Berliner Zeitung - 31.07.2019

(ff) #1
HandelskonfliktemitdenUSAlassen
Verbraucher immer mehr zweifeln,
erklärtGfK-ExperteRolf Bürkl.
Zwei der dreiKomponenten, aus
denen der GfK-Konsumklimaindex
besteht,weisen schon jetzt nach
unten und drücken denGesamtindi-
kator.DassinddieKonjunkturerwar-
tungen derVerbraucher und deren
Neigung für größereAnschaffungen.
Letzterehat bei der jüngstenUmfra-
ge unterKonsumenten 7,4 auf noch
46,3 Punkteverloren.Dassei im his-
torischen Vergleich zwar immer
noch ein gutesNiveau, sagt die GfK.
EingeringererWert wurdevon den
Nürnberg ernallerdings zuletzt im
Herbst 2015 gemessen.
DieKonjunkturerwartung der
Verbraucher folgt indessen dervon
DeutschlandsManagern, die soeben

vomMünchnerIfo-Institut fürWirt-
schaftsforschung im monatlichen
Geschäftsklimaindex mit anhaltend
fallenderTendenz ermittelt worden
ist. DieKonjunkturerwartungenvon
Konsumenten sind diesmal um 6,
auf minus 3,7Punkte gefallen und
damit ebenfalls so tief wie seitHerbst
2015 nicht mehr.Damitrangiertder
GfK-Teilindex mit seinem negativen
Vorzeichen auch erstmals seit gut
drei Jahren wieder unter seinem
langjährigenDurchschnittswert.
Verbesserthat sich in der aktuel-
len Umfrage nur dieEinkommens-
erwartungalsdritteKomponentedes
Konsumindikators.Auch das ist aber
relativ.Denn imVormonat war die
Einkommenserwartung starkgefal-
len. DiejetzigeVerbesserung um 5,
auf 50,8 Zähler macht diesen Rück-

MÄRKTE


30.4.19 30.7.

DAX-30in Punkten
▼12147,24(–2,18 %)

30.4.19 30.7.

Rohölje Barrel Brent in US-Dollar
▲64,81(+1,61 %)

30.4.19 30.7.

Euroin US-Dollar
▲1,1154(+0,31 %)

Stand der Daten: 30.07.2019(21:51 Uhr)
Alle Angaben ohne Gewähr Quelle


EuroStoxx50(EU) –1,
3574/2909 3462,
CAC40(FR)–1,
5673/4556 5511,
S&PUK(UK) –0,
1569/1323 1546,
RTS( RU)–0,
1414/1033 1352,
IBEX (ES) –2,
9902/8286 8986,
DowJones (US) –0,
27399/21713 27191,
Bovespa(BR) ±0,
106650/74275103487,
Nikkei(JP)+0,
24448/18949 21709,
HangSeng(HK) +0,
30280/24541 28154,
StxS inga p. 20 (SG)+0,
1657/1350 1637,

aus DAXund MDAX vom30.07.zum Vortag
Healthineers 38,05 +0,96WW
Dialog Semic.NA40,22 +0,42W
DeutscheBörse NA124,80 +0,36W
GEAGroup22,18 +0,23W
Alstri aOffice 14,65 +0,07W
Axel SpringervNA 62,30 W–0,

Gewinner


ausDAX undMDAXvom 30.07. zumVortag

52-Wochen Hoch/Tief 30.07. ±% z. 29.07.

GrenkeNA80,50 WWWWWWWWWWW–15,
Lufthansa vNA 14,21 WWWWW–6,
Dt. Pfandbriefbank 10,07 WWWWW–5,
Fresenius M. C. St. 63,80 WWWW–5,
freenet NA 17,41 WWWW–4,
Commerzbank 6,17 WWWW–4,

Verlierer


ERLÄUTERUNGENWechselnde Darstellung:Tagesgeld (Dienstag), Raten-
kredit (Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen
(Samstag). Quelle: FMH-Finanzberatung


Leitbörsen im Überblick


Ratenkredite10.000 Euro
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.
Deutsche Skatbank
skatbank.de 2,89 2,89 2,
PSD Bank Nürnberg
psd-nuernberg.de 2,93 2,93 2,
EthikBank
ethikbank.de 2,95 2,95 2,
DKB Deutsche Kreditbank
dkb.de 3,49 3,49 3,
SWK Bank
couchkredit.de 3,49 3,49 3,
Commerzbank
069/98660966 3,74 4,98 4,
Postbank
postbank.de 3,79 3,79 3,
Deutsche Bank
deutsche-bank.de 3,89 3,89 3,
Targobank
targobank.de 3,95 3,95 3,
ING
ing.de 3,99 3,99 3,
PSD Berlin-Brandenburg
psd-bb.de 3,49 3,49 3,
ABK Allgemeine Beamten Bank
030/28535200 4,49 4,49 3,
BBBank
030 202480 5,82 5,61 5,
Mittelbrandenburgische Sparkasse
0331/898989 8,99 8,99 8,
Sparda-Bank Berlin
sparda-b.de ---
Mittelwertvon 70 Banken4,20 4,28 4,

Klimawechsel


Jahrelang war der private Konsumverlässliche Stütze der Konjunktur. Diese Zeiten könnten bald enden


A


ngst undUngewissheit sindKil-
ler für die Kauflaune,wissen
Konsumforscher seit jeher.Folglich
ist derKonsumklimaindex der Nürn-
berger GfK, den die dortigenKon-
sumexperten gerade für denMonat
August berechnet haben, nun das
dritteMalinFolge gesunken.Nach
9,8 Punkten im endendenMonat sa-
gen sie fürAugust 9,7Punktevoraus.
Dasklingtnichtdramatisch.Aberder
Privatverbrauch steuerthierzulande
nach anhaltenderTalfahrtmittler-
weile auf einenKipppunkt zu, zumal
nichtsinSichtist,daseineTrendwen-
de auslösen könnte.
DiesichnachDeutschlanddurch-
fressende globaleKonjunkturabküh-
lung,eindrohenderharterBrexitund

gangnurzumTeilwett.VorJahresfrist
hatte auch dieserTeilindikator noch
um 4Punkt ehöhergelegen.
Noch bleibe dieKonsumlaune in
Deutschland intakt, sagen die GfK-
Forscher unterVorbehalt.Dassei für
dieheimischeKonjunkturbeizuneh-
mendrauemaußenwirtschaftlichem
Klima auch sehr wichtig.Wielange
der Konsum die hiesigeKonjunktur
noch stützen kann, wagen dieFor-
scher allerdings nicht vorauszusa-
gen. Schon jetzt würdenMeldungen
überJobabbauvorallem in export-
orientierten Branchen wie der
Autoindustrie die Angstvoreinem
eigenen Arbeitsplatzverlust steigen
lassen.Wenn aber nach demExport
auch noch der Konsum als letzte
Konjunkturstützewegfällt,ist es
nicht mehrweit zurRezession.

Von Thomas Magenheim

Übersättigt


Die Euphorie um vegane Burger von Beyond Meat ebbtab


W


as das US-Unterneh-
menBeyond Meat an-
bietet, ist nichtsNeu-
es.Schonvorgut zwei
Jahrzehnten wurden in der hiesigen
ÖkoszeneBratlingeverzehrt.Ethan
Brown, Beyond-Meat-Chef, und sei-
ne Leute haben das Prinzip der
fleischlosenBulette nun perfektio-
niert, denUmsatz in kurzerZeitsteil
nachobengetriebenundeineHyste-
rieunter Börsianernausgelöst. Doch
jetzt wirdAnleger nschwerVerdauli-
chesserviert:BrownundFinanzchef
Mark NelsonwollenmitdemVerkauf
eigener AktienKasse machen.
Dieaktuellen Geschäftszahlen
vonBeyondMeat sind imposant.Die
Firmaaus Kalifornien erwirtschafte-
te im zweitenQuartal einenUmsatz
von67,2 Millionen Dollar (60,3Mil-
lionenEuro). Im Vorjahr waren es
noch 17,3Millionen.Zwar weitetet
sich derVerlust unter demStrich um
gut einViertel auf 9,4Millionen Dol-
laraus.DasistfüreinStart-upjedoch
ein sehr bescheidenesMinus.
Viel spektakulärer als der Zwi-
schenberichtistaber,wasmitderAk-
tie vonBeyondMeat in denvergan-
genenWochen geschehen ist. Die
PapierewurdenbeimBörsengangim
Maifür 25 Dollar ausgegeben. Schon
am ersten Handelstag schoss der
Preisumgut160Proz entindieHöhe.
DerHunger der Anleger war so groß,
dass sich derKurs danachzeitweise
fast verzehnfachte –auf knapp

240 Dollar.Was bedeutet, dass der
Börsenwertvon 1,5Millia rden auf
mehr als 13Milliarden Dollar kletter-
te.Soetwas haben Börsianer schon
lange nicht mehr gesehen.
DieUrsache für dieHysterie:Bey-
ond Meat lässt sich als populärkultu-
relles Phänomen beschreiben, was
Investmentbanker geschickt ausge-
nutzt haben.Geholfen hat dabei,
dassMicrosoft-GründerBill Gates
undHollywoodstar LeonardoDiCa-
prio alsInvestoren für dasUnterneh-
mengeworbenhaben.Abervorallem
kam der Börsengang zum genau
richtigenZeitpunkt–als weltweit die
Diskussion über den Klimaschutz
hochkochte.Dabei wirdimmer wie-

der der immenseFleischverzehr als
ein wichtigesElement erwähnt.
UndsokönnenBrownund sein
Team auch alsWeltretter auftreten:
DieKlopsevonBeyondMeatwerden
vorallem ausErbsenpüree,Soja,
Bohnen undRoter Bete (damit der
Patty blutig wirkt) gefertigt.Siesind
alsovegan, ohne irgendetwasTieri-
sches.Dafür muss aber ein industri-
ell hochgradigverarbeitetesProdukt
unterBeigabevonRapsölund raffi-
niertemKokosnussöl plusStabilisa-
toren wieGummi arabicum undGe-
schmacksverstärkernwie Hefeex-
trakt hergestelltwerden. Gleichwohl
soll die Ökobilanz imVergleich zu
einerBulette ausFleisch besser sein.

Dennoch fragen sichviele Analys-
ten, ob der Höhenflug der Aktie mit
einerBewertung derFirma, die um
mehr als das 55-Fache über demJah-
resumsatz liegt, noch irgendwie ge-
rechtfertigt ist.Undsicher ist, dass
die Fleischersatzhersteller imVisier
vonSpekulante nstehen.Soberichtet
die US-InternetplattformStocktwits,
dassmehrals40Proz entderfreihan-
delbaren Aktienvonsogenannten
Shortsellernkontrolliertwürden.
Dassind Händler,die mit geliehenen
Aktien auf fallendeKurse setzen.
Es wirdvermutet, dass diesezeit-
lichbegrenztenWettennundrohen,
nicht aufzugehen,weil derKurs im-
merweiter gestiegen ist.Dassetzte
aus Sicht derShortseller einenTeu-
felskreis in Gang, denn sie waren
plötzlich gezwungen,Beyond-Meat-
Aktien zu kaufen, um ihreVerluste zu
minimieren, was denKurs zugleich
immerweiter in die Höhe getrieben
hat. Indes ist dieser Höhenflug nun
vorerst beendet.DerVorstand schob
demQuartalsbericht die Meldung
über eineKapitalerhöhung hinter-
her.BeyondMeat will dreiMillionen
Aktien zusätzlich platzieren.
AusgerechnetBrownund Nelson
wollen dabei insgesamt 100000 An-
teilsscheine aus ihren eigenenBe-
ständen losschlagen.Dasschmeckt
Investoren überhaupt nicht, legt dies
doch dieVermutung nahe,dass die
Führungskräfte sich finanziell sätti-
gen wollen, bevor dieKonkurrenz zu
mächtig wird.DieAktie gabimeuro-
päischenHandel kräftig ab.

Von Frank-Thomas Wenzel

Erbsenpüree, Soja,Bohnen,RoteBete, Öl,Hefeextrakt undnoch mehr:Was aussieht wieHackfleisch, istein industriell hochgradigverarbeitetesProdukt. FOTO:OBS

Lufthansa


erwartet


Turbulenzen


Verluste trotz
brummenderGeschäfte

E


in deutlicher Gewinneinbruch
und düsterePrognosen für die
kommendenMonatehabendieAktie
der Deutschen Lufthansa in den
Sinkflug geschickt.DerDax-Konzern
leidet nach eigenen Angaben unter
den gestiegenenKerosinpreisen und
demanhaltendstarken Konkurrenz-
druck in Europa. Vorallem in
DeutschlandundÖsterreichbleibe
der Wettbewerb der Airlines um die
Passagiereaggressiv,teilteder Kon-
zern am Dienstagin Frankfurtmit.
DaranwerdesichbismindestensEn-
de 2019 kaum etwas ändern.
DasUnternehmen berichtetevon
einem imJahresvergleich um 70Pro-
zent gefallenenGewinn für das zwei-
te Quartal:Trotz eines um4Proze nt
auf9,6MilliardenEuro gewachsenen
Umsatzes blieben amEnde auchwe-
gen einer unerwartetenSteuerrück-
stellung lediglich 226MillionenEuro
Gewinn.
Alle Spartenverzeichneten Rück-
gänge.Die zu einer komplexenSa-
nierung anstehende Billigtochter
Eurowings und dasFrachtunterneh-
menLufthansaCargoschrieben im
Tagesgeschäft sogarrote Zahlen.Zu-
sammen mit dem negativen ersten
Quartal hatLufthansa in den ersten
sechsMonatendiesesJahres116Mil-
lionenEuro Verlust eingeflogen.Vor
einemJahr stand hier noch einGe-
winnvon713 MillionenEuro.

Aktie unterDruck
An derBörse wurdenZahlen und
Prognosen sehr negativ aufgenom-
men. DieLufthansa-Aktie sackte
zeitweise um mehr als6Proze nt ab
und war damit größterVerlierer im
Dax. Seit demJahreswechsel hat sie
bereits gut einViertel anWert verlo-
ren. Im Vergleich zumRekordhoch
vonAnfang2018 hat sich ihrKurs
mehr als halbiert.
Für das laufendeJahr hat dieLuft-
hansa-Führung um Vorstandschef
CarstenSpohr ihreErwartungen be-
reits Mitte Juni zusammengestri-
chen.Siegeht nunvoneinem opera-
tivenGewinn zwischen 2,0 und 2,
MilliardenEuro aus.Ursprünglich
hätten es 2,4 bis 3,0MilliardenEuro
werden sollen.Im Vorjahr hatte die
Lufthansa bei dieserKennzahl (be-
reinigtesEbit) 2,8MilliardenEuro er-
zielt.TrotzdeserwartetenRückgangs
will sich dasUnternehmen bemü-
hen, für 2019 eine stabileDividende
von80Cent je Aktie auszuschütten.
Als Stützedes Geschäfts erwiesen
sich bislang die Langstreckenflüge
der Marken Lufthansa,Swiss und
Austrian Airlines.Vor allem auf den
Strecken nach Nordamerika und
Asien entwickelten sichNachfrage
undTicketpreisesehrpositiv,hießes.
Allerdings warnte dasManagement
voreiner allgemein schwächeren
Wirtschaftsentwicklung, die bisJah-
resendevorallem die kurzfristigen
Buchungen in derBusiness undFirst
Class beeinträchtigen könnten.
DasEuropageschäft bleibt hin-
gegen umkämpft. AmVortag hatte
bereitsKonkurrentRyanair seinen
deutlichen Gewinneinbruch mit
demPreiskrieg erklärt.DieKonzerne
beschuldigen sich gegenseitig, mit
nicht kostendeckendenPreisen die
Nachfrage anzuheizen.DieRyanair-
Tochter Laudamotion ist teilweise
mit Werbepreisenvonunter5Euro
für denSitz unterwegs.Lufthansas
FinanzchefUlrikSvenssonbekräftig-
te amDienstag denWillen seines
Unternehmens,inden hochattrakti-
venHeimatmärkten Deutschland,
SchweizundÖsterreichdieMarktan-
teile undFlugrechte zuverteidigen.
„Daher ist es sinnvoll, einigeEinbrü-
che in unsererGewinn- undVerlust-
rechnung hinzunehmen.“
VoneinerZurückhaltung beson-
ders umweltbewussterKunden aus
sogenannterFlugschamseinichtszu
spüren, sagteSvensson. (dpa)

Von Christian Ebner und Steffen Weyer

DIE KONKURRENZ SCHLÄFT NICHT

ImpossibleFoods:AusKali-
fornienkommt der 2011ge-
gründete Anbieter Impossi-
ble Foods. Das Unterneh-
men untersuchtTierprodukte
auf molekularer Ebene und
wählt dann Proteine und
Nährstoffe aus Pflanzen aus,
um den Geschmackvon
Fleisch- und Milchprodukten
nachzuahmen. Impossible
Foods arbeitet bereits mit
Burger King zusammen.

Nestlé:Der Schweizer Le-
bensmittelkonzernwill im
Herbst seinevega nen Awe-
some Burger auf den US-
Markt bringen. Zudemko-
operiertNestlé mit dem an-
deren Burgergiganten McDo-
nald’s. Es gibt hierzulande
und anderswo zudem Hun-
derteweitere Anbieter,die
beim Boomgeschäft mit in-
dustriell produzierten Brat-
lingen mitbrutzelnwollen.

Lidl:Der Discounter hat sehr
schnell auf den Überra-
schungserfolg der Beyond-
Meat-Burger reagiertund
bringt hierzulande produzier-
te Gemüseklopse unter der
EigenmarkeNext LevelMeat
vonDonnerstag an in die Lä-
den. „PflanzenbasiertePat-
tys sind ein absoluterTrend,
und dervega ne Marktge-
winnt an Bedeutung“, sagt
Einkaufschef Jan Bock.

W i rtschaft


6 * Berliner Zeitung·Nummer 175·Mittwoch, 31. Juli 2019 ·························································································································································································································································································

Free download pdf