzeichen von leich-
tem schwanken, so war zu erfahren, eilen aus
dem Hintergrund Kameraden herbei, um den
Dehydrierten aufzufangen, während ein weite-
rer Kamerad geräuschlos einrückt, um die
Reihen wieder zu schließen.
Der Hitze ist es womöglich auch zuzu-
schreiben, dass es mehrere tage dauerte, bis
der zu erwartende Aufruf zu gegendemos bei
gelöbnissen aus den Reihen der Linken ertön-
te. Von grünen ist derlei nicht mehr zu er-
warten. TINA HILDEBRANDT

Der andere


Hitzetod


Vor ein paar Wochen war ich bei einem
Formel-E-Rennen in Brooklyn. große Ventila-
toren sprühten Wasser auf die von der glühen-
den sonne erhitzten Körper, Wasser gab es
umsonst, und dennoch war die stimmung
eher gereizt. Als dann ein Mitarbeiter der si-
cherheitsfirma die Zuschauer von den breiten
Picknicktischen scheuchte, zurück hinter einen
mit blickdichter Werbung verhängten Zaun,
brodelte die stimmung über, und die zornigen
Zuschauer rissen die Werbung unter heftigem
Johlen einfach herunter.
Während die trump-Regierung den um-
weltschutz überall beschneidet, steigt mit der
temperatur die Wut im Volk – und mit ihr
die Kriminalität. Laut einer Erhebung der
New York Times werden zum Beispiel in us-
städten an heißen tagen mehr Menschen er-
schossen als an kühleren tagen. In den städ-
ten im Norden ist der Effekt am stärksten.
Dort werden an heißen tagen durchschnitt-
lich doppelt so viele Menschen erschossen
wie an kalten.
In Philadelphia zum Beispiel gab es bei
kaltem Wetter im Durchschnitt 2,6 tote
durch Waffengebrauch, bei heißem Wetter
4,4 Opfer. Eine studie der universität Har-
vard sagt auf der grundlage historischer Da-
ten nun voraus, dass es bei weiter steigenden
temperaturen bis 2099 zusätzlich 22.
Morde, 180.000 Vergewaltigungen, 260.
Einbrüche und 580.000 Autodiebstähle in
den Vereinigten staaten geben wird. Diese
Zahlen müssten eigentlich jeden amerikani-
schen Präsidenten zum Klimaaktivisten ma-
chen. KERSTIN KOHLENBERG

Moderne


Klimakrise


Im Jahr 2100 könnten die Vereinigten
Arabischen Emirate unbewohnbar werden

Einbrüche,


Autodiebstähle


Höhere temperaturen lassen
die Kriminalitätsrate ansteigen
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