höchstens bei 5,95 Dollar liegt. Nach
Angaben des Revolut-Sprechers wer-
den sowohl die Depotgebühren als
auch die Gebühren an die Behörden
erst zu einem späteren Zeitpunkt von
den Kunden verlangt. Für Überwei-
sungen vom Revolut- auf das Anlage-
konto, das in Dollar geführt wird, sol-
len keine Gebühren anfallen. Das Geld
werde zu „echten“ Interbanken-Kur-
sen getauscht.
Zum Vergleich: Bei herkömmli-
chen Brokern liegen die Gebühren
häufig bedeutend höher. Je nach Grö-
ße des Depots verlangen sie häufig
zwischen 2,65 und 12,95 Euro pro Or-
der – zuzüglich Fremdkosten. Die
günstigsten Anbieter waren bisher
Flatex und Degiro.
Wie übersichtlich sind die Angebo-
te? Revolut mutet seinen deutsch-
sprachigen Kunden bei Eröffnung
des Depots einiges zu. Die 15 Seiten
Risikoaufklärung von Revolut und 13
Seiten Kundenvereinbarung von
Drive Wealth stehen nur in englischer
Sprache bereit. An Übersetzungen
werde gearbeitet. Die Unterlagen fin-
den sich auf der Website im Bereich
„Rechtliche Dokumente“. Bei Trade
Republic verbirgt sich die 35-seitige
Kundenvereinbarung im Impressum.
Wie wird die Steuer abgeführt? Als
in Deutschland ansässige Depotbank
führt Trade Republic auf Kapitaler-
träge automatisch 25 Prozent Abgel-
tungsteuer an den Fiskus ab und be-
rücksichtigt auch Freistellungsauf-
träge. Bei Revolut sieht das anders
aus. Da der Broker DriveWealth in
den USA ansässig ist, steht dieser
nicht im Austausch mit dem deut-
schen Fiskus. Anleger müssen ihre
Erträge daher in der Steuererklä-
rung offenlegen. Hinzu kommt: Auf
Dividenden behält der Broker in der
Regel 30 Prozent Quellensteuer ein.
Dank eines Doppelbesteuerungsab-
kommens zwischen Deutschland
und den USA können sich Anleger
einen Teil davon beim US-Fiskus zu-
rückholen, sie müssen sich aber
selbst darum kümmern.
Fazit Ob die Angebote eine Alternati-
ve zu etablierten Brokern sind, hängt
von den individuellen Bedürfnissen
der Anleger ab. Noch ist die Wertpa-
pierauswahl bei beiden Anbietern be-
grenzt. Auch können die Handels-
plätze nicht frei gewählt werden. Bei
Revolut führt die Kooperation mit
dem US-Broker zu Mehraufwand für
Anleger, außerdem besteht beim
Handel mit US-Aktien ein Wechsel-
kursrisiko. Funktionen wie die Ak-
tienstückelung sind positiv. Beide An-
bieter wollen ihre Services ausbauen
und könnten so attraktiver werden.
Edelmetalle
Gold steigt über 1 500 Dollar
Der Höhenflug der
Edelmetalle ist nicht zu
bremsen. Gold und Silber
profitieren von der Nachfrage
nach sicheren Anlagen.
Jakob Blume Frankfurt
D
iesen Preis haben Edelme-
tallinvestoren seit April 2013
nicht mehr gesehen: Gold
hat am Mittwoch die Marke von 1 500
Dollar pro Feinunze (rund 31 Gramm)
überschritten. Allein am Mittwoch
kletterte der Goldpreis um rund zwei
Prozent auf 1 504 Dollar. In Euro ge-
rechnet liegt der Preis sogar auf ei-
nem Siebenjahreshoch: Derzeit kos-
tet eine Unze mehr als 1338 Euro. Die
Investoren greifen neben Gold auch
zu Silber: Das Metall legte am Mitt-
woch um 3,5 Prozent zu und stieg
über die Marke von 17 Dollar pro Un-
ze.
Die Preisgrenzen werden von
Marktteilnehmern genau beobachtet,
da in ihrem Umfeld häufig automati-
sche Handelsysteme Kauf- und Ver-
kaufsorder platzieren. So sagt Ale-
xander Zumpfe, Trader beim Edel-
metallhändler Heraeus: „Die 1 500 ist
eine psychologisch sehr wichtige
Marke. In der Vergangenheit war sie
ein gewisser Widerstand.“ Das bedeu-
tet, dass knapp unterhalb der Marke
Verkäufe einsetzten, die den Preis da-
von abgehalten haben, die Schwelle
von 1 500 Dollar zu überschreiten.
Doch Zumpfe gibt sich optimis-
tisch: „Der Aufwärtstrend wird sich
fortsetzen.“ Dafür spreche die anhal-
tende Nachfrage nach sicheren Anla-
geklassen angesichts eines sich ver-
schärfenden Handelsstreits zwischen
den USA und China. Auch Daniel
Briesemann, Goldexperte der Com-
merzbank, bestätigt: „Wir sehen den
anhaltend starken Preisanstieg von
Gold als Ausdruck der hohen Risikoa-
version der Marktteilnehmer. Gold ist
im aktuellen Marktumfeld ganz klar
weiter als sicherer Hafen gefragt.“
Zudem sind Staatsanleihen bereits
extrem teuer. Die Rendite der zehn-
jährigen US-Staatsanleihe liegt mit 1,6
Prozent auf dem tiefsten Stand seit
Oktober 2016. Real, also nach Abzug
der US-Inflationsrate, bleibt Investo-
ren eine negative Rendite. Die si-
cherste Anleihe im Euro-Raum, die
zehnjährige Bundesanleihe, wirft mit
derzeit minus 0,59 Prozent auch no-
minal negative Erträge ab. Risikolose
Zinserträge sind derzeit daher an den
Anleihemärkten nicht zu holen – das
dürfte den Goldpreis weiter stützen,
erwartet Zumpfe: Allerdings schränkt
er ein: „Das wird keine Einbahnstra-
ße, zwischendurch werden Anleger
immer wieder mit Gewinnmitnah-
men reagieren.“
Insbesondere professionelle Inves-
toren treiben den Goldpreis auf im-
mer neue Höhen. Das zeigen Daten
von physisch gedeckten Gold-Index-
fonds (ETFs), die vor allem von Fi-
nanzprofis genutzt werden. John Rea-
de, Chefanalyst des World Gold
Councils, zufolge verzeichneten
Gold-ETFs seit Anfang August Zuflüs-
se in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar.
Gold-Indexfonds boomen
Mit über 700 Millionen Euro kamen
die meisten Zuflüsse von US-Investo-
ren. Europäische Anleger investier-
ten im August mehr als 600 Millio-
nen Euro in Gold-ETFs. Weil die In-
dex-Anbieter für jeden gezeichneten
Anteil eine bestimme Menge Gold im
Tresor hinterlegen, wuchs die Menge
des verwalteten Goldes seit Monats-
beginn um 33 Tonnen.
Auch an den Terminbörsen wetten
spekulative Finanzinvestoren massiv
auf steigende Goldpreise. Der am
stärksten gehandelte Kontrakt, der
die Lieferung von einer Unze Gold zu
Dezember 2019 verbrieft, kletterte
am Mittwoch in der Spitze auf 1 508
Dollar. Auch die Zahl der Finanzwet-
ten, mit denen Hedgefonds und an-
dere Investoren auf einen Anstieg der
Goldpreise setzen, stieg Daten der
US-Aufsichtsbehörde CFTC zufolge
weiter an. Mittlerweile liegt die Zahl
der Wetten auf steigende Goldpreise
nahe dem Jahreshoch von Mitte Juli.
Barren und Münzen gefragt
Auch die deutschen Privatanleger
sind Heraeus-Experte Zumpfe zufol-
ge überwiegend optimistisch: „Der
physische Markt in Deutschland hat
sich gedreht.“ Zu Beginn der Gold-
preis-Rally Anfang Juni hätten viele
ihr überschüssiges Altgold zum An-
kauf gebracht. „Diese Entwicklung
geht dem Ende entgegen“, so Zum-
pfe. Mittlerweile seien Barren und
Münzen gefragt: „Wir sehen wieder
mehr Käufer als Verkäufer.“
Doch je länger die Goldpreis-Rally
durch spekulative Finanzinvestoren
angeheizt wird, desto größer ist die
Gefahr von Rückschlägen: So beob-
achtet WGC-Experte Reade einen
deutlichen Anstieg der Volatilität, al-
so der Schwankung des Goldpreises.
Sollte die Stimmung an den Märkten
drehen, könnten die Spekulanten an
den Terminmärkten gezwungen sein,
ihre Wetten auf steigende Preise auf-
zulösen – und damit einen möglichen
Ausverkauf bei Gold verstärken.
Goldbarren: Auch
deutsche Privatanle-
ger greifen wieder
stärker zu.
Michael Gottschalk
Der anhaltend
starke
Preisanstieg
von Gold ist
Ausdruck der
hohen
Risikoaver -
sion der
Marktteil -
nehmer.
Daniel Briesemann
Commerzbank-Analyst
Gold
Preis in US-Dollar je Feinunze
1 500,69 US$
HANDELSBLATT
1.1.2019 7.8.
Quelle: Bloomberg
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1 450
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Private Geldanlage
DONNERSTAG, 8. AUGUST 2019, NR. 151
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