Neue Zürcher Zeitung - 04.08.2019

(Darren Dugan) #1

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180 Indexpunkte (3. 8. 2016=100)

120

140

160

100

2016 2017 20182019

80

CSGroup

Lafarge-Holcim

Kursvon CS Group und Lafarge-Holcim
seit drei Jahren

Aktien sind amBoden geblieben


Quelle: Swissquote

Unternehmen der Woche


M


it den Aktiengefallener Engel
kann manviel Geld verdienen.
Oderverlieren,wenn es den
Firmenwider Erwarten doch
nichtgelingt, das Steuer herumzureissen.
Deshalb lohnt es sich bei Turnaround-
Kandidaten meist, mit dem Einstieg ein
wenig zuzuwarten.Wenn sich während ein
paar Quartalen klareFortschritte mani-
festieren, kann man die Aktien dann immer
noch kaufen.
Diese Zeit ist bei zwei SMI-Firmen nun
gekommen. CS Group undLafarge-Holcim
haben dieseWoche mit derPublikation ihrer
Halbjahreszahlen erneut unter Beweis
gestellt, dass sie auf dem richtigenWeg sind.
Vor allem machen ihre Chefs, Tidjane Thiam
undJan Jenisch den Eindruck, alsowüssten
siegenau,wohin sie steuern. Das war unter
ihrenVorgängern ganz andersgewesen.
Natürlich sindweder dasBanking noch das
Baustoff-Geschäft besonders sexy für Inves-
toren, denn es gibtreichlichKonkurrenz und
Produkte und Dienstleistungen sind in
beiden Branchenweitgehend austauschbar.
Doch kurz- und mittelfristig haben beide
FirmenPotenzial, ihren gutenLauf fortzuset-
zen und Investoren anBord zurückzuholen.
Anleger bleibenvorderhand skeptisch, was
angesichts der jüngeren Geschichte der
beiden Firmen nicht erstaunt.Selbst die
Kursavancen nach den soliden Halbjahres-
zahlenvon dieserWochewurden durch
Trumps Eskalation beim Handelskonflikt mit
China gleichwieder zunichte gemacht.

Viel Neukundengeld
Fangenwir bei der CS Group an. In einer Zeit,
woes europäischenKonkurrenten wie der
UBS nicht sonderlich gut und derDeutschen
Bank sogar unterirdisch schlechtgelaufen
ist,konnte die CS ihrResultat deutlich stei-
gern: Sie erwirtschaftetevon Januar bisJuni
einenKonzerngewinnvon rund 1,7 Mrd.Fr.
Es gibtkeineZweifel mehr: Die neue Credit
Suisse hat ihreKosten im Griff.Wer heute
einsteigt, bezahlt lediglich8- bis 9-mal den

AktienvonCSundLafarge-Holcim


sindwiederkaufenswert


erwartetenGewinn für das laufendeJahr.
Der Kurs-Buch-Wert liegt bei tiefen0,7. Dass
dieBank neueKundengelder in derHöhe
von 59Mrd. Fr. gewinnenkonnte, zeigt, dass
sie derzeit am Markt gut ankommt. Ein sol-
chesMomentum hält meist etwas an. Die
verwaltetenVermögenvon nunmehrfast
1500 Mrd.Fr. (+4%) sind der Grundstein für
die Erträgevon morgen. Nun muss CEO
Tidjane Thiam allerdings auchzeigen, dass
er nicht nur sparen, sondern auchwieder
etwas wachsen kann.Der Umstand, dass die
Zinsen erneut am Sinken sind,wird ihm
allerdings nichtgerade helfen.

Rascher Umbau beiLafarg e-Holcim
Bei Lafarge-Holcim sind dieFortschritte
noch klarer ersichtlich:Der Baustoffkonzern
hat seineTöchter in Indonesien, Malaysia
und Singapur jüngstveräussert.Auch für das
Geschäft in den Philippinenwurde einVer-
kaufsvertrag unterzeichnet. DieseDevesti-
tionen inLändern mit hohemKonkurrenz-
druck und tiefen Margen halfen nicht nur
mit, innertJahresfrist die Nettoverschuldung
deutlich, nämlich um 4,8 Mrd.Fr., zu
senken. Sie schaffen auch unmittelbarMehr-
wert für die Aktionäre,weil sie zu einem
stolzenPreis des 21-Fachen deswiederkeh-
rendenBetriebsgewinns (Ebitda) erfolgten.
Weil die kapitalintensiveFirmaSchulden

abbaut und gleichzeitig bestehende Anleihen
durch solche mit besserenKonditionen ablö-
sen kann, sinkt ihr Finanzaufwand. Dieser
betrug im ersten Halbjahr329 Mio.Fr.
anstellevon 455Fr. in derVorjahresperiode.
Auch dieAdministrativkosten sind stark
gesunken, seit CEOJan Jenisch im oberen
Management eine Hierarchiestufe eliminiert
und denLändergesellschaften mehr Ent-
scheidungskompetenzgegeben hat.
Jenischzeigte sich dieseWoche zuver-
sichtlich, diegesteckten Ziele zu erreichen:
Also dieVerkäufe um 3 bis 5% zu steigern
und beimBetriebsgewinn (Ebitda) mindes-
tens 5% zuzulegen. DieseZahlengelten auf
vergleichbarerBasis. Durch dieVerkäufe
von Firmenteilen schrumpftLafarge-
Holcim natürlich.
Gleichzeitig kauft derfrühere Sika-Mana-
ger Jenisch auch zu, allerdings nicht im klas-
sischen Zementgeschäft, sondern bei den
drei anderenKonzernsparten, also Zuschlag-
stoffe, Transportbeton undKundenlösun-
gen. Dieser Umbauwird mittelfristig dazu
führen, dassLafarge-Holcimweniger kapi-
talintensivwird – einewichtigeVorausset-
zung dafür,Mehrwert für die Aktionäre zu
generieren. DieBewertung derLafarge-Hol-
cim-Aktien ist immer noch sehr moderat, die
Dividendenrendite mit über4%attraktiv.
Markus Städeli

Hier wird Zement
verbaut: Lafarge-
Holcimsteht
wieder auf
soliderem
Fundament.

MARTI

N LEISSL

/ BLOOMBERG

Indi esemJahr
werdendie
US-Firmen
rundeine
Billion Dollar
füreigene
Aktien aus-
geben.

Wall Street


GeschlosseneGesellschaftinderOase


L


e Bilboquet, ein kleinesexklusives
Restaurant an der UpperEast Side,
bietet nur Platz für etwa 20 Gäste. Und
es gilt als eine Oase derReichen und
Berühmten. Wie die «NewYork Post» nun be-
richtet, googelt «Le Bilboquet», ob potenzielle
Gäste über das nötige Kleingeldverfügen.
Kellner berichten demBoulevardblatt, dass
nurvermögende und prominente Anfragen
einen Tisch erhalten. Zu den bekannteren
Stammgästengehören laut der «Post»Robert
DeNiro, PaulMcCartney undIvanka Trump.
Auf dieFrage,wodie Grenze fürReichtumge-

Der nächste Dämpferfolgte amDonners-
tag, alsDonald Trumpneue Zöllein Aussicht
stellte. Ab dem 1.September sollen chinesi-
sche Importe imWert von 300 Mrd.$ mit
einem Zollvon 10%versehenwerden. Damit
würde nun ein Zoll auf sämtlicheWaren aus
demReich der Mitte erhoben. 300 Mrd.$
klingt ebenfalls nachviel.Doch esgeht gerade
einmal um0,14ProzentdesUS-Bruttoin-
landsprodukts.Der realeSchaden fürUS-Kon-
sumenten durch höherePreise dürfte sich in
Grenzen halten. Aber Pekingwird wohl
Gegenmassnahmen ergreifen und der psycho-
logische Effekt Unternehmenvon Investitio-
nen abhalten. Entsprechendreagierten die
Märkte.FürS&P 500undNasdaq Composite
war es mit Abschlägenvon 3,1 und 3,9Prozent
die schlechtesteWoche desJahres.
WenigBedenken scheinen die Investoren
wegen derAktienrückkäufezu haben. In die-
semJahr werdenUS-Firmenrund eine Billion
Dollar für eigene Aktien ausgeben. DieRück-
käufewerden erstmals seit der Finanzkrise

zogen werde, gingen dieReporter nicht ein.
Geld all einwird womöglich nur bedingt aus-
reichen. DannGeld ist auch nicht mehr das,
was es einmal war.
Selbst in denUSA wird der Greenbackwie-
der etwas günstiger.Wie erwartet, hatdieUS-
NotenbankFeddenLeitzins um 25Basis-
punkte reduziert. Es war die erste Zins-
senkung seitDezember 2008,also seit der
Hochphase der Finanzkrise.Seit Wochen war
dieserSchritt erwartet worden. DieKurse an
derWall Streetzogen imVorfeldvon einem
Rekord zum nächsten.
Insofern war die kühleReaktion auf die tat-
sächlicheSenkung nichtwirklich dramatisch.
Ein Minusvon rund 300Punkten imDow
Jonesklingt nachviel, doch auf dem derzeiti-
gen Niveau bedeutet dasgerade einmal einen
kleinen Abschlagvon rund einemProzent.
Enttäuscht waren die Investoren, dass Noten-
bankchefJeromePowell andeutete, dass nicht
notwendigerweiseweitere Zinssenkungen im
Jahresverlauf zu erwarten seien.

JensKorte, New York


denfreienCashflowvon Corporate America
übertreffen. Zudem leihen sich die Unterneh-
menvermehrtGeld, um es fürbuybacksaus-
zugeben. MitfremdemGeld lässt es sichfrei-
giebiger arbeiten. Da dieTopmanager einen
Grossteil ihrerBezüge in Aktienoptionen er-
halten, ist der Anreiz gross, dieKurse in die
Höhe zu treiben. Mit denAufkäufen erhöht
sich derGewinn pro Aktie, einwesentlicher
Faktor,weshalb dieBerichtssaisonüberwie-
gend besser ausfiel als erwartet.
Zu den Highlights in derkommenden
Woche zählt derMedienkonzernWalt Disney.
Die Aktie befindet sich nurwenigeDollarvon
einerRekordmarke entfernt. Das Filmgeschäft
lief in den letztenMonaten prächtig. Aller-
dings dürften dieKosten für die aufHerbstge-
planten Streamingdienste langsam anziehen.
In derFolgewochekommen dann noch die
Quartalszahlen derDetailhändler.Neben den
Tech- und Halbleiterunternehmen sind sie
diejenigen, die den Handelsstreit am direktes-
ten zu spüren bekommen dürften.

Diesel
116 010
(36,9%)

Benzin
98 020
(31,2%)

Flug-
treib-
stoffe
80 270
(25,6%)

Elektrizität
11 120(3,6%)

Total:
314 020

Gasund übrige Energien
8600 (2,7%)

Energieverbrauch desVerkehrs nach
Energieträger, in Terrajoule (2018)

Quelle: Bundesamt für Statistik

Grafik der Woche


VerkehrundUmwelt


Dass derVerkehr seinen Anteil an der
Klimakrise hat, ist unbestritten.Deutlich
mehr als ein Drittel desgesamten Energie-
verbrauchs entfällt in derSchweiz auf den
motorisiertenVerkehr. Gütertransport,
Bau- undLandwirtschaft mit immer stär-
keren Maschinen und mehrSelbstzünder-
motoren in grossen SUV sorgen für eine
stetig wachsende Nachfrage nach Diesel.
Laut den neustenZahlen des Bundesamts
für Statistik zuRessourcenverbrauch und
Auswirkungen desVerkehrs auf die
Umwelt flossen im letztenJahr fast 15%
mehr durch dieZapfsäulen als 2011.
Auch die Fliegerei braucht immer mehr
Treibstoff.Der Absatz anKerosin hat sich
in den letzten achtJahren um22%
erhöht.Rückläufig war dagegen im glei-
chen Zeitraum derBenzinkonsum: Er
ging –gemessen inTerajoule – um ein
Viertel zurück. Insgesamtkommen durch
dieMobilität imLand etwa 31 4000 Tera-
joule zusammen. Dies entspricht etwa 87
TWh.86% des Energieverbrauchs durch
denVerkehrfallen durch die Strassen-
fahrzeuge an.
Auch bei den Treibhausgas-Emissionen
desVerkehrs ist die Strasse mit einem
Anteil von 98% weitvorne, aufPersonen-
wagen allein entfallen dreiViertel. Ohne
den internationalen Luftverkehr betrug
der CO2-Ausstoss desVerkehrs zuletzt
15 Mio.Tonnen CO2-Äquivalente oder
31% dergesamten Menge, die in der
Schweiz emittiertwird.
Bei anderen Luftschadstoffen ist der
Verkehr ebenfalls einer der Hauptverursa-
cher:Sosummierten sich dieFeinstaub-
Emissionen desVerkehrs, Abgase und
Abrieb 2017 auf 4560Tonnen oder 30%
derGesamtemissionen anFeinstaub.
Beim Stickoxid (NOX) trug derVerkehr
mit 41 000Tonnen zu über 60% an den
Gesamtausstoss in derSchweiz bei.(dst.)

Diesel,Benzinund


Kero sin:VielSprit


fürdieMobilität

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