Süddeutsche Zeitung - 31.07.2019

(Darren Dugan) #1
Organisator Maximilian Krumm konnte es
kaumfassen: Wie im Vorjahr hatten Unbe-
kannte im Wald die Laufstrecke in der
Nacht vor dem Start manipuliert: „Ein Stre-
ckenpfeil wurde gedreht und die Sägespä-
ne anders ausgerichtet“, berichtete
Krumm, 36, der Germeringer hat selbst
den Wörthsee-Triathlon schon gewonnen,
seine Karriere aber mittlerweile beendet.
Nun tritt er als Organisator in die Fußstap-
fen von Walter Neumann, der 80-Jährige
hat mit dem Polizei-Sportverein den
Wörthsee-Triathlon 1985 aus der Taufe ge-
hoben. Weil der Veranstalter gewarnt wur-
de, war die Strecke bei der 34. Auflage des
Rennens rechtzeitig in Ordnung gebracht.
Auch diesmal war das Rennen mit 800
Starterinnen und Startern schon im Mai
ausgebucht: „Wenn wir schon so viel Auf-
wand betreiben, müssen wir den Sport
mit einem gesellschaftspolitischen An-
spruch verbinden“, beschreibt Krumm das
Credo der Veranstaltung. Die Organisation
Greenpeace war zum Thema Meeres-
schutz mit einem Stand vertreten, für sie
und die örtliche Nachbarschaftshilfe, die
von einem Sportkleidungsbasar profitier-
te, kamen insgesamt 3500 Euro an Spen-
den zusammen. KWG

von karl-wilhelm götte

Starnberg –Sven Pollert lacht und reißt
die Arme nach oben, er kann den Zielein-
lauf trotz der absolvierten zehn Kilometer,
begleitet von einer La Ola der Zuschauer
auf der Uferpromenade in Steinebach, ge-
nießen. Und er kann im Ziel seinen ersten
Sieg beim Wörthsee-Triathlon zunächst in
aller Ruhe feiern, von einem Verfolger ist
nichts zu sehen.
Der Münchner hat nicht nur zum ersten
Mal gewonnen, Pollert hat nach Belieben
dominiert. Um gerade mal 30 Sekunden
später schon wieder entspannt zu reden.
Die Anstrengungen der 1500 Meter
Schwimmen, 41 Kilometer Radfahren und
zehn Kilometer Laufen, die immerhin
2:05:26 Stunden gedauert haben, sind
kaum zu bemerken. Doch das täuscht:


„Der Puls war beim Laufen durchgängig
bei 190“, sagt Pollert – also dicht am Maxi-
malpuls. Der 27-jährige Sieger vom SC
Prinz Eugen München erholt sich jedoch
im Nu – ein Zeichen für beste Ausdauerqua-
litäten des Triathleten.
Diese exzellente Ausdauer hat natürlich
viel mit dem Trainingsumfang zu tun. „Ich
komme auf 20 Stunden pro Woche“, er-
zählt Pollert, als gerade ein Konkurrent ins
Ziel kommt und sich umgehend überge-
ben muss. 20 Stunden Training sind eine
Menge, wie das zusammengehe mit seiner
Arbeit als IT-Experte? „Ich habe eine super
Chefin“, erklärt der Triathlet, „sonst geht
das nicht.“ So konnte Pollert im vergange-
nen Winter in der Saisonvorbereitung
noch einmal einen Schwerpunkt auf das
Schwimmen legen, obwohl er schon als
starker Schwimmer bekannt war. Die neu-

erliche Verbesserung verdanke er Trainer
Stefan Drexl vom SC Prinz Eugen, am
Wörthsee kam Pollert nach dem 1500-Me-
ter-Dreieckskurs auch als Erster aus dem
Wasser – der Beginn seines Start-Ziel-Sie-
ges. Denn auch auf dem Rad blieb er vorn.
Das hatte Pollert so gar nicht erwartet,
war doch an seinem Fahrrad einen Tag vor
dem Rennen die Schaltung kaputt gegan-
gen. Kurzfristig besorgte er sich ein „Leih-
rad“ bei einem Fahrradspezialisten in
Markt Schwaben, das schnell noch einiger-
maßen angepasst wurde. Mit dem geliehe-
nen Rad ging alles gut auf dem schwieri-
gen Kurs mit sechs Wendepunkten. Die Or-
ganisatoren vom SV Funkstreife München
mussten die Strecke in diesem Jahr verän-
dern, weil Herrsching die Fahrt durch die
Gemeinde verweigerte. So verlängerte sich
der Radkurs von 40 auf etwa 41 Kilometer.

„Zu jung und zu schnell“ dieser Pollert,
fand auch Tom Weikert anerkennend. Der
44-jährige Polizist aus Kaufering ist beson-
ders stark auf dem Rad und hatte in den
vergangenen Jahren zweimal am Wörth-
see triumphiert. Er wurde Dritter, Pollert
war auch auf dem Rad eine halbe Minute
schneller. Die Vorentscheidung war aber
schon gefallen, weil Pollerts Vorsprung
nach dem Schwimmen schon drei Minuten
betragen hatte. Am Ende verlor Weikert
auf Pollert insgesamt vier Minuten. Zwei-
ter wurde der Ingolstädter Alexander Saul,
sein Rückstand betrug 2:15 Minuten.
Der Sieg beim dritten Start in seinem
„Lieblingsrennen“, wie Pollert den Wörth-
see-Triathlon nennt, war zugleich der ober-
bayerische Meistertitel. 2018 war er noch
Dritter, 2019 scheint sein Jahr zu werden:
Vor dem Triumph am Wörthsee hatte er
schon den Sprint in Regensburg gewon-
nen. In zwei Wochen stehen die deutschen
Meisterschaften über die olympische Dis-
tanz an – wie am Wörthsee. „Da will ich in
meiner Altersklasse aufs Podium.“
Der gebürtige Oberpfälzer, der seit elf
Jahren Triathlon betreibt, ist mit 27 Jahren
noch nicht ganz im besten Triathlonalter,
von der Langstrecke lässt Pollert aber noch
die Finger: „Der Trainingsumfang würde
es hergeben, aber ich habe noch großen Re-
spekt vor dem Ironman.“

Sport und Meer


Kitzbühel –Zwischendurch war es wie ein
Heimspiel. Als würde Matthias Bachinger
in München auf dem Center Court spielen.
Vor wichtigen Punkten setzte aufmuntern-
der Beifall von den steilen Rängen hinter
der Grundlinie ein, und es war klar, dass
der 32-Jährige damit gemeint war – und
nicht Martin Klizan, 30. Das war erstaun-
lich, da der Slowake immerhin der Titelver-
teidiger des ATP-Turniers in Kitzbühel
war und Akteure mit solchem Verdienst in
der Regel wohlwollender bei der Rückkehr
begleitet werden. Andererseits: Bachinger
war der Außenseiter aus dem benachbar-
ten Bayern, und da Kitzbühel ohnehin ein
seelenverwandter Ort Münchens ist, feuer-
ten viele lieber ihn an als den bekannterma-
ßen manchmal kauzigen Klizan. Als Ba-
chinger im zweiten Satz bei einer 5:2-Füh-
rung im Tie-Break nur zwei Punkte zum
Sieg fehlten und er die Chance vergab, war
die Enttäuschung zu spüren im mächtigen
Stadion. Groß war der Jubel dann dafür,
als er doch gesiegt hatte, mit dem engsten
aller möglichen Ergebnisse: 7:6 (5), 6:7 (5),
7:6 (4). Danach nannte er es „das schönste
Match“, bei dem er 2019 mitgewirkt habe.
Bachinger steht nun also in der zweiten
Runde des 250er Turniers und trifft dort

an diesem Mittwoch auf den Norweger Ca-
sper Ruud. Dass er als Nummer 125 der
Weltrangliste Klizan, die Nummer 60, be-
zwungen habe, sei ein „starker Sieg“, lobte
danach sein Trainer Lars Uebel. Doch der
Coach verwies umgehend darauf, dass
man nach solchen Erfolgen nicht nachlas-
sen dürfe. Es gelte, die innere Spannung
hoch zu halten, denn Bachinger steht einer-
seits zwar als 125. im ATP-Ranking wesent-
lich besser da als in den vergangenen zwei
Jahren, als ihn Verletzungen zurückgewor-
fen hatten. Andererseits hat Bachinger in
dieser Saison aber auch einige Niederlagen
mehr als erhofft kassiert.
„Man muss ja auch immer das ganze
Jahr im Blick haben“, sagte Uebel, und da
könnte es sein, dass Bachinger bald Punk-
te verliert. Im September steht das Turnier
in Metz an, vor einem Jahr verlor er dort
erst im Finale. Umso wichtiger sind gute Er-
gebnisse bis dahin. Dass er in Form ist, be-
wies er schon in der Qualifikation von Kitz-
bühel, als er Yannick Hanfmann in zwei Sät-
zen bezwang. Der einzige andere Deutsche
im Hauptfeld erreichte am Dienstag auch
die zweite Runde. Philipp Kohlschreiber,
35, der in Kitzbühel lebt, besiegte den Fran-
zosen Richard Gasquet 6:3, 6:2. klef

Einigermaßen angepasst: Obwohl Sven Pollert nicht sein Sportgerät hatte, war er nicht zu bezwingen. FOTO:ARLET ULFERS


Über die Qualifikation in Runde zwei: Der Münchner Matthias Bachinger besiegte
in Kitzbühel den Slowaken Martin Klizan. FOTO: EIBNER EUROPA / IMAGO

Den Titelverteidiger besiegt


Matthias Bachinger überrascht beim ATP-Turnier in Kitzbühel


Mit geliehenem Rad


Der Münchner Sven Pollert gewinnt erstmals den Wörthsee-Triathlon.
Nun will er bei der deutschen Meisterschaft aufs Siegertreppchen

DEFGH Nr. 175, Mittwoch, 31. Juli 2019 (^) SPORT IN DER REGION PGL R5
8
15.10.2019
Dr. Volker Busch
Neurowissenschaftler, Berater
Unter Strom und
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Wege aus dem
digitalen Alltagsstress
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17.09.2019
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  • wohin steuert
    unsere Wirtschaft?


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03.12.2019

Mahsa Amoudadashi
Herzlichkeitsbeauftragte, Psychologin

Begeisterung –
eine Angelegenheit
des Herzens

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Prof. Dr. Axel Jockwer
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12.11.2019


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