Süddeutsche Zeitung - 08.08.2019

(Darren Dugan) #1

München– Frauen, die ihre treulosen Lieb-
haber über den Haufen schießen; sensati-
onshungrige Medien, die sich darauf stür-
zen; ein windiger Staranwalt, der das aus-
zunutzen weiß; alles eingebettet in eine Ce-
lebrity-Kultur und ein kapitalistisches Sys-
tem, das bis ins Gefängnis hinein von der
Gier nach Geld und Ruhm angetrieben ist
und in dem Wahrheit und Gerechtigkeit
auf der Strecke bleiben – es steckt viel in
„Chicago“: Sex, Crime und „all that Jazz“,
wie es schon im berühmten Eröffnungs-
song heißt. Sehr amerikanisch mit über-
bordendem, zynischem Hedonismus er-
zählt. Kein Wunder, dass das Stück in den
Vereinigten Staaten das erfolgreichste
Musical überhaupt ist. Und kein Wunder,
dass das Stück aus den Siebzigerjahren
und der zugrunde liegende Stoff aus den
Zwanzigerjahren stammt – den in jeder
Hinsicht progressivsten und künstlerisch
prophetischsten Jahrzehnten des 20. Jahr-
hunderts.
Der Klassiker des genialen Regisseurs
und Choreografen Bob Fosse und des eben-
so erfolgreichen Komponisten-Texter-Ge-
spanns John Kander und Fred Ebb trat
auch in Deutschland früh seinen Siegeszug
an. Zumeist freilich in der deutschen Fas-
sung. Die „originale Broadway-Fassung“
(mit nicht unproblematischer deutscher
Übertitelung auf zwei Displays seitlich der
Bühne) ist nun kurz im Deutschen Theater
zu Gast, wenn auch nicht mit einem ameri-
kanischen, sondern einem südafrikani-
schen Ensemble.
Das schlägt sich mehr als wacker. Abso-
lut präzise rollen die immer noch bezwin-


genden Choreografien dahin, die Band hat
speziell gegen Ende ordentlich Dampf und
einen auch als Showman glänzenden Diri-
genten. Auch die Darsteller überzeugen,
wobei die männlichen Hauptrollen mit
Craig Urbani (Billy Flynn) und Grant Tow-
ers (Amos Hart) sogar etwas präsenter sind
als die weiblichen mit Carmen Pretorius
(Roxie Hart) und Samantha Peo (Velma Kel-
ly). Die Geschichte freilich wirkt inzwi-
schen doch etwas angestaubt, sie gehörte
mal von guten Autoren ins Youtube- und
Digital-Zeitalter übersetzt. Ein großer,
böser Spaß ist’s immer noch (noch bis
Sonntag). oliver hochkeppel

von antje weber

Wie das Rohe ertragen und wie
widerstehn demVerrat?


Sicher aussichtslos,
doch wie lange schon
kämpf ich hier


um einen glücklichen Ausgang
für Gedanken.
(Heinz Piontek: „Am See“, Ausschnitt)


E


s ist nicht lange her, da kannte ihn
fast jedes Kind. Die Gedichte und Er-
zählungen von Heinz Piontek stan-
den in vielen Schulbüchern, der mit Prei-
sen überhäufte Schriftsteller war auf dem
Weg zum Klassiker schon weit gekommen.
Doch selbst großer Ruhm kann schnell ver-
blassen. Dann braucht es Menschen, die
sich gegen das Vergessen stemmen; Men-
schen wie den Sammler Anton Hirner.
Ortstermin in Lauingen an der Donau.
Das Städtchen im bayerischen Schwaben,
westlich von Augsburg gelegen, prunkt im
Kern mit schön renovierten Häusern. In
den Nebenstraßen jedoch bröckelt der
Putz von den Fassaden, stehen Läden leer:
In Lauingen ist alles nah beisammen, das
Repräsentative und der Verfall. Vielleicht
passt das ja nicht schlecht zu Piontek,
denkt man, während man in einen begrün-
ten Innenhof einbiegt, die Treppen eines
ehemaligen Klosters hochsteigt und
schließlich im zweiten Obergeschoss steht.
Hier liegt der Eingang zu den Räumen, die
Anton Hirner für das Heinz-Piontek-Muse-
um angemietet hat; das Gebäude beher-
bergt heute außerdem ein Montessori-Kin-
derhaus, einen Fastnachtsverein und eine
Mineraliensammlung.


Es ist eine vielfältige und zugleich unauf-
fällige Umgebung, und es mag auf den ers-
ten Blick auch ein unauffälliges kleines Mu-
seum sein, das sich hier verbirgt. Doch die
Sachkenntnis und Sammelleidenschaft,
mit der Anton Hirner dieses Museum be-
treibt, angeschlossen an sein stetig wach-
sendes Privatarchiv zu Piontek, sucht ih-
resgleichen. Und so ist man versucht, erst
einmal ganz viel über Hirner zu schreiben
und sein Engagement, doch im Sinne des
freundlich-diskreten Mannes wäre das
nicht. Und so soll zunächst gebührend von
Heinz Piontek die Rede sein, nebenbei na-
türlich auch von Lauingen. Die Bedeutung
der beiden füreinander hat Hirner mit eini-
gen Mitstreitern mustergültig aufgearbei-
tet, und in einem bildgestützten Vortrag
gibt er Besuchern sein Wissen gern weiter.
Piontek, 1925 im schlesischen Kreuz-
burg geboren, war 1943 von der Schulbank
weg als Soldat eingezogen worden – und
besuchte seine Heimatstadt später nie wie-
der. Im Mai 1945 fand er sich allein und mit-
tellos im bayerischen Kötzting wieder, so-
eben entlassen aus der amerikanischen
Kriegsgefangenschaft. Was tun? Er arbeite-
te in Waldmünchen in einem Steinbruch,
dann im zerstörten München auf dem Bau.
Da er studieren und Schriftsteller werden
wollte, schlug ihm ein Freund 1947 vor, ge-
meinsam ins fast intakt gebliebene Lauin-
gen zu ziehen und sich an der nahen Hoch-
schule in Dillingen einzuschreiben. Und
Lauingen brachte Piontek Glück: Nicht nur
fand er durch den Freund eine Unterkunft,
er lernte auch eine junge Frau kennen, die
ausgerechnet aus Kreuzburg stammte wie
er selbst – seine künftige Ehefrau.
Lauingen und Dillingen wurden dem
Heimatvertriebenen von 1947 bis 1961 zur
„Nachkriegsheimat“, wie er sagte. Er um-
schrieb diese Jahre mit den Worten „Orts-
wechsel, Handgriffe und Denkbemühun-
gen aus einem schlafwandlerisch improvi-
sierten Leben in einer improvisierten Zeit“.


Inmitten all der Improvisation entfaltete
sich der Schriftsteller in ihm; mit seinen
ersten Gedichtbänden „Die Furt“ (1952)
und „Die Rauchfahne“ (1953) feierte Pion-
tek früh große Erfolge. Und schnell bekam
er das Etikett „Naturlyrik“ angeklebt; ein
Etikett, das „seine Träger eher einnebelte
als erklärte“, wie es 1976 in der Laudatio
zum Georg-Büchner-Preis hieß.
In den Jahrzehnten dazwischen hatte
Piontek viel erreicht; er war nach München
gezogen und in der Literaturszene – zum
Beispiel der Bayerischen Akademie der

Schönen Künste – gut aufgenommen wor-
den. Der Schriftsteller und übrigens auch
Maler hatte unzählige Gedichte, Erzählun-
gen, Hörspiele, Kritiken, Essays und Roma-
ne geschrieben und die Werke anderer
übersetzt oder herausgegeben, war selbst
in 24 weiteren Sprachen zu lesen und hatte
mehr Preise erhalten als ein Günter Grass
oder Heinrich Böll. Und doch begann ausge-
rechnet zum Zeitpunkt der höchsten Aus-
zeichnung, des Büchner-Preises, sein
Stern wieder zu sinken. Als sich in den Sieb-
zigern die Literatur zunehmend politisier-

te, wurde Piontek als konservativer Traditi-
onalist kritisiert. Die sechsbändige Werk-
ausgabe, die der Schneekluth-Verlag noch
zu seinem 60. Geburtstag 1985 herausgab,
konnte nicht überdecken, dass er ins Ab-
seits geriet. Der Schriftsteller blieb seinen
Grundsätzen treu – und machte weiter. Er
malte mehr als zuvor, das schon. Und er
kämpfte mit Depressionen, jahrzehnte-
lang, bis zu seinem Tod 2003.
Hier kommt nun allmählich Anton
Hirner ins Spiel. Der heute 64-Jährige
kannte Piontek nicht persönlich; er ist

auch kein Germanist, sondern war als Be-
triebswirtschaftler zuletzt selbständiger
Projektentwickler. Doch er war in einem
Lyrik-Kreis dem Werk Pionteks näherge-
kommen, hatte im Jahr 2000 aufmerksam
ein Piontek-Sonderheft der ZeitschriftLite-
ratur in Bayerngelesen – und stiftete drei
Jahre nach dessen Tod zusammen mit sei-
nem Freund Klaus Hille eine Gedenktafel
an einem Lauinger Wohnhaus Pionteks.
Davon erfuhr nun wiederum dessen
Schwester Ilse Huth. Da weder die Pion-
teks noch sie selbst Kinder hatten, schenk-
te sie Hirner viele Gegenstände des Bru-
ders und setzte ihn schließlich als Nachlass-
verwalter seines „geistigen Erbes“ ein.
Das erscheint nur folgerichtig, schließ-
lich hat Hirner das Thema Piontek über die
Jahre mehr und mehr zu einer Lebensauf-
gabe gemacht. Zuerst erarbeitete er zusam-
men mit Hille eine Ausstellung; 2013 dann
eröffnete das Museum, mit zwei Kabinet-
ten voller Bilder, Bücher, Briefe, Erstausga-
ben und der von Hirner nachträglich erwor-
benen Privatbibliothek Pionteks; außer-
dem darf man in dessen Lehnstuhl Platz
nehmen. Die Stärke der Präsentation: „Es
sind alles Originale“, wie Hirner sagt. Und
er sammelt weiter: Vor wenigen Wochen
erst habe er wieder „ein Konvolut von Brie-
fen kaufen können“, sagt er erfreut. Gera-
de erst hat er auch eine nach Piontek be-
nannte Straße miteingeweiht: „Lauingen
ist inzwischen der Hauptort des Geden-
kens.“ Derzeit beschäftigt sich Hirner ins-
besondere mit den erstaunlich zahlreichen
Familienbriefen Pionteks, ansonsten hat
er ein Dutzend Archivboxen mit fein säu-
berlich geordneten und beschrifteten Do-
kumenten gefüllt und eine digitale Daten-
bank mit 2500 Datensätzen angelegt.

Welche Zukunft das alles hat? Klar, es
ist „ein teures Hobby“, wie Hirner zugibt,
doch trotz nur 50 Besuchern im Jahr eine
„sehr wertvoll verbrachte Zeit“. Hirner hat
einen langen Atem. Und eine Vision: 2025
steht der 100. Geburtstag Pionteks an. Bis
dahin mindestens will er das Museum be-
treiben, bis dahin eine neue große Publika-
tion anregen. Und er ist nicht der Einzige,
der diesbezüglich in der Pflicht steht. Denn
Hirner besitzt zwar viele Dinge und Doku-
mente aus dem Nachlass Pionteks, den Vor-
lass jedoch habe die Bayerische Staatsbi-
bliothek zwischen 1991 und 2001 für
290000 Mark erworben; es ist laut Hirner
„der größte literarische Nachlass nach ’45,
den die Stabi verwaltet“.
Material also ist genug da – es müsste
nur mal jemand auswerten. Die polnischen
Germanisten zeigen sich derzeit interes-
sierter als die hiesigen: „Die deutsche Ger-
manistik lässt Piontek links liegen, er ist in
einem Dornröschenschlaf“, sagt Hirner.
Und, ausnahmsweise bitter wirkend: „Ich
habe ein Archiv, in das noch fast keiner
reingeschaut hat.“ Immerhin: Mit seiner
Sammlung, mit einer detailreichen Websei-
te macht er einen Einstieg leicht; die Stabi
hat überdies etliches digitalisiert. Immer-
hin auch ist gerade im Rimbaud-Verlag wie-
der eine Auswahl von Gedichten Heinz Pi-
onteks erschienen. „Ich glaube an seine Re-
naissance“, sagt Hirner. Er hält den Kampf,
anders als der Schriftsteller selbst im an-
fangs zitierten Gedicht, mitnichten für aus-
sichtslos: „Das wird kommen.“

Es war eine fantastische alternative Erzäh-
lung schwarzer Geschichte, die James Mar-
cel Stinson und Gerald Donald mit ihrem
Electro-ProjektDrexciyakreierten. Konse-
quent darauf bedacht, ihre eigene Identi-
tät zu verschleiern, schufen die Musiker
aus Detroit einen Mythos, der den Afrofutu-
rismus à la Sun Ra auch ins Elektronische
überführte. Im Zentrum ihrer Erzählung,
die sich vor allem über das Booklet des
Albums „The Quest“ entspann, steht mit
dem Unterwasservolk der Drexcyaner eine
Population, die einst aus skrupellos von
Sklavenhändlern über Bord geworfenen
schwangeren afrikanischen Frauen hervor-
ging und somit Motive aus der Science-Fic-
tion, der Sklavenbefreiung und des Atlan-
tis-Mythos in sich vereint.

Ebendiese Lust am Verschmelzen von
Musik und Mythos ist es auch, die Robert
Witschakowski seit jeher inspiriert. Als
The Exaltics steht der stets maskierte Pro-
duzent aus Jena für einen dunklen, filigran
verzirpten Starkstrom-Electro mit Verstre-
bungen in Richtung Detroit-Techno, Acid
und Ambient, der jenem des 2002 nach
dem frühen Tod von Stinson aufgelösten
Duos ziemlich nahekommt. Zum einen
rein klangästhetisch. Zum anderen aber
auch konzeptuell wie etwa in Form des
Albums „Das Heise Experiment2“, das
sich vortrefflich mit dem zugehörigen Sci-
Fi-Comic des Zeichners Mehdi Rouchiche
alias Godspill ergänzt. Kein Wunder, dass
sich Gerald Donald darauf unter dem Pseu-
donym Rudolf Klorzeiger ebenso wieder-
findet wie auf dem sphärischen Vorgänger
„Project STS-31-Spiralgalaxie“, den er als
Heinrich Mueller gemeinsam mit Witscha-
kowski einspielte. Das Adjektiv „fantas-
tisch“ darf man hier übrigens gerne auch
als Superlativ verstehen. martin pfnür

The Exaltics, Samstag, 10. August, 23 Uhr, Rote
Sonne, Maximiliansplatz 5

München –Kleine Schrecksekunde zu
Beginn: Ganz ohne Posaunen klingen die
ersten Akkorde der „Zauberflöten“-Ouver-
türe mit den klein besetzten Berliner Sym-
phonikern im Prinzregententheater arg
mager, und sofort driftet die Musik in die
Pop-Übermalung ab. Das lässt tiefe Ein-
schnitte erwarten. Doch am Ende wird in
dieser Anderthalb-Stunden-Fassung kei-
ne Arie gefehlt haben. Und das trotz zahlrei-
cher, origineller Breakdance-, Rap- und
Hip-Hop-Einlagen. Auch das Duett „Bei
Männern, welche Liebe fühlen“ oder Sa-
rastros „O Isis und Osiris“ und natürlich
die Arien der Königin der Nacht bleiben un-
angetastet, werden auf hohem Niveau ge-
sungen, aber oft tänzerisch begleitet. So
von Michael Lamprecht als einer von hier
nur zwei Knaben, die, statt zu singen,
Breakdance präsentieren, wie auch die
drei Damen vor allem tanzen.
Vom Dirigenten vorab zum Zwischen-
applaus ermuntert, spendet diesen das aus
vielen Familien bestehende Publikum aus-
giebig, auch schon mal mitten in einer
Nummer. Natürlich ist Papageno alias Pa-
pagino im stahlblauen Anzug mit Augen
von Pfauenfedern am Arm (Kostüme: Nele
Sternberg) der Star des Abends, von TV-
Schauspieler Frederic Böhle mit charisma-
tischer Natürlichkeit dargestellt und ge-
sungen. Nach seinem Rap über das Mäd-
chen, das er nicht bekommen könne, wes-
halb das Leben sinnlos sei, bricht das Publi-
kum in helle Begeisterung aus; auch sonst
herrscht eine ausgelassene Stimmung, wie
man sie aus Aufführungen der „Zauber-
flöte“ nicht kennt.

Der Dirigent Christoph Hagel, verant-
wortlich auch für Fassung und Inszenie-
rung, hat allen Ballast abgeworfen: Nur die
wichtigsten Chorpartien werden von den
Protagonisten übernommen. Alles Frei-
maurer-Gedöns fällt weg (weshalb es auch
keine Posaunen gibt), dazu manches En-
semble. So funktioniert die Dramaturgie
vor allem im zweiten Akt viel besser. Auf
Feuer- und Wasserprobe wird ebenfalls
nicht verzichtet, und dank Video (Dariusz
Volta) wirkt das Ganze glaubwürdig. Die

Aufführung spielt mit den Stilistiken der
Oper, lässt Bože Jurič Pesič als Tamino aus
dem Theatermuseum auftreten und nobel
singen, während Pamina in Silber-Leg-
gings und roten Samt-Sweater eine junge
Frau von heute ist und bei Christina Roter-
berg auch so klingt. Darlene Ann Dobisch
brilliert als forsche Königin der Nacht mit
blitzsauberen Koloraturen und bomben-
sicheren Spitzentönen, wie andererseits
Marko Spehar dem Sarastro einen profun-
den Bass verleiht. klaus kalchschmid

München– Wenn es um Maori und Musik
geht, fallen einem martialische Gesänge
oder Instrumente wie Flöten, Muschelhör-
ner oder Trommeln ein. Was Gesang und
Trommeln angeht, liegt man damit bei
Alien Weaponryauch nicht ganz falsch.
Hinzu kommen Bass und Gitarre, auf de-
nen Ethan Trembath und Lewis de Jong
Thrash-Metal-Riffs spielen. Der Vater von
Lewis und Henry de Jong (Schlagzeug) hat
seinen Söhnen nicht nur die Historie Neu-
seelands vermittelt, sondern auch die Lie-
be zu Bands wieRage Against The Machine,
AnthraxundMetallica. Das Ergebnis konn-
te man nun im vollen Backstage-Werk im
Vorprogramm von Anthrax erleben. Um es
kurz zu machen: Metal und Te Reo Maori,
die maorische Muttersprache, gehen tat-
sächlich gut zusammen. Die traditionelle
Kriegsbemalung gibt es bei Alien Weapon-
ry zwar nicht. Aber wenn die drei zu harten
Riffs im Chor maorische Texte deklamie-
ren, dann hat das teilweise eine ähnliche
Wucht wie Haka, der neuseeländische Ritu-
altanz. Und wer Te Reo Maori kann, lernt
dabei auch noch etwas über Neuseeland.

Vergleichsweise historisch ging es dann
auch bei Anthrax weiter. Denn die New Yor-
ker Thrash-Metal-Legende existiert seit
1981 und seit dem Wiedereinstieg von Joey
Belladonna sind mit ihm, Scott Ian, Frank
Bello und Charlie Benante noch vier Musi-
ker aus den Achtzigern dabei. In die Achtzi-
ger ging es beim Konzert auch mehrfach
zurück. Das fing mit dem Opener „Caught
In A Mosh“ an und setzte sich dann mit
Songs wie „Madhouse“ und „I Am The
Law“ bis hin zur Zugabe „Medusa“ fort. Al-
les vorgetragen mit großer Spielfreude.
Und man muss sagen, dass der schlaksi-
ge Grimassenzieher Joey Belladonna noch
immer einer der besten und sympathischs-
ten Thrash-Metal-Shouter ist. Vom aktuel-
len, guten Album „For All Kings“ gab es
mit „Breathing Lightning“ nur einen Song
zu hören. Aber unter anderem gab es den
30.Geburtstag des Albums „State Of
Euphoria“ nachzufeiern. Und euphorisch
fiel am Ende auch die Reaktion der Fans
aus. jürgen moises

München –Die Schauspielerin und Kaba-
rettistin Gisela Schneeberger erhält den
Filmpreis der Landeshauptstadt. Die mit
10000 Euro dotierte Auszeichnung wird
alle drei Jahre für das herausragende Ge-
samtwerk von Filmschaffenden vergeben,
die in ihrem Werk eine deutliche Bezie-
hung zu München erkennen lassen. Seit
50 Jahren präge Schneeberger auf unver-
zichtbare Weise die bayerische Kultur,
heißt es in der Jury-Begründung. „Sie ist
eine großartige, eine unverwechselbare
Künstlerin. Für die Stadt München, der sie
eng verbunden ist, ist Gisela Schneeberger
wahrlich ein Glücksfall.“ Der Preis wird im
November überreicht. Zuletzt wurden Ca-
roline Link (2016) und Michael Verhoeven
(2013) geehrt. blö

Es war eine glückliche Zeit, 1952 in Lauingen: Hier wurde Heinz Piontek zum Schriftsteller – und lernte seine Frau Gisela
kennen. Die Stadt wurde beiden zur Nachkriegsheimat, bevor sie nach München zogen. FOTO: HEINZ PIONTEK-ARCHIV, LAUINGEN

Ruhm und Schwere


Es ist nicht lange her, da war der Schriftsteller Heinz Piontek sehr


bekannt – ein kleines Museum in Lauingen hält die Erinnerung wach


Lauingen

München

Nürnberg

BAYERN

SZ-Karte/Maps4News

Filigran verzirpt


The Exaltics aus Jena
live in der Roten Sonne

Hip-Hop-Mozart


Die„Zauberflöte Reloaded“ im Prinzregententheater


Böser Spaß


Das Musical „Chicago“ im Deutschen Theater


Filmpreis für


Gisela Schneeberger


Historische Härte


„Anthrax“ begeistern
im Backstage mit Spielfreude

GANZ PERSÖNLICH


HERTZKAMMER


Wenn Papagino (Frederic Böhle) um seine Pamina (Christina Roterberg) wirbt,
wird dieLiebe zum Rap. FOTO: ANDREAS HARBACH

Präzise Choreografien, ein wackeres En-
semble: „Chicago“ in der Broadway-Fas-
sung. FOTO: JEREMY DANIEL

Ein Mensch und sein Museum
SZ-Serie• Folge 2

KURZKRITIK


R14 (^) KULTUR Donnerstag, 8. August 2019, Nr. 182 DEFGH

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