Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.08.2019

(Joyce) #1

SEITE 22·DONNERSTAG, 8. AUGUST 2019·NR. 182 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


W

elcher Standort bekommt wel-
che Fertigungslinie? Diese Fra-
ge ist immer Zündstoff im europäi-
schen Airbus-Konzern. Die jüngste
Produktionserweiterung für den Ver-
kaufsschlager A321 könnte nach Tou-
louse und nicht nach Hamburg gehen,
wie sich jetzt abzeichnet. Dafür gibt es
Gründe: Toulouse hat Kapazitäten, die
Hamburg nicht hat. Hamburg kämpft
zudem mit der Komplexität, die sich
aus der wachsenden Modellvielfalt
und der überraschend hohen Nachfra-
ge nach dem A321 mit seiner neuen
Langstreckenreichweite ergibt. Wäh-
rend sie in Hamburg also am Anschlag
arbeiten, langweilen sie sich in Tou-
louse gleichzeitig aber nicht. Die Fran-
zosen bekamen schon die Mega-Pro-
duktion für den Langstreckenflieger
A350. Hamburg wurde im Gegenzug
das Zentrum für die kleineren Maschi-
nen mit einem Mittelgang. Das wird
jetzt ein Stück weit aufgehoben. Den-
noch muss Hamburg nicht klagen, vor-
erst jedenfalls nicht, denn die Auslas-
tung dort bleibt hoch. Ein Mangel an
Ingenieuren in Norddeutschland
kommt hinzu. Entscheidend bleibt,
dass die Flieger nicht an den Kapazi-
tätsgrenzen, sondern in aller Sorgfalt
gebaut werden. Die Jagd auf immer
neue Stückzahlenrekorde ist gefähr-
lich. Die Abstürze der Boeing 737 Max
sind darauf zwar nicht zurückzufüh-
ren, sondern auf Entwicklungsfehler,
doch Gründlichkeit ist in der Luftfahrt
nie eine falsche Devise.

HAMBURG,7. August


A


ktionäre und Finanzanalysten hat-
ten schon damit gerechnet. Jetzt
hat der Autozulieferer Continen-
tal offiziell angekündigt, dass er mit ver-
stärkten Einschnitten auf die Turbulen-
zen in der Autobranche reagiert. Wie am
Mittwoch bekanntwurde, könnte in eini-
gen Sparten Personal abgebaut werden.
Gleichzeitig will Conti seine Investitio-
nen in bestimmte Bauteile für Verbren-
nungsmotoren zurückfahren. Zudem sorg-
te der Konzern mit einem Beschluss zur
Strategie rund um Elektroautos für Aufse-
hen. Anders als zunächst erwogen, will er
keine Batteriezellen der nächsten Genera-
tion, sogenannte Feststoffzellen, herstel-
len.
„Mit der voraussichtlich erst nach 2030
verfügbaren Festkörpertechnologie lässt
sich von Continental kein attraktives Ge-
schäftsmodell mehr aufbauen“, sagte der
Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart.
Conti hatte sich zuletzt offengehalten, in


die Produktion von Zellen einzusteigen,
wenn die auch als „Solid State“ bezeichne-
te neuen Technologie marktreif ist. Die
Autobranche verspricht sich davon eine
höhere Energiedichte bei gleichzeitig klei-
neren und leichteren Batterien, aller-
dings dauert die Entwicklung offenbar
länger als erwartet. Gleichzeitig erhöht
die Politik durch immer schärfere Abgas-
vorgaben den Druck, um Elektroautos
schneller auf die Straße zu bringen, wo-
durch die Automobilhersteller gezwun-
gen sind, verstärkt auf die heute schon ver-
fügbare Lithium-Ionen-Technologie zu
setzen. Die Marktanteile in der Zellferti-
gung würden somit „deutlich früher und
auf Basis bestehender Technologien“ ver-
geben als erwartet, sagte Degenhart. „Da-
mit sind die Weichen gestellt.“ Conti rech-
ne nicht mehr damit, in dem Markt eine
wesentliche Rolle spielen zu können.
Der Vorstandsvorsitzende verband dies
mit scharfer Kritik an der Politik. Immer
strengere Auflagen bei gleichzeitig hohen

Energie-, Steuer- und Sozialkosten sorg-
ten für einen „akut zunehmenden Druck
auf Industriestandorte wie Deutschland“,
sagte er. Gleichzeitig müsse sich die Auto-
branche wegen des Zollstreits zwischen
Amerika und China auf weitere globale
Handelsbeschränkungen einstellen. In
der Folge prüften vielen Unternehmen
ihre Standortstrategie und könnten ver-
stärkt mit Fabriken ins Ausland gehen,
wie Finanzvorstand Wolfgang Schäfer
deutlich machte. „Wir beobachten eine zu-
nehmende Verlagerung von Exportvolu-
mina aus Deutschland in die Nähe der
Kunden.“ Davon sei auch Conti betrof-
fen. Parallel dazu gibt die Autokonjunk-
tur deutlich nach. So ist die Produktion
von Autos und leichten Nutzfahrzeugen
rund um den Erdball im zweiten Quartal
um 7 Prozent gesunken. Für das Gesamt-
jahr rechnet Conti mit einem Rückgang
von 5 Prozent.
In der Folge haben große Autozuliefe-
rer wie Bosch und ZF Friedrichshafen

schon Einschnitte angekündigt, und auch
Continental will seinen im vergangenen
Jahr eingeschlagenen Sparkurs verschär-
fen. Wie der Konzern mitteilte, hat der
Vorstand dem Aufsichtsrat dafür seine
Strategie erläutert, „mit der Continental
ihre Finanzkraft dauerhaft beibehält, ihre
Wettbewerbsfähigkeit erhöht und ihre Zu-
kunftsfähigkeit sichert“. Als Nächstes
will der Vorstand mit Arbeitnehmerver-
tretern über konkrete Schritte sprechen.
Als Konsequenz aus der sinkenden
Nachfrage nach Verbrennungsmotoren
kündigte Conti zudem größere Verände-
rungen in der Antriebssparte an, die zum
Jahresbeginn rechtlich verselbständigt
wurde und möglicherweise im ersten
Quartal kommenden Jahres unter dem
neuen Namen „Vitesco Technologies“ an
die Börse gehen soll. Das Geschäft mit
Einspritzsystemen und Hydraulikpum-
pen will der Vorstand nicht weiter ausbau-
en. Zudem prüft er seine Produktion von
Bauteilen für Abgasnachbehandlung und

Kraftstoffförderung. „Wir konzentrieren
uns jetzt im Takt unserer Kunden und
Märkte noch schneller und konsequenter
auf unsere Stärken und streben mit all un-
serer erfolgreich angewandten Erfahrung
zügig in die Zukunft der Elektromobili-
tät“, sagte der Leiter der Sparte, Andreas
Wolf.
Wie groß der Druck ist, zeigen die Zah-
len für das zweite Quartal, die Conti am
Mittwoch vorgelegt hat. Demnach ist der
Gewinn vor Zinsen und Steuern im Kon-
zern um ein Viertel auf 868 Millionen
Euro gesunken. Die Rendite verschlech-
terte sich auf 7,8 Prozent nach 10,2 Pro-
zent in der Vorjahreszeit. Da Conti schon
vor wenigen Tagen erste Eckdaten ge-
nannt und gleichzeitig die Prognose für
das Gesamtjahr gesenkt hatte, reagierte
die Börse nur moderat. Am Vormittag
gab der Aktienkurs nach, erholte sich
dann aber und lag am Nachmittag mit ei-
nem Wert von 120 Euro um 1,5 Prozent
über dem Vortag.

D

er Automobilzulieferer Continen-
tal wird keine Festkörperbatterie-
zellen produzieren. Die klare Absage
überrascht, ruhen auf diesen Akkus
doch die Hoffnungen, E-Autos in Sa-
chen Reichweite endlich konkurrenzfä-
hig zu machen – ein Milliardenge-
schäft. Außerdem könnte durch den
Technologiesprung die Marktführer-
schaft einer Handvoll asiatischer An-
bieter in der herkömmlichen Lithium-
Ionen-Technik aufgebrochen werden.
Dass Conti die nötigen Milliarden nun
nicht investieren wird, hängt einerseits
mit dem Spardruck in Hannover zusam-
men. Doch Konzernchef Elmar Degen-
hart sieht die Hauptschuld bei der Bun-
desregierung, die mit ihren scharfen
CO 2 -Vorgaben den Ausbau der Elektro-
mobilität derart beschleunigt habe,
dass die Vormachtstellung von Panaso-
nic, CATL und Co. zementiert werde.
Deshalb sieht Conti wie auch der Riva-
le Bosch kein rentables Geschäftsmo-
dell für Festkörperbatterien. Für Bun-
deskanzlerin Angela Merkel und ihren
Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist
das eine krachende Niederlage, haben
beide die heimische Batterieprodukti-
on doch zur Gretchenfrage der Mobili-
tätswende erhoben. Doch noch sind
hierzulande nicht einmal die öffentli-
chen Fördermittel vergeben für eine Fa-
brik, die herkömmliche Akkus herstel-
len soll. Von der neuen Generation
ganz zu schweigen. Augenfälliger könn-
te die politische Misere kaum sein.

ZÜRICH,7. August


Ü


ber das Wohl und Wehe im größten
und lukrativsten Pharmamarkt der
Welt entscheidet eine Behörde mit
dem Kürzel FDA. Die amerikanische
„Food and Drug Administration“ senkt
oder hebt den Daumen, wenn es um die Zu-
lassung neuer Medikamente geht. Das pas-
siert fast täglich. Doch manche Entschei-
dungen ragen heraus. So wie jene vom 24.
Mai. An diesem Tag gab die Aufsichtsbe-
hörde grünes Licht für die teuerste Arznei
der Welt: Zolgensma. Eine einzige Injekti-
on dieses gentherapeutischen Mittels zur
Behandlung einer seltenen Form des Mus-
kelschwunds bei Kleinkindern kostet 2,1
Millionen Dollar. Dieser Preis hat rund um
den Globus für Schlagzeilen gesorgt. Und
weitere werden spätestens dann folgen,
wenn Zolgensma auch für den europäi-
schen Markt zugelassen wird.
Auf dem Weg dahin hat der Schweizer
PharmakonzernNovartis, dessen amerika-
nische Tochtergesellschaft Avexis federfüh-
rend in der Entwicklung von Zolgensma
war, nun aber unerwartet ein ganz neues
Problem. Avexis hat durch interne Hinweis-
geber herausgefunden, dass ein kleiner
Teil der Daten, die im Verlauf der Medika-
mentenentwicklung an die Behörden wei-
tergereicht werden mussten, falsch sind.
Ausschlaggebend hierfür waren Datenma-
nipulationen hauseigener Forscher in ei-
nem speziellen Testverfahren mit Mäusen.
In einer Telefonkonferenz mit Analys-
ten betonte der Novartis-Chef Vas Nara-


simhan am Mittwoch, dass die Sicherheit,
Wirksamkeit und Qualität von Zolgens-
ma durch diesen Vorfall in keiner Weise
beeinträchtigt seien. Die Manipulationen
hätten innerhalb eines bereits im Juni
2018 beendeten Testverfahrens stattge-
funden, das für die spätere Herstellung
und Zulassung des Medikaments keine
Rolle mehr gespielt habe. Daher bleibe
Zolgensma auf dem Markt; die Zulas-
sungsverfahren in Europa und Japan lie-
fen weiter.
Trotzdem hat Novartis nun Ärger mit
der FDA, die sich Anfang August ein eige-
nes Bild von den Verhältnissen in dem be-
troffenen Avexis-Forschungslabor in San

Diego gemacht hat. FDA-Direktor Peter
Marks ist offenkundig „not amused“
über die ungewöhnliche Fehlermeldung
aus dem Konzern. In einem ausführli-
chen Statement bestätigt Marks zwar,
dass Zolgensma auch aus seiner Sicht auf
dem Markt bleiben sollte. Es habe sich
nichts an der positiven Einschätzung ge-
ändert, zu der die FDA anhand der Infor-
mationen über die klinischen Studien zu
Zolgensma gekommen sei. Aber wahr-
heitsgemäße, vollständige und präzise
Daten übermittelt zu bekommen sei ex-
trem wichtig für die FDA. Schließlich
gehe es um den Schutz der öffentlichen
Gesundheit.

Verärgert ist Marks vor allem darüber,
dass Novartis die FDA erst Ende Juni
über die Manipulationen informiert hat,
obwohl der Konzern intern schon Mitte
März davon Wind bekommen hatte. Hier
schwingt der Verdacht mit, dass Novartis
die Vorgänge bewusst verschwiegen ha-
ben könnte, um den Zeitplan für die
(Ende Mai erfolgte) Zulassung zum ame-
rikanischen Markt nicht zu gefährden.
Marks will diesem Verdacht in weiteren
Ermittlungen nachgehen, zieht aber be-
reits jetzt strafrechtliche oder zivilrechtli-
che Sanktionen in Betracht.
Narasimhan wies den Vorwurf der Ver-
zögerungstaktik zurück. Man habe zu-

nächst das Zwischenergebnis der hochkom-
plexen internen Untersuchung abgewartet
und, als dieses Ende Juni vorlag, sogleich
die FDA informiert. Novartis hält dieses
Vorgehen für regelkonform, während die
FDA der Ansicht ist, dass sie bereits über
die Aufnahme der internen Ermittlungen
hätte informiert werden müssen.
Der Abschlussbericht über die Vor-
kommnisse in San Diego wird wohl erst
in ein paar Monaten vorliegen. Erst dann
wird man wissen, warum ein kleiner Teil
der dort angestellten Forscher Daten ma-
nipuliert hat. Möglicherweise hätten sie
versucht, zu anderen Ergebnissen zu ge-
langen, mutmaßte Narasimhan. In jedem
Fall werde man die schuldigen Mitarbei-
ter rauswerfen. Der Novartis-Chef erach-
tet diesen Fall als einmaligen Ausrutscher
und sieht sich daher nicht veranlasst, die
Qualitätskriterien in der Auswahl, Über-
wachung und Steuerung seiner globalen
Forschungsmannschaft zu verschärfen.
Er erinnerte daran, dass Novartis Avexis
erst im Frühjahr 2018 übernommen habe.
Seither habe man fast das gesamte Ma-
nagement ausgetauscht.
Die Investoren vermochte Narasimhan
mit diesen Äußerungen indes nicht zu be-
ruhigen. Der Aktienkurs von Novartis
sank am Mittwoch im Verlauf um 4 Pro-
zent auf 85,16 Franken. Darin spiegelt
sich zum einen die Sorge, dass sich die
für das vierte Quartal 2019 erwartete Zu-
lassung von Zolgensma in Europa verzö-
gern könnte. Zum anderen schüren die
laufenden Ermittlungen der FDA Unsi-
cherheit. „Sollten sich die Vorwürfe ge-
gen Novartis erhärten, würde dem Unter-
nehmen im wichtigen amerikanischen
Markt Ungemach drohen, mit hohen Kos-
ten und anderen Strafmaßnahmen“, er-
klärte Michael Nawrath, Analyst der Zür-
cher Kantonalbank. Für Vontobel-Ana-
lyst Stefan Schneider zeigt dieser Fall,
wie schwer ein Kulturwandel im Hause
Novartis zu bewirken sei. Tatsächlich war
der Konzern in den vergangenen Jahren
in allerlei Skandale verwickelt. Narasim-
han hat ethisch korrektes Verhalten ganz
oben auf seine Agenda geschrieben.
Doch kurz nach seinem Amtsantritt An-
fang 2018 musste er sich mit einem ruf-
schädigenden Fehltritt seines Vorgängers
Joe Jimenez auseinandersetzen. Dieser
hatte Donald Trumps ehemaligem An-
walt Michael Cohen ein Beratungshono-
rar in Millionenhöhe überwiesen, ohne
dass dieser dafür irgendetwas geleistet
hätte. In New York läuft seit Jahren ein
Verfahren wegen Bestechungsvorwürfen
gegen Novartis, das Narasimhan jetzt mit
einem Vergleich aus dem Weg räumen
will. Dafür sind 700 Millionen Dollar in
der Bilanz zurückgelegt.

Geplatzte Batterieträume


Von Sven Astheimer


FRANKFURT,7. August


D


eutschland ist der größte Fitness-
markt in Europa – und der mit
dem größten Wachstum.Auf die-
ser Welle reiten nun auch immer mehr
Spezialanbieter. Sie wollen sich besonders
auf die inzwischen an viel Flexibilität in-
teressierten Kunden einstellen und so an
Bedeutung gewinnen. Das von Berlin aus
agierende Start-up-UnternehmenUrban
Sports Club, das im Jahr 2013 gegründet
wurde und in das Beteiligungsgesellschaf-
ten wie Rocket Internet, Partech oder
Holtzbrinck-Ventures (Flixbus) Millionen-
beträge investiert haben, breitet sich im-
mer mehr international aus.
Urban Sports Club betreibt keine eige-
nen Anlagen, sondern ermöglicht Mitglie-
dern mit einem monatlichen Festpreis den
flexiblen und ortsungebundenen Zugang
zu verschiedenen Sportanbietern – Fit-
ness, Yoga, Klettern, Tennis, Squash, Was-
sersport, aber auch Wellness, Sauna oder
Alpinski in den Bergen. Es geht um rund
50 Sportarten. Das ist die Geschäftsidee.
Als „wichtigen Wachstumsschritt“ be-
zeichnet Mitbegründer Moritz Kreppel
den Zusammenschluss mit dem Pendant
Onefitaus den Niederlanden, der an die-
sem Donnerstag bekanntgegeben werden
soll. Der deutsche Platzhirsch war zuvor
schon Marktführer in Europa. Jetzt erhöht


sich für Kunden der Zugang im Netzwerk
der Sportangebote auf 10 000 Standorte –
verteilt auf 62 Städte in Deutschland,
Frankreich, Italien, Spanien, den Nieder-
landen und Portugal. Kreppel spricht von
einem „perfekten Verbündeten“, um die
„Sport-Flatrate“ in neue Märkte zu brin-
gen. Urban Sports Club hat in den vergan-
genen Jahren schon einige deutsche Kon-
kurrenzplattformen geschluckt. Beide Un-
ternehmen zusammen werden mehr als
400 Mitarbeiter beschäftigen.
Für Privatkunden gibt es vier Mitglied-
schaften. Für 29 Euro können Mitglieder
viermal im Monat, also zum Beispiel ein-
mal in der Woche, zu einem Sport ihrer
Wahl gehen. Sie schließen einen Vertrag
mit Urban Sports Club ab. Es gibt weitere
monatliche Flatrates für 59,99 und 129
Euro, welche die Angebotsvielfalt, die Zu-
gänge und Qualität erhöhen. Hinzu kom-
men Angebote für Unternehmen und de-
ren Mitarbeiter.
Die Sportanbieter erhalten vom Unter-
nehmen je nach Nutzung einen Teil der
Beiträge. Inzwischen gebe es an verschie-
denen Standorten schon Extrakassen für
Nutzer von Urban Sports Club. Es existie-
ren auch Kooperationen mit einfachen
Lauftreffs oder städtischen Schwimmbä-
dern. Wie viele Mitglieder dazugehören,
darüber will Kreppel, dessen Kompagnon
Benjamin Roth heißt, nicht reden. Nur

das: Es soll eine sechsstellige Zahl sein.
Auch zum Umsatz wird derzeit nichts ge-
sagt. Nur so viel: Das nun zusammenge-
schlossene Unternehmen sei zusammen-
genommen im vergangenen Geschäfts-
jahr knapp um das Vierfache gewachsen,

Urban Sports Club allein um das Dreifa-
che. Eine Zielgruppe sind Pendler, die an
verschiedenen Orten aktiv sind. Kreppel
und Roth haben vor der Gründung als Un-
ternehmensberater gearbeitet.
Auch andere potente Mitbewerber drän-
gen in den Markt mit dem Festpreis für
überall. Das UnternehmenSportscheck
aus der Otto-Gruppe ist anFitfox.debetei-
ligt. Im Mai starteteClasspassaus Ameri-
ka in Deutschland. Der in Südamerika
und den Vereinigten Staaten starke Anbie-
ter Gympass hat sich auf Arbeitgeber und
ihre Mitarbeiter spezialisiert.
Der Fitness- und Sportboom lockt. Ur-
ban Sports Club betrachtet sich derweil
nicht als Konkurrent kommerzieller Sport-
angebote. Man pflege eine gute Partner-
schaft und profitiere ja voneinander. Die
Menschen wollen sich in ihrer Freizeit be-
wegen, körperlich fordern, wollen viel-
leicht gesünder leben, neue Sportarten
ausprobieren. Eine ganze Industrie lebt da-
von. Allein der stationäre Sportfachhan-
del in Deutschland setzte zuletzt 7,5 Milli-
arden Euro um. Die Fitnessstudios im Lan-
de erreichten laut einer Studie des Bera-
tungsunternehmens Deloitte im vergange-
nen Jahr neue Höchststände. So verzeich-
nete die Branche mehr als 11 Millionen
Mitgliedschaften (plus 4,5 Prozent). Der
Gesamtumsatz legte um 2,5 Prozent auf
rund 5,3 Milliarden Euro zu, während die

Zahl der Fitnessanlagen um fast 4 Prozent
auf mehr als 9300 stieg. Innerhalb von
fünf Jahren betrugen das durchschnittli-
che Umsatzwachstum 3,2 Prozent und der
Mitgliederzuwachs 5,1 Prozent. Fachleute
erwarten, dass im Jahr 2025 rund 14 Mil-
lionen Menschen in Deutschland Mitglied
in einem Fitnessstudio sein werden. Im
Vorjahr wurden in Europa 62 Millionen
Fitness-Mitgliedschaften verkauft.
Aufgrund der Zahlen in Deutschland
zeigt sich eine Verschiebung vom klassi-
schen Vereinssport hin zu kommerziellen
Sportangeboten. In Vereinen und Sport-
verbänden herrscht mit wenigen Ausnah-
men wie dem Deutschen Alpenverein Sta-
gnation. 27,6 Millionen Mitgliedschaften
registrierte der Deutsche Olympische
Sportbund nach eigenen Berechnungen
zuletzt in rund 90 000 Vereinen. Zu beach-
ten ist an dieser Zahl allerdings, dass viele
Menschen zugleich in verschiedenen Ver-
einen mit unterschiedlichem Sportange-
bot aktiv sind. So stellen die kommerziel-
len Anbieter schon seit Jahren eine Ge-
fahr für den traditionellen Vereinssport
dar. Zumal dann, wenn die kommerziellen
Angebote für den Kunden immer flexibler
und attraktiver werden. Kreppel aber sagt,
man wolle den Verein nicht verdrängen.
Urban Sports Club setze auf eine friedli-
che Koexistenz und sowieso die Sportbe-
geisterung der Menschen.

Toulouse statt Hamburg


Von Christian Schubert


D


ie Zahlen der Commerzbank im
zweiten Quartal verdeutlichen
den Handlungsbedarf. Selbst wenn
Sondereffekte berücksichtigt werden,
sind die Ergebnisse im Vergleich zur
europäischen Konkurrenz schwach. So-
wohl die italienische Unicredit als
auch die niederländische ABN Amro,
die ebenfalls am Mittwoch Zahlen vor-
gelegt haben, sind deutlich ertragsstär-
ker, obwohl sie in Italien einen schwie-
rigeren oder in den Niederlanden ei-
nen deutlich kleineren Heimatmarkt
haben als Deutschlands zweitgrößte
Privatbank. Auch die europäische Kon-
kurrenz leidet unter dem eingetrübten
Konjunkturumfeld und der strengeren
Regulierung. Die einzige Entschuldi-
gung für die Commerzbank ist das alte
Lied von der Dominanz der Sparkas-
sen und der Volksbanken. Doch gerade
im Massengeschäft gewinnt die Com-
merzbank neue Privatkunden hinzu.
Aber es reicht einfach nicht, weshalb
Vorstandschef Martin Zielke im Herbst
eine neue Strategie präsentieren will.
Das ist nach den im Frühjahr geschei-
terten Fusionsgesprächen mit der
Deutschen Bank nötig geworden. Der
Commerzbank-Chef prüft neue Investi-
tionen und muss auch Kosten einspa-
ren, die weiterhin zu hoch sind. Die
Commerzbank droht ähnlich wie die
Deutsche Bank zu einem Dauerpatien-
ten zu werden, der den Anschluss an
die internationale Konkurrenz wohl
schon verpasst hat.

Commerzbank im Soll


Von Markus Frühauf


Einmal zahlen und überall Sport treiben


Ob Yoga, Klettern oder Surfen – ein Festpreis umfasst viele Angebote / Europas Marktführer wächst / Von Michael Ashelm


Conti sagt der Feststoffzelle adieu


Mittiefen Einschnitten reagiert der Konzern auf die aktuelle Krise / Auch Arbeitsplätze sind in Gefahr / Von Christian Müßgens


Ärger um das


teuerste Medikament


der Welt


Neue Ideen für mehr Bewegung Foto Getty


Novartis gerät wegen


manipulierter Arzneimitteltests


in das Visier der amerikanischen


Aufsichtsbehörde. Droht dem


Schweizer Pharmakonzern jetzt


ein Strafverfahren?


Von Johannes Ritter

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