Nürnberger Zeitung - 31.07.2019

(Greg DeLong) #1

Von Marco Puschner


Gute Bewertungen für den
öffentlichen Nahverkehr und die
Fußwege in Nürnberg, schlechte
Noten für die Regelung des Auto-
und Radverkehrs: Das sind die
wesentlichen Ergebnisse einer
Erhebung des Amtes für
Stadtforschung und Statistik zur
Zufriedenheit mit den
Verkehrsbereichen in der Stadt.


In der Befragung des Statistikamtes
aus dem Jahr 2017, deren Ergebnisse
jetzt veröffentlicht wurden, konnten
sich 4330 Nürnberger zu den Ver-
kehrsmitteln Auto, Rad sowie öffent-
licher Personennahverkehr (ÖPNV)
und auch zu den Regelungen für Fuß-
gänger äußern.
Dabei kam heraus: Wer zu Fuß
unterwegs ist, hat es offenkundig gut
in der Frankenmetropole. Satte 67
Prozent zeigten sich mit den Bedin-
gungen für Fußgänger entweder
„sehr zufrieden“ (zwölf Prozent) oder
„zufrieden“ (55), nur fünf Prozent
sind „eher unzufrieden“ (vier) oder
„sehr unzufrieden“ (eins). Mit „teils,
teils“ antworteten 22 Prozent, der
Rest machte keine Angabe oder gab
an, die Frage nicht beantworten zu
können.
Beim öffentlichen Nahverkehr ist
der Anteil der eher oder sehr Unzu-
friedenen mit 14 Prozent (neun/fünf)
zwar um einiges höher als bei den
Fußgängern, der Anteil der sehr oder
eher Zufriedenen liegt aber mit 63
Prozent in ähnlichen Gefilden wie
bei den Fußgängern. 19 Prozent
gaben hier sogar an, „sehr zufrieden“
zu sein. Für die Kategorie „teils, teils“
entschieden sich 19 Prozent.


Altstadtbewohner


hadern mit Autoverkehr


Diese mittlere Antwortkategorie
haben die Befragten sowohl beim
Autoverkehr (34 Prozent) als auch
beim Radverkehr (27) am häufigsten
angegeben. Insgesamt ist in diesen
Verkehrsbereichen die Zufriedenheit
weitaus geringer als bei Fußweg und
ÖPNV, beim Radverkehr dominiert
sogar die Unzufriedenheit. Nur drei
Prozent gaben an, „sehr zufrieden“


zu sein, 22 Prozent sind „zufrieden“.
Diesen 25 Prozent stehen aber 33 Pro-
zent „sehr“ oder „eher“ (zwölf/21)
Unzufriedene gegenüber. Beim Auto-
verkehr sieht es zwar noch etwas bes-
ser aus, aber auch hier sind nur
30 Prozent „sehr zufrieden“ oder
„zufrieden“ (drei/27). 24 Prozent
äußerten sich „sehr“ oder „eher unzu-
frieden“ (sieben/17).
Die Gründe für die Unzufrieden-
heit hat das Amt nicht abgefragt, da
dies laut Bericht „den Rahmen der
Wohnungs- und Haushaltserhebung
überschritten hätte“. Allerdings
hadern vor allem diejenigen Radler
mit dem Umständen, die das Gefährt
nutzen, um so zur Arbeit oder Ausbil-
dung zu fahren – hier sagten 59 Pro-
zent, „eher“ oder „sehr unzufrieden“
zu sein (31/28). Obendrein haben die

Statistiker versucht, besonders unzu-
friedene Personengruppen herauszu-
filtern. Bei den Autofahrern ist der
Grad der Missbilligung zum Beispiel
bei mittleren und höheren Angestell-
ten, Freiberuflern und Bewohnern
der Altstadt sowie St. Johannis höher
als im Schnitt. Auch die unzufriede-
nen Radler sind überdurchschnitt-
lich in diesen beiden Stadtquartieren
vertreten, zudem sind junge Leute
mit dem Radverkehr unzufrieden.
Diese äußern sich auch kritisch zum
ÖPNV, wobei der – wie oben erwähnt


  • nur von einer Minderheit kritisiert
    wird. Besonders hoch ist der Anteil
    der mit Bus und Bahn Unzufriedenen
    im Stadtwesten.
    Interessant ist freilich, dass zu den
    mäßigen Ergebnissen für den Auto-
    und den Radverkehr noch eine abstei-


gende Tendenz hinzukommt: 2011
hat das Statistikamt die Befragung
schon einmal durchgeführt, damals
zeigten sich mit dem Autoverkehr 17
Prozent eher oder sehr unzufrieden
(13/vier) – nun stieg die Quote um sie-
ben Punkte auf besagte 24 Prozent.
Noch schlechter sieht es beim Radver-
kehr aus, über den 2011 lediglich 22
Prozent klagten (16/sechs), jetzt sind
es 33 Prozent. Die Fußgänger wurden
2011 nicht abgefragt, beim ÖPNV
blieb die Zustimmungsquote von 63
Prozent stabil, die Zahl der Unzufrie-
denen stieg leicht an.
Die Frage nach der Verkehrsmittel-
nutzung zeigt an, welche bedeutende
Rolle das Auto selbst in einer Groß-
stadt wie Nürnberg noch spielt.
46 Prozent gaben zum Beispiel an,
mit dem Pkw zur Arbeit oder Ausbil-

dung zu fahren. Der ÖPNV folgt mit
31 Prozent, Fahrrad (14) und zu Fuß
(acht) liegen relativ abgeschlagen auf
den weiteren Plätzen. Den Einkauf
erledigen aber immerhin 29 Prozent
zu Fuß. Auch hier liegt das Auto
indes vorne (44), ÖPNV (15) und Fahr-
rad (zwölf) werden hierfür weniger
genutzt. Bei Freizeitunternehmun-
gen kommt der Pkw zwar nur auf 35
Prozent, belegt aber abermals noch
die Spitzenposition vor ÖPNV (29),
Fahrrad (22) und Fußweg (zwölf).
Lediglich bei der Frage, wie man
am besten ins Stadtzentrum kommt,
verliert das Auto mit nur noch 14 Pro-
zent seine Vorherrschaft. Hier votier-
ten die Befragten dann doch mit
52 Prozent klar für den öffentlichen
Nahverkehr. 20 Prozent wählen das
Fahrrad, 13 gehen lieber zu Fuß.

An vielen Stellen haben es die Fahrradfahrer in Nürnberg nicht leicht. In der Befragung des Amtes für Stadtforschung und Statistik äußerten sie
sich denn auch mehrheitlich unzufrieden mit der Verkehrssituation. Auch von Autofahrern gab es Kritik, Fußgänger sind zufrieden.

Die Fliegerbombe, die am
Montagmorgen aus dem Wöhrder
See gebaggert wurde, dürfte nicht
der einzige Sprengkörper im
Schlammboden dort sein. Das
Wasserwirtschaftsamt Nürnberg
hat etliche Verdachtspunkte
ausgemacht. Die Arbeiten für das
neue Naturschutz-Projekt nahe
der Gustav-Heinemann-Brücke
gehen deshalb mit größter
Sorgfalt voran.


Eigentlich ist es unerklärlich, wie der
Torso der britischen Fliegerbombe
mitten in den See kam. Zwischen
1968 und 1981, als der Wöhrder See
entstand, wurde das Areal großflä-
chig ausgebaggert, berichtet Ulrich
Fitzthum. Möglicherweise ruhte der
Sprengkörper über längere Zeit hin-
weg im Uferbereich, wurde irgend-
wann durch ein Hochwasser freige-
legt und dann allmählich immer wei-
terbugsiert, mutmaßt der Leiter des
Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg.
Greifbare Erkenntnisse dazu gebe es
aber nicht.
Gleichwohl könnten noch weitere
Weltkriegsrelikte im Schlamm des 52
Hektar großen Gewässer ruhen, das
bekanntlich als Hochwasserschutz
für die Innenstadt angelegt wurde.
Denn Magnetfeldmessungen über
den gesamten Wasserbereich hinweg
ergaben eine größere Zahl von


Anomalien über den gesamten See
verteilt. Dies seien aber lediglich Hin-
weise, dass an diesen Stellen irgend-
ein Metallkörper liege, unterstreicht
Fitzthum.
Denn dieses Messverfahren macht
sich das natürliche Magnetfeld der
Erde zunutze und zeigt an, wenn des-
sen Magnetströme abgelenkt wer-
den. Das weist dann auf einen metal-
lischen Gegenstand hin, der also aus
Eisen, Cobalt oder Nickel besteht.
Dabei kann es sich um einen Spreng-

körper handeln, aber auch um eine
alte Radkappe, einen Metallpfosten
oder Ähnliches – was sehr viel wahr-
scheinlicher ist. Trotzdem müssen
die Fachleute jede einzelne Anoma-
lie ernst nehmen.
Für das Naturparadies, das jetzt im
oberen Wöhrder See entstehen soll,
hat das Wasserwirtschaftsamt des-
halb schon vor einiger Zeit eine Vor-
sondierung durchgeführt. Auf deren
Basis läuft aktuell die Feinsondie-
rung, die von der baden-württember-

gischen Spezialfirma KaMiSu über-
wacht wird. Ein Feuerwerker des
Unternehmens sitzt mit auf dem
Schwimmbagger und inspiziert jede
einzelne Baggerschaufel, bevor der
Schlamm aus etwa 2,5 Metern Tiefe
auf den Schuten – das sind wannen-
ähnliche Wassertransportbehälter
ohne Motor – abgeladen wird. „Wir
müssen das vorsichtig Stück für
Stück erkunden.“
Das Wasserwirtschaftsamt will
sich nun mit Spezialisten zusammen-
setzen, um das weitere Vorgehen im
gesamten See zu besprechen. Mögli-
cherweise würden am Ende sämtli-
che Anomalien gezielt untersucht,
meint Behördenchef Fitzthum.

Wöhrder See war
früher ein Auwald

Bei den Luftangriffen der Alliier-
ten auf die Nürnberger Innenstadt ab
1942 drehten die Bomber am Ende
häufig nach Osten oder Süden ab.
Sprengkörper, die dann noch an Bord
waren, wurden abgeworfen, um mit
möglichst wenig Gewicht auf den
Rückflug zu gehen. Nicht wenige Flie-
gerbomben landeten deshalb östlich
der Innenstadt, unter anderem im
Bereich des heutigen Wöhrder Sees
und dessen Umfeld.
Die Schadensdokumentation, die
die Alliierten mit Luftbildern syste-

matisch erstellten, hilft beim Wöhr-
der See nicht weiter. Vor dessen Ent-
stehung bestand das Gelände aus
Flussauen und Auwald. Blindgänger-
Einschläge in den damals relativ wei-
chen Boden würde man auf Luftbil-
dern der Alliierten vermutlich kaum
sehen, so Fitzthum. Normalerweise
zeigen Krater und Erdhaufen, die auf
den historischen Aufnahmen erkenn-
bar sind, wo Blindgänger heute noch
liegen könnten. Tilmann Grewe

Führung im Reichswald


Reinhard Brem, Förster im Wald-
erlebniszentrum Tennenlohe, führt
am Samstag, 3. August, von 15 bis
17 Uhr durch den Lorenzer Reichs-
wald. Er erzählt Anekdoten über den
Schmausenbuck, der Umgebung des
Tiergartens und über die heimi-
schen Bäume. Begleiter sind das
forstliche Personal des Amtes für
Ernährung, Landwirtschaft und Fors-
ten aus dem Walderlebniszentrum.
Anmeldung bei der Evangelischen
Stadtakademie Nürnberg unter
=2 14- 21 21 oder unter
http://www.evangelische-stadtakademie-
nuernberg.de; der Treffpunkt wird
bei Anmeldung bekanntgegeben.

Foto: Stefan Hi

pp

el

Auf dieser Schute lag der Bombentorso vom Montag. Jetzt wird nach
möglichen weiteren Sprengkörperngesucht.

Foto: Daniel Karmann/dpa

Kurz notiert


Bei dem einen oder anderen Verdachtspunkt könnte es sich um eine weitere Weltkriegsbombe handeln


Im Wöhrder See liegen noch zahlreiche Metallteile


Verkehrsbefragung: Gute Noten für den öffentlichen Nahverkehr, aber:


Große Unzufriedenheit bei den Radfahrern


Nürnberg


Mittwoch, 31. Juli 2019
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