Süddeutsche Zeitung - 08.08.2019

(Darren Dugan) #1

Der New Yorker Epidemiologe Paul Ma-
rantzhat schon im Jahre 2008 gewarnt –
nicht vor Fleisch, sondern vor einem neu-
en Fundamentalismus in Ernährungsfra-
gen. Die wissenschaftliche Basis der meis-
ten Empfehlungen sei äußerst dünn, das
ändere aber nichts an der moralinsauren
Selbstgefälligkeit, mit der mal dieses, mal
jenes vom Teller verdammt werden soll. Ei-
nen Cheeseburger zum Mund zu führen,
sei ja mittlerweile ethisch gleichbedeutend
damit, sich eine Pistole an die Schläfe zu
setzen, so der Wissenschaftler damals.
Fleisch, Fett, Fastfood – diese Kombinati-
on gilt längst als diabolisches Trio.


Um Sinnenlust, originelle Rezepte und
kulinarischen Genuss geht es inzwischen
kaum noch, wenn von Ernährung die Rede
ist. Das FachmagazinBeef(„Für Männer
mit Geschmack“) stemmt sich gegen den
Trend, wobei die Lektüre fast so frivol an-
mutet wie die eines Pornoheftes. Vorbei
die Zeiten, da die Nahrungsmittelindustrie
mit dem Slogan „Fleisch ist ein Stück Le-
benskraft“ breite Kreise ansprach, Steak
mit Salat als ideale Sportler-Diät galt und


Uli Hoeneß dem Schweizer Nationalspieler
Alain Sutter, bekennender Vegetarier im
Dienst des FC Bayern, empfahl, sich in
Schwächephasen „ab und zu einen ordent-
lichen Schweinebraten einzuverleiben“.
Heute gilt Fleisch als böse. Böse für die
Gesundheit, böse für Klima, Welternäh-
rung und Tierwohl. Ärzte vermuten schon
lange, dass fleischlastige Ernährung die
Adern schneller verstopfen lässt und die
unselige Mischung aus gesättigten Fettsäu-
ren und Eiweiß den Cholesterin-Spiegel
nach oben treibt. Diese Kombination stei-
gert womöglich die Wahrscheinlichkeit für
Herzinfarkt und Schlaganfall. Zudem wird
seit Langem ein Zusammenhang zwischen
Übergewicht, erhöhtem Fleischverzehr
und der Entstehung von Gicht postuliert.
Die Erkenntnisse sind teilweise Jahr-
zehnte alt, dennoch müssen sie relativiert
werden. Gicht ist in den meisten Fällen
nicht auf die Ernährung, sondern auf eine
Ausscheidungsschwäche der Niere zurück-
zuführen. Zahlreiche Studien haben in
jüngster Zeit zudem gezeigt, dass es nicht
aufgeht, einzelne Nahrungsbestandteile
oder Lebensmittel zum Sündenbock zu ma-
chen. Wer sich viel bewegt, gut schläft, sich
aufgehoben fühlt bei Familie und Freun-
den und etwas hat, das ihn erfüllt, der kann
auch viermal pro Woche Schnitzel, Braten
oder Steak essen und gesund und zufrie-

den alt werden. Umgekehrt ist längst kein
langes Leben garantiert, wenn man auf
Fleisch verzichtet, aber sich täglich miss-
mutig kalt gepresstes Olivenöl einflößt.
Den größten Einfluss auf die Lebenser-
wartung haben in Deutschland Einkom-
men und Bildungsstand und nicht das Kör-
pergewicht oder eine kulinarische Vorlie-

be. In der Kombination aus Bewegungs-
mangel, hochkalorischer Ernährung und
erschwerten Aufstiegschancen am unte-
ren sozioökonomischen Rand kann Fleisch
zum erhöhten Risiko beitragen. Rät die
Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ih-
ren Empfehlungen „Vollwertig essen und
trinken nach den 10 Regeln der DGE“ dazu,

„wenn Sie Fleisch essen, dann nicht mehr
als 300 bis 600 Gramm pro Woche“, illus-
triert dies den verengten Blick auf Nähr-
werttabellen – und dass die soziale Dimen-
sion von Ernährung und Lebenserwartung
zu wenig berücksichtigt wird.

Mit ähnlichen Vorbehalten sollten die
Erkenntnisse der IARC betrachtet werden,
einer WHO-Behörde, die 2015 viele verunsi-
cherte. Nach Auswertung von mehr als 800
Studien galt rotes Fleisch als „wahrschein-
lich krebserregend“. Menschen, die regel-
mäßig viel Fleisch aßen, erkrankten dem-
nach etwas häufiger an Darmkrebs. Wie
schwierig solche Voraussagen sind, zeigt
ein Rechenbeispiel. Männer in Mitteleuro-
pa essen durchschnittlich 140 Gramm ro-
tes Fleisch und Fleischprodukte pro Tag.
Bei dieser Ernährung erkranken 35 von
1000 Männern irgendwann an Darmkrebs.
Essen sie 100 Gramm Fleisch mehr pro
Tag, erkranken 39 von 1000. Essen sie 100
Gramm weniger, erkranken 31 von 1000.
Frauen essen weniger Fleisch und bekom-
men seltener Darmkrebs, das Verhältnis
ändert sich bei mehr oder weniger Kon-

sum ähnlich wie bei Männern. Ein Beweis,
dass Fleisch Krebs verursacht, ist das
nicht. Denn wer viel Fleisch isst, könnte
auch wenig auf seine Gesundheit achten,
andere Krankheiten haben oder eine gerin-
gere Lebenserwartung aufgrund seiner
Einkommens- und Bildungsverhältnisse.
Zudem besteht auch ein erhöhtes Risiko
für Darmkrebs, wenn man stark überge-
wichtig ist oder viel Alkohol trinkt.
Ein vernichtendes Urteil über Fleisch zu
fällen, wäre daher falsch und ließe sich wis-
senschaftlich nicht begründen. Auch die
DGE räumt ein, dass Fleisch „die Versor-
gung mit lebenswichtigen Nährstoffen er-
leichtern“ kann. Heikel wird es, wenn die
Gesundheitsgefahren umfassender be-
rücksichtigt sind, die durch Fleisch von Tie-
ren ausgehen, die mit Antibiotika, Wachs-
tumshormonen und anderen Zusätzen
traktiert werden, sei es während Zucht, Pro-
duktion oder Vertrieb. Aber das ist der
Fluch der modernen Lebensmittelindus-
trie und nicht allein auf Fleisch beschränkt.
Für die Menü-Folge auf dem Teller soll-
te daher gelten, was Paul Marantz als wich-
tigste Ernährungsempfehlung ausgege-
ben hat: So lange es keine eindeutigen Be-
weise dafür gebe, dass etwas schadet oder
nutzt, bestehe der beste Ernährungsrat-
schlag darin, keine Ernährungsratschläge
zu befolgen. werner bartens

von markus balser

D


er Finanzminister hieß Franz Josef
Strauß, als die Regierung vor gut
50 Jahren eine echte Revolution in
der Wirtschaft einläutete. Im April 1967
beschloss der Bundestag die Einführung
der Mehrwertsteuer in Deutschland, am



  1. Januar 1968 trat sie in Kraft. Seither müs-
    sen Kunden auf alle Waren und Dienstleis-
    tungen einen gehörigen Aufschlag zahlen.
    Das Gesetz war allerdings anfangs so
    kompliziert, dass an vielen Produkten zum
    Jahreswechsel die Preisschilder fehlten.
    Schulungen der Wirtschaft zu dem Thema
    verzeichneten einen so großen Andrang,
    dass sie aus Seminarräumen in Kinos und
    Gaststätten verlegt werden mussten.
    Ein halbes Jahrhundert später sind die
    Anfangsprobleme fast vergessen. Die Steu-
    er gilt als Goldgrube. Jährlich nimmt der
    Staat über sie mehr als 200Milliarden Eu-
    ro ein. Jahrzehnte blieb das System im
    Kern fast unverändert. Doch die Diskussi-
    on um mehr Klima-, Umwelt- und Tier-
    schutz in der Wirtschaft löst nun eine neue
    Debatte darüber aus, ob es noch zeitgemäß
    ist. Zuerst forderte Verkehrsminister An-
    dreas Scheuer (CSU), Bahntickets für mehr
    Klimaschutz niedriger zu besteuern und
    so zu verbilligen. Jetzt folgen Agrarpoliti-
    ker des Bundestags aus unterschiedlichen
    Fraktionen mit einer ganz anderen Forde-
    rung, die viele Deutsche im Portemonnaie
    deutlich spüren würden. Sie wollen den


Konsum von Fleisch mit einem höheren
Steuersatz verteuern.
Es geht um kleine Zahlen mit großer
Wirkung. Denn wie bei allen anderen
Grundnahrungsmitteln, etwa Obst oder
Gemüse, brauchen die Deutschen auch auf
Hähnchenbrust oder Rindersteaks beim
Metzger oder im Supermarkt mit sieben
statt der üblichen 19 Prozent nur einen
ermäßigten Mehrwertsteuersatz zu bezah-
len. Diese Steuererleichterung nehmen
Agrarexperten wie der Grüne Friedrich Ost-
endorff jetzt jedoch ins Visier. Auch Fach-
politiker von SPD und Union sind offen für
eine Erhöhung auf 19 Prozent. Dahinter

stecken gleich zwei Ziele. Die zusätzlichen
Einnahmen sollten nicht beim Staat ver-
bleiben, sondern direkt in eine tierfreundli-
chere Haltung fließen. Und womöglich, so
hofft man, könnte ein höherer Preis errei-
chen, was sich Klimaschützer wünschen:
weniger Fleischkonsum in Deutschland.
Am hohen Pro-Kopf-Verbrauch hat sich
in den vergangenen Jahren wenig
geändert. Noch immer zählen die Deut-
schen zu den weltweiten Spitzenreitern.
Im Jahr 2018 etwa lag der Konsum pro
Kopf bei fast 80 Kilogramm – gut 60 Kilo
davon landeten als Fleischware direkt auf

den Tellern, der Rest wurde unter anderem
als Futterware eingesetzt. Zwar konsumie-
ren US-Amerikaner, Argentinier und auch
Österreicher noch mehr. Im weltweiten
Durchschnitt aber liegt der Pro-Kopf-Ver-
brauch nach Angaben der UN-Ernäh-
rungs- und Agrarorganisation FAO nur bei
gut 40 Kilogramm je Verbraucher.
Zu den Folgen der Tierhaltung und des
Konsums gehört, dass wegen zu viel Gülle
auf den Feldern in einem Viertel der deut-
schen Wasserspeicher die Nitrat-Grenz-
werte überschritten werden – vor allem in
den Zentren der Viehwirtschaft. Die EU
droht Deutschland deshalb mit millionen-
schweren Bußgeldern. Das Büro für Tech-
nikfolgen-Abschätzung des Bundestags at-
testierte dem Agrarsektor erst im Juli in ei-
ner Studie, dass sich die ökologische Nach-
haltigkeit „verschlechtert“ habe, intensive
Formen der Nutztierhaltung ohne Auslauf
nähmen zu statt ab. Tierschützer kritisie-
ren massive Missstände in der Haltung.
Auch in der Klimapolitik spielt die
Fleischproduktion inzwischen eine zentra-
le Rolle. Zum einen verursacht die Viehhal-
tung direkt Emissionen, vor allem Methan
und Lachgas bei Rindern. Zum anderen be-
nötigt Fleisch in der Produktion viel mehr
Ressourcen als etwa Gemüse. So entstehen
bei Rindfleisch 20-mal so viele Treibhaus-
gase pro Gramm essbaren Eiweißes wie
bei pflanzlichen Eiweißen aus Bohnen
oder Erbsen. Auch das Umweltbundesamt
(UBA) sprach sich deshalb bereits für eine

ökologische Mehrwertsteuerreform aus.
„Klimaschädliche Produkte mit dem ermä-
ßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Pro-
zent zu subventionieren, passt nicht in die
Zeit“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautz-
berger. Gemüse oder Brot sollten dagegen
noch billiger werden, denkbar sei eine Steu-
erermäßigung von sieben auf fünf Pro-
zent.
Doch in den Reformeifer mischen sich
Zweifel. Selbst Befürworter räumen ein,
dass eine Steuererhöhung allein weder
Rindern, Hühnern und Schweinen noch
der Umwelt zwangsläufig etwas bringen.
Denn ausgerechnet beim fragwürdigen
Billigfleisch fiele der Aufschlag dann gerin-
ger aus als bei teureren Bio-Produkten, die
schon jetzt für mehr Tier- und Umwelt-
schutz stehen. Mögliche Konsequenz:
Noch mehr Konsumenten könnten an der
Fleischtheke zur Massenware greifen.

Ausgerechnet beim Hauptziel der Befür-
worter tun sich Probleme auf. Eigentlich
soll so mehr Geld für Bauern eingenom-
men werden, von denen viele Umbauten
für mehr Tierwohl wollen, aber bislang
wegen niedriger Fleischpreise nicht finan-
zieren können. Doch eine Zweckbindung
von Steuereinnahmen etwa für mehr Tier-

wohl wäre gar nicht möglich. Steuereinnah-
men seien grundsätzlich nicht zweckge-
bunden, sagte eine Sprecherin des Finanz-
ministeriums. „Alle Einnahmen dienen als
Deckungsmittel für alle Ausgaben.“
Im Ressort von Umweltministerin Sven-
ja Schulze (SPD) stellt man bereits den Sinn
höherer Abgaben infrage. Zentrale Proble-
me der Landwirtschaft seien aus Umwelt-
sicht die hohen Tierbestände und die Inten-
siv-Tierhaltung, sagte ein Sprecher am
Mittwoch. Da gebe es allerdings effektive-
re Mittel als das Steuerrecht, um zu niedri-
geren Tierzahlen in Ställen zu kommen.
Etwa das Düngemittelrecht, bei dem die
Bundesregierung kurz vor einer Verschär-
fung stehe. Der Deutsche Bauernverband
wandte angesichts der Probleme ein, eine
Fleischsteuer sei zu kurz gedacht. „Nicht
der Fiskus, sondern die Landwirte brau-
chen Mittel und Unterstützung für eine
Weiterentwicklung der Tierhaltung“, er-
klärte Generalsekretär Bernhard Krüsken.
Um wie viel es bei der Debatte um
bessere Haltungsbedingungen für Tiere in
Deutschland geht, rechnete am Mittwoch
noch das Statistische Bundesamt in Wies-
baden vor. Die produzierte Fleischmenge
habe im ersten Halbjahr in Deutschland
bei 3,9 Millionen Tonnen gelegen. Damit
sank sie zwar leicht im Vergleich zum Vor-
jahr. Geschlachtet aber wurde noch immer
eine enorme Zahl von Tieren. Insgesamt
29,4 Millionen Schweine, Rinder, Schafe
und Ziegen wurden zu Fleisch verarbeitet.

Es ist der wohl größte Ernährungshype des
Sommers.Seit der Discounter Lidl die vega-
nen Buletten der US-Firma Beyond Meat
in seine Filialen geholt hat, wimmelt es auf
dem deutschen Markt von Fleischersatz-
produkten. Burger, Steaks, Schnitzel, Auf-
schnitt – es gibt mittlerweile kaum mehr
ein Stück Fleisch oder eine Wurst, die nicht
schon ihr veganes Pendant hat.
Dabei bedeutete Fleischersatz bis vor
wenigen Jahren noch Schnitzel aus Tofu
oder Seitan, die nahe an der Geschmacks-
neutralität waren. Im Zuge der Klimadebat-
te haben jedoch viele Menschen angefan-
gen, ihren Fleischkonsum zu hinterfragen.
Oft spielen dabei ethische Gründe oder die
Sorge um die Umwelt eher eine Rolle als
der Geschmack, weshalb viele zwar kein
Fleisch essen wollen, wohl aber Produkte,
die so aussehen und auch so schmecken.

Zu den ersten, die hierzulande auf den
Trend aufgesprungen sind, gehörten die
eigentlich klassischen Fleisch- und Wurst-
produzenten wie Rügenwalder Mühle oder
Wiesenhof. Einen wirklichen Hype, wie
ihn nun der US-Konzern Beyond Meat er-
fährt, gab es bei diesen Unternehmen aber
nie. Trotzdem ist der Umsatz mit Fleischer-
satz in den vergangenen Jahren kontinuier-
lich gestiegen. Das vegetarische Segment
macht etwa bei Rügenwalder mittlerweile
38 Prozent des Umsatzes aus.
Seit Kurzem ist der Trend auch bei den
Discountern angekommen. Nachdem Lidl
den „Beyond Burger“ zwei Mal mit großem
Erfolg ins Segment geholt hatte – die Filia-
len wurden regelrecht überrannt, die Bur-
ger waren nach Minuten ausverkauft –
lässt der Konzern seine eigenen veganen
Bratlinge produzieren. Gleiches gilt für
den Konkurrenten Aldi. Der Schweizer
Nestlé-Konzern hat ebenfalls eine Bulette
entwickelt, die er an den Handel, aber auch
an McDonald’s liefert.
Sie alle betreiben immensen Aufwand,
um die Kopien hinsichtlich Geschmack
und Konsistenz so nah wie möglich an das
Original heranzubringen. Da die veganen
Burger aber aus der Fabrik kommen und
nicht aus dem Gemüsebeet, geht damit
stets ein hoher Einsatz von Zusatzstoffen
einher: rauchiges Aroma für den Grill-Ge-
schmack, Rote-Beete-Extrakt für die bluti-
ge Optik. Hinzu kommen Geschmacksver-
stärker wie Zucker und Salz. Vitamine oder
Nährstoffe enthalten die Produkte nur in
homöopathischen Dosen. Grundstoff sind
häufig Erbsen oder Champignons.
So lässt sich die Konsistenz des „Beyond
Burgers“, der tierischem Fleisch besonders
nahe kommen soll, etwa nur mittels soge-
nannter Extrusion erreichen. Dabei wer-
den die Zutaten vermengt, unter Dampf ge-
kocht und anschließend in Form gepresst.
Die wenigen wertvollen Inhaltsstoffe, die
etwa im Ausgangsprodukt Erbsen stecken,
gehen so verloren. Zwar kann die Bulette
hinsichtlich ihres Proteingehalts locker
mit dem eines echten Fleischpflanzerls
mithalten, sie hat aber noch mehr Kalorien


  • und ist mit 21 Inhaltsstoffen ein hochgra-
    dig verarbeitetes Produkt. Aus rein ernäh-
    rungsphysiologischer Sicht sind da Tofu
    oder Tempeh deutlich gesündere Fleischal-
    ternativen.
    Was man den Produkten zugutehalten
    muss: Für ihre Herstellung muss kein Tier
    sterben, es wird deutlich weniger Wasser
    und Land verbraucht, zudem entstehen we-
    niger Treibhausgase. Gut ist der Burger al-
    so vor allem für Natur und Tier – und weni-
    ger für den Menschen. vivien timmler


2 HMG (^) THEMA DES TAGES Donnerstag, 8. August 2019, Nr. 182 DEFGH
Angeblich böse
Es spricht einiges dafür, weniger tierische Lebensmittel zu essen. Bei genauer Analyse taugt Fleisch jedoch nicht zum medizinischen Sündenbock
Kleine Zahlen mit großer Wirkung
Umweltexperten fordern schon länger, Fleisch nicht durch einen niedrigen Steuersatz zu begünstigen.
Doch in den Reformeifer mischen sich Zweifel. Kunden könnten noch häufiger zur Massenware greifen
Müssen in der Massentierhaltung mit wenig Platz auskommen: Schweine in einem norddeutschen Mastbetrieb. FOTO: CARSTEN REHDER / DPA
Bitte
schön blutig
Vegetarischer Fleischersatz boomt,
doch er hat oft viele Zusatzstoffe
Noch immer zählen
die Deutschen zu den weltweiten
Spitzenreitern beim Konsum
Es gebe effektivere Mittel
als das Steuerrecht, heißt es
beim Umweltministerium
Grundlage der Produkte
sind häufig Erbsen
oder Champignons
Steak mit Salat
galt früher
alsideale Sportler-Diät
Wie viele auf Fleisch verzichten Wie viel Fleisch in Deutschland gegessen wird
in Kilogramm pro Kopf
Hochrechnung auf Basis von 23 000 Befragten
in Deutschland. Sie sollten selbst einschätzen,
ob sie Vegetarier sind oder weitgehend auf Fleisch
verzichten.
2010
2014
2015
2016
2017
2018
201


0
10
20
30
40
50
60
70
80
1991 2000 2010 2018
59,
niedrigster
Wert (2001)
64,
höchster
Wert (1993)
60,
Quelle: Statistisches Bundesamt, Thünen-Institut, BLE
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach
in Millionen
6,
5,
5,
5,
5,
6,
6,
Heikel wird es, wenn man
Antibiotikaoder Hormone
im Essen berücksichtigt
Preis des FleischesDer Konsum von Fleisch steht nicht im besten Ruf. Er fördert die Erderwärmung, lässt Tiere leiden und
verschmutzt vielerorts das Grundwasser. Agrarpolitiker haben nun gefordert, Steaks, Schnitzel und Würste höher zu besteuern
als Brot oder Gemüse. Die Einnahmen könnten Landwirten beim Umstieg in tierfreundliche Haltung helfen. Kann das funktionieren?

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