Süddeutsche Zeitung - 31.07.2019

(Darren Dugan) #1
Das Münchner Straßennetz bekommt ei-
nen „digitalen Zwilling“. In den kommen-
den Wochen sollen spezielle Vermessungs-
fahrzeuge des zum Kommunalreferat ge-
hörenden Geo-Daten-Services auf 3500 Ki-
lometern Länge sämtliche öffentlichen
Straßen und Wege befahren, auch die in
Grünanlagen. Dazu kommen die nicht-öf-
fentlichen Wege, die der Stadt gehören.
Hintergrund der Aktion ist der Aufbau ei-
ner Datenbasis für den Verkehr und vor al-
lem für dessen künftige Planung und Steu-
erung. Das virtuelle Abbild soll „Was-wäre-
wenn-Szenarien“ möglich machen, um die
Verkehrssituation zu verbessern. „Man
kann beispielsweise simulieren, wie sich

die Änderung der Ampelschaltung, das An-
legen einer Fahrradspur oder der Neubau
eines Tunnel auf den Verkehr und die
Schadstoffemissionen auswirken“, berich-
tet Kommunalreferentin Kristina Frank.
Ziel seien bessere Luft und die Verflüssi-
gung des Verkehrs. Die Neuvermessung
der Straßen wird vom Bund mit sechs Milli-
onen Euro unterstützt – aus einem Sonder-
programm, mit dem Maßnahmen von
Kommunen gegen die hohe Stickstoffdi-
oxid-Belastung gefördert werden. Die bei
den Befahrungen gewonnenen Daten ste-
hen laut Stadt ausschließlich einem berech-
tigten Kreis von Personen zur Verfügung,
der Datenschutz werde eingehalten. dh

Der Kampf der Aufsichtskräfte um ihre Ar-
beitsplätzeim Haus der Kunst geht weiter.
Ihre Jobs sind bereits offiziell ausgeschrie-
ben, um sie extern zu vergeben. Wie sich
dem Internetportal für öffentliche Aus-
schreibung entnehmen lässt, sucht die Ge-
schäftsführung bereits seit 8. Juli nach ei-
nem geeigneten Anbieter für die „Siche-
rung von Ausstellungen“. Speziell genannt
werden dabei „Garderobendienste, Aus-
stellungs-/Sicherheits- und Ordnungs-
dienst für den Einlass zu den Ausstellun-
gen, die Kasse, die Hauptpforte, die zentra-
le Leitstelle und die Objektleitung“. Ange-
bote können bis zum 12. August abgegeben
werden. Der Vertrag mit den neuen Dienst-
leistern soll von November an starten.

Unterdessen versuchen die 48 Mitarbei-
ter, die vom Outsourcing betroffen sein sol-
len, sich mit Kampfgeist und Kreativität ge-
gen ihre Entlassung zu wehren. Ein Teil
der Pförtner, Aufsichten und Kassenkräfte


  • die meisten in Teilzeit oder als Minijob-
    ber beschäftigt – sind selbst Künstler. Am
    vergangenen Wochenende haben sie mit ei-
    ner Flugblattaktion vor dem Haus der
    Kunst auf ihre Lage aufmerksam gemacht.
    Aus 1200 Din-A3-Kopien haben die Protes-
    tierenden eine Verbindungslinie zwischen
    dem Haus der Kunst und der Staatskanzlei
    gezogen, „um die Dringlichkeit der Sachla-
    ge zu betonen und um den Faden der ech-
    ten Kommunikation wieder aufzuneh-
    men“, wie der Betriebsrat des Hauses der
    Kunst erklärt. Auf den Kopien waren Mei-
    nungen der Unterstützer einer Petitionen
    zu lesen, die einige der Aufsichten selbst
    ins Leben gerufen haben.
    Unterschrieben haben diese Petition bis-
    her mehr als 1400 Personen, darunter
    auch die Autorin Christine Wunnicke, die
    seit Jahren als Übersetzerin für das Haus
    der Kunst arbeitet. Wunnicke, die in die-
    sem Jahr durch ihre Ablehnung des Ernst-
    Hoferichter-Preises auch außerhalb der Li-
    teraturszene größere Bekanntheit erlang-
    te (sie konnte sich nicht dazu entschließen,
    gemeinsam mit dem Karikaturisten Dieter
    Hanitzsch Preisträgerin zu sein) schreibt
    in ihrem Kommentar zur Petition: „Die mu-
    seumseigenen Aufsichten – zum großen
    Teil sehr originelle und kunstinteressierte
    Leute – sind ein wichtiger Teil des Profils


dieses Hauses! Ein Outsourcing ist eine in-
haltlich deprimierende und völlig unsozia-
le Idee.“
Wunnicke ist nach Chris Dercon nicht
die einzige prominente Unterstützerin der
Aufsichten aus der Kulturszene. Auch der
ghanaische Bildhauer El Anatsui, dessen
Ausstellung am Sonntag im Haus der
Kunst endete, hat sich demonstrativ auf ih-
re Seite gestellt. Im Rahmen einer Führung
durch seine eigene Werkschau verteilte er
vor einigen Tagen einen Anstecker, durch
den er seine Solidarität bekunden wollte.
Der Button trägt die Aufschrift „Yaw Berko
(Stand up and shout)“. Dies ist auch der Ti-
tel einer Holzarbeit El Anatsuis. Darunter
steht zudem „No Outsourcing – save the
guards of hdk“.
Der kaufmännische Direktor des Hau-
ses, Bernhard Spies, verweist unterdessen
auf die angespannte Lage des Hauses. Jah-
relange finanzielle Misswirtschaft haben
das Haus der Kunst, dessen Aufsichtsrat
der Kunst und Wissenschaftsminister vor-
sitzt und in dem auch das Finanzministeri-
um vertreten ist, an den Rand der Insol-
venz gebracht. Das Outsourcing der Auf-
sichten und Sicherheitskräfte soll auf un-
terschiedlichen Wegen Entlastung schaf-
fen. Man will weniger bei den ohnehin nied-
rigen Stundensätzen von 11,84 Euro der
Mitarbeiter sparen. Es sollen vor allem Ver-
waltungskosten für deren Dienstplanung
und die Abrechnung ihrer Löhne wegfal-
len. susanne hermanski

Neuvermessung der Stadt


München willkomplettes Straßennetz digital abbilden lassen


Zeigt Solidarität durch einen Button am
Revers: Der Künstler El Anatsui auf der
Terrasse des Hauses der Kunst. FOTO: PRIVAT

Der neue Wiesn-Chef, Wirtschaftsreferent
Clemens Baumgärtner (CSU), hat ja schon
seinen persönlichen Favoriten entdeckt:
„Die Bonbonmanufaktur im Museumszelt
auf der Oidn Wiesn werde ich wahrschein-
lich als Erstes besuchen“, sagt er bei der
Pressekonferenz zum Oktoberfest am
Dienstag im Stadtmuseum: „Bonbonwalze
und Lutschermaschine – da werde sogar
ich schwach!“
Daraus kann man ablesen, dass Baum-
gärtner süßen Sachen durchaus nicht abge-
neigt ist und wie jeder Münchner eine be-
sondere Schwäche für die Oide Wiesn hat.
Die kann heuer neben der Bonbonmanu-
faktur mit weiteren Neuerungen punkten;
erstmals gibt es dort eine hölzerne Kegel-
bahn und außerdem das Großdiorama ei-
ner Kirmes aus dem pfälzischen Lam-
brecht. Und im Festzelt „Tradition“ will
man die alte Tradition des „Maurer-Mon-
tags“ wieder aufleben lassen: Am zweiten
Wiesn-Montag bekommen Handwerker in
Berufskleidung zwischen zehn und zwölf


Uhr zwei Weißwürste und eine kleine Bre-
ze geschenkt. Von den früher üblichen Mas-
senschlägereien des Maurer-Montags ist
freilich Abstand zu nehmen.
Neuerungen gibt es freilich nicht nur
auf der Oidn Wiesn, auch wenn sich zumin-
dest in der Vorschau das 186. Oktoberfest
nicht allzu sehr vom 185. unterscheidet. Im-
merhin gibt es eine Reihe neuer Fahrge-
schäfte. Eine Hauptattraktion wird sicher
der Kettenflieger „Bayern Tower“ von
Egon Kaiser. Laut Baumgärtner handelt es
sich dabei um „einen überdimensionalen
Maibaum, nicht aus Holz, sondern aus
Stahl, und 90 Meter hoch“. Ganz oben hän-
gen 16 zweisitzige Gondeln, die mit bis zu
65 Stundenkilometern um die Achse des
Maibaums sausen. „Schwindelfrei sollte
man da sein“, sagt der Wiesn-Chef.
Ganz so wild geht es im Spinning Coas-
ter „Heidi“ nicht zu, auch wenn das Ding
nicht so harmlos sein dürfte, wie der Name
nahelegt. Es handelt sich da um eine Dreh-
Achterbahn, bei dem man bis in 13 Meter

Höhe hinaufkatapultiert wird, um dann
430 Meter Schienenlänge mit einer Ge-
schwindigkeit von bis zu 58 Stundenkilo-
metern hinter sich zu bringen. Ein ähnli-
ches Gerät ist der „Spinning Racer“, den
die Schaustellerin Angela Bruch erstmals
auf die Wiesn bringt, obwohl er bereits
2001 von der Münchner Riesenradfirma
Maurer Rides gebaut wurde. Hier sitzen
die Passagiere Rücken an Rücken in Scha-
lensitzen, wie man herumgeschleudert
wird, hängt von dem unterschiedlichen Ge-
wicht der Mitfahrenden ab. Oder, in der In-
terpretation von Baumgärtner: „Der
Schwerere gewinnt, das wäre in dem Fall
wohl ich.“ „Krasse Kurven“ hat der Wiesn-
Chef auch bei Kinzlers Pirateninsel gesich-
tet, auch wenn das Fahrgeschäfte für Kin-
der ab sechs Jahren gedacht ist. Nicht weni-
ger familientauglich ist die „Münchner Ski
Party“ mit Irrgarten sowie Vibrations- und
Klappböden oder das Fotostudio „Be Mary-
lin“, wo es ein größeres Gebläse vorwie-
gend auf Dirndlröcke abgesehen hat. Die
Groß-Wildwasserbahn Poseidon wieder-
um wendet sich an Menschen, die es auf
Nervenkitzel abgesehen haben.
Wenig Änderungen gibt es beim Sicher-
heitskonzept, mit einer Ausnahme: Elek-
troroller und -Scooter dürfen nur bis zum
Mittleren Sperrring (vor Bavariaring und
Theresienhöhe) fahren und müssen dann
abgestellt werden.
Und erstmals kann die städtische On-
line-Plattform muenchen.de mit Stolz auf
die jetzt offizielle Domain oktoberfest.de
verweisen. Den Namen hat man einem pri-
vaten Betreiber, der ihn sich vor Jahren ge-
sichert hatte, abgekauft. Die Summe wird
nicht verraten. Auf der Plattform gibt es
nun ein buntes Programm zur Wiesn. Un-
ter anderem auch einen Oktoberfest-
Sprachkurs mit der Kabarettistin Liesl
Weapon. Die ist mittlerweile pausenlos im
Oktoberfesteinsatz, bei den Wiesnwirten
ebenso wie beim Charityprojekt „Prost-
spenden“. Wahrscheinlich wird sie sich
demnächst wohl in „Wiesl Leapon“ umtau-
fen müssen. franz kotteder

Die Zeit der Volkssänger soll in München ja
rechtzünftig gewesen sein, und diese Zeit
wollen die Wirte Peter und Gerda Reichert
bekanntermaßen in ihrem Volkssänger-
zelt „Zur Schönheitskönigin“ auf der Oidn
Wiesn wieder aufleben lassen. Da mutet es
allerdings schon ein wenig seltsam an,
dass die beiden als besondere Attraktion
für dieses Jahr ihre neue Champagner-
und Cocktail-Bar vorstellten. Haben sich
die alten Münchner Volkssänger, damals
um 1900 herum, wirklich mit Schampus
und Gin-Fizz volllaufen lassen? So wie die
traurigen Überreste der Münchner Schi-
ckeria heute?
Nun ja. Historientreue hat halt ihre Gren-
zen, die Bar ist ja auch nicht im Zelt, das im
Stil eines Altmünchner Wirtshauses gestal-
tet ist, sondern davor, gleich links vom Ein-
gang. Und dann trägt so eine Bar halt doch

nicht unwesentlich dazu bei, das umfang-
reiche Kulturprogramm des Zeltes mitzufi-
nanzieren. Das wird auch in diesem Jahr
wieder von Jürgen Kirner von der Cou-
plet AG betreut und zum Teil auch bestrit-
ten. Mit dabei sind aber auch andere Kaba-
rettstars wie der Liedermacher Roland Hef-
ter sowie hoffnungsvoller Nachwuchs und
diverse Volksmusikgruppen.
Vorgestellt haben die Reicherts ihr
leicht abgewandeltes Konzept am Montag-
nachmittag im Restaurant ihres Hotels See-
hof am Ammersee, zusammen mit Kirner
und der Zelt-Schirmherrin, Landtagspräsi-
dentin Ilse Aigner (CSU). Die wird auch in
diesem Jahr wieder am ersten Wiesnsams-
tag im Zelt anzapfen und ist bei dieser Maß-
nahme, wie soll man sagen: etwas wechsel-
haft in der Ausführung. Im Seehof, wo sie
am Montag schon einmal üben durfte, blie-

ben nach den ersten Schlägen immerhin
noch gut drei Viertel des Bieres im Fass.
„Eine wunderbare Taufe durch die Schirm-
herrin“, befand Kirner. Aigner gab sich ein
wenig zerknirscht, meinte aber: „Hauptsa-
che, für Euch war’s a Gaudi!“
Neben dem Hofbräu-Bier aus dem Holz-
fass, dem „sensationellen Schnaps vom
Wilhelm Marx aus Straubing und dem sen-
sationellen Schampaninger“, so Wirt Peter
Reichert, gibt es auch einige kulinarische
Neuerungen. Die Wirtsmutter Maria Rei-
chert etwa hat erstmals einen eigenen Kä-
sestand, an dem es vor allem Bio-Käse von
den Herrmannsdorfer Landwerkstätten
gibt. Neu ist auch der Matjes vom Saibling
mit dreierlei Soßen sowie der Saibling im
Ganzen, „beides vom Fischer Michl aus
Ammerland am Starnberger See“, sagt
Reichert. franz kotteder

von andreas schubert

D


ass es bei Neuerungen im Straßen-
verkehr immer wieder ein paar An-
laufschwierigkeiten gibt, zeigt sich
dieser Tage besonders gut in München.
Zum Beispiel in der Schwanthalerstraße.
Nachdem dort vor ein paar Tagen der neue
Radstreifen abmarkiert worden war, woll-
ten es viele Autofahrer offenbar nicht be-
greifen, dass der durchgehende Strich, den
die Stadt da auf die Straße hat pinseln las-
sen, wirklich eine Bedeutung hat. Sie sind
trotzdem einfach auf der Radspur gefah-
ren, vermutlich nach dem zutiefst subjekti-
ven Motto: Nicht sein kann, was nicht sein
darf. Inzwischen sieht es so aus, als hätten
es die meisten begriffen.
Am Dienstag hat das Baureferat nun
auch in der Fraunhoferstraße begonnen,
zwei neue Radstreifen zu markieren. Zu-
nächst mit einem weißen Trennstrich und
weißen Radsymbolen am Straßenrand. An-
schließend wird der Streifen rot einge-
färbt, wie es der Stadtrat beschlossen und
das Kreisverwaltungsreferat angeordnet
hat. Das wird etwa zwei Wochen dauern.
Zusätzlich entstehen 30 neue Radstellplät-
ze – 20 am U-Bahnausgang Baaderstraße,
zehn an der Ecke Klenzestraße. Im letzten
Abschnitt der Fraunhoferstraße zwischen
Baaderstraße und Auenstraße soll dann


noch eine Autofahrspur zugunsten einer
Radspur entfallen.
120 Autoparkplätze sind allerdings
schon jetzt für die Radstreifen weggefal-
len. Und weil nun auch Lieferfahrzeuge
nicht mehr legal direkt in der Fraunhofer-
straße stehen bleiben können, ließ sich be-
reits zu Beginn beobachten, dass die Zustel-
ler sich in naher Zukunft wohl erst noch an
die neuen Lieferzonen, die für sie in den
Seitenstraßen eingerichtet werden, gewöh-
nen müssen. Denn was macht so ein Liefer-
wagenfahrer, wenn er nicht weiß, wo er
sonst hin soll? Er stellt sich halt illegal halb
auf den Gehweg, halb auf die neue Spur,
die eigentlich den Radlern vorbehalten
bleiben sollte.
Eine spontane Kurzumfrage unter eini-
gen morgendlichen Pedaleuren zeigte je-
denfalls, dass sie die Wildparker nicht so
toll, ansonsten die Idee der Radstreifen gar
nicht so verkehrt finden – im Gegensatz zu
den Anwohnern und Geschäftsleuten in
der Straße. Die nämlich haben bis kurz vor
dem Beschluss des Stadtrats vergeblich ge-
gen die Streichung sämtlicher Parkplätze
und Haltemöglichkeiten protestiert. Ihr Ar-
gument: Die Kunden blieben künftig aus,
Lieferanten könnten die Anfahrt zu den Lä-
den künftig scheuen. Und: Wenn es in der
Straße keine Parkplätze mehr gibt, wirkt
sie optisch breiter, was die Autofahrer da-

zu veranlassen werde, künftig richtig Gas
zu geben.
Auch die CSU hatte sich dem Wider-
stand angeschlossen und beantragt, die
Planungen zu stoppen. Die betroffenen An-
wohner und Geschäftsleute sollten sich
auch einbringen können. Wie die CSU be-
tonte, wurden die nicht groß gefragt. Aller-
dings, so das Argument der SPD und der
Grünen, die das Projekt durchgesetzt hat-
ten, gehen die Radwege auf einen Be-
schluss einer Bürgerversammlung zurück.
Am Ende haben auch die 500 Unterschrif-
ten, welche die Gegner gesammelt haben,
nichts genutzt.

Jetzt startet also der Verkehrsversuch,
zunächst für ein Jahr. Hierbei wird unter
anderem auch darauf geschaut, wie sich
die neue Situation auf den öffentlichen
Nahverkehr auswirkt. Denn an der Ein-
mündung der Fraunhoferstraße zur Isarpa-
rallele fällt auch die Rechtsabbiegespur für
Autos weg, mit der Folge, dass die Fahrzeu-
ge auf den Tramschienen stehen. Die
Münchner Verkehrsgesellschaft hatte sich
deshalb vorab skeptisch gezeigt. Wenn

sich der Versuch bewährt, werden in einem
nächsten Schritt dann auch die Gehwege
verbreitert.
Was Münchens Zweiter Bürgermeister
und CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl als
„praktizierte Rücksichtslosigkeit“ bezeich-
net, die mit einer Verkehrswende nichts zu
tun habe und nur alteingesessene Famili-
enunternehmen in ihrer Existenz bedrohe,
sehen die Befürworter anders. Ihr Ansatz:
Breitere Fußgängerwege und sichere Rad-
wege führten sogar zu mehr Leben in der
von vielen kleinen und traditionsreichen
Läden und Gastronomie gesäumten Ver-
bindung zwischen Isar und Innenstadt.
Ganz vergessen wurden die Autofahrer
übrigens nicht. Die Fraunhoferstraße ge-
hört auf der Südwestseite zum Parklizenz-
gebiet Glockenbachviertel, gegenüber
zum Gebiet Gärtnerplatz. In Ersterem ste-
hen Anwohnern und Besuchern insgesamt
etwa 2100 Parkplätze zur Verfügung, in
Letzterem rund 1350. Um einen Ausgleich
zu schaffen, wird die bisherige, aus 24 Stell-
plätzen bestehende Mischparkzone in der
Corneliusstraße in einer reine Bewohner-
parkzone umgewandelt. 65 Stellplätze in
der Westermühlstraße sollen von 18 Uhr
an nur noch Anwohnern zur Verfügung ste-
hen. Lieferzonen gibt es künftig in der Rei-
chenbachstraße, in der Klenze- und in der
Müllerstraße.

Das ging ins Auge – unter anderem: Zelt-Schirmherrin Ilse Aigner beim Probezapfen am Ammersee. FOTO: NILA THIEL

Die 186. Wiesn wird gar nicht so anders sein als die 185. Ausgabe – ein paar neue
Attraktionen aber gibt es auf der Theresienwiese dann doch. FOTO: FLORIAN PELJAK


Von Kettenfliegern und Piraten


Der neueWiesn-Chef stellt andere Neuerungen auf dem Oktoberfest vor


Bedingt historientreu


Das Volkssängerzelt auf der Oidn Wiesn wird um eine Champagner-Bar erweitert


„Eine inhaltlich
deprimierende und völlig
unsoziale Idee“

Aufstand der Aufsichten


Mitarbeiter des Hauses der Kunst kämpfen um Arbeitsplätze


Am Dienstag hat das Baureferat in der Fraunhoferstraße begonnen, zwei neue Radstreifen zu markieren. Zunächst mit einem weißen Trennstrich und weißen
Radsymbolen am Straßenrand. Anschließend wird der Streifen rot eingefärbt. FOTO: CORINNA GUTHKNECHT


Grüne Träume in Rot


DasBaureferat lässt in der Fraunhoferstraße neue Radwege farbig markieren, 120 Parkplätze müssen
dafür weichen. Und schon jetzt zeigt sich: Vorbei ist der Kampf um die Fläche noch nicht

Der Verkehrsversuch ist
auf ein Jahr angelegt.
Die CSU bleibt skeptisch


DEFGH Nr. 175, Mittwoch, 31. Juli 2019 (^) MÜNCHEN R3

Free download pdf