Handelsblatt - 31.07.2019

(Steven Felgate) #1

Mit Pepp


kommen


auch in


Deutschland


die oft unver-


schämten


Gebühren bei


Lebensver-


sicherungen


und Fonds


unter


stärkeren


Druck des


europäischen


Wettbewerbs.


Sven Giegold
EU-Parlamentarier
Die Grünen

Altersvorsorge


Arbeiten an der


Europa-Rente


Mithilfe eines Experten -


beirats will die EU eine


einheitliche private Alters -


vorsorge formen. Im Fokus


stehen Kosten und Förderung.


Anke Rezmer Frankfurt


D


er Plan der EU für ein ein-
heitliches Angebot zur priva-
ten Altersvorsorge soll nun

konkrete Formen annehmen. Nach-


dem das EU-Parlament die sogenann-


te Europa-Rente im April verabschie-


det hatte, tagte am Dienstag erstmals


in Frankfurt ein Expertenbeirat, der


die konkrete Gestaltung von Produk-


ten unterstützen soll. Dafür hat die


europäische Versicherungsaufsicht


Eiopa 21 Fachleute aus Wissenschaft,


Verbraucherschutz sowie Fonds- und


Versicherungsindustrie einberufen.


Dort wird diskutiert, wie solche euro-


paweit anzubietenden Kapitalanlage-


produkte aussehen können. Mit den


ersten Angeboten rechnen Experten


in rund zwei Jahren.


Die EU setzt mit ihrer Verordnung,


die im kommenden Frühjahr in Kraft


tritt, einen Rahmen für die neue Eu-


ropa-Rente mit Namen Pepp (Pan-Eu-


ropean Personal Pension Product).


Private Anbieter sollen Pepps in ganz


Europa auf den Markt bringen. Die


Produkte dürfen unterschiedlich


sein. Die EU verlangt allerdings ein


einfaches und kostengünstiges Basis-


produkt mit einem Kostendeckel von


einem Prozent und einer Kapitalga-


rantie – oder wahlweise mit einem


geeigneten System zum Abfedern


von Anlagerisiken. Die Förderung


wird nach dem Willen der Politiker


allerdings national geregelt. Zugelas-


sen werden die Produkte durch die


jeweils nationale Finanzaufsicht, in


Deutschland ist das die Bafin.


Zu den wichtigsten Themen gehört


für Beiratsmitglied Axel Kleinlein,


Vorstandssprecher des verbraucher-


nahen Bunds der Versicherten (BdV),


die Frage, wie eine Kapitalgarantie


und die Auszahlphase gestaltet wer-


den sollten. Spannend findet Beirats-


mitglied Til Klein, Chef des Fintechs


Vantik, dass die Eiopa offen sei für


Alternativen zur Kapitalgarantie. Van-


tik bietet eine solche digitale Alters-


vorsorge an. Die EU schreibt zudem
für die Auszahlphase nicht unbedingt
eine in der geförderten Vorsorge vor-
herrschende Versicherungslösung
vor. Kleinlein gefällt das: „Wer sagt
denn, dass man mit 67 komplett auf
Versicherungen gehen und den
Chancen des Kapitalmarktes entsa-
gen muss?“
Die Idee der Europa-Rente kommt
unterschiedlich gut an. Aus der Poli-
tik kommt Lob. Die Bundesregierung
unterstütze generell die Pepp-Initiati-
ve, heißt es im Bundesfinanzministe-
rium (BMF). Der Finanzexperte der
Grünen im EU-Parlament, Sven Gie-
gold, findet vor allem den Kostende-
ckel positiv, erkennt daher in Pepp
einen „Durchbruch“ für den Ver-
braucherschutz. Damit kämen auch
in Deutschland die oft „unverschäm-
ten“ Gebühren bei Lebensversiche-
rungen und Fonds unter stärkeren
Druck des europäischen Wettbe-
werbs, sagt er. Kleinlein vom BdV
hätte sich allerdings noch schärfere
Kostenvorgaben gewünscht. Dagegen
hält die Versicherungsindustrie die
Grundidee zwar für gut, aber die
Umsetzung für schwierig. Ein Kosten-
deckel von einem Prozent rechne
sich selbst bei einem Onlineprodukt
nicht, zumal die EU eine Beratungs-
pflicht vorschreibe, heißt es beim
Verband GDV. Außerdem seien Pro-
dukte ohne standardmäßige Verren-
tung keine Altersvorsorge, sondern
reine Sparprodukte.
Der Knackpunkt sollte allerdings
das Thema Förderung werden. Ohne
Steuer- oder Sozialabgabenvorteile
wie etwa bei der Riester-Rente dürf-
ten sich viele Menschen vermutlich
eher für ein subventioniertes Produkt
entscheiden. Die Bundesregierung
will Pepps laut BMF nur fördern,
wenn sie denselben Vorgaben genüg-
ten wie bestehende nationale Pro-
dukte. Optimisten wie Kleinlein hof-
fen mit der Europa-Rente auf einen
Schritt zur EU-Harmonisierung der
Steuersysteme und bessere grenz-
überschreitende Anlagemöglichkei-
ten für jedermann am Kapitalmarkt.
Pessimisten fürchten noch größeres
Durcheinander bei den Vorsorgean-
geboten, für die schon auf nationaler
Ebene wie in Deutschland um einfa-
che Lösungen gerungen wird.

Börsengang


Aufstiegspläne


als Kurstreiber


Der erste Handelstag an der Börse brachte den Aktien der


Spielvereinigung Unterhaching ein großes Kursplus.


Christian Schnell München


D


as einzige Vorbild am deut-
schen Aktienmarkt hat die
SpVgg Unterhaching zumin-
dest an ihrem ersten Handelstag weit
hinter sich gelassen. Der Aktienkurs
des Münchener Vorstadtvereins
schloss am Dienstag mit einem Plus
von annähernd 30 Prozent im Ver-
gleich zum Ausgabepreis von 8,10 Eu-
ro..
Damit blieb dem Drittligisten das
Schicksal des bislang einzigen bör-
sennotierten Fußballvereins in
Deutschland erspart. Als die Aktie
von Borussia Dortmund am 31. Okto-
ber des Jahres 2000 erstmals an der
Börse gehandelt wurde, verlor sie
gleich am ersten Handelstag rund
8,5 Prozent. Der damalige Ausgabe-
preis von elf Euro wurde in den
knapp 19 Jahren seither nie mehr er-
reicht. Zeitweise verkam die Aktie gar
zum Pennystock, notierte also unter
dem Wert von einem Euro. Am
Dienstag kostete die mittlerweile im
SDax gelistete BVB-Aktie 9,04 Euro.
Von der Aufnahme in einen Index
sind die Papiere der Unterhachinger
noch weit entfernt. Das Listing der
Aktie fand lediglich an der Münche-
ner Börse statt. Exakt 332 469 Ak-
tien wurden an Anleger verkauft,

der Erlös für den Verein liegt bei
rund 2,7 Millionen Euro.
Mit dem Geld will der Drittligist in-
nerhalb der kommenden drei Jahre
den Sprung in die finanziell weitaus
lukrativere Zweite Bundesliga schaf-
fen. Den Unterschied zwischen bei-
den Ligen bemisst Geschäftsführer
Manfred Schwabl allein bei den Fern-
sehgeldern mit dem Faktor zehn.
Gemeinsam mit dem Verein und Auf-
sichtsrat Andreas Kögl ist Schwabl
Hauptaktionär des Vereins. Sein
Sohn Markus spielt zudem in der ers-
ten Mannschaft.
Unterhachings Problem dürfte
letztendlich werden, dass die finan-
ziell wenig attraktive Dritte Liga
mittlerweile mit einer Reihe von
Traditionsmannschaften bestückt
ist. Die Klubs aus Braunschweig, Kai-
serslautern, Rostock, Duisburg, Mag-
deburg oder die Münchener Lokal -
rivalen von 1860 wollen ebenfalls
schnellstens in die Zweite Liga. Kon-
kurrenz ist somit reichlich da.
Vieles an der Börse wird deshalb
vom sportlichen Erfolg auf dem Platz
abhängen. Am Dienstagabend nach
Redaktionsschluss spielten die Unter-
hachinger beim finanzstarken KFC
Uerdingen. Das Ergebnis dürfte am
Mittwoch den Kurs des Börsenneu-
lings beeinflussen.

Wimpel der SpVgg
Unterhaching:
Ehrgeizige Pläne.

dpa

 
      
 
 



   
 
 


  


 
 

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Private Geldanlage


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MITTWOCH, 31. JULI 2019, NR. 145


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