Süddeutsche Zeitung - 08.08.2019

(Darren Dugan) #1
Ein guter Produktname, sagen Experten,
ist einprägsam. Er bleibt hängen. Auch das
Spiel mit dem Herkunftsort ist nicht ver-
kehrt in Zeiten, da der Konsument das Regi-
onale mit Qualität verbindet. Und gibt es
obendrein noch eine lustige Gründungsge-
schichte zu erzählen, wie Mercè Gay de Ca-
banyes es an diesem Sommertag gerade
tut, nun, dann ist wahrscheinlich schon ein
Stück geschafft auf dem Weg zum erfolg-
reichen Label. Selbst wenn es sich bei ihren
„Bayerinas“ um ein trendgetriebenes
Produkt wie Schuhe handelt.
Und so sitzt Mercè Gay de Cabanyes, die
ursprünglich aus Barcelona stammt, am
massiven Holztisch ihrer Schwabinger
Wohnung und erzählt, wie sie als Katala-
nin dazu gekommen ist, Ballerinas mit
Trachtenstoffen aus Bayern überziehen zu
lassen, mit handbedrucktem Leinen etwa,
und mit Loden der nach eigenen Angaben
ältesten Tuchfabrik Deutschlands in der
Nähe von Bamberg. 41 Jahre ist die Mutter
zweier Kinder alt und Architektin von Be-
ruf, genau wie ihr deutscher Mann, den sie
in Barcelona kennengelernt hat.
Gemeinsam gehen sie für zwei Jahre
nach London, doch als sie nach Spanien zu-
rückkehren, gibt es dort als Folge der Wirt-
schaftskrise von 2009 keine Jobs. Die Kata-
lanin und ihr Mann werden schließlich in
München sesshaft, gründen eine Familie.
Sie lernt die Sprache, erarbeitet sich die
komplizierte Grammatik mit den vielen
Fällen. Nach acht Jahren an der Isar ist ihr
Deutsch beinahe fehlerfrei. Doch weil man
im Spanischen das doppelte „l“ wie ein „i“
ausspreche, habe sie das Wort Ballerinas
einfach nicht richtig hinbekommen. Baije-
rinas? Baiierinas? Bayerinas!
Ballerinas und Bayern, klanglich passen
die beiden gut zusammen. Ihre kleine Un-
genauigkeit in der Aussprache bringt die
Wahlmünchnerin, die in Spanien haupt-

sächlich Sandalen oder Espadrilles getra-
gen hat, auf eine Geschäftsidee: 2017 er-
hält Mercè Gay de Cabanyes ihre erste Lie-
ferung dieser den Schläppchen einer Tän-
zerin nachempfundenen Schuhe aus einer
spanischen Manufaktur. „Ich wollte schon
immer etwas Eigenes machen“, sagt sie.
Etwas, das sich gut mit ihren Aufgaben als
Mutter verträgt. Ihre Familie miteinbe-
zieht. Nur was?
Dann sah sie die Münchnerinnen, wie
sie stolz ihre Dirndl durch die Stadt trugen,
sie sah die Frauen mit festem Schritt die
bayerischen Seen entlang spazieren, sie
sah die farbenprächtigen Stoffe der
Kleider. Die Streublümchen auf den
Schürzen, die Leinenblusen, die undurch-
dringliche Festigkeit der Lodenjanker.
„Die Menschen sind so schön angezogen“,

sagt Mercè Gay de Cabanyes. Immer
wieder geht sie in die Bibliothek, um
Bücher über Trachten zu lesen, sie taucht
tief ein in die Welt der handbedruckten
Stoffe, die sie unbedingt für ihre Schuhe ha-
ben will, so unbedingt, dass sie irgend-
wann einfach losfährt. Der jahrhunderteal-
ten Färberei und Textilhanddruckerei der
Familie Fromholzer im niederbayerischen
Ruhmannsfelden stattet sie zum Beispiel
einen Besuch ab. Aber auch bei Martina
Gistl am Tegernsee schaut sie vorbei – und
gewinnt beide als Stofflieferanten für ihre
Ballerinas.
Dazu muss man bei aller Begeisterung
für die bayerischen Stoffe doch sagen, dass
Mercè Gay de Cabanyes nicht zu jenen Zu-
gezogenen gehört, die sich in München als
erstes eine Trachtenmontur zulegen. Sie

kleidet sich gerne schlicht, nur an den Fü-
ßen darf es natürlich trachtig zugehen, sie
ist da quasi ihre eigene Markenbotschafte-
rin. Die Unternehmerin federt hoch, holt
Schuhe aus einem Regal, will zeigen, was
sich mit dem passenden Stoff aus einem
an sich unspektakulären Schlupfschuh ma-
chen lässt. Am Ende stehen ein dunkelgrau-
er Ballerina mit winzigen Punkten auf dem
Tisch, einer mit kariertem Loden und einer
mit Schleife, ein vierter Schuh ist mit
Tweed überzogen. Manche Modelle sind
vorne rund, andere laufen spitz zu, wieder
andere sind an der Zehenspitze mit einer
kleinen Öffnung versehen. „Peeptoes“,
sagt Mercè Gay de Cabanyes und deutet
auf das Leinenmodell an ihren Füßen.

Als Architektin weiß sie, wie man mit
Linien und Formen umgeht. Doch bevor
sie ihr erstes Paar entwirft, belegt sie einen
Workshop bei einem Designer in Barcelo-
na. Lernt dort, wie so ein Schuh überhaupt
aufgebaut ist. Nach und nach, so sagt sie,
könnte sie sich auch andere Modelle vor-
stellen. Mit Riemchen vielleicht, oder mit
etwas Absatz, zwei oder drei Zentimeter.
Höchstens. Mercè Gay de Cabanyes weiß
um die Launen der Mode, die einen heute
feiert, und morgen fallen lässt. Unter
Druck setzen lässt sie sich aber nicht. We-
der vom hektischen Takt der Branche,
noch von der Tatsache, dass es an den
Füßen der Münchnerinnen in diesen Ta-
gen vergleichsweise sportlich zugeht. Klas-
sische Schuhe wie Ballerinas hielten sich
trotzdem, sagt Mercè Gay de Cabanyes:
„Man kann ja nicht immer nur Sneakers
tragen.“ franziska gerlach

Es gibt mal wieder einen Trend zu vermel-
den aufdem Feld der kulinarischen Moden
und Marotten. „Produktküche“ nennt er
sich und will, frei nach Marx, so viel sagen
wie: Das Produkt bestimmt die Produktion



  • was wohl eine Umwälzung der Verhältnis-
    se gegenüber den Sphären, Gelees und
    Schäumen der Molekularküchenchemiker
    bedeutet. Nun kommt es aufs eingekaufte
    Material an: Fleisch von handmassierten
    Kühen, Kirschen längst vergessener Sor-
    ten aus Nachbars Biogarten, sowas in die
    Richtung. Der Koch kennt von jedem Stück
    Tier, das er in den Bräter legt, den Vorna-
    men und von jeder Zutat die Geschichte.
    Das Sparkling Bistro nimmt auf seiner
    Internet-Seite in Anspruch, „kompromiss-
    lose Produktküche“ zu betreiben. Vorweg
    verraten: Es tut in der Realität gar nicht so
    weh, wie es sich liest. In der realen Welt ist
    das Bistro in der Amalienpassage zu fin-
    den. Die hat einst der Bauunternehmer
    Fritz Eichbauer ins Univiertel hineingentri-
    fiziert, der mit seinen Millionen auch das
    „Tantris“ baute und so die hohe Küche
    nach München holte. In der Passage war
    Platz für das mit Stern belobigte „Bistro
    Terrine“, bis vor einigen Jahren eine Insti-
    tution in Münchens Genuss-Schickeria.
    Heute empfängt hier ein junger Mann,
    hörbar aus Österreich. Als Gudmund kam,
    trug er ein T-Shirt mit lila Drachen, es geht
    angenehm leger zu. Aus dem Gastraum ist
    der Nippes aus „Terrine“-Zeiten ver-
    schwunden. Dafür hängt Iwanewka an der
    Wand, ein ausgestopftes Wildschwein, das
    der Chef mal nahe Woronesch, Russland,
    erlegt und mühsam durch den deutschen
    Zoll gebracht hat. Gudmund weiß das, weil


Jürgen Wolfsgruber, so heißt der Chef, ger-
ne und viel erzählt. Nie aufdringlich, nein,
er beherrscht die ganz feine Kunst, als
Gastgeber die Gäste zu charmieren. Eine
Speisekarte kommt nicht auf den Tisch. Es

lässt sich wählen zwischen fünf oder sie-
ben Gängen, es wird geredet – und dann
gegessen, was auf den Tisch kommt. Ände-
rungswünsche wegen etwaiger Unbe-
kömmlichkeiten regelt der Chef individu-
ell. Und zu den Gerichten serviert er im-
mer eine Geschichte.
Also gleich zum Vorwort: Das Brot, drei
Sorten, kam vom Bäcker um die Ecke, die
Butter von Kühen, die auf den Salzwiesen
der Küsten von Normandie und Bretagne
weiden. Sie war teils mit Algen gewürzt,
teils mit Piment d’Espelette, einer Pfeffer-
schote aus dem Baskenland. Dann tröpfel-
te der Chef noch ein herzhaftes Olivenöl
„secondo Veronelli“, aus kernlosen Oliven
gepresst, auf einen Teller, zum Eintunken.
Gudmund und seine Begleitung hätten
sich allein daran sattessen können.
Aber dann hätten sie einiges verpasst.
Als Kapitel eins etwa kamen in Avocadoöl
marinierte Sardinenfilets aus dem portu-
giesischen Albufeira auf den Tisch. Sie wa-
ren bedeckt mit Buchweizenraspeln und ei-
nem Löffelchen Rogen. Dann sagte der
Chef noch: „Jetzt kommt’s“ – und löffelte
eine krachgrüne Flüssigkeit um den Fisch.
Es war Löwenzahn-Jus, angeblich ein Jahr
im Keller fermentiert, der sich leicht bitter
mit dem Geschmack des frischen Fischs
verband, dessen weiche Textur wiederum
sehr spannend mit dem knusprigen Buch-
weizen kontrastierte.
Danach streckte, Kapitel zwei, eine Tau-
be aus dem Salzkammergut – „Dauberl“,
sagte der Chef, der aus der Gegend stammt


  • ihre Klaue Richtung Decke. Das Vögel-
    chen lag auf einem Nest aus süßlichem Ra-
    dicchio, seine Haut war, so die Geschichte,


von Feuer aus Zirbenholz resch gebräunt
und mit reichlich frisch geriebenem Trüf-
fel aus Istrien bedeckt, sein Fleisch tiefrot
und zart. Aus der Adria bei Triest dann, Ka-
pitel drei, kam der Heilbutt, dessen Filet in
einem grünen, sehr leichten Schaum
schwamm, der nur aus Kopfsalat und et-
was Butter bestand – und die wohltuende
Erkenntnis brachte, dass das Grünzeug,
das einem sonst allzu oft als Labberblatt be-
gegnet, tatsächlich einen Eigengeschmack
haben kann.
Die Ente von den Hängen des Schnee-
bergs – höchste Erhebung Niederöster-
reichs, erklärte der Chef in Kapitel vier –
war von Reherln und von Rübengemüse in
allen möglichen Brauntönen und Konsis-
tenzen, ob als Mus oder am Stück, beglei-

tet. Ihr Fleisch war rot und zart wie das des
Täubchen, die Kruste etwas kräftiger. Und
das ist der einzige Punkt, an dem es ein klei-
nes bisschen zu mäkeln gab: Bei aller Klas-
se waren sich die beiden Geflügelgerichte
innerhalb des Menüs etwas zu ähnlich.
Letztes Kapitel: der Nachtisch. Die aus-
gesuchten Käsestücke, serviert mit süß-
scharfen Kräuterchutneys, kulminierten
in einem herrlich stinkenden Scheibchen
fermentierter Eselsmilch. Einen vollstän-
dig in Zuckerkruste erhitzten, dabei gar
nicht zu süßen Pfirsich wiederum, kühlte
ein sahniiges, intensiv fruchtig schmecken-
des Nockerl Eiscreme.
Die Weine dazu: allesamt fein und
schnell nachgeschenkt. Gudmund und sei-
ne Begleitung tranken sich durch einen
leichten Pouilly Fumé, einen Chablis zu ei-
nem südsteirischen Sauvignon Blanc, alles
gut passend zum jeweiligen Gang. Dann
zahlten sie: 85 Euro für fünf Gänge, 7,50 Eu-
ro fürs Glaserl – stolze Preise, für die es
aber auch stolze Qualität gibt.
Mittags gibt es zwei Gänge für 30, drei
für 35 Euro – und es war genau so gut. Hö-
hepunkt dabei: Ein Tartar von einer alten,
fetten Kuh, im Baskenland mit dem Zun-
genbrecher Txogitxu vermarktet, ange-
macht mit Sardellen, Senf und erstaunli-
cher Pimentschärfe. Der Fisch im Haupt-
gang stammte wieder aus der Adria und
war das wunderbar auf den Punkt gegarte
Filet eines Wolfsbarschs, in einer ebenfalls
scharfen Pimentsoße schwimmend und
mit dünnen Steinpilzscheibchen umge-
ben. Das Eis war wieder ohne Zuckerzusatz
aus reifen Marillen gemacht, ein Produkt,
ach so lockend süß. alois gudmund

Trachtenstoffe für die Füße


Die Architektin Mercè Gay de Cabanyes entwirft Ballerinas, die sie mit handbedruckten Stoffen aus der Region überzieht


von thomas schmidt

N


icole H. muss sehr überzeugend ge-
wesen sein, erfinderisch, geschickt


  • und äußerst dreist. Über etliche
    Monate hinweg betrog sie mit immer der-
    selben Masche Dutzende Menschen, die in
    München nach einer neuen, bezahlbaren
    Bleibe suchten. Im Internet bot sie unter-
    schiedliche Mietwohnungen an, die alle ge-
    meinsam hatten, dass sie der Frau über-
    haupt nicht gehörten. Sie unter-
    schrieb – mit ihrem echten Namen – zahl-
    reiche Mietverträge, kassierte Kautionen
    meist in vierstelliger Höhe und prellte so in
    mindestens 85 Fällen Wohnungssuchende
    um insgesamt 210 647 Euro und 50 Cent.
    Selbst als sie bereits ahnen musste, dass
    ihr die Polizei auf der Spur war, machte sie
    einfach weiter. Doch jetzt wurde Nicole H.
    verurteilt – wegen Betrugs zu einer Frei-
    heitsstrafe von drei Jahren. Ob die zahlrei-
    chen Opfer ihr Geld jemals wiedersehen,
    wird aber erst die Zeit zeigen.


Die nun also rechtskräftig verurteilte
40 Jahre alte Frau hatte eigentlich einen
guten Job, ist studierte Wirtschaftswissen-
schaftlerin und arbeitete zunächst bei ei-
nem namhaften Münchner Unternehmen,
später machte sie sich selbständig. Doch ih-
re Prozessakte offenbart, dass Nicole H.
schon früh in Konflikt mit der Polizei ge-
riet: Als Jugendliche begann sie zu kiffen,
bereits mit 15 Jahren wurde sie heroinab-
hängig. Zwei Jahre später, mit 17, wurde sie
dann das erste Mal zu einer Bewährungs-
strafe wegen Drogenhandels verurteilt.
Zahlreiche weitere Verurteilungen kamen
in den folgenden Jahren hinzu. Später, als
Angestellte, konsumierte Nicole H. auch
während ihrer Arbeit Drogen, kaschierte ih-
re Sucht aber offenbar so geschickt, dass
sie nicht weiter auffiel.
Das alles geht aus den Unterlagen zu ih-
rem jüngsten Prozess hervor. Ein psychia-
trischer Sachverständiger attestierte ihr
vor Gericht die Drogenabhängigkeit und
folgerte zudem, dass ihre Betrügereien auf
dem Mietmarkt damit zusammenhingen:
Nicole H. habe ihre Opfer ausgenommen,
um ihre Sucht zu finanzieren.
Soweit es das Gericht nun feststellen
konnte, begann Nicole H. im Jahr 2017 da-
mit, Mietwohnungen, die ihr nicht gehör-
ten, auf einer bekannten deutschen Inter-
netplattform anzubieten. In einem dieser
Apartments wohnte ihr Lebensgefährte, in


anderen offenbar Bekannte. Nicole H. ver-
schaffte sich Zugang zu den Wohnungen,
ließ sich beispielsweise den Schlüssel ge-
ben, um den Briefkasten zu leeren oder die
Blumen zu gießen. Laut Klaus-Peter
Jüngst, dem Sprecher des Münchner Amts-
gerichts, gibt es „keinen belastbaren Hin-
weis“ darauf, dass die echten Mieter in die
Betrugsmasche eingeweiht waren.
Nicole H. führte Interessenten durch ins-
gesamt sieben unterschiedliche Wohnun-
gen, wenn die echten Bewohner gerade
nicht zu Hause waren. Sie gab sich dabei
als Eigentümerin aus und erfand Lügenge-
schichten, warum das Apartment bald zur
Verfügung stünde. Dann versprach sie den
Interessenten die fremde Wohnung,
schloss Mietverträge ab und verlangte eine
Kaution oder eine Ablöse in bar. Meist for-
derte sie zwischen 2000 und 3000 Euro,
manchmal aber auch deutlich höhere Be-
träge, einmal fast 9000 Euro. Den Emp-
fang des Geldes quittierte sie – scheinbar
seriös – schriftlich. Zu einem ihrer späte-
ren Opfer sagte sie noch, dass vielleicht die
Polizei klingeln könnte, weil ihr aktueller
Mieter so oft schwarz gefahren sei – offen-
bar fürchtete sie bereits, aufgeflogen zu
sein.
Wenn die hoffnungsvollen Neumieter
dann einige Wochen später vor der Tür
standen, blieb diese verschlossen – oder
der echte Mieter öffnete kurz, um klarzu-
stellen, dass er keinesfalls daran denke,
auszuziehen. Eine Familie hatte sogar
schon ihren Umzugswagen beladen und ih-
re alte Wohnung gekündigt, berichtete ei-
ne Kriminalbeamtin bei dem Prozess. Na-
türlich versuchten die Opfer anschließend,
sich bei Nicole H. zu beschweren – doch die
tauchte immer wieder unter und war
selbst für die Justiz schwer zu finden. Die
Polizei nahm eine Anzeige nach der ande-
ren auf, begann zu ermitteln, doch selbst
als die Staatsanwaltschaft ihre Anklage fer-
tig hatte, vergingen erneut Monate, bis die
Dokumente der untergetauchten Beschul-
digten endlich zugestellt werden konnten.
In dieser Zeit machte Nicole H. ungerührt
weiter.
Nach 85 Betrugsfällen ist nun Schluss.
Die Polizei konnte Nicole H. schließlich
doch in Untersuchungshaft stecken. Vor
Gericht hat die 40-Jährige ihre Taten ge-
standen. Bevor sie ins Gefängnis muss,
wird sie jedoch in einer Entziehungsan-
stalt untergebracht. Sie sei „therapiebe-
reit“, heißt es im Urteil. Zurückzahlen kann
sie die mehr als 200 000 Euro, die sie ihren
Opfern gestohlen hat, derzeit nicht. Von
der Beute ist offenbar nichts übrig: Laut
den Ermittlungen der Polizei ist Nicole H.
„vermögenslos“.

Das Langstrecken-Angebot am Münchner
Flughafensoll 2020 noch einmal deutlich
ausgebaut werden – neben der indischen
Millionenmetropole Bangalore nimmt die
Lufthansa vier neue Ziele in den USA auf.
Start ist je nach Verbindung zwischen



  1. März und 1. Juni 2020. Bangalore (offizi-
    ell Bengaluru), die Hauptstadt des Bundes-
    staats Karnataka, wird zunächst fünfmal
    pro Woche angeflogen – es ist nach Mum-
    bai (Bombay) und Delhi der dritte Flugha-
    fen in Indien, der direkt mit München ver-
    bunden ist. Die Lufthansa sieht die neue
    Strecke als Stärkung des Asien-Drehkreu-
    zes MUC. Die USA zählen hingegen schon
    seit längerem zu den am häufigsten ange-


flogenen Interkontinental-Destinationen
von München aus. 2020 kommen noch
Seattle im nordwestlichen Bundesstaat
Washington und Detroit in Michigan hin-
zu – dorthin startet, wie übrigens auch
nach Bangalore, der neue Airbus 350. Die
Lufthansa-Tochter Eurowings ergänzt ihr
Programm durch Las Vegas in Nevada und
Orlando in Florida. Der Flugplan nach
Übersee war erst für den aktuellen Som-
merflugplan um Charlotte und Dallas (bei-
de American Airlines) ergänzt worden. Die
Lufthansa fliegt seit diesem Sommer nach
Osaka, Bangkok und Singapur und hat die
bestehenden Verbindungen nach Seoul
und Chicago aufgestockt. dh

Die Stadt München fordert die Onlineplatt-
formAirbnb auf, die Klagen gegen die
Stadt einzustellen und mit ihr zu kooperie-
ren, um das illegale Vermieten von Wohn-
raum an Feriengäste zu unterbinden. An-
lass ist eine am Dienstag veröffentlichte
Studie, in der das Forschungsinstitut Empi-
rica im Auftrag von Airbnb die Faktoren
für steigende Mieten in deutschen Groß-
städten untersucht hat. Zentrales Ergebnis
der Studie: Die Kurzzeitvermietung auf
Airbnb habe keine signifikante negative
Wirkung auf die Wohnungsmärkte in den
vier betrachteten Städten Berlin, Ham-
burg, München und Dortmund. In Mün-
chen etwa würden nur sechs Prozent der
angebotenen Unterkünfte mehr als die
Hälfte des Jahres vermietet. Erlaubt sind je-
doch nur acht Wochen. Das Verwaltungsge-
richt München hatte im vergangenen De-
zember entschieden, dass Airbnb der Stadt
zahlreiche Daten preisgeben muss; das Un-
ternehmen hatte daraufhin Berufung bean-
tragt. „Wenn für Airbnb der Schutz von
Wohnraum wirklich ein wichtiges Thema
ist, wie das Unternehmen es behauptet“, so
Münchens Sozialreferentin Dorothee Schi-
wy, „dann soll Airbnb aufhören, gegen die
Stadt vor Gericht zu ziehen.“ Das Unterneh-
men solle „endlich die Daten übermitteln,
die wir brauchen, um gemeinsam gegen
diejenigen vorzugehen, die in verantwor-
tungsloser Art und Weise Wohnraum ent-
ziehen“. Auf einem so angespannten Woh-
nungsmarkt wie in München trage jede
weitere Verknappung dazu bei, dass die
Preise in die Höhe gehen, so Schiwy. „Für
diese Erkenntnis brauchen wir keine Stu-
dien. Das ergibt sich aus dem Verhältnis
zwischen Angebot und Nachfrage.“ hob

Das Sparkling Bistro vereint feine Küche
mit legerer Atmosphäre. FOTO: STEPHAN RUMPF

Betrügerin vermietet


fremde Wohnungen


Manches Opfer stieß erst beim geplanten Einzug auf die
echten Mieter – die Täterin muss nun drei Jahre in Haft

Direkt nach Bangalore


Langstrecken-Angebot von München aus wird ausgebaut


„Die Menschen sind so schön angezogen“: Mercè Gay de Cabanyes stammt aus Barcelona und hat die Kleidervorlieben der Münchnerinnen fest im Blick.

Stadt fordert Airbnb


zur Kooperation auf


„Bayerinas“ nennt Mercè Gay de Cabanyes ihre Kreationen, die vor allem wegen
der ungewöhnlichen Materialen ein Blickfang sind. FOTOS: CORINNA GUTHKNECHT

Eine Geschichte zu jedem Gericht


Das Sparkling Bistro überzeugt mit seiner „kompromisslosen Produktküche“: Wer hier isst, erfährt genau, woher seine Mahlzeit stammt


Bevor sie ihr erstes Paar
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E

SPARKLING BISTRO


Als die40-Jährige ermittelt war,


brauchte die Justiz noch Monate,


um die Frau zu fassen


DEFGH Nr. 182, Donnerstag, 8. August 2019 (^) MÜNCHEN R5

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