Nürnberger Zeitung - 31.07.2019

(Greg DeLong) #1

W


as für Knoblauchsländer der
Kärwazug ist, das bedeutet die
Fränkische Fastnacht der Garde der
„Buchnesia 1954 e. V.“: Beliebt und
bewundert, heimst die karnevalisti-
sche Tanzgarde eine Auszeichnung
nach der anderen ein, denn zu den
vielen fränkischen Titeln in allen
Altersklassen gesellen sich etliche
süddeutsche und deutsche Meisterti-
tel. Der Erfolg gebührt in erster Linie
Ruth Angermeyer, die inzwischen
die dritte Tanzgeneration trainiert.
Die Übungsleiterin kann aber nicht
nur auf eine lange sportliche Karrie-
re zurückblicken, sondern auch auf
43 Jahre als Pädagogin an der
Johann-Daniel-Preißler-Schule in
Gostenhof. Kurz vor ihrem letzten
Arbeitstag sprach der Stadtanzeiger
mit ihr.

Frau Angermeyer, Hand aufs Herz: Wie vie-
le Fehltage hatten Sie in Ihren 43 Berufs-
jahren?
Insgesamt waren es sieben Tage, die
ich wegen Krankheit fehlte.

Nur so wenige, wie ist das möglich?
Ich denke, es liegt daran, dass ich
nicht gerne krank bin.

Zudem sind Sie sehr sportlich. Kommen Sie
immer noch in den Spagat?
Ja! Wenn ich mit der Tanzgarde
neue Übungen einstudiere, mache
ich auch selbst mit.

Sie begannen im Alter von sechs Jahren

mit dem Tanzsport. Wurde er Ihnen in die
Wiege gelegt?
Zu meiner Einschulung sprach mei-
ne damalige Sportlehrerin gleich
nach der ersten Turnstunde mit mei-
ner Mutter. Sie hatte wohl erkannt,
dass ich fürs Turnen geeignet bin
und bat darum, mich häufiger trai-
nieren zu lassen. So begann es.

Später wurden Sie im Kunstturnen bayeri-

sche und auch deutsche Meisterin der
Olympiaklasse. Sie waren auch Mitglied der
Turner-Nationalmannschaft.
Das stimmt, aber mit 17 Jahren wur-
de mir gesagt, dass ich für den Turn-
sport mit 1,60 Metern zu groß und
zu schwer sei. Heute ist das zum
Glück etwas anders.

Mit Beendigung dieses Schuljahres gehen
Sie in Rente und beginnen einen neuen
Lebensabschnitt. Bleiben Sie weiterhin
Cheftrainerin der „Buchnesia 1954“?
Das bleibe ich. Und ich glaube, ich
werde eher ein bisschen mehr
machen als weniger. Gut ist, dass
ich nun nicht mehr von einem Ort
zum anderen hetzen brauche.
Zukünftig wird für mich alles ein
bisschen langsamer ablaufen.

Wer klopft bei Ihnen an, um Mitglied im kar-
nevalistischen Tanzsport zu werden?
Einige Schüler der Preißlerschule
konnte ich vom Schulsport zur Buch-
nesia mit hinüberziehen. Unsere
Aktiven sind zwischen drei und 32
Jahren alt. Freude am Sport sollte
unbedingt vorhanden sein und man
muss bereit sein, den inneren
Schweinehund zu überwinden. Das
klappt oftmals ausgezeichnet mit
einem Euro.

Wie kann man sich das vorstellen?
Die Kinder und Jugendlichen lieben
kleine Anreize. Beispielsweise üben
sie den Radschlag ohne Hände, und
wenn er ihnen gelingt, kassieren sie

einen Euro. Das sorgt für viel gute
Laune. Und mir geht das Herz auf.

Ihr Schlachtruf lautet „Sell, Sell, Sellerie!“

- und die Jüngsten der „Buchnesia“ werden
„Radiesle“ genannt. Warum lauter Gemü-
se?

Den Schlachtruf gab es bereits vor
meiner Zeit. Sein Ursprung liegt ver-
mutlich darin, dass der Verein
„Buchnesia“ aus Buch kommt – und


Buch wiederum im Knoblauchsland
liegt. Wo der Sellerie wächst. Die
„Radiesle“ sind von mir – weil sie
halt gut zum Sellerie passen.

Sie treten mit Ihrer Tanzgarde zum Fränki-
schen Karneval auf. Wo sonst noch?
Als deutsche Meister waren wir die-
ses Jahr zum „Empfang der Narren“
ins Kanzleramt eingeladen. Das ist
immer wieder ein besonderes Ereig-
nis. Wir sind auf vielen Tanzturnie-
ren zu finden und treten sehr gerne
bei Feiern, Jubiläen, Hochzeiten und
anderen Veranstaltungen auf. Dazu
wird auch jedes Mal etwas Besonde-
res einstudiert.

Bei den Aktiven der „Buchnesia“ steht ver-
mutlich die Leidenschaft an erster Stelle.
Wie ist es in Ihrer Lehrtätigkeit, also beim
Schulsport, damit bestellt?
Vor Jahren ließen sich die Schüler

noch begeistern. Leider hat inzwi-
schen die Wertigkeit des Sports im
Schulwesen und in der Gesellschaft
stark abgenommen. Viele Eltern
schreiben eigenartige Entschuldi-
gungen und die Schüler bringen den
Turnbeutel erst gar nicht mit. Eine
Schülerin von mir war mit 13 Jahren
Stadtmeisterin im 100-Meter-Lauf
und im Weitsprung. Kurz darauf
kam sie verhüllt und mit Kopftuch
zum Sportunterricht. Ihre kurze
Sportkarriere war damit leider vor-
bei. Ich finde, der Stellenwert des
Sports müsste unbedingt wieder
angehoben werden.

Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept für den
Erfolg?
Leidenschaft für den Tanzsport, viel
Ehrgeiz, aber auch Freude und Krea-
tivität. Wenn ich im Zug oder in der
Lehrerkonferenz sitze, male ich ab
und zu Kreuzchen auf ein Blatt
Papier. Das sind meine ersten Über-
legungen, wie ich die Tänzer am bes-
ten aufstellen kann.

Haben Sie noch weitere Zukunftspläne?
Ich reise sehr gerne. Obwohl ich frü-
her dachte, ich fahre an keinen
Urlaubsort ein zweites Mal, habe ich
seit 30 Jahren einen Lieblingsplatz
in Italien. Und nachdem ich zu mei-
nem 60. Geburtstag eine Kreuzfahrt
geschenkt bekam, bin ich auch
davon angetan. Mir schwebt eine
Reise nach Asien vor.
Interview: DOREEN GAREIS

Sie lässt die jungen Leute tanzen: Ruth Angermeyer trainiert schon die dritte Tänzergeneration beim Verein „Buchnesia 1954“.

Foto: Michael Matejka

Der Spagat klappt noch immer


Ruth Angermeyer hört nach 43 Jahren als Lehrerin in Gostenhof auf, bleibt dem Verein „BUCHNESIA 1954“ aber als Garde-Cheftrainerin erhalten.


Ruth Angermeyer war 43 Jahre als
Werk- und Sportlehrerin an der Jo-
hann-Daniel-Preißler-Schule in Gos-
tenhof tätig. Nun ist die 66-jährige
Fachlehrerin, die für ihr außeror-
dentliches Engagement insbesonde-
re für die erfolgreichen Gardetänze-
rinnen der „Buchnesia“ die Bürger-
medaille der Stadt Nürnberg erhielt,
in den Ruhestand gegangen.

Foto: Eduard Weigert

MITTWOCHSINTERVIEW


leipoldmarkisen


Altdorf Tel 09187/9226416

Markisen, Tucherneuerung,
Insektenschutz
Altdorf ➡ Fragen Sie nach Aktionen!, Tel. 09187/9226416
http://www.leipoldmarkisen.de

ÖFFENTLICHE


PFANDVERSTEIGERUNG


06.08.2019 ab 10 Uhr
Brillant-, Goldschmuck, Uhren, Münzen
sowie nicht versteigerte Pfänder aus
früheren Versteigerungen
Im Auftrag Exchange AG Deutschland
Filiale Königstorpassage 19, Nürnberg
Pfandnr. 59649 – 62150
Besichtigung: 05.08.2019, 12 – 17 Uhr
Ort: D4, 8, 68159 Mannheim
Marion Fuchs
Öffentlich bestellte u. vereidigte Versteigerin
55743 Idar-Oberstein

STADTANZEIGER IM BLICKPUNKT NORD / Mittwoch, 31. Juli 2019 27

Free download pdf