Von Ralf Müller
Bayerns Metall- und
Elektroindustrie sieht sich nach
Verbandsangaben im Abschwung.
16,8 Prozent der Betriebe denken
über Stellenabbau nach.
MÜNCHEN — Der Konjunkturhim-
mel in Bayern verdüstert sich schnel-
ler als noch zu Jahresbeginn erwar-
tet. Die bayerische Metall- und Elek-
troindustrie, mit derzeit 873 000
Beschäftigten die mit Abstand wich-
tigste Branche im Freistaat, befinde
sich im Abschwung, sagte der Haupt-
geschäftsführer der Unternehmens-
verbände bayme und vbm, Bertram
Brossardt. Vor allem die Probleme
der Automobil- und Zulieferindus-
trie drücken auf die Stimmung.
Die Produktion der Auto- und
Zulieferindustrie sei in den ersten
fünf Monaten um 16 Prozent gefal-
len, während Elektro und Elektronik,
Maschinenbau und Luftfahrzeuge
noch Wachstumsraten zwischen 3,
und 6,4 Prozent verzeichneten.
Die Exporte der Industrie lagen
von Januar bis Mai 2019 um 0,9 Pro-
zent unter dem Vorjahresniveau. Vor
allem die um 7,5 Prozent rückläufi-
gen Ausfuhren nach Großbritannien
sorgten für das Minus. Einbrüche gab
es auch beim Export nach Indien wäh-
rend die Ausfuhren in die USA und
China um 4,5 beziehungsweise 4,
Prozent zulegen konnten.
Die bayerischen Metall- und Elek-
trounternehmen blicken deutlich
pessimistischer in die Zukunft als
noch vor einem halben Jahr. Das
Inlandsgeschäft bewerteten in der
Sommer-Konjunkturumfrage nur 27
Prozent der Betriebe als gut. Im
Dezember 2018 waren es 47,7 Pro-
zent. Mit dem Auslandsgeschäft zeig-
ten sich nur noch 18,4 (Dezember:
43,6) Prozent der Betriebe zufrieden.
Die Unternehmer rechnen mit einer
Fortsetzung des Abschwungs: Ein
Drittel erwartet jetzt eine Verschlech-
terung der Lage – nach 4,1 Prozent im
letzten Dezember. Pessimistische
Exporterwartungen äußerten 24 (2,7)
Prozent. Man gehe davon aus, dass
die Produktion in der bayerischen
Metall- und Elektroindustrie in die-
sem Jahr um ein Prozent zurückge-
hen werde, sagte Brossardt.
Dennoch werde sich der Beschäfti-
gungsaufbau 2019 fortsetzen, dabei
allerdings seinen Schwung verlieren.
Während die Zahl der Metall-Indus-
triebeschäftigten 2018 noch um
18 000 erhöhte, kamen im ersten
Halbjahr 2019 nur 6400 Jobs dazu. Im
Gesamtjahr erwartet Brossardt ein
Plus von etwa 8000. Allerdings stieg
der Prozentsatz der Unternehmen,
die befürchten, Stellen abbauen zu
müssen, von 2,6 Prozent im Dezem-
ber auf nunmehr 16,8 Prozent.
Knapp 18 Prozent wollen die Beschäf-
tigung ausweiten.
Bei vielen Metallbetrieben springt der Funke nicht mehr über: Exporte und Stellenaufbau stagnieren.
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Essen und Energie
treiben die Inflation an
WIESBADEN — Gestiegene Nah-
rungsmittelpreise und Energiekos-
ten haben die Verbraucherpreise in
Deutschland im Juli leicht nach
oben getrieben. Die Jahresteuerungs-
rate stieg auf 1,7 Prozent, teilte das
Statistische Bundesamt mit. Im Juni
hatte die Inflationsrate noch bei 1,
Prozent gelegen, im Mai waren es
1,4 Prozent. Im Vergleich zum Vor-
monat stiegen die Verbraucherprei-
se den vorläufigen Angaben zufolge
im Juli um 0,5 Prozent. Besonders
für Nahrungsmittel (plus 2,1 Pro-
zent) mussten die Menschen in
Deutschland mehr Geld ausgeben
als im Juli 2018. Energie verteuerte
sich um 2,4 Prozent.
Das Geschäft mit
Kreditkarten glüht
PURCHASE — Der US-Kreditkar-
tenanbieter Mastercard macht dank
der Kauflaune von Kreditkartenbesit-
zern weiter gute Geschäfte. Im zwei-
ten Quartal legte der Gewinn im Jah-
resvergleich um 31 Prozent auf zwei
Milliarden Dollar (1,8 Milliarden
Euro) zu, wie der Visa-Rivale mitteil-
te. Die Erlöse wuchsen um zwölf Pro-
zent auf 4,1 Milliarden Dollar.
Damit übertraf der Konzern die
Markterwartungen. Wie die Konkur-
renten Visa und American Express,
die ebenfalls starke Zahlen für das
letzte Quartal vorlegten, profitierte
Mastercard weiter von der soliden
US-Konjunktur. Doch auch in Euro-
pa und anderen Regionen stieg das
Transaktionsvolumen kräftig an.
Streit um Porsche-Design
für Modellautos geht weiter
NÜRNBERG — Der Streit um die
Designrechte am Porsche 911 geht
vorerst weiter. Der Autobauer werde
das Urteil des Luxemburger
EU-Gerichts von Anfang Juni anfech-
ten, sagte ein Sprecher. Die Richter
hatten damals entschieden, dass die
sogenannten Geschmacksmuster,
die das Design des Fahrzeugs vor
Nachahmung schützen, zu Recht
gelöscht worden seien. Sie hätten
sich nicht genug von früheren Ver-
sionen unterschieden. Porsche sieht
das anders. Der Modellautoherstel-
ler Autec aus Nürnberg hatte die
Muster von zwei Varianten des
911ers beim EU-Amt für geistiges
Eigentum löschen lassen – dagegen
hatte Porsche geklagt, aber verloren.
Nächste Instanz ist nun der EuGH.
Foto: Fabian Sommer, dpa
Obwohl bei der eigenen
Einkommenserwartung wieder
optimistischer, schätzen viele die
wirtschaftliche Entwicklung
zunehmend schlechter ein. Noch
hält der gute Arbeitsmarkt die
Verbraucher in Kauflaune, doch in
einigen Branchen wächst die
Angst vor dem Jobverlust.
NÜRNBERG — Die sich abschwächen-
de Konjunktur lässt die Bundesbür-
ger beim Geldausgeben zunehmend
vorsichtiger werden. Laut der vom
Marktforschungsinstitut GfK monat-
lich erstellten Konsumklimastudie
nahm die Kauflaune der Verbraucher
im Juli zum dritten Mal in Folge ab.
„Die Stimmung der Verbraucher zeigt
in diesem Monat ein weniger opti-
mistisches Bild“, teilte die GfK mit.
Für August prognostizieren die
Marktforscher einen Rückgang beim
Konsumklima um 0,1 Punkte auf 9,
Zähler nach 9,8 Punkten im Juli. Das
ist der nierigste Wert seit April 2017.
Bei der Konjunkturerwartung und
der Anschaffungsneigung äußerten
sich die Befragten pessimistischer
als vor einem Monat.
Nach dem Rückschlag im Vormo-
nat habe sich die Einkommenserwar-
tung im Juli aber wieder etwas erholt,
sagte GfK-Konsumklimaexperte Rolf
Bürkl. Der Indikator gewann 5,
Punkte hinzu auf jetzt 50,8 Zähler.
Das signalisiere, dass die Verbrau-
cher weiter von einem spürbaren Ein-
kommenszuwachs ausgingen, auch
wenn der Job-Boom langsam zu Ende
gehe und die Arbeitslosigkeit kaum
noch sinke, so Bürkl. Auch die zum
- Juli kräftig gestiegenen Rentener-
höhungen hätten zu der positiven
Stimmung beigetragen.
Dagegen verfestige sich die pessi-
mistische Stimmung, was die wirt-
schaftliche Entwicklung angeht. „Der
Zollstreit mit den USA, die ungelöste
Hängepartie um den Ausstieg Groß-
britanniens aus der EU und die globa-
le Abkühlung der Konjunktur lassen
die Rezessionsängste weiter anstei-
gen“, sagte Bürkl. dpa
MÜLHEIM — Die Pleite der Bäckerei-
Gruppe Kronenbrot hat in der vergan-
genen Woche zu sichtbaren Lücken
in den Brotregalen in vielen Aldi-Süd-
Filialen geführt. In insgesamt rund
600 Filialen mit Schwerpunkt in
Nordrhein-Westfalen sei es zu Liefe-
rengpässen gekommen, berichtete
der Discounter gestern.
Betroffen gewesen seien zahlrei-
che Produkte vom Butterstuten bis
zum Bio-Dinkelbrot mit Karotte.
Inzwischen sei Aldi Süd aber auf
andere Lieferanten ausgewichen.
Seit Montag könnten die Kunden des-
halb wieder „auf eine nahezu
gewohnte Produktauswahl zugrei-
fen“. Die „Lebensmittel Zeitung“ hat-
te über die Engpässe in einigen Aldi-
Filialen berichtet.
Die insolvente Bäckerei-Gruppe
Kronenbrot hatte in der vergangenen
Woche angekündigt, den Betrieb ein-
zustellen. Damit verlieren die knapp
1000 Mitarbeiter des Unternehmens
in den Werken in Würselen, Köln
und Witten ihren Arbeitsplatz.
Der vorläufige Insolvenzverwalter
Biner Bähr betonte: „Kronenbrot ist
seit vielen Jahren nicht mehr wettbe-
werbsfähig. Die Produktionsanlagen
sind stark veraltet und halten den
Anforderungen moderner Produkti-
onsabläufe nicht mehr stand.“ Alle
Versuche, einen Kaufinteressenten
für die Bäckerei-Gruppe zu finden,
seien gescheitert.
Kronenbrot gehörte nach Angaben
des Insolvenzverwalters zu den fünf
größten Backwaren-Herstellern in
Deutschland. Das Unternehmen
erwirtschaftete zuletzt einen Jahres-
umsatz von rund 120 Millionen
Euro. dpa
yzWirtschaft
kurz
yotiert
GfK: Rezessionsangst wächst
Verbraucher
halten ihr Geld
zusammen
Ausfall der Großbäckerei sorgt für Lieferengpässe in Filialen von Aldi Süd
Kronenbrot-Pleite reißt Lücken in die Brotregale
Verband: Stellenaufbau in Bayerns Metall- und Elektroindustrie stockt
Der Schwung geht verloren
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