Süddeutsche Zeitung - 31.07.2019

(Darren Dugan) #1

München/Rotterdam– Mehr als 500 000
Menschen folgen der Fotografin Laura Za-
lenga, 29, in den sozialen Medien. Für ihr
jüngstes Projekt hat die Fotografin, die zu-
nächst Architektur studiert hatte, alte Men-
schen fotografiert: die Schönheit des Al-
ters. Diese Reihe „versucht die Menschen
daran zu erinnern, dass Schönheit kein Ver-
fallsdatum hat. Sie wird interessanter“,
schreibt Laura Zalenga auf ihrer Internet-
seite. Vor Kurzem hat sie München verlas-
sen und ist nach Rotterdam gezogen. Zwar
dachte sie, dass man als Fotografin in einer
Metropole leben müsste, aber da sie meist
an stillen Plätzen im Freien arbeitet, ist der
Wohnort für sie egal. Fast egal.


SZ: Was hat Ihr neuer Wohnort, was Mün-
chen nicht hat?
Laura Zalenga: Man ist in nur 30 Minuten
mit den Öffentlichen bis zum Strand am
Meer.


Wasser hat München ja immerhin auch.
Was hat Rotterdam denn sonst noch zu bie-
ten?
In der idyllischen Straße in der Stadtmitte,
in der ich wohne, leben Menschen jeder
möglichen Hautfarbe und Geschlechts-
identität – und das ist völlige, positive Nor-
malität. Die Menschen sind verrückt gut ge-
launt – man hat nette Gespräche mit dem
Verkäufer, der Postbotin und dem Perso-
nal der Öffentlichen, auch wenn es regnet,
auch an Montagen, auch im Winter. Keine
Ahnung, was die hier anders machen, aber
es tut so gut, in einem so positiven Umfeld
zu leben.

Welche Spuren haben Sie in München hin-
terlassen?
Mir fallen eigentlich nur Fotografien ein.
In Galerien, in Wohnungen, in Geldbeu-
teln, in Online-Profilen von Münchnerin-
nen und Münchnern.

Was nehmen Sie aus München mit?
Erinnerungen, an gute und an schlechte
Zeiten. An das weltschönste WG-Zimmer
(dessen Einrichtung eins zu eins schon in
Zimmern in mehrere anderen deutschen
Städten weitergenutzt wurde). An Tage im
und am Eisbach. An das beste Augen-Spezi-
alisten-Team, das auch der Grund ist, war-
um ich regelmäßig in München zu Besuch
bin. An Uni-Partys im weißen Saal der TU.
An das Wandern am Ammersee. Und an die
Silent Disco mitten auf der Ludwigstraße.

Was werden Sie an München vermissen?
Eine kleine Hand voll wunderbarer Men-
schen. Echtes Brot und echte Brezeln. Die
nahen Berge! Den Englischen Garten an ei-
nem Sommerabend. Und das Kleinstadtge-
fühl dieser Großstadt.

Drei Gründe, warum Sie froh sind, nicht
mehr in München zu leben.

Menschen, die Hinweise auf ihren Konto-
stand tragen oder fahren, sind leider echt
gar nicht mein Ding. Der zweite Grund: Ich
kann hier nach 20 Uhr einkaufen und mit
Karte zahlen. Und: Ich kann wieder als
Gast zu Besuch nach München kommen.
An schönen Sommertagen, wenn Mün-
chen wirklich eine großartige Stadt ist.

Was werden Sie als Erstes tun, wenn Sie zu
Besuch in München sind?
Mit Freunden ins Prinz Myshkin essen
gehen.

Was sind Ihre Lieblingsfotomotive von
München, die Sie sicher nicht von Ihrer Ka-
mera löschen werden?
Die Pinakothek der Moderne. Nicht nur für
Fotos einer meiner liebsten Orte. Am
besten an grauen Herbsttagen unter der
Woche.
protokoll: michael bremmer

Warum ein aufwendiges Büfett servieren:
Die Hauptdarsteller Sebastian Bezzel und
Simon Schwarz (Foto rechts von links)
erfreuen sich an Leberkässemmeln.
Auch die Romanautorin Rita Falk (unten) war
bei der Premiere anwesend.

von josef grübl

E


s gibt genaue Vorschriften, wie viel
Kohlenhydrate, Kalium und Choles-
terin im Leberkäs enthalten sein
darf, doch leider interessiert das keine Sau.
Außer vielleicht das Schwein selbst, aber
das ist eine andere Geschichte. Am aller-
wenigsten interessiert sich der Eberhofer
Franz für solche Schweinereien, als nieder-
bayerischer Dorfpolizist, notorischer
Wirtshaushocker und Hardrock-Papa hat
er wirklich andere Sorgen. Zentimeterdick
lässt er sich die Leberkässcheiben beim
Metzger seines Vertrauens herunterschnei-
den, am besten gleich zum Frühstück. Mit-
tags, abends und als kleine Zwischenmahl-
zeit natürlich auch. Und weil seine Liebe
zum Leberkäs so groß ist, verziert er ihn oft
vor dem Verzehr noch mit Senfherzen.


Die Fans vom Franz wissen das, er
macht das ja immer so. Überhaupt macht
dieser Genuss-Gendarm immer mehr im-
mer so – das ist wohl auch sein Erfolgsge-
heimnis. Zu sehen ist das am Montag-
abend im Mathäser-Filmpalast, bei der
Premiere des sechsten Eberhofer-Krimis,
der eigentlich so ist wie immer und trotz-
dem so viele Zuschauer anzieht wie nie zu-
vor: Mehr als zweitausend Menschen ver-
teilen sich in insgesamt fünf Kinosälen. Sie


wollen sehen, wie der Franz an einer Brand-
leiche schnuppert, dabei an einen Schwei-
nebraten denkt und zum „Leberkäs-
junkie“ wird. Wie ihm der Doktor (gespielt
von Stefan Betz, der auch das Drehbuch
geschrieben hat) sagt, dass sein Lieblings-
essen „pures Gift“ sei. Und wie ihm sein
Kriminalerkumpel Rudi am Ende sogar
noch vom Heilfasten vorschwärmt: „Mei-
ne Seele leuchtet von innen.“
Kulinarische Erleuchtung verspricht
auch das Treiben auf dem roten Teppich
im Kino, vor dem sich die Fotografen erst
einmal stärken sollen (mit Leberkäs natür-
lich), bevor sie sich ihre Finger wundknip-
sen dürfen. Die Eberhofer-Premieren
kann man ja mittlerweile mit einer Art Feri-
enlager vergleichen: Jedes Jahr im August
geht es wieder von vorne los, jedes Jahr wol-
len noch mehr Teilnehmer dabei sein. In
der Endabrechnung sieht das dann folgen-
dermaßen aus: „Schweinskopf al dente“ sa-
hen 2016 knapp sechshunderttausend
Menschen, zu „Grießnockerlaffäre“ ka-
men 2017 mehr als achthunderttausend,
während „Sauerkrautkoma“ im vergange-
nen Jahr sogar die Millionenmarke erreich-
te. Damit diese Erfolgswelle nicht abreißt
und das Ferienlager weiter wächst, bringt
der Constantin-Filmverleih den neuen
Film zum Bundesstart am 1. August auch
außerhalb Bayerns in die Kinos.
Aber zurück auf den Teppich: Sebastian
Bezzel (Franz) und Simon Schwarz (Rudi)
sind die Stars der Reihe, ihre Seelen leuch-
ten am hellsten, zumindest lässt das Geblit-

ze um sie herum genau das vermuten.
Aber sie sind nicht allein, vertraute Gesich-
ter wie Lisa Maria Potthoff (die Franz’ On-
und-off-Freundin Susi spielt), Eisi Gulp
(Papa) oder Enzi Fuchs (Oma) stehen natür-
lich ebenso im Scheinwerferlicht. Auch die

Romanautorin und Eberhofer-Erfinderin
Rita Falk, die Produzentin Kerstin Schmid-
bauer und der Regisseur Ed Herzog ken-
nen das Prozedere seit Beginn der Reihe.
Selbst für Filmhund Ludwig, der eigent-
lich Joker heißt, ist die Premiere mittler-

weile business as usual, er setzt Jahr für
Jahr einfach einen noch treueren Hunde-
blick auf.
Da die Zuschauer zwar immer wieder
das Gleiche, aber dann doch nicht dasselbe
sehen wollen, ist es mit ein paar Stars auf

dem Teppich nicht getan. Hier kommt die
Mooshammerin ins Spiel: Das derbe Weibs-
bild ist neu im Eberhofer-Universum, sie
schreit gerne herum und nennt das Thera-
pie, bei ihr im Haus findet sich auch die be-
reits erwähnte Brandleiche. Also zieht sie
auf den Eberhofer-Hof, macht alle ganz
verrückt und treibt Franz’ Cholesterinspie-
gel in ungeahnte Höhen. Gespielt wird die-
se Femme furieuse von Eva Mattes, die mit
sichtbar viel Spaß bei der Sache ist.
Im Interview zwei Stunden vor der Pre-
miere erzählt sie von ihrer Freundschaft zu
Sebastian Bezzel, der ja zwölf Jahre lang
ihr Kommissarskollege im „Tatort“ aus
Konstanz war. Auch Ed Herzog hat sie bei
dieser Arbeit kennengelernt. „Ich habe zu
ihnen gesagt: Hey, kann ich da jetzt endlich
auch mal mitspielen?“ Als die Rolle der
Liesl Mooshammer zu besetzen war, wuss-
te der Regisseur auch gleich, wen er dafür
haben wollte. Für Mattes, die in Tegernsee
geboren ist, die meiste Zeit ihres Lebens
aber in Hamburg und Berlin verbracht hat,
ist diese Rolle auch eine Rückkehr zu ihren
bayerischen Wurzeln. Angst, dabei
schlecht auszusehen, hatte sie keine. Im
Gegenteil: „Ich weiß doch, dass ich schön
bin“, sagt sie und lacht. „Außerdem ist
Schönsein im Film viel anstrengender, als
wenn man sich hässlich macht.“ Das findet
sie selbst urkomisch und lacht noch mehr,
während des Interviews, auf dem roten
Teppich und beim Schlussapplaus natür-
lich auch. Und später auf der Premieren-
party gönnt sie sich eine Leberkässemmel.

Kuscheln für die Kameras: Lisa Maria Potthoff posiert mit Simon Schwarz und Sebastian Bezzel (links), Eva Mattes lässt sich
mit EnziFuchs (rechtes Foto von links) fotografieren. FOTOS: STEPHAN RUMPF

Pures Gift für den


Genuss-Gendarm


Auchbeim sechsten Eberhofer-Krimi
passiert Altbekanntes – eine Art Erfolgsgeheimnis.
Jetzt wird der Dorfpolizist zum „Leberkäsjunkie“

„Ich vermisse das Kleinstadtgefühl dieser Großstadt“


Fotografin Laura Zalenga genießt in ihrer neuen Heimatstadt Rotterdam die gute Laune der Menschen und die Möglichkeit, nach 20 Uhr einzukaufen


KOMMEN & GEHEN


Mit jedem Menschen,
der zuzieht, verändert
sich die Stadt. Und auch mit
jedem Menschen, der
München verlässt, verliert
die Stadt ein Stück Identität

Laura Zalenga hat zuletzt die Schönheit
des Alters fotografiert. FOTO: LAURA ZALENGA

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